Rot

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Rot
Farbcode: #FF0000
Farbbezeichnungen nach dem Farbtonkreis von Müller in der CIE-Normfarbtafel. Rechts außen der Rotbereich: Zinnoberrot, Mittelrot, Karminrot, Purpurrot

Rot ist jener Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, in der Wellenlängen oberhalb 600 nm dominieren. Während die meisten Säugetiere Probleme haben, die Farbe Rot wahrzunehmen, reagiert das menschliche Auge sehr empfindlich darauf. Entsprechend häufig findet diese Farbe Verwendung bei Warnsignalen. Rot erhielt in der Entwicklung der meisten Sprachen sehr früh ein eigenes Wort, gleich nach der sprachlichen Unterscheidung von Hell und Dunkel.[1] Das althochdeutsche Wort rôt entwickelte sich aus dem germanischen rauðaż von indogermanisch ẖereúdʰ und bezeichnete die Farbgebung von Kupfer, Gold und anderen Metallen.

Der Farbeindruck Rot entsteht bei Anregung der L-Zapfen. Rot kann in Richtung Blau oder Gelb tendieren, es kann heller oder dunkler sein. Orangerot wird wahrgenommen, wenn nur der langwellige Bereich des Spektrums wirksam ist; Magentarot, wenn noch ein kurzwelliger Anteil hinzukommt (Farbmischung).

Farblehre

Die Spektralfarbe

Spektrum der LED einer optischen Maus, Maximum ca. 640 nm

Licht mit dem Farbreiz Rot hat eine spektrale Verteilung am oberen langwelligen Ende des sichtbaren Bereiches der elektromagnetischen Strahlung. Zu höheren Wellenlängen schließt sich die infrarote Strahlung an. Da ein Körper beim Erhitzen mit zunehmender Temperatur Wärmestrahlung höherer Frequenz emittiert, beginnen erhitzte Körper zunächst rot zu glühen.

Die im menschlichen Auge für das Rotsehen verantwortlichen Sinneszellen (L-Zapfen) haben ihr Empfindlichkeitsmaximum bei 560 nm, ihre Wirksamkeit reicht definitionsgemäß mit abnehmender Empfindlichkeit bis zur Grenze der Sichtbarkeit.

Farbspektren

Die farbtongleiche Spektralfarbe zu Rot liegt bei zwischen 600 und 750–800 nm farbmetrisch an der unteren Schwelle des Sehspektrums, im CIE-Diagramm in der rechten Spitze. Tatsächlich erkennt man als „rot“ Licht – auch als Körperfarbe wiederum remittiert – dann, wenn in einem Emissionsspektrum (bzw. Remissionsspektrum) eine steile Flanke im Bereich von etwa 500 nm bis 650 nm liegt, also überwiegend langwelliges Licht im Spektrum vorhanden ist (→ Farbmischung). Jedoch sieht das Auge auch dann ein Rot, wenn sich im kurzwelligen Bereich noch Blau dazumischt. Diese blaustichigen oder kühlen Rottöne haben keine reine Spektralfarbe als äquivalent mehr, sondern befinden sich auf der Purpurgerade des CIE-Diagramms, die die Mischreizung der R-Zapfen und L-Zapfen darstellt.

Darstellung in Farbsystemen

In der additiven Farbmischung ist Orangerot eine der Grundfarben, in der subtraktiven entsteht es aus Magentarot und Gelb. Die Komplementärfarbe ist Cyanblau.

Reines Rot hat im RGB-Farbraum den Wert RGB = (1;0;0). In der im Computerbereich üblichen Darstellung mit einem Byte je Grundfarbe („true color“) entspricht das dem Wert (255;0;0) dezimal beziehungsweise FF0000 hexadezimal. Im Lab-Farbraum wird rot etwa durch L*a*b* = {100;70;0} angegeben. In Worten ausgedrückt: „schön leuchtend, weder gelb, noch blau, gegenteilig zu grün“.

Lichtfarbe

Braun ist ein dunkles Rot. Rotes Licht wirkt bei geeigneter spektraler Zusammensetzung auf die L-Zapfen, so dass auch ein etwas dunklerer Eindruck entsteht, was bei der Beleuchtung in Nachtbars erwünscht ist. Hier ist rotes Licht geeignet, um „anregende“ Bräune der Haut vorzutäuschen. Diese besondere Beleuchtung die auf der Menschenhaut das „Sonnengebräunte“ ergibt, wird werbewirksam bei der Beleuchtung von Backwaren und Braten genutzt.

Am roten Ende des Spektrums beginnt mit dem Infrarot die Wärmestrahlung, diese Strahlung ist das sogenannte Rotlicht. Die wesentlichste Nutzung ist die Rotlichtbehandlung, eine medizinische Anwendung der Wärmestrahlung. Durch Vorschaltung eines Rotfilters kann schon Glühlampenlicht, das zum größten Teil Wärme(strahlung) entwickelt, bei geeigneter Technik diese Wirkung erreichen.

Visuelle Effekte

Das langwellige Licht wird an kleinen Teilchen in der Luft am wenigsten stark gestreut, weshalb Sonnenauf- und Untergänge rot erscheinen und der Mond bei Mondfinsternissen rötlich leuchtet (durch das in der Erdatmosphäre schwach gestreute rote Licht). Aus dem gleichen Grund ist rotes Licht durch Nebel weiter sichtbar als andere Farben, weshalb es bei Eisenbahn und im Straßenverkehr als Haltesignal und Schlusslicht eingesetzt wird, sowie als Hindernisbefeuerung an hohen Bauwerken für den Flugverkehr. Ein Spezialfall ist das Alles-Rot bei Signalanlagen.

Wasser absorbiert rotes Licht am besten, weshalb unter Wasser schon in relativ geringen Tiefen kein Rot mehr wahrgenommen werden kann.

Einige Insekten, beispielsweise Bienen, haben keine Rezeptoren für rotes Licht. Rote Blumen nehmen sie als schwarz wahr. Ihre Wahrnehmung ist in Richtung Ultraviolett verschoben, dadurch können sie die (für Menschen) weißen Blüten besser unterscheiden. Auch rote Blüten haben unterschiedliche ultraviolette Farbmuster.

Beim Menschen kann es zu Unregelmäßigkeiten bei der Wahrnehmung der Farben kommen, Näheres dazu findet sich unter Rot-Grün-Sehschwäche, einer Farbfehlsichtigkeit.

Farbnuancen und Farbmittel

In frühen Zeiten (schon in der Urzeit) genutzte rote Farbmittel sind Mineralfarben, die auf Eisenoxidrot beruhende Gruppe der roten Erdpigmente, deren Farbsättigung gering ist und deren Farbnuancen je nach Anteilen vom gelben Rot bis zum roten Braun reichen.

Orangerot, Scharlachrot

Orangerot
Farbcode: #FC5400

Die gelbstichigen Rottöne werden als „Orangerot“ geführt, weil deren Farbe zum Orange tendieren. „Scharlachrot“ gehört ebenfalls dazu, es ist der Farbton des Zungenausschlags bei der Kinderkrankheit Scharlach. Eine ältere Farbbezeichnung dieser Farbtöne war „Karmin(rot)“, der Farblack der Karminsäure ersetzt.

Zinnoberrot, Permanentrot, Feuerrot

Zinnoberrot: als Pulver und angeteigt

Zinnoberrot ist ein leicht ins Gelbe tendierendes Rot. Es ist eine Grundfarbe der Computergrafik. Die Fluoreszenz der Leuchtstoffe von Monitoren entspricht diesem Farbton. Am Bildschirm wird es mit {RGB} = (FF,00,00)hex dargestellt. RAL-Bezeichnungen sind RAL 3000 Feuerrot, 3001 Signalrot oder 3024 Leuchtrot.

Organische Farbmittel in dieser Nuance sind nach Handelsnamen „Permanentrot“ zu denen Perylenrot (MePTCDI, PTCDA) und Chinacridonrot von der Konfiguration her gehören.

Anorganische Farbmittel sind schwermetallhaltigen Pigmente, die teilweise nur noch historische Bedeutung haben.

Mittelrot, Hochrot, Blutrot

Visuell reines Rot heißt Mittelrot oder Hochrot. Als vergleichender Farbname heißt es Blutrot nach der Farbe des frischen arteriellen Blutes. Der Farbton wird als RAL 3020 Verkehrsrot oder RAL 3003 Rubinrot geführt.

Blutaustritt aus einer Schnittwunde
Mittelrot
Farbcode: #FF0040
Verkehrsrot
Farbcode: #C1121C
Rubinrot
Farbcode: #CC0051

Ein CIE-korrektes Mittelrot (1,0,0) ist am Computermonitor nicht voll gesättigt darstellbar. Röhrenmonitore zeigen hier eine deutlich farbtiefere Darstellung als handelsübliche Flüssigkristallbildschirme.

Farbmittel werden unter dem Namen Echtrot gehandelt, auch bei den mineralischen Pigmenten Zinnober oder Cadmium- und Chromrot gibt es hochrote Sorten.

Karminrot, Purpurrot, Weinrot

Herbstfärbung des Wilden Weins
Purpurrot
Farbcode: #BC0061

Mit Purpurrot oder „kühles Rot“ bezeichnet man den Übergangsbereich der Farben, die in Richtung Violett und Blau tendieren. Weinrot steht vergleichend zum typisch roten Herbstlaub der Weinrebe.

Namenprägende Farbmittel sind

  • Purpurrot, der Farbstoff Purpur, ein Bromindigo, der lange Zeit das edelste leistungsstarke Farbmittel für diesen Farbbereich war, als echter Schneckenpurpur
  • Karminrot: Karmin (Karmesin, Cochenille), ein ebenfalls hochwertiges Färbemittel, das unter anderem aus Brasilholz, Orcein, Lackschildlaus, Kermeslaus und Cochenilleschildlaus gewonnen wurde. Eine ältere Farbbezeichnung dieser Farbtöne war „Karmin(rot)“, der Farblack der Karminsäure.
  • Krapprot oder Alzarinrot: Krapplack, aus dem Färberkrapp und anderen Färberpflanzen. (Heute synthetisch hergestellt). Ein erster brauchbarer Ersatz war Kadmiumrot foncé („dunkel“), giftig

Heute verwendet man neben Chinacridon und Perylen besonders Cochenillerot A (E 124), einen Azofarbstoff, der auch als Lebensmittelfarbstoff zugelassen ist.

„Kühles Rot“ ist am Computermonitor auf Grund der erreichbaren Leuchtstoffe nur mit deutlichen Kompromissen darstellbar.

Braunrot

Florentiner Rot, Marsrot
Farbcode: #8B0000

Ausmischungen von Rottönen ins Schwarze und Graue ergeben die Tertiärfarbe des Braunrot oder genannten Nuancen. Dieses „gebrochene Rot“ kann die gesamte Breite von gelbstichigen bis zu purpurnen Farbtönen umfassen. Ostwald nannte das eine Verschwärzlichung des reinen Farbtons.

Bedeutung und Anwendung

Warnung und Signal

Roter Hintergrund am Stoppschild

Die Farbe Rot ist eine der auffälligsten Farben und dient als Warnfarbe – meist in Kombination mit Weiß. Das Haltesignal von Verkehrsampeln ist rot, für Warn- und Verbotsschilder wird Rot verwendet. Auch im Tierreich und bei einigen Großpilzen kann Rot Gefahr signalisieren; die Farbe Rot (nach menschlichem Farbempfinden) dient Tieren als Warntracht. Rot am langwelligen Ende könnte auch als dunkel und wenig deutlich wahrgenommen werden. In der Bedeutung Achtung wird der Farbbegriff für eine Vielzahl Roter Listen genutzt, in denen auf die Gefährdung oder Gefährlichkeit der dokumentierten Inhalten hingewiesen wird. Bei Aufnahmen für Radio und Fernsehen signalisiert Rot Achtung und ein später folgendes Grün, dass Kamera und Mikrofon aufnahmebereit sind.

  • Das rote Tuch beim Stierkampf ist die Reizfarbe des Menschen, den farbenblinden Stier selbst stört nur der Stierkämpfer.
  • Das vorgeschlagene Symbol für Radioaktivität enthält Rot und Schwarz.
  • In der Werbung wird Rot eingesetzt, um auf Produkte aufmerksam zu machen.
  • Die Symbolik der Verkehrsampel wird beim Fußballspiel genutzt, die Rote Karte verteilt der Schiedsrichter bei grober Unsportlichkeit, für Verwarnungen die Gelbe Karte.

Psyche

Die züngelnde Flamme des Feuers ist rot, die Glut ist rot. Rot ist eine warme Farbe. Rot gilt als Farbe des Blutes und ist mit Leben verknüpft. Es bedeutet Energie und Wärme.

Rot steht für Freude, Leidenschaft, Liebe sowie Erotik, aber auch für Aggression und Zorn, so etwa bei dem Begriff „rotsehen“ oder beim roten Tuch.

Weibliche Bonobos und Schimpansen erröten an verschiedenen Stellen ihres Körpers (z. B. den Genitalien und auf der Brust), wenn sie nahe der Ovulation sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass Männchen auf diese roten Signale mit verstärkter Masturbation und Begattungsversuchen reagieren. Psychologische Experimente (2010) mit Menschen haben gezeigt, dass Männer von roter Kleidung an Frauen stärker angezogen werden als von andersfarbiger Kleidung.[2] Dementsprechend misstrauen Frauen anderen Frauen in roter Kleidung. Männer in roter Kleidung wiederum werden von anderen Männern als dominant erlebt, von Frauen aber eher als aggressiv.[3]

Für die psychische Wirksamkeit gibt es umstrittene Ansätze, es soll kurzfristig Kraft und Schnelligkeit steigern. Bei anspruchsvollen oder geistigen Aufgaben wirkte es eher kontraproduktiv: Sportler mit rot gekleideten Gegnern verlieren beispielsweise häufiger und sehen Schüler vor einem Test rot, schneiden sie schlechter ab.[4] Gesteigert werden kann dieser farbpsychologische Effekt noch durch die Kombination mit Schwarz, der Farbe des Todes. Der Zusammenhang von Rot und Aggression führte in der Antike dazu, dass der rote Planet Mars mit dem Kriegsgott Mars assoziiert wurde. Dadurch war es auch die männliche Farbe, und für Jungen war das „kleine Rot“ (Rosa) vorgesehen, bis es nach dem Ersten Weltkrieg, anfangs der 1920er Jahre durch das Blau der Arbeitswelt (Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge) abgelöst wurde.[5]

Erröten kann ein Zeichen von Scham oder Verlegenheit sein, aber auch von Zorn. Hier spielt das seelische System die treibende Kraft, indem es die Blutversorgung aktiviert und damit den Hautton verändert. Die Verringerung des Blutdrucks führt zum Erblassen.

Rot – schöne Farbe

Die besondere Bedeutung von Rot als seltenes Farbmittel und als kräftige, auffallende Farbtönung brachte die Verbindung zu schön und attraktiv.

  • Im Russischen besaß das Wort rot (краcный) ursprünglich sowohl die Bedeutung „rot“ als auch „schön“ (im modernen Russisch daher gesteigert als прекраcный sowie abgeleitet als красивый). Beispielsweise gilt der Rote Platz als der schöne Platz in Moskau.
  • Im Mittelalter gab es den gesonderten Berufsstand der Schönfärber, die ein leuchtendes Rot der repräsentativen Kleider färben konnten. Allerdings gelang es ihnen auch minderwertigen Stoffen einen besseren Eindruck zu geben. So blieb von diesem Berufsstand die übertragene Bedeutung der Schönfärberei.
  • Goethe äußerte sich: „Die vollendeteste Farbe ist das roth. Roth ist das Blut. Gelb fordert rothblau * blau – rothgelb * Purpur – grün u. umgekehrt.“ (zit. Einige Erinnerungen Sophie von Schardts aus Goethes Vorträgen bei seinen Mittwoch Frühstücken.[6])

Religion

Der mailändische Kardinal Dionigi Tettamanzi im Kardinalsornat
  • Die Farbe Rot spielt in zahlreichen Religionen eine Rolle. In primitiven Gesellschaften ist Rot, die Farbe von Feuer und Blut. So wird sie mit der Fähigkeit assoziiert Dämonen zu exorzieren, Krankheiten zu heilen und den bösen Blick abzuwehren.
  • In der jüdischen Tradition stand Rot für den Menschen, aber auch für JHWH, der Mose im brennenden Dornbusch erschien. Leuchtendes Rot war die Farbe des Blutopfers und das Symbol für die Sünde, die mit diesem Opfer gesühnt werden sollte. Sie stand für Reichtum, Krieg und erotische Liebe.[7]
  • Im Christentum ist Rot die Farbe des Heiligen Geistes und des Blutes der Märtyrer. Rot symbolisiert Gefahr und im übertragenen Sinn Sünde. Bereits im 11. Jahrhundert übernahm die römisch-katholische Kirche Rot als Farbe ihrer höchsten Würdenträger, sie verwies auf die Bereitschaft, notfalls das eigene Blut für Christus und die Kirche hinzugeben. Rot und speziell Purpur ist die Farbe der Autorität, die von weltlichen Herrschern getragen wurde und deren Farbmittel auf dem seltenen Purpurfarbstoff der Purpurschnecke beruhte. 1295 erließ Papst Bonifatius VIII. eine Verfügung, der zufolge Kardinäle rote Soutanen zu tragen haben.[7] Aus historischen Gründen spricht man vom Kardinalspurpur und nennt Kardinäle auch Purpurträger. Heute tragen Kardinäle scharlachrot (siehe nebenstehendes Bild).
  • In der orthodoxen Kirche steht Rot auch für das Leben und die Auferstehung.

Esoterik

Im tantrischen Hinduismus, im tantrisch-buddhistischen Vajrayana, im Yoga, in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und in einigen esoterischen Lehren werden die postulierten subtilen[8] Energiezentren zwischen dem Körper und dem subtilen Körper des Menschen als Chakren bezeichnet. Die Farbe Rot wird mit ihrer „Frequenz“ dabei dem ersten, dem Wurzelchakra zugeschrieben.

Politik und Militär

Cosimo de’ Medici

Die politische Bedeutung der Farbe Rot hat sich im Verlauf der Zeit erheblich gewandelt. Das teure Purpur ist mit herrschaftlicher Machtausübung verbunden, wobei in historischer Zeit unter Purpur eine Farbskala verstanden wurde, die von einem dunklen Scharlachrot bis Violett reichte.[7] Purpurschnecken wurden bereits von den Phöniziern zum Färben eingesetzt. Römische Magistrate sowie Senatoren trugen ihre Toga mit einem Purpurstreifen, und auch die Toga der römischen Kaiser wurde mit Purpur gefärbt. Junge Könige trugen einen anfangs mit grünem Purpur gefärbten Mantel (pallium). Im Laufe der Zeit verfärbte sich der Mantel rot. So zeigte sich eine symbolische Wandlung vom unreifen zum reifen Herrscher.

  • Die Farbe Rot blieb im Mittelalter die Farbe der Machtausübung. Rote Farbstoffe waren nur hohen Würdenträgern erlaubt und zugänglich.[7] Im Venedig des 15. Jahrhunderts trugen auch junge, wohlhabende Adelige zunehmend Rot. Der Ausdruck a modo principe „wie ein Prinz [gekleidet]“ bezeichnete jene, die sich das auffallende Rot leisten konnten.[7] Rot war das nach außen sichtbare Zeichen von Macht und Wohlstand.
Logo der SPD
  • Heute wird Rot als die Farbe der Arbeiterbewegung verstanden und von sozialdemokratisch, sozialistisch und kommunistisch ausgerichteten Parteien, Bewegungen und Gewerkschaften als symbolisierendes Merkmal eingesetzt. In Deutschland ist es die Kennfarbe der SPD. Über die traditionellen Wurzeln der SPD und durch die Zeit der SED hindurch ist es auch die Farbe[9] der Partei DIE LINKE. Zur Unterscheidung vom Rot der SPD wird letzterer in den Medien ein Dunkelrot, mitunter auch rotes Purpur zugeordnet.
  • Die Rote Fahne ist weltweit ein Identifikationsemblem sozialistischer Bewegungen.
  • Verschiedentlich wurden auch Publikationsorgane kommunistischer Parteien (Zeitungen, Zeitschriften, Flugschriften) in mehreren Ländern nach vorgenannter Flagge benannt, so beispielsweise in Deutschland Die Rote Fahne der KPD zwischen 1918/19 und 1945.
Flagge der Sowjetunion
  • Die Sowjetarmee nannte sich Rote Armee in Tradition der farblichen Kennzeichnung der revolutionären „Roten“ im Kampf mit bürgerlich-imperialistischen „Weißen“, den Gegenspielern während der Bürgerkriege nach der Oktoberrevolution. In Anlehnung an die Rote Armee während der Kämpfe in Ruhrgebiet und Mitteldeutschland bezeichnete sich eine in Deutschland von 1970 bis 1998 tätige linksextremistische Terrororganisation als Rote-Armee-Fraktion.
  • Rote Kapelle war die Bezeichnung eines klandestin agierenden kommunistisch dominierten Widerstandsnetzwerks gegen die NS-Herrschaft in Deutschland zwischen Mitte der 1930er und 1940er Jahre.
  • Als Rote Socke wurden vor allem in den ersten Jahren nach dem Mauerfall umgangssprachlich abwertend Personen bezeichnet, denen vorgeworfen wurde, im Gedankengut der DDR zu verharren. Der Ausdruck wurde im Zuge der Ereignisse um die Deutsche Wiedervereinigung ab 1989/90 insbesondere für Anhänger der damaligen PDS zunächst von deren Gegnern verwendet, bis die Partei selbst ihn in einem persiflierenden Sinn bei Wahlkämpfen zeitweilig als Eigenbezeichnung übernahm.
  • Aufgrund der Farbe ihrer Uniform wurden zwischen etwa Mitte des 17. und Ende des 19. Jahrhunderts die Angehörigen der britischen Armee umgangssprachlich oft als Rotröcke (Redcoats) bezeichnet.
  • In den USA verwendet die Republikanische Partei inoffiziell die Farbe Rot als Kennzeichnung ihrer Aktivitäten.
  • In den Streitkräften der NATO werden Feindkräfte in Rot dargestellt, in verschiedenen Lagen wird auch von Rotland gesprochen.

Corporate Identity

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Logo von Coca-Cola

Rot ist aufgrund seiner Wirkung und der damit verknüpften Emotionen als Corporate Design verbreitet. Es dient Unternehmen als Wiedererkennungsmerkmal, zur Repräsentation von Marketingzielen oder wegen seiner allgemeinen Wirkung im Kulturkreis.

Das Komplement rot auf weiß zur Schweizer Flagge wurde als Symbol des Roten Kreuzes für die internationale Organisation der humanitären Hilfe gewählt. Da das Kreuz in anderen Kulturkreisen anders belegt ist, wurde im jüdischen Kulturkreis der Rote Davidstern als humanitäre Organisation gebildet und entsprechend im islamischen Bereich der Rote Halbmond.

Rot ist aufgrund seiner ursprünglichen Farbwirkung die meist gewählte Farbe von Fußballmannschaften. Beispiele sind Liverpool FC (England), in Deutschland Rot Weiss Ahlen, Rot-Weiss Essen, Rot-Weiss Frankfurt, Rot-Weiß Köln, Rot-Weiß Oberhausen, die „roten Teufel“ des 1. FC Kaiserslautern oder der 1. FC Nürnberg. Der FC Bayern München galt von Beginn an lange Zeit als „Die Rothosen“.[10]

China, Südostasien

In China steht die Farbe Rot als Symbol traditionell für Freude, Sommer und den Süden (vgl. Fünf-Elemente-Lehre). Rot bedeutet Glück und wird daher gern für Geschenkpapier, Einladungskarten und alles Festliche verwendet. Die Farbe des traditionellen Brautkleides ist rot, doch wird heute vermehrt unter westlichem Einfluss auch in Weiß geheiratet.

Flagge der KPCh

Unter Bezug auf diese traditionelle Deutung bekam Rot eine zusätzliche Bedeutung mit dem Vordringen des Maoismus im 20. Jahrhundert. Die Nationalflagge der Volksrepublik China hat ebenso wie die Flagge der Partei die Grundfarbe Rot. Auf dieser „Roten Fahne“, chinesisch Hongqi, beruht die Automarke diese Namens. Die Roten Garden, eine Jugendorganisation in der Kulturrevolution leiteten ihren Namen ebenfalls vom „maoistischen Rot“ ab.

  • Das rote Licht einer „roten Laterne“ markiert den Standort eines Bordells. So wird der Begriff „Rotlicht“ in einem übertragenen Sinne gebraucht.
    • Rotlichtviertel der Bereich einer Stadt, in dem sich Prostitution und Sexgewerbe konzentrieren oder genehmigt sind.
    • Rotlichtmilieu beschreibt die soziale Umgebung eines Rotlichtviertels.

Kampfsport

Die Gürtelfarben der Meistergrade im Budo.

In vielen Kampfkünsten − wie Jiu Jitsu, Judo− wird ein gefärbter Gürtel (jap. Obi) als Erkennungszeichen an der Kampfsportkleidung (jap. Keikogi) getragen. Im Budo repräsentiert der rote Gurt den Kenntnisstand des langjährigen und engagierten Budoka. Die rote Gurtfarbe repräsentiert den neunten und zehnten Meistergrad (jap. Dan) welcher ausschließlich verliehen wird und den Großmeistern (jap. O-Sensei) der jeweiligen Kampfdisziplin vorbehalten ist.

Kartenspiel

Im Kartenspiel entspricht Rot der französischen (Spiel-)Farbe cœur (Herz). Das Symbol ist das Herz, wie auch im deutschen Blatt.

Heraldik

In der Heraldik (Wappenkunde) zählt Rot zu den klassischen Tinkturen, das neben den Metallen Gold und Silber als Farbe bezeichnet wird. Es stand lange Zeit für das Heilige Römische Reich deutscher Nation.

Objekte in Rot

Im Gemälde „Drei Mädchen im Laubengang“ von Ernst Oppler nimmt die rote Farbe des Mantels eine Schlüsselrolle ein.

Ein roter Mantel an einem Mädchen nimmt eine Schlüsselrolle in einem Gemälde von Ernst Oppler ein, ebenso im Gemälde „Roter Mantel“ von Alfons Mucha. Ein roter Mantel an einem Mädchen findet sich später in der Handlung des Films Schindlers Liste.

Literatur

  • Katholisches Institut für Medieninformation und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): film-dienst 03/02 thema Rot. Nr. 3. KIM Katholisches Institut für Medieninformation, 2002, ISSN 0720-0781.
  • Harald Küppers – Schnellkurs Farbenlehre. DuMont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7640-3.
  • Anna Schmid, Alexander Brust (Hrsg.) – Rot. Wenn Farbe zur Täterin wird. Museum der Kulturen Basel, Christoph Merian Verlag, Basel 2007, 240 Seiten, ISBN 978-3-85616-344-0.
  • Margarete Bruns: Von rotem Ocker, Kermesläusen und Purpurschnecken. Zur Geschichte der roten Farbe. In: Emil Ernst Ploß: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textifarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben. 6. Aufl. München 1989, S. 7–13.

Weblinks

Wiktionary: rot – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Rot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Rot – Zitate

Einzelnachweise

  1. a b Amy Butler Greenfield: A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire, HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5, S. 2/3.
  2. Daniela Niesta Kayser, Andrew J. Elliot, Roger Feltman (2010): Red and romantic behavior in men viewing women. European Journal of Social Psychology 40: 901–908.
  3. Diana Wiedemann, D. Michael Burt, et al (2015): Red clothing increases perceived dominance, aggression and anger.
  4. Rot macht stark und schnell, science.ORF.at, 3. Juni 2011.
  5. Caroline Kaufmann: Zur Semantik der Farbadjektive rosa, pink und rot (PDF; 1,9 MB). Dissertation, Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0652-8.
  6. Rupprecht Matthaei, Dorothea Kuhn: Goethe Die Schriften zur Naturwissenschaft Dritter Band Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre Ergänzungen und Erläuterungen. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1961.
  7. a b c d e Amy Butler Greenfield: A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire, HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5, S. 19 ff.
  8. Duden.de: subtil: fein strukturiert.
  9. dazu Partei Die Linke
  10. Ausstellung »Bei den Rothosen – Sportillustrator Sepp Mauder und sein FC Bayern« (2013)

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