Samson-Raphael-Hirsch-Schule

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Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Schulform Realschule für Knaben, Lyzeum
Gründung 1853
Schließung 1939, 1946–1948 wiedereröffnet
Adresse

Am Tiergarten 8
(heute: Bernhard-Grzimek-Allee)

Ort Frankfurt am Main
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 6′ 53″ N, 8° 42′ 0″ OKoordinaten: 50° 6′ 53″ N, 8° 42′ 0″ O
Träger Israelitische Religionsgesellschaft
Schüler rund 400 (1928)
Lehrkräfte 22 (1928)
Leitung Markus Elias (1928–1938)
Website www.ffmhist.de

Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule war eine jüdisch-orthodoxe Schule in Frankfurt am Main. Sie war eine Realschule für Knaben und Lyzeum für Mädchen der Israelitischen Religionsgesellschaft. Die Schule vermittelte ihren Schülern sowohl traditionelle jüdische Werte als auch eine weltliche Bildung, wodurch sie Modellcharakter für moderne orthodoxe jüdische Schulen erlangte.[1] Die Bildungseinrichtung bestand 86 Jahre – sie wurde nach der sukzessiven Vertreibung und Entrechtung ihrer jüdischen Schüler und Lehrer durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939 geschlossen. Das Schulgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch britische und US-amerikanische Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen und nach einer erneuten Inbetriebnahme in den Nachkriegsjahren schließlich 1960 abgerissen. An seine Stelle trat ein Erweiterungsbau des heutigen Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums. Dort wird seit 1989 durch eine Gedenktafel erinnert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1861: Realschule und Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft am südwestlichen Rand der Pfingstweide auf dem Areal des Militärhospitals, im rechten oberen Viertel des Kartenausschnittes (mit „18“ bezeichnet)
1864: Die Realschule mit Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft (von der linken oberen Ecke aus das zweite vollständig abgebildete Gebäude)
Das zweite Schulgebäude der Realschule mit Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft, das im Jahr 1881 eingeweiht wurde
1887: Eine 1. Klasse der Realschule der Israelitischen Religionsgesellschaft mit ihrem Lehrer
1895: Realschule und Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft, auf dem Kartenausschnitt oben links unterhalb des dort als „Staats-Gymnasium“ bezeichneten Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums, des heutigen Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums
Realschule mit Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft und Kaiser-Friedrichs-Gymnasium auf einer Postkarte von 1905
Ansichtskarte zum 75. Jubiläum der Schule aus dem Jahr 1928 mit hebräisch- und deutschsprachiger Aufschrift

1853–1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Realschule mit Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft wurde im Jahr 1853 am südwestlichen Rand der Pfingstweide, eines ehemaligen Exerziergeländes, in der Schützenstraße im Ostend durch Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808–1888) eingeweiht, der auch als erster Schulleiter agierte.[2] Der westliche Teil des Ostends wurde bis zum Zweiten Weltkrieg maßgeblich durch seine jüdische Bevölkerung geprägt.

Das Schulgebäude wurde auf dem Areal eines Militärhospitals errichtet. Zu dieser Zeit bestand zwischen dem östlichen Abschluss der ab 1846 so bezeichneten Pfingstweidstraße und dem nordöstlichen Abschluss der Kleinen Pfingstweidstraße (heute: Zobelstraße) noch keine Straßenverbindung, sondern ein beiderseits von Bäumen gesäumter breiter Weg der Pfingstweide, dessen Verlauf im Wesentlichen der heutigen Bernhard-Grzimek-Allee (früherer Straßenname dieses Straßenabschnitts: Am Tiergarten) entspricht. Über die Kleine Pfingstweidstraße konnte nach wenig mehr als einhundert Metern der 1847 eröffnete Hanauer Bahnhof erreicht werden. Die Dampflokomotiven prägten somit zumindest bis 1912 auch die Geräuschkulisse im schulischen Umfeld.

1871–1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1874 zog der im Jahr 1858 gegründete Zoologische Garten von der Bockenheimer Landstraße in Frankfurts Stadtteil Westend auf die Pfingstweide und wurde so unmittelbarer Nachbar der Schule. Gegenüber der Ostfassade des Schulgebäudes wurde die Grundstückseinfriedung des Zoos errichtet, während der an der Schule entlang führende Weg zur Straße ausgebaut wurde.

1875 wurde eine Pferdebahnlinie zum Hanauer Bahnhof eröffnet, so dass die Schule durch ein weiteres öffentliches Verkehrsmittel erreichbar war. Den steigenden Schülerzahlen Rechnung tragend, konnte 1881 der Neubau der Schule bezogen werden, der mehr Unterrichtsräume bot als der Vorgängerbau.[3]

Zwischen 1884 und 1888 wurde an die nördliche Stirnwand der jüdischen Schule das Königliche Kaiser-Friedrichs-Gymnasium angebaut, das heutige Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, eingeweiht am 11. April des Dreikaiserjahres. Diese Schule sollte das Städtische Gymnasium entlasten.[4] Einige erhaltene Klassenfotos der Samson-Raphael-Hirsch-Schule aus der Kaiserzeit sind online über die Einzelnachweise abrufbar.[5][6][7]

Zwischen 1907 und 1910 entstand an Stelle des großen Riederbruchs, eines ehemaligen Flussarmes des Altmains, der Ostpark mit einem Schulgarten, von dem auch der Naturkundeunterricht der nahegelegenen Schule profitierte. 1913 wurde als Nachfolger des im Vorjahr stillgelegten und abgetragenen Kopfbahnhofes (ehemaliger Hanauer Bahnhof) der als Durchgangsbahnhof konzipierte Neubau des Ostbahnhofes am neu entstandenen Danziger Platz eröffnet, von der Schule ein paar hundert Meter weiter entfernt.

Der Beginn des Ersten Weltkrieges wurde von den Schülern und Lehrern enthusiastisch gefeiert, patriotisch gestimmt gingen einige der Lehrer und ältere sowie frühere Schüler im Kriegsverlauf als Soldaten an die Front.

1918–1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Weimarer Republik wuchs die Anzahl der Schüler erneut an. Als 1928 das 75-jährige Bestehen der Schule gefeiert wurde, zählte sie rund 400 Schüler und 22 Lehrer. Zum Jubiläum erhielt die Schule erstmals einen eigenständigen Namen und wurde nach ihrem Gründer Samson-Raphael-Hirsch-Schule benannt. Neuer Direktor wurde Markus Elias (* 15. Juli 1886 in Wien).[8] Mehrere erhaltene Fotos von Klassen, Lehrerkollegium und 75. Schuljubiläum aus der Zeit der Weimarer Republik können online über die Einzelnachweise abgerufen werden.[9][10][11][12][13][14][15]

1933–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schule war der jüdischen Orthodoxie verpflichtet und unterrichtete daher auch Althebräisch, Talmud und Tnach (Heilige Schrift/Bibel). Dieses Schulprofil behielt bis Anfang des Jahres 1933 seine Gültigkeit, danach bestimmten die Nazis maßgeblich mit. Deren Maßnahmen zur sukzessiven Ausgrenzung, Vertreibung und Verfolgung der Juden beeinflusste die Entwicklung der Schule nachhaltig. Ab 1935 wurde in allen Klassen Ivrit, die hebräische Umgangssprache, gelehrt. In deren Kontext stand eine stärkere Betonung der Gegenwartskunde gegenüber abstraktem historischen Wissen. Ebenfalls neu war Palästinakunde, neben dem Erlernen von Fremdsprachen ganz vor dem Hintergrund der von den Nazis zunächst betriebenen Auswanderungspolitik für Juden. Diesem Anspruch konnten einige Lehrer gerecht werden, die das Land aus eigener Erfahrung kannten. Der Ausgrenzung setzte die Schule jüdische Themen entgegen, um die Schüler (und Lehrer) mental zu stärken. Nicht verhindern ließ sich jedoch, dass im Biologieunterricht die Vererbungslehre und die NS-Rassenkunde großen Raum einnahm, die nun Pflicht waren.[16]

Die Schüler spürten den Druck, den die Nazis auf ihre Familien und die Schule ausübten, ihre berufstätigen Angehörigen wurden vielfach aus ihren Berufen gedrängt, die Nazis nannten dies Berufsumschichtung.[17] Schon 1933 führte die Schule daher berufsbildende Kurse ein, die bis 1938 fortgesetzt wurden, eine Anlernwerkstätte und eine kaufmännische Tagesklasse.[18] Diese vom städtischen Schulamt und der Gestapo beaufsichtigten Kurse konnten auch die jüdischen Schülerinnen und Schüler aufnehmen, die im Sommer 1938 vom Unterricht der sieben gewerblichen Berufsschulen Frankfurts ausgeschlossen worden waren.[19] Gleichzeitig stellte das Lehrerkollegium fest, dass sich die Schüler erheblich intensiver für die Leibesübungen engagierten, um ihre körperliche Ausdauer und Widerstandskraft zu verbessern.[20]

Um der Ausgrenzung und Benachteiligung im kleinstädtischen und ländlichen Milieu zu entfliehen, zog es immer mehr jüdische Schüler aus dem weiteren Umland in die Großstadt. Die Schule musste daher nicht nur weitere Schülerströme aufnehmen, sondern auch Förderkurse für Hebräisch einrichten. Für diese Schüler wurde in unmittelbarer Nähe das Wohnheim Beth Nearim eingerichtet, das von der Agudas Jisroel unterstützt wurde.[21] Wie überall im Deutschen Reich waren die jüdischen Schülerinnen und Schüler ebenso wie die Lehrer auf dem Schulweg nahezu täglich Anfeindungen und massiver Diskriminierung ausgesetzt, teils auch physischer Gewalt. Dazu trugen auch die Schüler des benachbarten Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums (das heutige Heinrich-von-Gagern-Gymnasium) aktiv bei. Den jüdischen Lehrern war der Kopf geschoren worden, viele hatten massiv an Körpergewicht verloren.[22]

Unterstützung benötigte jedoch auch die Schule selbst. Die zu diesem Zweck gegründete „Nothilfe zur Erhaltung des Schulwerkes der Israelitischen Religionsgesellschaft“ sammelte Spenden, um den Schulbetrieb in vollem Umfang aufrechterhalten zu können. Ansässig war die Nothilfe-Organisation im Gebäude der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, Am Tiergarten 8.[23]

Die Schülerzahlen blieben in den 1930er Jahren auf einem relativ konstanten Niveau, obwohl große Fluktuation herrschte. Einerseits nahmen die Schülerabgänge durch zunehmende Auswanderungen stark zu, andererseits kamen aus dem näheren und weiteren Umland ständig neue Schüler hinzu.[24] Die so genannten Landjuden sahen sich zunehmenden Anfeindungen der „arischen“ Landbevölkerung ausgesetzt und erhofften sich durch Zuzug in die nächstgelegene Großstadt einen besseren Schutz durch die dort weitaus größeren jüdischen Gemeinden. Die ersten (organisierten) Anfeindungen datieren auf den 1. April 1933, fanden in der Bevölkerung jedoch keine große Resonanz. Am 24. Februar 1935 veranstaltete die Samson-Raphael-Hirsch-Schule gemeinsam mit der Israelitischen Volksschule einen Künstlerischen Abend im Saalbau.[25] Im gleichen Jahr verstärkten sich die Übergriffe erheblich, mit den Nürnberger Rassegesetzen nahm auch der staatliche Druck deutlich zu.[26]

Statistische Erhebung 1935–1937: Zuzug von Landjuden zur Großstadt, gleichzeitig Emigration wohlhabender jüdischer Familien bzw. Kinderverschickung ins Ausland

Die Flucht der Landjuden in die Großstädte ist teils an den Ergebnissen einer durch Fragebogen für die höheren Lehranstalten Frankfurts durchgeführten Erhebung zwischen 1935 und 1937 erkennbar, wie in der rechts abgebildeten Graphik auszugsweise dargestellt.

Das Lehrerkollegium plante die Verlegung der gesamten Schule nach London oder eine Filialschule in Palästina für ausgewanderte Schüler einzurichten. Beide Vorhaben ließen sich jedoch nicht realisieren. Die Finanzierung der Schule konnte durch die Nothilfe-Spenden ihrer Gemeindemitglieder sowie durch Zuschüsse der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland knapp gewährleistet werden. Selbst Klassenausflüge waren in dieser Zeit noch möglich, wie einige online abrufbare Klassenfotos bei den Einzelnachweisen belegen.[27][28]

Ab dem 28. Oktober 1938 wurden die Juden polnischer Staatsangehörigkeit innerhalb von drei Tagen aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und von Gestapo und SS an die polnische Grenze deportiert. Davon waren allein in Frankfurt am Main rund 2.000 Menschen betroffen. Das darauf folgende Pogrom vom 9. November und dessen Folgen leiteten das Ende der Schule ein. Männliche Juden zwischen 16 und 60 Jahren wurden in Konzentrationslagern interniert; ältere Schüler und Lehrer waren ab dem 10. November für Wochen, andere für Monate der Schule entzogen. Die Schule wurde ab 10. November 1938 vorübergehend geschlossen.[29]

Das Schulgebäude musste nun auch die Israelitische Volksschule aufnehmen, der Singsaal wurde stundenweise für die Kinderspeisung, die Turnhalle für den Gottesdienst der Gemeinde genutzt, nachdem die Synagoge wegen deren Zerstörung nicht mehr zugänglich war. Rund zwei Wochen nach dem Pogrom hatte das um zwei Drittel reduzierte Lehrerkollegium einen Notplan für den Unterricht von rund 200 Schülern ausgearbeitet. Gleichzeitig wurde die Arbeit für die Jugendfürsorge erheblich ausgeweitet, insbesondere für die Kinderverschickung ins Ausland. Die von den NS-Behörden angeordnete Zwangsvereinigung des Schulträgers, der Israelitischen Religionsgesellschaft, mit der Israelitischen Gemeinde zur Jüdischen Gemeinde beschleunigte den Auflösungsprozess der Schule. Die Auswanderungspläne vieler Lehrer und Familien von Schülern ließen eine Fortführung des Schulbetriebes unmöglich erscheinen, zumal an Ersatz für fehlende Lehrkräfte nicht zu denken war.[30] Ein auf den 20. Dezember 1938 datiertes Abgangszeugnis ist im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden erhalten.[31]

84 Schüler waren es nur noch, als die Samson-Raphael-Hirsch-Schule am 30. März 1939 geschlossen und aufgelöst wurde. Ein kleiner Teil dieser Schüler geriet durch die Kinderverschickung ins Ausland, die große Mehrheit besuchte danach entweder Klassen der Israelitischen Volksschule oder des Philanthropins.[32] Im so genannten Judenvertrag, den die Stadt mit der Jüdischen Gemeinde am 3. April 1939 abschloss, heißt es dazu: „...und die Israelitische Realschule, Am Tiergarten 8, die innerhalb Jahresfrist geräumt wird, um sie für dringende städtische Bedürfnisse bereitzustellen.“[33][34]

Im Jahr 1944 wurde das Schulgebäude durch Bombentreffer beschädigt.

1945–1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Samson-Raphael-Hirsch-Schule bzw. Realschule mit Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft
Aktuelle bauliche Situation am ehemaligen Standort der Samson-Raphael-Hirsch-Schule

In den Nachkriegsjahren 1946–1948 wurde die Schule durch das Engagement des promovierten Rabbiners Leon Thorn (1906–1978) wieder in Betrieb genommen,[35] noch vor der erneuten Gründung einer Jüdischen Gemeinde. Die früheren Schülerzahlen wurden jedoch angesichts des vorausgegangenen Holocaust bei weitem nicht wieder erreicht. Orthodoxe Juden gab es in Frankfurt am Main seither nie wieder in der früheren Zahl. Auf die über ihren Rechtsanwalt gestellte Anfrage einer vertriebenen ehemaligen jüdischen Schülerin nach einer Bescheinigung über den Schulbesuch beschied das Staatliche Schulamt der Stadt Frankfurt am Main im Juli 1955 ablehnend, dass „sämtliche Schüler-Unterlagen der Samson-Raphael-Hirsch-Schule durch Feindeinwirkung vernichtet worden sind.“ (gez. Zeiher, Stadtamtmann).[36] Die NS-Diktion war in den Amtsstuben offensichtlich auch zehn Jahre nach Kriegsende noch sehr präsent.[37]

Im Jahr 1960 wurde das Schulgebäude abgerissen. Seit 1963 steht der Erweiterungsbau des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums an dessen Stelle.

1989 und 2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel (1989)
Gedenktafel (2001)

1989 wurde im Lichthof des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums eine erste Bronze-Gedenktafel für die früher dort stehende Samson-Raphael-Hirsch-Schule enthüllt. Diese trägt die in Versalien ausgeführte Inschrift

Hier stand 1881–1960 die Samson-Raphael-Hirsch-Schule, Realschule und Lyceum der Israelitischen Religionsgesellschaft. Geschlossen wurde sie bereits 1939

Eine weitere Bronze-Gedenktafel wurde am 6. Juni 2001 enthüllt.[38] Diese trägt die in Versalien ausgeführte Inschrift

Hier stand die Samson-Raphael-Hirsch-Schule, Realschule und Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft. Eröffnet 1853, musste sie im März 1939 geschlossen werden, nachdem die Nationalsozialisten die meisten Lehrer und Schüler vertrieben hatten. Ihr Begründer und erster Leiter war Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808–1888). Die Schule vermittelte traditionelle jüdische Werte zusammen mit weltlicher Bildung. Sie war Modell für moderne orthodoxe jüdische Schulen.

Die Inschriften beider Gedenktafeln sind historisch nicht präzise, da die Schule nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb genommen wurde.

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neugründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1944 wurde in New York City durch den Enkel des Gründers eine neue Samson-Raphael-Hirsch-Schule errichtet, die Yeshiva Rabbi Samson Raphael Hirsch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Festschrift zur Jubiläums-Feier des 50jährigen Bestehens der Unterrichtsanstalten der Israelitischen Religionsgesellschaft zu Frankfurt a. M. (Beilage zum Jahresbericht 1903). Buchdruckerei Louis Golde. Frankfurt am Main 1903 Digitalisat
  • Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.), Dietrich Andernacht, Eleonore Sterling (Bearb.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1966.
  • „Geschichte der Samson-Raphael-Hirsch-Schule – 1928–1939“. Unveröffentlichtes Manuskript ohne Autorenangabe. (Jüdisches Museum Frankfurt am Main)
  • Zwi Erich Kurzweil: Abschied und Neubeginn – Aus dem Leben eines jüdischen Erziehers. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main 1992. ISBN 3-7829-0424-9
  • Benjamin Ortmeyer (Hrsg.): Berichte gegen Vergessen und Verdrängen von 100 überlebenden jüdischen Schülerinnen und Schülern über die NS-Zeit in Frankfurt am Main. Verlag Marg. Wehle. Witterschlick/Bonn 1995. S. 28, 55, 76, 77, 112, 132, 136, ISBN 3-925267-85-9
  • Rachel Heuberger, Helga Krohn: Hinaus aus dem Ghetto – Juden in Frankfurt am Main 1800–1950. Begleitbuch zur ständigen Ausstellung des Jüdischen Museums. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997, S. 181f. ISBN 3-10-031407-7
  • Helga Krohn: Ostend – Blick in ein jüdisches Viertel. Societätsverlag, Frankfurt 2001. ISBN 3-7973-0742-X
  • Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.), Hans Thiel (Bearb.): Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main 2001. ISBN 3-7829-0515-6
  • Benjamin Ortmeyer: Die üble Rolle von Mitarbeitern des Staatlichen Schulamtes FFM bei den Entschädigungsverfahren jüdischer Schülerinnen und Schüler nach 1945. Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main 2004.
  • Selmar Spier: Vor 1914. Erinnerungen an Frankfurt, geschrieben in Israel. Kramer, Frankfurt am Main 1961.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Samson-Raphael-Hirsch-Schule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Samson Raphael Hirsch auf: hagalil.de
  2. Rabbiner Samson Raphael Hirsch@1@2Vorlage:Toter Link/www.juefo.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) auf: juefo.com
  3. Foto: Neubau der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, ab 1881 – Foto undatiert auf: ffmhist.de
  4. Stadt Frankfurt am Main: Chronik des Ostends auf: frankfurt.de abgerufen am 24. Feb. 2020
  5. Foto: Klasse des Lyzeums mit zwei Lehrern, um 1906 auf: before-the-holocaust.net
  6. Foto: Klasse der Realschule mit Lehrerin, 1906 auf: before-the-holocaust.net
  7. Foto: Klasse der Realschule mit Lehrer, 1907 auf: before-the-holocaust.net
  8. Foto: Markus Elias, letzter Direktor (1928–1938) der Samson-Raphael-Hirsch-Schule zu Frankfurt am Main auf: ffmhist.de
  9. Foto: Klassenfoto mit Lehrer auf dem Schulhof, um 1919 auf: before-the-holocaust.net
  10. Foto: Klassenfoto mit Lehrer Moses Kaufmann auf dem Schulhof, um 1920 auf: before-the-holocaust.net
  11. Foto: Lehrer Moses Stern, um 1920 auf: before-the-holocaust.net
  12. Foto: Klassenfoto mit Lehrern im Klassenraum, 1925 auf: before-the-holocaust.net
  13. Foto: Lehrerkollegium mit Hilfskräften auf dem Schulhof, um 1926 auf: before-the-holocaust.net
  14. Foto: Postkarte anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Samson-Raphael-Hirsch-Schule mit hebräisch- und deutschsprachiger Aufschrift, 1928 auf: before-the-holocaust.net
  15. Foto: Klassenfoto auf dem Schulhof, um 1930 auf: before-the-holocaust.net
  16. Meier-Schüler. In: „Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen“. S. 105
  17. Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.), Dietrich Andernacht, Eleonore Sterling (Bearb.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main 1966. S. 116, 213, 241, 323f., 318, 464, 471f.
  18. Anlernwerkstätte und „Berufsumschichtung“. In: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1933–1945, auf: frankfurt1933-1945.de
  19. Rachel Heuberger, Helga Krohn: Hinaus aus dem Ghetto – Juden in Frankfurt am Main 1800–1950, S. 181f.
  20. Meier-Schüler. In: Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen. S. 106.
  21. Foto: Gemeinsames Abendessen im Wohnheim Beth Nearim für auswärtige Schüler der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, rechts der Leiter des Wohnheims, Josef Meyer – Aufnahme um 1936 auf: ffmhist.de
  22. Berichte gegen Vergessen und Verdrängen von 100 überlebenden jüdischen Schülerinnen und Schülern über die NS-Zeit in Frankfurt am Main. Verlag Marg. Wehle. Witterschlick/Bonn 1995. S. 28, 55, 76, 77, 112, 132, 136.
  23. Faksimile: Danksagung der Nothilfe zur Erhaltung des Schulwerkes der Israelitischen Religionsgesellschaft für eine großzügige Spende, 1938 auf: ffmhist.de
  24. Meier-Schüler. In: Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen. S. 111.
  25. Foto: Künstlerischer Abend der Samson-Raphael-Hirsch-Schule und der Israelitischen Volksschule Frankfurt am Main im Saalbau am 24. Februar 1935 auf: before-the-holocaust.net
  26. Zuflucht in Frankfurt für Juden vom Lande auf: ffmhist.de
  27. Foto: Schüler der Samson-Raphael-Hirsch-Schule bei einem Ausflug mit ihrem Lehrer Weger „Wecker“ auf: before-the-holocaust.net
  28. Foto: Schüler der Samson-Raphael-Hirsch-Schule bei einem Ausflug in den Taunus im Jahr 1937 auf: ffmhist.de
  29. Meier-Schüler. In: Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen. S. 115.
  30. Meier-Schüler. In: Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente – Erinnerungen – Analysen. S. 116.
  31. Abgangszeugnis der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, 20. Dezember 1938 (Abgangszeugnis Lina Liese „Lisel“ Carlebach, geb. am 13. Dezember 1923). In: Deutsche Digitale Bibliothek, auf: deutsche-digitale-bibliothek.de
  32. Samson Raphael Hirsch-Schule – Schule der Israelitischen Religionsgesellschaft. In: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1933–1945, auf: frankfurt1933-1945.de
  33. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Hauptakte 8340/2
  34. Aus: „Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945“, S. 258ff.
  35. Jüdische Gemeinde Frankfurt 1945–1949, Bestand B. 1/13, Serie A. In: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, auf: zentralarchiv-juden.de
  36. AG gegen den Antisemitismus / Holbeinschule (Hrsg.): Dokumente der „zweiten Schuld“, Frankfurt / Main 1994, S. 528
  37. Benjamin Ortmeyer: „Die üble Rolle von Mitarbeitern des Staatlichen Schulamtes FFM bei den Entschädigungsverfahren jüdischer Schülerinnen und Schüler nach 1945“ (Memento vom 11. Juni 2011 im Internet Archive) auf: uni-frankfurt.de (PDF-Datei; 143 KB)
  38. Gedenktafeln für die Samson-Raphael-Hirsch-Schule von 1989 und 2001. In: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1933–1945, auf: stadtgeschichte-ffm.de
  39. 'Ehemaliger Schüler der Samson-Raphael-Hirsch-Schule erhielt Nobelpreis' In: VEH Informationen für Mitglieder, Nr. 100 Dezember 2005, S. 7 (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive) auf: vehev.de