Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek

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Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek

Der historische Hafenspeicher („Sartori & Berger-Speicher“) am Wall in Kiel beherbergt seit 2002/ 2003 sowohl das Landesamt für Denkmalpflege als auch die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek.

Gründung 1895
Bestand 240.000
Bibliothekstyp Landesbibliothek
Ort Kiel
ISIL DE-68
Website https://www.schleswig-holstein.de/shlb

Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, kurz: SHLB[1], in Kiel ist die 1895 gegründete zentrale Landesbibliothek des Landes Schleswig-Holstein und Spezialbibliothek für Schleswig-Holsteinische Geschichte und Landeskunde sowie ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Kultur.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1835 in Itzehoe tagende Holsteinische Ständeversammlung besaß eine kleine Arbeitsbibliothek, die nach der Auflösung der Versammlung 1868 nach Rendsburg gelangte, dem Sitz des nunmehrigen Provinziallandtages nach der Annexion der Herzogtümer durch Preußen und schon fünf Jahre später nach Kiel. Hier bildete sich der Nukleus der späteren Landesbibliothek. Der Etat wuchs an und man begann, Schriften zu Landesgeschichte und Landeskunde zu sammeln. Ein erster Katalog sah vor, dass unter anderem Bücher zu Geschichte, Politik, Landeskultur, Zeitschriften, Kalender, Kirchenangelegenheiten usw. gesammelt wurden. Der Kieler Historiker Andreas Ludwig Jacob Michelsen vermachte 1877 testamentarisch der Bibliothek 2500 Bände als Grundlage für eine zukünftige Landesbibliothek. Angekauft wurde zudem die Bibliothek des Kartographen Franz Geerz mit rund 3000 Karten sowie Büchern zu Topographie und Geschichte Schleswig-Holsteins. August Wetzel aus Wilster katalogisierte an der Universitätsbibliothek Kiel die Büchersammlung des Landtages der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Die letztliche Anregung zur Gründung einer originären Landesbibliothek geht auf ihn zurück. Wetzel formulierte Sammlungsgrundsätze, die alle Schriften über Schleswig-Holstein-Lauenburg, alle Schriften, die in Schleswig-Holstein-Lauenburg erscheinen und alle Schriften, die von Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern verfasst werden, als sammlungswürdig vorsahen. Am 19. November 1894 regte er in einem Brief an Kurt Graf Reventlou, den Vorsitzender des Provinziallandtags Schleswig-Holstein und dessen Provinzialausschusses, die Gründung der Bibliothek an. 1894 wurde eine Kommission mit einer Untersuchung beauftragt, die resümierende Stellungnahme wurde am 14. Dezember 1895 vorgelegt und schon am 18. Dezember verabschiedet. Der Etat wurde signifikant erhöht und mit Rudolph von Fischer-Benzon ein erster hauptamtlicher Leiter bestellt. Die „Grundsätze für die Verwaltung der Provinzial-Bibliothek“ sahen vor, dass Schrifttum rund um Schleswig-Holstein, zur Landeskunde, aber auch zur Belletristik, gesammelt wurde, ebenso Karten und Bilder, und dass darüber ein Katalog zu erstellen sei. Die Landesbibliothek war gegründet und erhielt auch 1899 diesen Namen. Die Bibliothek wurde in der Folgezeit durch Zustiftungen erweitert, unter anderem mit Handexemplaren von Gustav Thaulow (1817–1883) und Büchern von Lotte Hegewisch und ihres Vaters Franz Hegewisch (1783–1865). Die SHLB besitzt Adelsbibliotheken aus dem Herrenhaus Rantzau, dem Herrenhaus Salzau dem Herrenhaus Noer und dem Herrenhaus Kühren. 1935 erfolgte die Übernahme der Bestände des Vereins Historische Landeshalle für Schleswig-Holstein mit musealen Gegenständen, Porträts, Ortsansichten, Graphiken, Fotografien, Münzen und Medaillen. Die später im Kieler Schloss untergebrachte Bibliothek erlitt während der Bombenangriffe auf Kiel schwere Verluste, wiewohl ein Großteil der Bestände rechtzeitig ins Kloster Cismar ausgelagert worden war.

Die Landesbibliothek wird seit 2019 im Zuge einer Neugestaltung um ein Zentrum für Digitalisierung und Kultur und das digitale Haus der Landesgeschichte erweitert.[2]

Der Kulturhackathon Coding da Vinci wurde im Frühjahr 2021 von der SHLB ausgerichtet.[3]

Als letzte der großen Landesbibliotheken Deutschlands eröffnete die Bibliothek 2022 ein Internetangebot mit zunächst einigen wenigen ausgewählten digitalisierten Werken aus ihren Beständen.[4]

Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Leiter war Rudolph von Fischer-Benzon. Von 1940 bis 1948 war Volquart Pauls Direktor der SHLB (seit 1919 als Landesbibliothekar), von 1949 bis 1970 war dies Olaf Klose, gefolgt von Klaus Friedland und in den Jahren 1985 bis 2005 Dieter Lohmeier. Jens Ahlers war von 2005 bis 2019 der Leiter. Seit Mai 2019 sind Martin Lätzel und Berit Johannsen die neue Leitung der SHLB.

Bereiche und Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachlässe und Handschriftensammlungen
In der SHLB befinden sich u. a. die Nachlässe von Ferdinand Tönnies, Lorenz von Stein, Klaus Groth und Theodor Storm.
  • Landesgeschichtliche Sammlung
  • Münzen, Medaillen, Banknoten und Notgeld
  • Musiksammlung
  • Schachsammlung
1974 vermachte Wilhelm Maßmann testamentarisch der Bibliothek eine etwa anderthalbtausend Bücher umfassende Sammlung von Schachliteratur, die so zur größten öffentlichen Sammlung von Literatur über Schachkomposition im deutschen Sprachraum beitrug und den Grundstein für eine Zusammenarbeit zwischen der Bibliothek und der von Maßmann ins Leben gerufenen Problemschachvereinigung Schwalbe bildete.

Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bestand umfasst:

  • 230.000 Bücher
  • 8.000 Karten
  • 216 Nachlässe
  • 25.000 Notendrucke
  • 3.000 Musikhandschriften
  • 37.000 Bilddokumente
  • 3.400 Münzen und Medaillen
  • 13.000 Notgeldstücke

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jens Ahlers: Die Musiksammlung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. In: Ludger Syré (Hrsg.): Musiksammlungen in den Regionalbibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, Klostermann, Frankfurt/M. 2015 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 116), S. 225–242, ISBN 978-3-465-04235-8.
  • Jens Ahlers: Die Münz- und Medaillensammlung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. In: Ludger Syré (Hrsg.): Ressourcen für die Forschung. Spezialsammlungen in Regionalbibliotheken, Klostermann, Frankfurt/M. 2018 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbände, Sonderband 123), S. 155–164, ISBN 978-3-465-04362-1.
  • Jens Ahlers: Die Schachsammlungen der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. In: Ludger Syré (Hrsg.): Ressourcen für die Forschung. Spezialsammlungen in Regionalbibliotheken, Klostermann, Frankfurt/M. 2018 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbände, Sonderband 123), S. 243–248, ISBN 978-3-465-04362-1.
  • Martin Lätzel: Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek: Wissen teilen – Tradition erhalten – Wandel gestalten. Eine Erzählung von Tradition und Fortschritt. In: Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Mitteilungen. Oktober 2019, S. 53–57, ISSN 2196-3428.[5]
  • Wilfried Lagler: Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek. Entwicklung und Bedeutung (1895-1985), Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide 1989 (Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Band 6) ISBN 3-8042-0462-7
  • Maike Manske: Die Notgeldsammlungen der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. In: Ludger Syré (Hrsg.): Ressourcen für die Forschung. Spezialsammlungen in Regionalbibliotheken, Klostermann, Frankfurt/M. 2018 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbände, Sonderband 123), S. 181–188, ISBN 978-3-465-04362-1.
  • Martin Rackwitz: 125. Von Archiv bis Zukunft. 125 Jahre Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in 125 Stichworten. Wachholtz Verlag, Kiel / Hamburg 2020, ISBN 978-3-529-05052-7.
  • Hans F. Rothert: Die Anfänge der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. In: Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek. Berichte und Beiträge, Kiel 1973.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe beispielsweise das Literaturverzeichnis des SHBL
  2. Kulturministerin Karin Prien: „Die neue Landesbibliothek mit dem Zentrum für Digitalisierung und Kultur ist ein innovativer Ort für Schleswig-Holstein“, Pressemitteilung der Landesregierung vom 22. Mai 2019, abgerufen am 15. Juli 2019
  3. http://codingdavinci.de/de/events/schleswig-holstein-2021
  4. Jan Wieske: Digitalisate jetzt auch bei der Landesbibliothek SH – Doch es bleibt noch viel zu tun …, in: Geschichtsblog SH, 17. Dezember 2022
  5. http://www.geschichte-s-h.de/wp-content/uploads/2019/10/Mitteilungen-97.pdf

Koordinaten: 54° 19′ 18,1″ N, 10° 8′ 33,8″ O