Rolf Alexander Wilhelm

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Rolf Alexander Wilhelm, 2003

Rolf Alexander Wilhelm (* 23. Juni 1927 in München; † 17. Januar 2013[1]) war ein deutscher Komponist, Filmkomponist, Arrangeur und Dirigent.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Alter von sieben Jahren erhielt Wilhelm Klavierunterricht. Anschließend besuchte er das Gymnasium in Berlin und Wien. Ab 1942 studierte er mit einer Sondergenehmigung bei Grete Hinterhofer Klavier und Komposition bei Joseph Marx an der Wiener Musikhochschule.

Sein Kriegseinsatz als Luftwaffenhelfer und die anschließende Gefangenschaft unterbrachen die musikalische Laufbahn Wilhelms, der 1945 mit einem Notabitur ins zerstörte München zurückkehrte. Dort konnte er ab 1946 sein Studium an der Hochschule für Musik in München fortsetzen und 1948 die Reifeprüfung ablegen. Zu seinen Lehrern zählten Heinrich Knappe (Dirigieren), Joseph Haas (Komposition) und Hans Rosbaud (Meisterklasse).

Schon vorher, 1946, produzierte Radio München, der Vorläufer des Bayerischen Rundfunks, mit Das Gespenst von Canterville eines seiner ersten Hörspiele nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die Vermittlung seines Bruders Kurt Wilhelm, der bei dem Stück als Regieassistent fungierte, erhielt der erst neunzehnjährige Komponist seinen ersten Auftrag. Die Arbeit überzeugte und Wilhelm avancierte zu einem vielbeschäftigten freien Mitarbeiter des Senders. Auch für das noch junge Medium Fernsehen komponiert er Musik zu verschiedenen Zeichengeschichten von Reiner Zimnik, so zum Beispiel für Jonas der Angler (1954) oder Der Kran (1956).

Seine erste große Filmmusik schrieb Wilhelm 1954 für den ersten Film der 08/15-Trilogie, die zu den erfolgreichsten Filmen der Nachkriegszeit zählen. Bis in die 1990er Jahre folgen die Musiken zu rund 60 Spielfilmen, darunter Und ewig singen die Wälder (1959), Es muß nicht immer Kaviar sein (1961), Das schwarz-weiß-rote Himmelbett (1962), Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963), Lausbubengeschichten (1964), sechs Filme der Lümmel-Reihe (1967 bis 1972), Das fliegende Klassenzimmer (1973), Das Schlangenei (1977), Ödipussi (1988) und zuletzt Pappa ante portas (1991).

Zu seinen vielschichtigsten Filmarbeiten zählt die Musik zur deutschen Großproduktion Die Nibelungen (1966/67). Die in ihr verarbeiteten Rhythmus- und Klangschemata des Mars aus dem Zyklus sinfonischer Dichtungen Die Planeten von Gustav Holst gehören heute zum standardmäßigen Stilmittelrepertoire der Filmkomponisten Hollywoods.

Außerdem komponierte Wilhelm die Musiken zu mehr als 250 Hörspielen, über 350 Fernsehproduktionen und ca. 300 Werbefilmen. Daneben entstanden zahlreiche Bühnenmusiken, Orchester-Suiten und literarische Chansons. So vertonte er zum Beispiel Texte von Kurt Tucholsky.

Als junger Mann komponierte Rolf Wilhelm Schlager unter dem Pseudonym Alex Rolf Ander. Sein bekanntestes Werk unter diesem Namen wurde Der kleine Eisbär, veröffentlicht 1951. Die Verwendung dieses Pseudonyms drang zu seinen Lebzeiten nicht an die Öffentlichkeit und wurde erst nach seinem Tod von seiner Tochter Catharina Wilhelm bekannt gemacht.[2]

Verheiratet war er mit der Schauspielerin Helga Neuner, die neben zahlreichen Theaterauftritten und durch die Fernsehserie Die Firma Hesselbach einem breiten Publikum bekannt geworden ist.

Rolf Wilhelm verstarb im Alter von 85 Jahren am 17. Januar 2013 im Kreise seiner Familie. Der künstlerische Nachlass befindet sich im Deutschen Komponistenarchiv in HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden.[3]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spielfilme

Fernsehen

Hörspiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Filmkomponisten, Folge 4, Rolf Wilhelm, Bear Family Records, 2001, BCD 16484 AR
  • Rolf Wilhelm 1: Tarabas/ Hiob (Regie: Michael Kehlmann), 2006 Alhambra (A 8957)
  • Rolf Wilhelm 2: Flucht ohne Ende / Radetzkymarsch (Reie: Michael Kehlmann), 2006 Alhambra (A8958)
  • Die Nibelungen, 2001 Cobra (CR 006A/B)
  • Loriot: Pappa ante Portas (Soundtrack)
  • Loriot: Ödipussi (Soundtrack)
  • Hugo Hartung – Ich denke oft an Piroschka. Regie: Kurt Wilhelm ISBN 3-550-09092-7
  • Lausbubengeschichten von Ludwig Thoma. Erzählt von Willy Rösner (Sprechplatte)
  • Kurt Wilhelm – Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben. Komödie nach einer Erzählung, Motiven und Gedichten von Franz von Kobell. Musik: Rolf Wilhelm (Sprechplatte)
  • Jonas der Angler/Lektro: Die verschwundene Melodie. Joachim Fuchsberger liest moderne Märchen von Reiner Zimnik. (Sprechplatte)
  • Gisela May singt Tucholsky
  • Der Sängerkrieg der Heidehasen. Ein Hörspiel für Groß und Klein von James Krüss.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 393.
  • Rolf Wilhelm – „Manchmal wird die Musik zugekleistert …“, Interview mit Raimund Saxinger und Matthias Büdinger, in: Filmharmonische Blätter. Heft 7/Oktober/November 1987, S. 28–37
  • Rolf Wilhelm – „Musik bedeutet immerwährendes Asyl“, Interview in zwei Teilen mit Stefan Schlegel, in: Cinema Musica. Ausgabe 1/Juli 2005, S. 53–58 und Ausgabe 2/Oktober 2005, S. 50–58

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeige in der Süddeutschen Zeitung
  2. Catharina Wilhelm: Ode an ein Lebenswerk: Die leisen Töne des Rolf Alexander Wilhelm. (28. November 2013)
  3. Eintrag im Deutschen Komponistenarchiv
  4. Lifetime Achievement Honorees der ITEA