Ostfriesland (Schiff, 1911)

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Deutsches Reich]
SMS Ostfriesland
Bau und Dienstzeit
Bauwerft Kaiserliche Werft Wilhelmshaven
Kiellegung 19. Oktober 1908
Stapellauf 30. September 1909
Indienststellung 1. August 1911
Verbleib am 21. Juli 1921 als Reparationsschiff der USA bei Bombentests versenkt
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 22.808 t
maximal: 24.700 t
Länge Wasserlinie: 166,5 m
über alles: 167,2 m
Breite 28,5 m
Tiefgang 8,68–8,94 m
Bewaffnung
  • 12 × 30,5-cm-L/50-SK
    in 6 Doppeltürmen
  • 14 × 15-cm-L/45-SK
    in Kasematten
  • 14, ab 1914 12 × 8,8-cm-L/45-SK (bis 1916)
  • 2 × 8,8-cm-L/45-Flak (ab 1914)
  • 6 × 50-cm-Torpedorohre
    (1 Bug, 4 Seiten, 1 Heck, alle unter Wasser)
Panzerung Gürtel: 300 mm
Zitadelle: 100 mm
Deck: 55–100 mm
Türme: 90–280 mm
Barbetten: 280 mm
Kasematten: 160 mm
Maschinenanlage
  • 3 stehende 4-zylindrige
    Dreifachexpansions-Kolbenmaschinen
  • 15 kohlegefeuerte Dampfkessel
    (ab 1915 Ölzusatzfeuerung)
  • 3 vierflügelige Schrauben ø 5,1 m
Brennstoffvorrat 3.200 t
Geschwindigkeit 20,3 kn
Fahrbereich 5.500 sm bei 10 kn
Besatzung 1.113–1.192 Mann
Kommandanten
Kapitän zur See Walter Engelhardt August 1911 bis August 1915
Kapitän zur See von Natzmer August 1915 bis März 1918
Kapitän zur See Hans Herr März bis Dezember 1918
Kapitän zur See Karl Windmüller Dezember 1918

Die SMS Ostfriesland war ein Großlinienschiff (Schlachtschiff) der Helgoland-Klasse der Kaiserlichen Marine. Benannt ist sie nach der gleichnamigen Region im äußersten Nordwesten Deutschlands.

Die ersten Jahre

Sie wurde mit Einrichtungen für einen Geschwaderstab versehen und von der ostfriesischen Fürstin zu Innhausen und Knyphausen getauft. Nach der Indienststellung am 1. August 1911 dauerten die Probefahrten nur bis zum 15. September. Bereits am 22. September wurde die Ostfriesland dem I. Geschwader zugeteilt. Ab November nahm sie an Geschwader- und Flottenübungen teil.

Am 29. April 1912 stieg Geschwaderchef Vizeadmiral Hugo von Pohl von der Westfalen auf die Ostfriesland über, die damit Geschwaderflaggschiff wurde. Am 29. September 1912 übergab von Pohl die Geschwaderführung an Konteradmiral Wilhelm von Lans, der am 27. Dezember 1913 zum Vizeadmiral aufstieg. Im Schießjahr 1912/13 erhielt das Schiff den Kaiserschießpreis des I. Geschwaders.

Die Ostfriesland nahm trotz der politischen Spannungen an der seit langem geplanten, am 13. Juli 1914 beginnenden Norwegenreise der gesamten Hochseeflotte teil. Nach dem vorzeitigen Abbruch traf sie kurz vor dem Kriegsbeginn am 29. Juli 1914 wieder in Wilhelmshaven ein. Im Oktober 1914 wurden zwei damals als Ballonabwehrgeschütze bezeichnete Flak eingebaut.

Kriegseinsätze

Mit dem Geschwader bildete sie am 2./3. November 1914 eine Auffangstellung auf der Schillig-Reede und am 15./16. Dezember 1914 eine Auffangstellung auf der Doggerbank. Am 24. Dezember 1915 lief sie mit dem I. und II. Geschwader aus, um die Kreuzer nach dem Gefecht auf der Doggerbank zu empfangen. Die Kreuzer kamen um 15:25 Uhr in Sicht, und um 19:05 Uhr ankerte das I. Geschwader ohne Feindberührung wieder auf Schilling-Reede.

Am 16. Februar 1915 wurde Vizeadmiral Eckermann neuer Geschwaderchef. Am 29./30. März, am 17./14. April, am 17./18. Mai und am 29./30. Mai war sie erneut bei Geschwadereinsätzungen in See. Am 4. August 1915 lief sie mit dem I. Geschwader in die Ostsee ein und deckte anschließend den deutschen Einbruchsverband beim Vorstoß in die Rigaer Bucht. Am 26. August war Wilhelmshaven wieder erreicht. Am selben Tag übernahm Vizeadmiral Erhard Schmidt das Geschwader.

Es folgten weitere Flottenvorstöße am 11./12. September und 23./24. Oktober 1915. 1916 schlossen sich Unternehmungen am 5./7. März, 25./26. März, 21./22. April und 24./25. April an. Am 31. Mai/1. Juni 1916 kam es zum Zusammenstoß mit der Royal Navy in der Skagerrakschlacht. Im Laufe der Schlacht war sie an der Versenkung eines britischen Zerstörers und des Panzerkreuzers HMS Defence beteiligt. Beim Rückmarsch lief sie um 6:20 Uhr auf eine Mine, was zu einem erheblichen Wassereinbruch führte. Ihre Verluste betrugen ein Toter und zehn Verwundete.

Bis zum 25. Juli lag sie in der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven. Am 18./20. August, 25./26. September und 18./20. Oktober nahm sie wieder an Flottenvorstößen teil. Das Jahr 1917 verlief verhältnismäßig ereignislos mit Vorpostendienst und Stichfahrten. Mit dem Abschluss der Kämpfe um die Baltischen Inseln traf das I. Geschwader am 28. Oktober im Putziger Wiek ein, am 29. lief die Ostfriesland zusammen mit der Thüringen weiter nach Arensburg. Am 2. November trat man den Rückmarsch an.

Am 22. Januar 1918 bestieg Vizeadmiral Friedrich Boedicker als neuer Geschwaderchef das Schiff. Am 23./24. April nahm es am letzten Nordseevorstoß der Hochseeflotte teil. Am 8. August traf es im Rahmen eines für das Unternehmen Schlußstein unter Vizeadmiral Boedicker zusammengestellten Sonderverbandes in der westlichen Ostsee ein. Am 23. August kehrte die Ostfriesland wieder nach Wilhelmshaven zurück. Am 2. Oktober stand sie mit dem I. Geschwader zur Aufnahme der Flandern-U-Boote bereit.

Am 3. November, nach dem aufgegebenen Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918, lief das Geschwader in der Elbmündung ein und machte in der Schleuse von Brunsbüttel fest. Am 6. November wurde die Befehlsgewalt vom Soldatenrat übernommen. Am 9. November lief das Geschwader wieder in Wilhelmshaven ein. In der Zeit vom 21. bis zum 25. November erfolgte die Desarmierung der Ostfriesland. Das Geschwaderkommando wurde am 30. November aufgelöst. Das Schiff diente als Stammschiff für die Besatzungen des Geschwaders und wurde am 16. Dezember 1918 außer Dienst gestellt.

Nach den Waffenstillstandsbedingungen war das Großlinienschiff nicht für die Internierung in Scapa Flow vorgesehen. Am 5. November 1919 wurde die Ostfriesland aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Erst die Nachforderungen der Alliierten führten zur Auslieferung an die USA. Am 7. April 1920 lief sie mit deutscher Besatzung aus Wilhelmshaven aus und kam am 9. April in Rosyth (Schottland) an, wo sie als Reparationsschiff „H“ von der US Navy übernommen wurde. Zur Überführung in die USA stellte die US Navy das Schiff als USS Ostfriesland am 7. April 1920 in Dienst. Nach der Ankunft in New York wurde sie am 20. September 1920 außer Dienst gestellt.[1]

Endschicksal

Am 4. Januar 1921 verließ sie New York City zu ihrer letzten Fahrt, um bei Cape Henry (Virginia) zur Erprobung von Fliegerbomben zu dienen. Am 20. Juli 1921 erfolgte der erste Angriff mit Martin-Bombern. Dabei wurden 69 Bomben von 115 bis über 900 Kilogramm Gewicht abgeworfen. Das in der See dümpelnde und mit auffälligen Markierungen gekennzeichnete Schiff erhielt 13 Treffer. Beim zweiten Angriff am 21. Juli trafen drei von elf Bomben. Aufgrund von Lecks fiel das Wrack innerhalb von vier Stunden vorn um einen Meter und achtern um 0,30 Meter tiefer.

Beim dritten Angriff mit Flugzeugen vom Typ Handley Page H.P.16 fielen sechs Bomben von bis zu 906 Kilogramm Gewicht. Naheinschläge bewirkten, dass sich das Schiff auf die Seite drehte und innerhalb von zehn Minuten unterging. Das Wrack liegt immer noch an der Untergangsstelle auf der Position 37° 9′ 8″ N, 74° 34′ 3″ W in etwa 125 m Tiefe.

Bilder

Bombentests 1921

Literatur

  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Mundus, Ratingen 1979, ISBN 3-88385-028-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. DANFS: Ostfriesland

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