Saint-Martin-de-Boscherville

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Saint-Martin-de-Boscherville
Saint-Martin-de-Boscherville (Frankreich)
Saint-Martin-de-Boscherville (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Seine-Maritime (76)
Arrondissement Rouen
Kanton Barentin
Gemeindeverband Métropole Rouen Normandie
Koordinaten 49° 27′ N, 0° 58′ OKoordinaten: 49° 27′ N, 0° 58′ O
Höhe 2–134 m
Fläche 12,91 km²
Einwohner 1.541 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 119 Einw./km²
Postleitzahl 76840
INSEE-Code
Website S.-M.-de-Boscherville

Saint-Martin-de-Boscherville – Ortsbild

Saint-Martin-de-Boscherville ist ein französischer Ort und eine Gemeinde mit 1.541 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Seine-Maritime in der Region Normandie. Ihre restaurierte Abteikirche gilt heute als Schulbeispiel normannischer Romanik.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Saint-Martin-de-Boscherville liegt in einer Seine-Schleife knapp 13 km (Fahrtstrecke) westlich von Rouen in einer Höhe von 16 m. Der Ort ist Teil des Regionalen Naturparks Boucles de la Seine Normande. Das Klima ist gemäßigt und Winterfröste sind selten; Regen (ca. 655 mm/Jahr) fällt verteilt übers ganze Jahr.[1]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In mittelalterlichen Quellen war der Ort um 1050 bis 1066 als Balchervilla als Baucheri villa oder als Bauquervilla und bis zum 15. Jahrhundert als Bauquierville bekannt. Bauquier könnte ein Vorname (Baldchar) germanischen Ursprungs sein; der Ortsname wurde als Boscher- französisiert, weil es geglaubt wurde, dass dieses erste Element die entsprechende normannische Form (boquier) des altfranzösischen Wortes (boscher) für Holzfäller war. -ville ist ein Appellativum, das früher „Bauernhof“ bedeutete.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1800 1851 1901 1954 2015
Einwohner 1160 964 615 917 1506

Der leichte Bevölkerungsanstieg seit den 1950er Jahren ist im Wesentlichen auf die Nähe zur Großstadt Rouen zurückzuführen.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell spielte die Viehwirtschaft (Milch, Käse, Fleisch) die wichtigste Rolle im Leben der als Selbstversorger lebenden bäuerlichen Bevölkerung; auch der Getreide- und Obstanbau (Äpfel, Pflaumen, Kirschen) waren von Bedeutung. Überschüsse konnten in Rouen vermarktet werden. Allmählich kamen auch kleine Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe hinzu. Seit den 1970er Jahren spielt der Tourismus eine immer wichtiger werdende Rolle im Wirtschaftsleben der Gemeinde.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saint-Martin-de-Boscherville ist gallische Gründung aus dem ausgehenden 1. nachchristlichen Jahrhundert. Archäologen haben im Kreuzgang der Abtei die Fundamente eines gallo-römischen Umgangstempel ausgegraben. Im 7. Jahrhundert wurde an Stelle des heidnischen Tempels eine dem Heiligen Georg geweihte Grabkapelle errichtet. Raoul de Tancarville oder Fitz-Gerald, Kämmerer Wilhelms des Eroberers, siedelte Augustiner-Chorherren an, die nach 1114 von Benediktinermönchen abgelöst wurden. Im Jahr 1225 wurde die neue Abteikirche Abbaye Saint-Georges de Boscherville geweiht. Bei Ausgrabungsarbeiten wurde ein Abtskreuz aus Messing mit Gravuren gefunden, das aus dem 13. Jahrhundert datiert. In der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgehoben und die Konventsgebäude größtenteils abgerissen. Erhalten blieb die Abteikirche, die zur örtlichen Pfarrkirche umfunktioniert wurde. Infolgedessen war die ältere, dem Stadtpatron Martin von Tours geweihte Pfarrkirche überflüssig geworden; sie diente noch eine Zeitlang als Salpeterlager, ehe sie abgebrochen wurde.

Am 16. Juni 1997 gab es infolge eines Seine-Hochwassers erhebliche Überschwemmungen.

Abteikirche Saint-Georges

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die dreischiffige Abteikirche Saint-Georges ist ein gut erhaltenes Beispiel normannischer Romanik – sie verfügt über zwei zierliche Westtürme, ein reich gegliedertes und ornamentiertes Stufenportal mit seitlichen Blendarkaden (Triumphbogenschema), einen dreigeschossigen Wandaufriss mit Laufgang und abschließendem Kreuzrippengewölbe im Langhaus und im Querhaus sowie über einen hochaufragenden Laternenturm oberhalb der Vierung; lediglich die Apsis ist zweigeschossig und wird durch jeweils fünf Rundbogenfenstern belichtet. Der Skulpturenschmuck umfasst zahlreiche vegetabilische und figürliche Kapitelle; die Querhausemporen sind mit figürlichen Reliefplatten geschmückt. Die Kirche ist bereits seit dem Jahr 1840 als Monument historique anerkannt; die Aufnahme der Annexgebäude folgte einige Jahrzehnte später.[3]
  • Der restaurierte Kapitelsaal aus dem 12./13. Jahrhundert überrascht mit einer außergewöhnlich reich gestalteten dreiteiligen Portalzone mit einigen Säulenfiguren und durch ein bemerkenswertes Rippengewölbe im gut 6 m breiten Innern.
  • Der angrenzende Park mit Gemüsegarten ist eine Hinzufügung des 17. Jahrhunderts und wurde in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts rekonstruiert.
Umgebung
  • Im Weiler Genetey befindet sich ein Manoir des Templerordens aus dem 13. Jahrhundert, das allerdings im 16. Jahrhundert verändert wurde; es ist seit 1974 als Monument historique anerkannt.[4] Die in Privatbesitz befindliche Anlage ist nicht zu besichtigen. Die Kapelle Saint-Gorgon stammt aus dem 16. Jahrhundert.
  • Ein Fachwerkhaus im Weiler Brécy ist seit dem Jahr 1968 ebenfalls als Monument historique anerkannt.[5]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Bunel et Albert Tougard: Géographie du département de la Seine Inférieure, Arrondissement de Rouen. Rouen, 1879.
  • Georges Dubosc: Les Environs de Rouen. E. Augé, Rouen, 1890.
  • Gilbert Fromager: Le Canton de Duclair à l'aube du XXe siècle. Duclair, 1986, ISBN 2-9501653-0-3.
  • Gilbert Fromager: Le Canton de Duclair 1925–1950. Duclair, 1993, ISBN 2-9501653-1-1.
  • Le Patrimoine des communes de la Seine-Maritime. tome 1, éditions Flohic, 1997, ISBN 2-84234-017-5.
  • Daniel Delattre: La Seine-Maritime, les 745 communes. Grandvilliers, 1999.
  • André Renaudin: Louis Fabulet traducteur de Kipling, un précurseur de l'écologie en forêt de Roumare ! Centre régional de documentation pédagogique de Rouen, Rouen, 1980.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saint-Martin-de-Boscherville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Saint-Martin-de-Boscherville – Klimatabellen
  2. Saint-Martin-de-Boscherville – Wirtschaft
  3. Saint-Martin de Boscherville – Abteikirche in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Saint-Martin de Boscherville – Manoir/Ferme des Templiers in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  5. Saint-Martin de Boscherville – Fachwerkhaus in Brécy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)