Sandarak

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Sandaraktränen

Sandarak (Sandarach, lateinisch Resina sandaraca, französisch Sandaraque, englisch Sandarac) ist das gelbe Naturharz einer strauch- oder baumartigen Konifere, des Sandarakbaums (Tetraclinis articulata) (Afrikanischer Sandarak), sowie von verschiedenen Schmuckzypressen (Callitris spp.) (Australischer Sandarak).[1][2][3]

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Sandarak (von griechisch sandarákē[4]) wurde in der Vergangenheit für verschiedene Arten aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) verwendet. Insbesondere in Europa wurde das Harz von Wacholder und Zypressen oft ebenfalls als Sandarak bezeichnet oder mit dem Harz des in Nordafrika heimischen Sandarakbaumes verwechselt.[5] Die botanische Trennung der Stammpflanze des echten Sandarak von der Gattung Juniperus wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts erkannt.[6] Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts kursierten Bezeichnungen wie Callistris quadrivalis oder Thuja articulata als botanische Bezeichnungen für die Stammpflanze des afrikanischen Sandaraks.[7] Eine aus Australien in den Handel gekommene, auf englisch „Pine gum“ genannte Art der Schmuckzypresse Callitris preissii, bildet größere Stücke als die afrikanischen Arten, ist aber sonst in ihrer Verwendbarkeit diesen gleich.[7]

Gewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das dem Mastix ähnliche Harz wird spontan aus der Rinde ausgeschwitzt oder durch Anritzen derselben gewonnen. In den Handel kommt es von Essaouira an der marokkanischen Westküste meist über Frankreich, doch auch über Triest und Venedig. Unterschieden werden zwei Sorten: ordinär und fein, beziehungsweise naturell (in sortis) und auserlesen (electa). Letztere Sorte bildet blassgelbe, längliche, weiß bestäubte Körner und Stängelchen, die auf dem Bruche durchsichtig und glasglänzend erscheinen. Die andere besteht aus trüben und unreineren Stückchen, vermischt mit kleinerem Grus, Sand, Erde und Holzteilchen.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Harz ist spröde und leicht zerbrechlich, hat einen balsamisch-harzigen Geruch sowie schwach bitteren Geschmack und erweicht beim Kauen nicht (wie Mastix), sondern zerfällt in ein sandiges Pulver. In Alkohol, Ether, Fuselöl und Aceton ist es völlig, in Terpentinöl, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und Petrolether nur teilweise löslich. Sandarak besteht neben geringen Mengen ätherischen Öls und Bitterstoffen hauptsächlich aus Harzsäuren der Gruppe der Pimarane und Labdanen wie der Communinsäure und Communol. Letztere neigen zur Polymerisation, was die größere Härte des Harzes im Vergleich zu Mastix erklärt.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandarak dient zur Herstellung von Räucherpulvern, hauptsächlich aber von Weingeistfirnissen und Polituren sowie fetten und flüchtigen Lacken. Zur Oberflächenbehandlung wird es jedoch immer in Verbindung mit Elemi, Venezianischem Terpentin (Lärchenharz) oder etwas Rizinusöl angewandt, da es zwar sehr harte, aber zu spröde, dem Abbröckeln unterworfene und nicht besonders glänzende Überzüge liefert. Fein gepulvertes Sandarak bildet das bekannte Radierpulver, mit dem radierte Stellen auf Papier wieder beschreibbar gemacht werden können. In Kosmetikprodukten wird Sandarak in der Liste der Inhaltsstoffe als CALLITRIS QUADRIVALVIS GUM (INCI)[8] aufgeführt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Dietrich, Erich Stock: Analyse der Harze Balsame und Gummiharze. 2. Auflage, Springer, 1930, ISBN 978-3-642-89462-6, S. 309–319.
  2. Felix Bachmair: Antimikrobielle Wirkung ausgewählter Harze auf luftgetragene Keime. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013, S. 67–70, , doi:10.25365/thesis.30090.
  3. W. Blaschek, R. Hänsel, u. a.: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Folgeband 2: Drogen A–K, 5. Auflage, Springer, 1998, ISBN 978-3-642-63794-0 (Reprint), S. 264.
  4. Franz Dornseiff: Die griechischen Wörter im Deutschen. Berlin 1950, S. 43.
  5. Johannes Arends: Die volkstümlichen Namen der Drogen, Heilkräuter, Arzneimittel und Chemikalien. Springer, 2005, ISBN 978-3-642-24996-9.
  6. Julius Wiesner: Die Rohstoffe des Pflanzenreichs. Engelmann, Leipzig 1873.
  7. a b Alexander Tschirch, Erich Stock: Die Harze. 2. Band 2. Hälfte, 3. Auflage, Bornträger, 1935, S. 536, 558.
  8. Eintrag zu CALLITRIS QUADRIVALVIS GUM in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 20. November 2021.