Schlüsselwortmethode

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Die Schlüsselwortmethode, Ersatzwortmethode oder Keywordmethode ist ein mnemotechnisches Verfahren, um effizient und langfristig Vokabeln zu lernen.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedächtnis bzw. die Mnemotechnik beruht auf der Assoziation von Altem mit Neuem. Außerdem kann sich das Gehirn Bilder und eindrucksreiche Vorstellungen besser merken als abstraktes Lernmaterial. Die Schlüsselwortmethode baut auf verschiedenen gehirn-gerechten Prinzipien auf:

  1. Neue Vokabeln werden mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft.
  2. Abstraktes und unbekanntes Material wird in gut vorstellbare Bilder transformiert.
  3. Es findet eine geistige Verarbeitung und eine bewusste Konfrontation mit dem neuen Wissen statt.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Wort aus der Muttersprache, das ähnlich klingt wie die zu lernende Vokabel, ist das Schlüsselwort. Aus dem Schlüsselwort und der Bedeutung der Vokabel wird im Geist ein Bild erstellt. Die Schlüsselwörter können jedoch auch aus einer beliebigen anderen Sprache kommen, sogar aus der Zielsprache selbst.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

engl. mice – Mäuse
Viele Mäuse knabbern an einem großen Maiskolben. (Mais ist das Schlüsselwort)
franz. chien – Hund
Ein Hund rast auf Ski zu Tal. (Ski ist das Schlüsselwort)
engl. bile – Galle
ein wutschnaubender Mann, dem die Galle überläuft, tobt mit einem Beil in der Hand herum. (Beil ist das Schlüsselwort)

Wirksamkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schlüsselwortmethode wurde in mehreren Studien geprüft. Laut Atkinson und Raugh (1975) ist die Effektivität der Methode umso höher, je ähnlicher die zu lernende Sprache der Muttersprache ist. Sie ließen amerikanische Studenten drei Tage lang je 40 russische Vokabeln lernen. Am vierten Tag wurden alle 120 Vokabeln wieder abgefragt. Die Gruppe, welche nach der Schlüsselwort- bzw. Ersatzwortmethode gelernt hatte, erinnerte sich an 72 % der Vokabeln gegenüber 46 % in der Kontrollgruppe. Auch bei einem unangekündigten Test nach 43 Tagen lagen die Gedächtnisleistungen mit 43 % signifikant höher als bei der Kontrollgruppe mit 28 %. Bei ähnlichen Untersuchungen mit spanischen Wörtern kamen Atkinson und Raugh (1975) zu noch deutlicheren Unterschieden (88 % in der Schlüsselwortgruppe gegenüber 28 % in der Kontrollgruppe). Aktuellere Studien von Lawson u. Hogben 1998 bestätigten die Effektivität der Ersatzwortmethode beim Lernen von Vokabeln. Die Methode erwies sich ebenfalls als effektiv zum Lernen von Fakten (Brigham u. Brigham 1998, Dretzke und Levin 1990, Levin et al. 1983 u.1983).

Ganze Wörterbücher memorieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gedächtnisgroßmeister Yip Swe Choi hat mithilfe der Schlüsselwortmethode ein gesamtes Wörterbuch (Mandarin, Englisch) mit über 58.000 Einträgen und mehr als 1.700 Seiten auswendig gelernt. Dabei kann er nicht nur zu jedem Wort aus einer der beiden Sprachen die entsprechende Übersetzung sagen, sondern kennt auch die exakte Definition in der Landessprache, die Seitenzahl und die Stelle auf der Seite, wo das Wort steht.

Für diese Gedächtnisleistung verwendete Choi auch die Loci-Methode. Er hat eine mentale Route mit über 58.000 Punkten, auf denen er die jeweiligen Vokabeln ablegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunther Karsten: Erfolgsgedächtnis, München 2002, ISBN 3-442-39035-4, 177 ff.
  • Werner Metzig, Martin Schuster: Lernen zu lernen, Springer Berlin Heidelberg New York 2006, ISBN 3-540-26030-7, 74ff
  • Oliver Geisselhart und Helmut Lange: „Schieb das Schaf“, München 2012, ISBN 978-3-86882-258-8

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]