Stiftung Sammlung E. G. Bührle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Sammlung Bührle)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliges Ausstellungshaus der Sammlung Bührle in der Zollikerstrasse 172 in Zürich (2007)
Neues Nebengebäude Kunsthaus Zürich, Ausstellungsort der Sammlung seit Oktober 2021, am Heimplatz

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle wurde von den Erben des Unternehmers Emil Georg Bührle eingerichtet, um wesentliche Teile seiner Kunstsammlung der Öffentlichkeit zu zeigen. Von 1960 bis 2015 konnten diese Werke in einem eigenen Haus in der Zollikerstrasse in Zürich besichtigt werden. Seit dem 9. Oktober 2021 werden sie im Kunsthaus Zürich in einem Neubau von David Chipperfield ausgestellt.

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund 180 Werke[1] der umfangreichen privaten Kunstsammlung des Zürcher Industriellen und Alleingesellschafters der Holding Oerlikon-Bührle, Emil Georg Bührle (1890–1956), wurden 1960 von seinen Erben in eine Stiftung überführt und seitdem in einer Villa neben dem ehemaligen Wohnhaus Bührles in der Zollikerstrasse 172 in Zürich gezeigt. Präsidentin der Stiftung war zunächst Bührles Witwe Charlotte, danach bis zu ihrem Tod 2014 Bührles Tochter Hortense Anda-Bührle. Ihr Nachfolger ist Christian Bührle, ein Enkel von Emil Georg Bührle. Direktor der Stiftung war von 2002 bis Ende 2021 Lukas Gloor.[2] Präsident des Stiftungsrates ist (Stand 2023) der Zürcher Rechtsanwalt Alexander Jolles.[3]

Zu den Exponaten gehören:

Im Oktober 2021 erfolgte der Umzug der Sammlung Bührle in den Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich, nachdem im November 2012 das Zürcher Stimmvolk dafür gestimmt hatte, dass das zu rund 40 Prozent aus Steuergeldern zu finanzierende Gebäude errichtet werden kann.[4] Der entsprechende Entwurf des Architekten David Chipperfield aus dem Jahr 2010 sah zwölf Prozent der Nutzfläche des Neubaus für die Sammlung Bührle vor.[5]

Verbindung zu Nazi-Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gotischen Skulpturen erwarb Bührle bei Benno Griebert, einem Mitglied der NSDAP und einem überzeugten Nazi.[6] Bührle konnte seine private Kunstsammlung nur erwerben durch Profit vom Export von Waffen im Wert von 623 Millionen Franken an Adolf Hitlers Armee.

Verdacht auf Raubkunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezüglich des seit 1941 in der Sammlung Bührle befindlichen Monet-Bildes Mohnfeld bei Vétheuil besteht wegen seiner Provenienz der Verdacht, es sei in den Jahren 1940/1941 Gegenstand eines möglicherweise fragwürdigen Geschäfts zwischen Bührle und dem nach Südamerika emigrierten Erben des jüdischen Kaufmanns Max Emden gewesen.[7] Eine Anzahl weiterer Bilder hat eine ungeklärte Provenienz, es kann sich bei ihnen ebenfalls um Raubkunst oder Fluchtgut handeln.[8] Provenienzforscherin Laurie A. Stein arbeitet für die Stiftung seit 2002.[9]

Kunstraub[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Februar 2008 erbeuteten bewaffnete Räuber vier Gemälde im Gesamtwert von 180 Millionen Franken: Der Knabe mit der roten Weste von Paul Cézanne, Blühende Kastanienzweige von Vincent van Gogh, Mohnfeld bei Vétheuil von Claude Monet und Ludovic Lepic und seine Töchter von Edgar Degas. Es war der bis dato wohl größte Kunstraub Europas.[10]

Am 18. Februar 2008 fand die Polizei zwei Bilder (jene von van Gogh und Monet) in einem Auto mit gestohlenen Kennzeichen auf dem Parkplatz der Psychiatrischen Klinik Burghölzli unbeschädigt wieder auf und konnte diese dem Museum zurückgeben. Die beiden anderen Bilder blieben derweil verschwunden. Ob für die Bilder ein Lösegeld bezahlt wurde, war unklar.[11][12] Am 11. April 2012 wurde in Belgrad Cézannes Knabe mit der roten Weste wieder aufgefunden.[13] Am 27. April 2012 teilte die Staatsanwaltschaft Zürich mit, das Bild Ludovic Lepic und seine Töchter sei bereits mehrere Monate zuvor nach Zürich zurückgeführt worden.[14][15]

Einige Gemälde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sammlung E.G. Bührle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Breidecker: Ars für Mars. In Zürich wird die prachtvolle Sammlung Bührle gezeigt – ihre Herkunft lässt Fragen offen. In: Süddeutsche Zeitung vom 1. März 2010.
  2. Der Streit um die Bührle-Sammlung: Das müssen Sie wissen, Beitrag im SRF vom 17.aa.2021,
  3. Informationen zum Stiftungsrat auf der Website stiftungschweiz.ch.
  4. Jvo Cukas: Kunsthaus-Erweiterung: Zürcher sagen Ja zum Ausbau. In: Tages-Anzeiger Online / Newsnet. 26. November 2012, abgerufen am 15. April 2013.
  5. Kunsthaus-Erweiterung (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunsthaus.ch auf der Website des Kunsthauses Zürich, abgerufen am 11. April 2012.
  6. Erich Keller: Das Kontaminierte Museum. 2021.
  7. Monets Mohnfeld mit Erblast. swissinfo.org, 27. Februar 2008.
  8. Thomas Buomberger, Guido Magnaguagno (Hrsg.): Schwarzbuch Bührle. Raubkunst für das Kunsthaus Zürich? Rotpunkt, Zürich 2015, ISBN 978-3-85869-664-9; Guido Magnaguagno: Altlasten im Neubau. In: Tages-Anzeiger vom 21. August 2015, abgerufen am 30. August 2015.
  9. http://www.buehrle.ch/provenance.php?lang=de
  10. Tages-Anzeiger, 11. Februar 2008: Der wohl grösste Kunstraub Europas. (Memento vom 5. Mai 2008 im Internet Archive)
  11. Tages-Anzeiger, 19. Februar 2008: Bilder auf Parkplatz entdeckt.
  12. Tages-Anzeiger, 19. Februar 2008: Rätseln über wiedergefundene Raubbilder.
  13. Gestohlener Cézanne in Belgrad aufgespürt. In: Neue Zürcher Zeitung online, abgerufen am 12. April 2012.
  14. Alle vier gestohlenen Bührle-Bilder zurück. NZZ vom 27. April 2012.
  15. Ermittlungen im Bührle-Raub – Zürcher Polizisten als Porno-Unternehmer in Mafia eingeschleust. SRF DOK vom 24. März 2023.

Koordinaten: 47° 21′ 11″ N, 8° 33′ 42″ O; CH1903: 684853 / 245293