Schlauch-Enzian

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Schlauch-Enzian

Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Gattung: Enziane (Gentiana)
Art: Schlauch-Enzian
Wissenschaftlicher Name
Gentiana utriculosa
L.

Der Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Enziane (Gentiana) in der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Atlas der Alpenflora, Tafel 343
Schlauch-Enzian blühend

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schlauch-Enzian ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 6 bis 25,[1] selten bis 35 Zentimetern. Die Stängel sind einfach oder verzweigt.[1]

Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet. Die einfache Blattspreite ist verkehrt-eiförmig oder lanzettlich mit stumpfem oder zugespitztem oberen Ende. Der Blattrand ist schwach papillös. Die grundständige Blattrosette verwelkt zur Blütezeit meist schon.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Mai bis August. Je Stängel sind meist mehrere Blüten vorhanden.[1]

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind auf 1/2 bis 2/3 ihrer Länge zu einer selten nur 3, meist 4 bis 7 langen Kelchröhre verwachsen. Die aufgeblasene, kantige Kelchröhre ist an den fünf Kanten 2 bis 3 Millimeter breit geflügelt.[1] Die fünf Kelchzähne sind lanzettlich und spitz. Die tief blaue, außen oft grünliche Krone ist stieltellerförmig und 15 bis 20 Millimeter lang.[1] Der Griffel ist verlängert und tief gespalten.[2] Die Narbe ist kreisrund.[2] Die Samen sind schwärzlich, warzig und 1 bis 1,2 Millimeter lang.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[3]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gentiana utriculosa findet sich hauptsächlich in den Bergen Mitteleuropas, Italiens und der Balkanhalbinsel. Sie gedeiht auf nass-feuchten, kalkreichen, modrig-humosen Ton-, Kalktuff- oder Moorböden. Gebietsweise ist Gentiana utriculosa eine Charakterart des Primulo-Schoenetum aus dem Verband Caricion davallianae, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Molinion und in Hochlagen des Verbands Seslerion albicantis vor.[3] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Gipfel der Grubachspitze bei Vorderhornbach bis zu einer Höhenlage von 2100 Metern auf.[4] Im Wallis bei Findeln gegen den Stellisee erreicht er sogar 2440 Meter Meereshöhe.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]

Gefährdung und Schutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schlauch-Enzian ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) eine besonders geschützte Art.[6] In der bayrischen Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten ist er als „stark gefährdet“ eingestuft. Der Schlauch-Enzian wird durch den Eingriff in den Wasserhaushalt und Verringerung der natürlichen Lebensraumdynamik der Quellmoore eingedämmt. Pflegemaßnahmen sind zur Bestandserhaltung zwingend notwendig.[7] Sie wurde 1996 in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands in Kategorie 2 gestellt = „stark gefährdet“.[1]

Der Schlauch-Enzian ist in der Schweiz potentiell gefährdet.[5]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Gentiana utriculosa erfolgte 1753 durch Carl von Linné. Das Artepitheton utriculosa bedeutet mit vielen Schläuchen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 63 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Gentiana utriculosa L., Schlauch-Enzian. auf FloraWeb.de
  2. a b c d Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3. Verlag Carl Hanser, München 1966. S. 2023–2025.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 757.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 344.
  5. a b Gentiana utriculosa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. März 2021.
  6. Eintrag bei WISIA des BfN.
  7. B. Quinger, A. Zehm: Schlauch-Enzian, Gentiana utriculosa L. Abgerufen am 13. August 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien