Sackflügelfledermäuse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sackflügelfledermäuse

Saccopteryx sp.

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)
Familie: Glattnasen-Freischwänze (Emballonuridae)
Unterfamilie: Emballonurinae
Tribus: Diclidurini
Gattung: Sackflügelfledermäuse
Wissenschaftlicher Name
Saccopteryx
Illiger, 1811

Die Sackflügel- oder Zweistreifenfledermäuse (Saccopteryx) sind eine in Amerika lebende Gattung der Glattnasen-Freischwänze (Emballonuridae).

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Saccopteryx beinhaltet fünf Arten, die von Südmexiko bis Südostbrasilien vorkommen. Namensgebend für diese Gattung ist eine sackförmige Einstülpung in der Vorderflughaut (Antebrachium) der Männchen (saccus: lat. der Sack; pteron: gr. der Flügel). Weibchen besitzen nur ein Rudiment dieser Tasche. Der Artname von Saccopteryx bilineata bezieht sich auf zwei Streifen im Rückenfell, die jedoch auch die drei anderen Arten der Gattung Saccopteryx tragen.

Quartier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fledermäuse der Gattung Saccopteryx verbringen den Tag an relativ gut beleuchteten Stellen zum Beispiel an den Öffnungen von Baumhöhlen, in den Nischen zwischen Brettwurzeln, in Einbuchtungen von Baumstämmen oder aber auch an menschlichen Bauwerken. Sie hängen dabei in der Regel nicht von der Decke, sondern an vertikalen Strukturen. Die Individuen einer Kolonie halten einen Mindestabstand von einigen Zentimetern zueinander aufrecht.

Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Verhaltensbeobachtungen wurden an Saccopteryx bilineata durchgeführt. Die Tasche der Männchen beinhaltet eine duftende Flüssigkeit, die von den Männchen im Schwirrflug den Weibchen zugefächelt wird.[1] Histologische Untersuchungen ergaben, dass das Taschenepithel keine Drüsenzellen besitzen.[2][3] In den Nachmittagsstunden füllen die Männchen Sekrete aus verschiedenen Körperregionen in die Taschen (Speichel, Urin, Sekret der Gulardrüse und einer Genitaldrüse). Der Duft der Taschen wird im Anschluss den Weibchen zugefächelt.[1][4][5] Zusätzlich zur Balz im Schwirrflug äußern die Männchen auch Gesänge, mit denen sie Weibchen anlocken.[6]

Paarungssysteme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bisher sind nur die Paarungssystem von Saccopteryx bilineata und S. leptura beschrieben. Saccopteryx leptura hat ein monogames Paarungssystem, bei dem in der Regel ein Männchen mit einem Weibchen im Tagesquartier zusammenhängt.[7][8] Die Kolonien von Saccopteryx bilineata können mehrere Dutzend Individuen zählen.[1] Die soziale Untereinheit besteht aus einem adulten territorialen Männchen und mehreren Weibchen. In der Vergangenheit wurden derartige Paarungssysteme als harem-polygyn beschrieben.[7][8] Molekulargenetische Analysen erbrachten, dass die territorialen Harem-Männchen die Weibchen ihrer Gruppe nicht monopolisieren können. Dennoch zeugen Harem-Männchen mehr Nachkommen als solche, die keine Weibchengruppe verteidigen.[9] Die Anzahl der Nachkommen eines Harem-Männchens nimmt mit der Haremgröße zu.[9] Da Männchen, die keine Weibchengruppe verteidigen, ebenfalls Nachkommen zeugen, wird vermutet, dass die Weibchenwahl (engl. female choice) in diesem Paarungssystem von Bedeutung ist. Männchen interagieren nur selten mit den territorialen Männchen. Experimente in einer Kolonie von Sackflügelfledermäusen erbrachten, dass Männchen ohne Weibchengruppe in Schlange stehen, um den Platz eines Harem-Männchens einzunehmen, falls dieses fehlen sollte.[10] Da es nur wenige direkte Männchen-Männchen-Interaktionen gibt und Flugmanöver sowohl bei der territorialen Verteidigung als auch der Balz von Bedeutung sind, haben kleine Männchen vermutlich einen selektiven Vorteil.[11][12]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden fünf Arten werden in diese Gattung gestellt:[13]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Heckel, O. von Helversen: Genetic mating system, relatedness and the significance of harem associations in the bat Saccopteryx bilineata. In: Mol Ecol. 12, 2003, S. 219–227.
  • G. Heckel, R. Achmann, F. Mayer: Highly polymorphic microsatellite markers in the white-lined bat (Saccopteryx bilineata). In: Mol Ecol. 9, 2000, S. 242–244.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c J. W. Bradbury, L. Emmons: Social organization of some trinidad bats. I Emballonuridae. In: Zeitschrift für Tierpsychologie. 36, 1974, S. 137–183.
  2. D. Starck: Beitrag zur Kenntnis der Armtaschen und anderer Hautdrüsenorgane von Saccopteryx bilineata Temminck 1838 (Chiroptera, Emballonuridae) In: Gegenbaur Morphologisches Jahrbuch. 99, 1958, S. 3–25.
  3. W. M. Scully, M. B. Fenton, A. S. M. Saleuddin: A histological examination of holding sacs and scent glandular organs of some bats (Emballonuridae, Hipposideridae, Phyllostomidae, Vespertilionidae and Molossidae). In: Canadian Journal of Zoology. 78, 2000, S. 613–623.
  4. C. C. Voigt, O. Von Helversen.: Storage and display of odor by male Saccopteryx bilineata (Chiroptera; Emballonuridae). In: Behavioral Ecology and Sociobiology. 47, 1999, S. 29–40.
  5. C. C. Voigt: Individual variation of perfume-blending in male sac-winged bats. In: Animal Behavior. 63, 2002, S. 907–913.
  6. O. Behr, O. von Helversen: Bat serenades - complex courtship songs of the sac-winged bat (Saccopteryx bilineata). In: Behav Ecol Sociobiol. 56, 2004, S. 106–115.
  7. a b J. W. Bradbury, S. L. Vehrencamp: Social organization and foraging in Emballonurid bats I. Field studies. In: Behav Ecol Sociobiol. 1, 1976, S. 337–381.
  8. a b J. W. Bradbury, S. L. Vehrencamp: Social organization and foraging in Emballonurid bats III. Mating systems. In: Behav Ecol Sociobiol. 2, 1977, S. 1–17.
  9. a b G. Heckel, O. von Helversen: Male tactics and reproductive success in the harem polygynous bat Saccopteryx bilineata. In: Behav Ecol. 13, 2002, S. 750–756.
  10. C. C. Voigt, W. J. Streich: Queuing for harem access in colonies of the sac-winged bat. In: Anim Behav. 65, 2003, 149–156.
  11. C. C. Voigt, O. von Helversen, R. H. Michener, T. H. Kunz: The economics of harem maintenance in the sac-winged bat Saccopteryx bilineata. In: Behav Ecol Sociobiol. 50, 2001, S. 31–36.
  12. C. C. Voigt, G. Heckel, F. Mayer.: Sexual selection favours mall and symmetric males in the polygynous greater sac-winged bat Saccopteryx bilineata (Emballonuridae, Chiroptera). In: Behavioral Ecology and Sociobiology. 57, 2005, S. 457–464.
  13. Saccopteryx in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012. Abgerufen am 12. Januar 2015.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sackflügelfledermäuse (Saccopteryx) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien