Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1910/11

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Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1910/11
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Meister Karlsruher FV (7)
Meisterschaftsendrunde Deutsche Fußballmeisterschaft 1910/11
Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1909/10

Die süddeutsche Fußballmeisterschaft 1910/11 des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine gewann der Karlsruher FV im Endrundenturnier ungeschlagen mit sechs Punkten Vorsprung vor der F.A. Bayern im Münchener SC. Dies war der siebte Gewinn der süddeutschen Fußballmeisterschaft für die Karlsruher, die sich dadurch für die deutsche Fußballmeisterschaft 1910/11 qualifizierten. Nach einem 4:0-Sieg im Viertelfinale gegen den TuFC Tasmania Rixdorf erreichten die Karlsruher das Halbfinale gegen den VfB Leipzig und musste sich auf dem Platz der Frankfurter Victoria der Mannschaft um Camillo Ugi mit 0:2 geschlagen geben. Dieses Spiel, bei dem KFV-Mittelläufer Max Breunig verletzungsbedingt fehlte, konnten die Badener lange offen gestalten und zogen nach der Pause, als man 0:1 zurücklag, ein Powerplay auf, konnten aber keinen Treffer landen, und als die Sachsen auf 0:2 erhöhten, steckte der KFV schließlich auf.

Modus und Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Austragungsmodus blieb gegenüber der Vorsaison unverändert, in vier regionalen Kreisen traten Mannschaften gegeneinander an, die vier Kreismeister spielten anschließend in einer Finalrunde den süddeutschen Fußballmeister aus. Erstmals wurde auch der Meister des Ostkreises in einer eingleisigen A-Klasse ermittelt, so dass die regionalen Ligen in allen vier Kreisen im gleichen Modus ausgetragen wurden. Bezüglich des Abstiegs bzw. des Aufstiegs aus der B-Klasse gab es hingegen noch keine einheitliche Regelung.

Bezirk Bezirksmeister
Nordkreis SV Wiesbaden
Ostkreis F.A. Bayern im Münchener SC
Südkreis Karlsruher FV
Westkreis Mannheimer FG 1896

Nordkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der „Mammutliga“ mit 13 Vereinen lagen nach der Vorrunde die Frankfurter Kickers, Hanau 93, der FSV Frankfurt und der SV Wiesbaden fast gleichauf. Die Spielzeit war von zahlreichen Streitereien begleitet, Proteste nach verlorenen Spielen waren an der Tagesordnung, und in der Folge wurden einige Spiele annulliert und mussten wiederholt werden. Als der Termin der süddeutschen Meisterschaftsendrunde immer näherrückte und noch nicht alle Nachholspiele terminiert waren, lieferten sich der FSV und der SVW ein Kopf-an-Kopf-Rennen an der Tabellenspitze. Um einen Meister rechtzeitig zu ermitteln, erwog man sogar, kurzfristig eine K.-o.-Runde mit sechs Mannschaften durchzuführen. Als aber der FSV sein Spiel in Hanau verlor und der SVW dort eine Woche später gewann, war die Kreismeisterschaft entschieden, die Mannschaft um Lehnhardt, den Gebrüdern Roth und Torjäger Safran lag am Ende vier Punkte vor dem FSV. Die Gelb-Blauen hatten bereits in den Jahren zuvor mit guten Platzierungen geglänzt, zu einem Nordkreistitel hatte es bisher aber nie gereicht.

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. SV Wiesbaden  24  17  5  2 059:150 3,93 39:90
 2. FSV Frankfurt  24  16  3  5 083:410 2,02 35:13
 3. Kickers Offenbach  24  14  3  7 068:400 1,70 31:17
 4. 1. Hanauer FC 1893  24  14  3  7 059:400 1,48 31:17
 5. FC Viktoria Hanau (M)  24  12  4  8 045:260 1,73 28:20
 6. FV Frankfurter Kickersa  24  13  2  9 062:410 1,51 28:20
 7. Frankfurter FC Victoria 1899a  24  11  3  10 054:510 1,06 25:23
 8. FC Germania Bockenheim  24  8  6  10 052:690 0,75 22:26
 9. Frankfurter FV und Amicitia 1902  24  9  3  12 054:650 0,83 21:27
10. Germania Bieber  24  8  3  13 054:660 0,82 19:29
11. Frankfurter FC Britannia  24  6  6  12 044:580 0,76 18:30
12. Frankfurter FC Germania (N)  24  4  5  15 042:760 0,55 13:35
13. Bockenheimer FVgg  24  0  2  22 027:115 0,23 02:46
a 
Fusionierten am 7. Mai 1911 zum Frankfurter FV.
  • Qualifikation süddeutsche Endrunde
  • (M) Titelverteidiger Nordkreis
    (N) Aufsteiger

    Ostkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Vorjahresmeister F.A. Bayern im Münchener SC verteidigte seinen Titel souverän, verlor in dieser Saison nur das Spiel beim FC Wacker München am 6. November 1910 mit 1:2, konnte jedoch mit zwei Siegen über den 1. FC Nürnberg, am 16. Oktober mit 2:1 bzw. am 18. Dezember mit 5:3, den schärfsten Rivalen auf Distanz halten. Der FCN verlor darüber hinaus auch das Frankenderby bei der SpVgg Fürth mit 1:2, so dass man die Saison mit drei Punkten Rückstand auf die Bayern abschloss.

    FC Bayern 1911: Ernst Hofmann, Franz Baumann, Hans Kroiss, Leopold Schacherl, Max Gablonsky, Josef „Peps“ Seitz, Fritz Fürst, Karl Pekarna, Georg Schneider, Ludwig Berz, Josef Meyer
    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. F.A. Bayern im Münchener SC (M)  18  16  1  1 107:210 5,10 33:30
     2. 1. FC Nürnberg  18  15  0  3 090:250 3,60 30:60
     3. SpVgg Fürth  18  10  2  6 049:410 1,20 22:14
     4. MTV München von 1879  18  10  1  7 050:450 1,11 21:15
     5. FC Wacker München  18  7  3  8 036:540 0,67 17:19
     6. FC Pfeil Nürnberg  18  7  2  9 049:540 0,91 16:20
     7. TV 1860 München  18  7  0  11 033:470 0,70 14:22
     8. MTV Augsburg  18  5  2  11 041:550 0,75 12:24
     9. 1. FC 01 Bamberg  18  4  2  12 033:700 0,47 10:26
    10. SV Noris Nürnbergb  18  2  1  15 023:990 0,23 05:31
    b 
    Fusionierte 1911 mit dem FC Franken Nürnberg und dem FC Vorwärts Nürnberg zum VfB Nürnberg.
  • Qualifikation süddeutsche Endrunde
  • Titelverteidiger Ostkreis

    Südkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Mühelos sicherte sich der Karlsruher FV mit einem gegenüber dem Meisterjahr nahezu unveränderten, mit Nationalspielern gespickten Kader erneut die Südmeisterschaft. Lokalrivale Phönix, stärkster Konkurrent der vorangegangenen Spielzeiten, geriet in diesem Jahr ins Hintertreffen, einige Spieler des Deutschen Meisters von 1909 hatten ihren Zenit überschritten, andere Leistungsträger mussten aus beruflichen Gründen kürzertreten.

    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. Karlsruher FV (SM)(M)  18  16  1  1 089:170 5,24 33:30
     2. Stuttgarter Kickers  18  11  4  3 053:180 2,94 26:10
     3. Freiburger FC  18  9  3  6 034:280 1,21 21:15
     4. Sportfreunde Stuttgart  18  9  3  6 046:390 1,18 21:15
     5. Karlsruher FC Phönix  18  9  2  7 038:320 1,19 20:16
     6. 1. FC Pforzheim  18  7  2  9 042:380 1,11 16:20
     7. FC Union Stuttgart  18  8  0  10 033:360 0,92 16:20
     8. Straßburger FV  18  5  2  11 018:530 0,34 12:24
     9. FC Alemannia Karlsruhe  18  3  2  13 018:540 0,33 08:28
    10. Beiertheimer FV 1898 (N)  18  4  0  14 017:730 0,23 08:28
  • Qualifikation süddeutsche Endrunde
  • (SM) süddeutscher Titelverteidiger
    (M) Titelverteidiger Südkreis
    (N) Aufsteiger
    1910/11 Karlsruher FV Stuttgarter Kickers Freiburger FC Sportfreunde Stuttgart Karlsruher FC Phönix 1. FC Pforzheim FC Union Stuttgart Straßburger FV FC Alemannia Karlsruhe Beiertheimer FV 1898
    Karlsruher FV 2:0 5:3 7:0 6:2 1:1 1:0 7:1 7:2 12:0
    Stuttgarter Kickers 2:3 1:0 4:4 2:1 6:0 1:0 14:0 10:1 3:0
    Freiburger FC 0:6 0:0 2:2 5:1 2:1 1:2 4:1 1:0 3:0
    Sportfreunde Stuttgart 3:4 1:1 1:4 3:2 2:1 2:1 6:0 3:0c 6:0
    Karlsruher FC Phönix 1:2 2:0 2:0 2:2 2:1 3:2 0:0 3:0 5:1
    1. FC Pforzheim 1:4 1:2 0:2 2:4 1:3 4:0 3:0 5:2 5:1
    FC Union Stuttgart 0:7 0:2 2:0 2:1 3:4 2:3 3:1 3:1 8:0
    Straßburger FV 0:4 1:2 2:2 4:1 1:0 0:2 3:1 2:0 0:2
    FC Alemannia Karlsruhe 1:0a 1:1 1:2 1:4 0:4 3:3 1:2 2:1 2:1
    Beiertheimer FV 1898 0:11 1:2 1:3 2:1 3:1 2:8 1:2 0:1 2:0
    Entscheidungsspiel gegen den Abstieg
    6. August 1911 in Karlsruhe (KFV-Platz)
    Beiertheimer FV 1898 FC Alemannia Karlsruhe 1:0d

    Am 13. August 1911 wurde durch Verbandsbeschluss entschieden, dass der FC Alemannia Karlsruhe in der Klasse verbleibt.

    a 
    Ursprünglich endete die Partie FC Alemannia Karlsruhe – Karlsruher FV am 5. Februar 1911 mit 1:1. Da beide Vereine Protest gegen die Schiedsrichterleistung einlegten, wurde die Partie wiederholt.
    b 
    Da am 26. Februar 1911 kein Schiedsrichter zum Spiel Sportfreunde Stuttgart – Stuttgarter Kickers erschien, wurde es kurz vor Beginn in beidseitigem Einverständnis als Privatspiel ausgetragen.
    c 
    Die Partie FC Alemannia Karlsruhe – Sportfreunde Stuttgart (2:3) vom 10. Oktober 1910 wurde wegen eines Protestes der Alemannia am 2. April 1911 wiederholt.
    d 
    Das Entscheidungsspiel um den Abstieg vom 25. Juni 1910 Beiertheimer FV 1898 – FC Alemannia Karlsruhe (3:1) wurde wegen eines Protestes der Alemannia wiederholt.

    Westkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In der A-Klasse des Westkreises setzte sich erneut der älteste Mannheimer Verein, die Fußballgesellschaft 1896, durch, lediglich eine Niederlage bei Olympia Darmstadt (0:1) und ein Unentschieden in Kaiserslautern (2:2) leistete man sich, demgegenüber standen einige hohe Siege, darunter ein 9:2 gegen den alten Rivalen Union. Die FG 1896 blieb aber in der süddeutschen Endrunde wie schon im Vorjahr chancenlos. Die großen Mannheimer Vereine entschlossen sich schließlich in der nächsten Spielzeit zu einer Fusion zum VfR Mannheim.

    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. Mannheimer FG 1896c (M)  16  14  1  1 060:160 3,75 29:30
     2. Mannheimer FC Viktoria 1897c  16  10  2  4 061:270 2,26 22:10
     3. FC Pfalz Ludwigshafen  16  7  4  5 047:380 1,24 18:14
     4. FV Kaiserslautern  16  7  3  6 045:390 1,15 17:15
     5. Mannheimer VfB Unionc  16  6  5  5 047:430 1,09 17:15
     6. Ludwigshafener FG 03  16  7  2  7 037:420 0,88 16:16
     7. Phönix Mannheim  16  6  3  7 045:370 1,22 15:17
     8. FK Olympia Darmstadt  16  3  2  11 021:530 0,40 08:24
     9. Germania Ludwigshafen  16  1  0  15 016:840 0,19 02:30
    c 
    Fusionierten am 2. November 1911 zum VfR Mannheim.
  • Qualifikation süddeutsche Endrunde
  • (M) Titelverteidiger Westkreis

    Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der amtierende Deutsche Meister Karlsruher FV gab sich keine Blöße, gewann alle sechs Spiele der Endrunde und sicherte sich damit erneut den süddeutschen Meistertitel. Die Trainingsarbeit von William Townley und überragende Spielertalente vor allem im Offensivbereich – das Innentrio FördererFuchsHirsch galt als beste Angriffsformation Deutschlands – sorgten dafür dass selbst der Zweitplatzierte FC Bayern chancenlos blieb und im KFV-Platz an der Telegrafenkaserne mit 5:0 deutlich geschlagen wurde.

    Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
     1. Karlsruher FV (SM)
    (Sieger Südkreis)
     6  6  0  0 023:400 5,75 12:00
     2. F.A. Bayern im Münchener SC
    (Sieger Ostkreis)
     6  3  0  3 017:150 1,13 06:60
     3. Mannheimer FG 1896
    (Sieger Westkreis)
     6  2  0  4 008:180 0,44 04:80
     4. SV Wiesbaden
    (Sieger Nordkreis)
     6  1  0  5 007:180 0,39 02:10
  • süddeutscher Fußballmeister
  • (SM) süddeutscher Titelverteidiger

    Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]