Schenck zu Schweinsberg

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Stammwappen der Schenck zu Schweinsberg

Schenck zu Schweinsberg (auch Schenk zu Schweinsberg) ist der Name eines zum hessischen Uradel zählenden Geschlechts, das noch heute zur Althessischen Ritterschaft gehört. Die Schreibweise ohne „c“ gilt für die Mitglieder des Ersten Asts, der so genannten „Hermannsteiner Linie“ des Hauses.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg Schweinsberg

Angehörige des Geschlechts waren ursprünglich Burgmannen zu Marburg und Vögte des Reichsstifts Essen zu Fronhausen. Der Ritter und Vogt Gunthram, der sich auch „von Grünberg“ oder „von Marburg“ nannte und 1199 bis 1236 urkundlich genannt wird, erbaute die Burg Schweinsberg, die seine Nachkommen als Geschlechternamen übernahmen. Gunthrams Bruder Ludwig war der Stammvater der Vögte von Fronhausen, die 1584 im Mannesstamm ausstarben. Bereits im 12. Jahrhundert bildete sich eine Nebenlinie, „von Ulfa“ genannt, die aber schon um 1306 mit Gunthram III. von Ulfa erlosch.[2]

Gunthrams Sohn, Gunthram von Schweinsberg, siegelte im Jahre 1241 als „Guntramus pincerna“ mit dem „Sigillum Pincerne de Svennesberc“. Er war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich Schenk des Grafen Berthold von Ziegenhain und erhielt um 1249 von Herzogin Sophie, der Mutter des Landgrafen Heinrich I. von Hessen, das hessische Erbschenkenamt. Seit diesem Jahr bekleidete jeweils der älteste, in Hessen landsässige Schweinsberg das Amt des Erbschenken von Hessen, eines der vier höchsten Hofämter im Hessischen Adel. Seine Nachkommenschaft, die nun den Namen Schenk zu Schweinsberg führte, konnte sich im Laufe der Zeit stark ausbreiten und mehrere Linien gründen. Angehörige der Familie standen vor allem in landgräflich-hessischen Diensten und gelangten teilweise zu großem Einfluss.

Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zählten die Herren Schenck zu Schweinsberg wegen des Besitzes bzw. Teilbesitzes von Buchenau, Bodes, Branders, Erdmannrode, Fischbach, Giesenhain und der Meierei Schwarzenborn (bei Buchenau) zur Reichsritterschaft im Ritterkanton Rhön-Werra des fränkischen Ritterkreises.

Großherzog Ludwig III. von Hessen-Darmstadt bestätigte der Familie den Stand der Freiherren. Den noch nicht dem Freiherrenstand angehörigen Mitgliedern wurde 1887 von König Wilhelm I. von Preußen, in Anbetracht der dem Geschlecht zustehenden Würde des Erbschenkenamtes in Hessen, die Freiherrenwürde erteilt.

Die heute noch weit verzweigte Familie gliedert sich aktuell in zwei Hauptlinien, die sog. jüngere Linie zu Schweinsberg (die sog. ältere Linie starb mit dem Tod des Wilfried Schenck zu Schweinsberg in Wäldershausen im Mannesstamm aus) und die Hermannsteiner Linie. In Schweinsberg befinden sich neben der Burg noch vier weitere Landsitze, der Ober-, Mittel- und Unterhof sowie das Gartenhaus und der Gutshof, die fast alle von Angehörigen der Familie bewohnt werden. 1694 bis 1912 gehörte Schloss Buchenau den Schencken. Die Burg Hermannstein war von 1481 bis 1961 und das Hofgut Hermannstein bis 1959 im Besitz der Schenken.

Wappengrafik (Jugendstil) von Otto Hupp im Münchener Kalender von 1914

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen ist geteilt. Oben in Blau ein schreitender goldener Löwe, unten rot-silbern gerautet. Auf dem Helm ist ein natürlicher Wolfsrumpf, dessen Ohren mit einer roten und einer silbernen Feder besteckt sind. Die Helmdecken sind rot-silbern.

Die Vogt von Fronhausen führten den gleichen Schild mit einem schwarzen Flug als Helmzier, der mit dem Wappenschild belegt ist. Die Helmdecken waren blau-golden.

Infolge einer Erbverbrüderung zwischen den stammverwandten Geschlechtern nahmen die Schenck zu Schweinsberg um 1560 den Helm der Vogt zu Fronhausen ihrem Wappen hinzu.

Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab in der Ukraine

Schriftliche Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Familien-, Guts- und Herrschaftsarchiv der Schenck zu Schweinsberg wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg als Depositum verwahrt und umfasst rund 230 laufende Meter Akten und Amtsbücher mit einer Laufzeit von 1436 bis 1959 und über 1.100 Urkunden mit einer Laufzeit vom 13. bis ins 20. Jahrhundert.[9]

Stammliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Steffen Arndt, Dominik Brendel u. a. (Bearb.): Bestand 340 Schenck zu Schweinsberg, Samtarchiv. Familien-, Guts- und Herrschaftsarchiv der Schencken zu Schweinsberg. Akten und Amtsbücher. Marburg 2012. ISBN 978-3-88964-208-0.
  • Rudolf v. Buttlar-Elberberg: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, enthaltend die Stammtafeln der im ehemaligen Kurfürstenthum Hessen ansässigen zur Althessischen Ritterschaft gehörigen Geschlechter. Gustaf Clauning, Hofbuchhandlung, Cassel 1888. Digitalisat Schenck zu Schweinsberg
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XII, Band 125 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2001. ISSN 0435-2408.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1857, 7. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1856. [1] S. 659 ff.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1864, Justus Perthes, Gotha 1863. 1864 S. 713ff, 1868 S. 751ff
  • Ewald Grothe: Schenck zu Schweinsberg, Ferdinand Carl Wilhelm Heinrich. In: Kassel Lexikon. Hrsg. v. der Stadt Kassel. Bd. 2, euregio Verlag, Kassel 2009, S. 188.
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
  • Friedrich von Petersdorff: Schenk zu Schweinsberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 674–676 (Digitalisat).
  • Harald Winkel: Geschichte der Schencken zu Schweinsberg. Eine Einführung. Marburg 2012. ISBN 978-3-88964-209-7.
  • Harald Winkel (Bearb.): Urkunden 134: Schenck zu Schweinsberg, Samtarchiv. Marburg 2012. ISBN 978-3-88964-207-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schenck zu Schweinsberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich von Petersdorff: Schenk zu Schweinsberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 674–676 (Digitalisat).
  2. Günther Stahnke: Ulfa. 15. bis 17. Jahrhundert. Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, der Zeit davor und danach. Geschichtsverein Ulfa, Nidda 2018, S. 8.
  3. Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. Band 143. C.A. Starke, Limburg a.d. Lahn 2008, ISBN 978-3-7980-0843-4, S. 509.
  4. Schenck zu Schweinsberg, Friedrich Ludwig Johann Christiann. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Schenck zu Schweinsberg, Friedrich Carl Johann. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Karl-Heinz Nickel u. a.: Kurzbiographien, In: Kassel als Stadt der Juristen (Juristinnen) und der Gerichte in ihrer tausendjährigen Geschichte. Hrsg. von Georg Wannagat. Köln u. a.: Heymann, 1990. S. 367–537, hier S. 499.
  7. a b Schenck (Schenk) zu Schweinsberg bei www.trautvetterfischerverlag.de
  8. Ludwig Schenck zu Schweinsberg. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  9. Übersicht über den Bestand „Familien-, Guts- und Herrschaftsarchiv der Schencken zu Schweinsberg“ (HStAM Bestand 340 Schenck zu Schweinsberg: Samtarchiv). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 28. November 2011.