Säcken

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Ertränken im Fass oder Sack, 1560

Das Säcken (lateinisch: poena cullei), auch Säckung, wurde im Römischen Reich als Art der Hinrichtung angewandt.

Dabei wurde der Verurteilte zunächst ausgepeitscht, dann zusammen mit einer Schlange und einem Skorpion in einen Sack (culleus) genäht und in einen Fluss oder ins Meer geworfen, so dass er ertrank.[1] Neben den vorgenannten Tieren werden auch Affe, Hahn, Katze[2] und Hund als möglicher Sackinhalt genannt.[3] Die Säckung kam nach römischem Recht regelmäßig bei Verwandtenmord (lateinisch: parricidium) zur Anwendung, unabhängig vom sozialen Rang des Verurteilten. Der Ursprung der Strafe geht auf Überlieferungen zurück, die sich weder datieren noch inhaltlich deuten lassen. Vermutlich war bereits den antiken Autoren die genaue Funktion der Bestrafungselemente, wie etwa die der eingenähten Tiere, nicht mehr bekannt. Kaiser Claudius soll an dieser Strafform besonderen Gefallen gefunden haben, weshalb er sie öfter vollziehen ließ als in allen Jahrhunderten zuvor und sogar häufiger als die weit verbreitete Kreuzigung.[4] Noch spätantike Rechtssammlungen erwähnen die Säckung als reguläre Strafform.[5] Kaiser Konstantin ließ ein entsprechendes Gesetz erneuern.[6]

Auch aus dem Mittelalter ist das Säcken als Form der Todesstrafe bekannt, es stellte eine Unterart des Ertränkens dar. In Dantes Inferno[7] werden Guido del Cassero und Angiolello da Carignano erwähnt, die von Malatestino Malatesta, dem Sohn von Malatesta da Verucchio und Herrscher von Rimini, auf diese Weise getötet wurden.

Diese Form der Hinrichtung wurde in Deutschland bis in die frühe Neuzeit angewandt.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Binding: Grundriß des deutschen Strafrechts. Allgemeiner Teil. 8., mit der 7. gleichlautende Auflage, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1913 (Nachdruck: Scientia Verlag, Aalen 1975, ISBN 3-511-09010-5).
  • Christina Bukowska: Die Strafe des Säckens – Wahrheit und Legende. In: Forschungen zur Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde 2 (1979), S. 145–162.
  • Eva Cantarella: I supplizi capitali in Grecia e a Roma. Rizzoli, Mailand 1991, ISBN 88-17-33173-2 (Collana storica Rizzoli), S. 264–305.
  • Henning Dohrmann: Anerkennung und Bekämpfung von Menschenopfern im römischen Strafrecht der Kaiserzeit. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-631-49375-4 (Europäische Hochschulschriften 2), (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1994), S. 55–69.
  • Hermann Ferdinand Hitzig: Culleus 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 1747 f.
  • Johanna H. Wyer: Hinrichtung, Scheiterhaufen und Todesstrafe: Sterben im Mittelalter im Namen der Gerechtigkeit? E-Book, 2013, ISBN 978-3-8476-2970-2.
  • Ernst Ziegler: Über das Säcken in der Reichsstadt und Republik St. Gallen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Heft 131, 2013, ISBN 978-3-7995-1719-5, S. 135–153.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann Ferdinand Hitzig: Culleus 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 1747 f., hier Sp. 1747.
  2. Hans von Hentig, Die Strafe I: Frühformen und kulturgeschichtliche Zusammenhänge, Springer-Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1954, S. 305, Nachdruck (2013): ISBN 3-642-92621-5.
  3. Karl Binding, Grundriß des deutschen Strafrechts Allgemeiner Teil, S. 22.
  4. Sueton, Claudius 34,1; Seneca, Über die Milde 1,23,1. Dazu Dirk Rohmann: „Welche Art von Strafe ist das?“ – Anmerkungen zum supplicium „nach Art der Vorfahren“. In: Historia 55 (2006), S. 144–146.
  5. Digestae 48,9,9 pr.
  6. Codex Theodosianus 9,15,1.
  7. Inferno XXVIII, 76-83.
  8. Knebel, K.: Geschichte der Stadt Dippoldiswalde bis zum Jahre 1918, S. 356