Pockenseuche der Schafe und Ziegen

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Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen (Syn. Schafpocken, Variola ovina; Ziegenpocken) ist eine den Pocken verwandte und ihr klinisch ähnelnde Viruserkrankung der Schafe und Ziegen. Die Krankheit kommt in Afrika, Asien und der Türkei, von dort ausgehend selten auch in Südosteuropa vor, wodurch die Gefahr der Einschleppung nach Mitteleuropa besteht. Die Pockenseuche gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. In Deutschland ist die Erkrankung letztmals 1920 aufgetreten.[1] Der Mensch ist für die Erkrankung nicht empfänglich.

Erreger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Capripoxvirus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Varidnaviria[2]
Reich: Bamfordvirae[2]
Phylum: Nucleocytoviricota[2]
Klasse: Pokkesviricetes[2]
Ordnung: Chitovirales[2]
Familie: Poxviridae
Unterfamilie: Chordopoxvirinae
Gattung: Capripoxvirus
Art: Capripoxvirus ovis, Capripoxvirus caprae
Taxonomische Merkmale
Genom: dsDNA linear
Baltimore: Gruppe 1
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Sheeppox virus, Goatpox virus
Kurzbezeichnung
SPV, GtPV
Links

Die Erreger dieser Erkrankungen gehören zur Gattung Capripoxvirus innerhalb der Unterfamilie Chordopoxvirinae der Pockenviren, und zwar zu den Spezies Schafpockenvirus (Sheeppox virus, SPV, veraltet: Capripoxvirus ovis, Typusspezies)[3][4] bzw. Ziegenpockenvirus (Goatpox virus, GtPV, veraltet Capripoxvirus caprae).[5][6] Zur selben Gattung gehört noch das Lumpy skin disease virus (LSDV). Das Genom besteht aus einem einzelnen (d. h. unsegmentieren) linearen Doppelstrang-DNA-Molekül.

Die Erkrankung verläuft bei beiden Tiergruppen gleich. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Infektionsträgern. Einige der letzten Ausbrüche in Europa waren im September 1996 in Bulgarien und im November 2000 in Griechenland.

Klinik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pockenseuche der Schafe und Ziegen
Hautknoten in der Achsel bei einem Schaf mit Pockenseuche

Die Pockenseuche ist die schwerste Pockenerkrankung bei Tieren. Die Sterblichkeitsrate kann bei Lämmern über 50 % liegen. Die Läsionen betreffen sowohl die Haut als auch die Schleimhäute des Atmungs- und Verdauungsapparates. Bei schwer erkrankten Tieren entwickelt sich eine Lungenentzündung.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinisch lässt sich bereits eine Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit stellen. Sie wird durch elektronenmikroskopischen Nachweis der Pockenviren in Material aus den Läsionen untermauert. Im Zytoplasma der Hautzellen lassen sich eosinophile Einschlusskörperchen nachweisen. Das Virus-Antigen kann mittels ELISA nachgewiesen werden. Auch der Antikörpernachweis mittels indirektem Immunfluoreszenztest oder Virusneutralisationstest ist möglich, findet aber eher selten Anwendung.

Bekämpfung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Endemiegebieten werden Impfstoffe eingesetzt. Außerhalb der Endemiegebiete ist die Tierseuche in den meisten Ländern anzeigepflichtig und Ausbrüche werden durch Isolierung des Seuchenherds und Tötung erkrankter Tiere bekämpft.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tierseuchenbericht 2011 des BMELV. In: Deutsches Tierärzteblatt. (DTBL) 60. Jahrgang, Mai 2012, S. 714–715.
  2. a b c d e ICTV: ICTV Taxonomy history: Variola virus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  3. NCBI: Sheeppox virus (species)
  4. ICTV: Sheeppox virus, ICTV Taxonomy history
  5. NCBI: Goatpox virus (species)
  6. ICTV: Goatpox virus, ICTV Taxonomy history

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]