Schloss Kochberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gesamtensemble
Gartenbrücke
Blumenbeet im Schlosspark

Das ehemalige Rittergut mit Schloss Kochberg liegt in Zentralthüringen in Großkochberg in der Nähe von Rudolstadt und ist vor allem durch mehrere Besuche Goethes bekannt.

Geschichte und Besitzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage ist um einen zentralen Platz, den „Plattenhof“, gruppiert, nach alten Chroniken zur obern Seite des Dorfs gelegen.[1] Ältester Gebäudeteil ist das „Hohe Haus“ im Südosten, ein mittelalterlicher Wohnturm, das auf die erstmals 1380 erwähnte Wasserburg zurückgeht. Die früheste ausführliche Beschreibung des Schlosses stammt aus dem Jahr 1659. Darin ist von einer Quelle im Schlosspark die Rede sowie von einer Röhrenleitung, die den viereckigen Burggraben aus dem so genannten Bergteich speiste. Der vermutlich einzige Zugang zum Schloss war in dieser Zeit eine Zugbrücke im Osten. Das heute dominierende Bauwerk, das „Hohe Haus“ im Westen der Anlage, stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist im Stil der Renaissance errichtet. Später wurde im Westen und Norden des Schlosses ein Park angelegt, den eine Brücke mit dem zentralen Gebäudeensemble verbindet. Eine weitere Brücke führt nach Süden zum Wirtschaftshof.

Ein gleichnamiges Adelsgeschlecht, das vermutlich auf diese Burg zurückgeht, ist bereits für das 13. Jahrhundert nachgewiesen. 1506 starb Hartmann von Kochberg. Seine Witwe heiratete Siegfried von Schönfeldt, der dadurch auch das Schloss erhielt. Dessen Erben, Johann Theobald d. Ä. von Schönfeldt, resp. Georg Christian von Schönfeldt (1644–1691),[2] verkauften das Schloss an Balthasar von Kochberg. 1733 kamen die Freiherren von Stein-Kochberg in den Besitz des Schlosses. Durch die Freundschaft zu Charlotte von Stein war Johann Wolfgang von Goethe mehrfach zu Besuch auf Schloss Kochberg, erstmals am 6. Dezember 1775 und zum letzten Mal am 5. September 1788. Goethe fertigte vom Schloss auch mehrfach Zeichnungen an.

Mit Gottlob Carl Wilhelm Friedrich von Stein, dem ältesten Sohn von Charlotte und Gottlob Ernst Josias Friedrich Freiherr von Stein, wurde der Besitz innerhalb der Familie weiter vererbt. Teile seines Gutarchivs sind erhalten geblieben.[3] Die Freiherren von Stein zu Kochberg hielten mehrere Hof- und Ehrenämter inne, so auch Felix von Stein zu Kochberg (1800–1872), er war Grundbesitzer und preußischer Oberregierungsrat a. D. Der Freiherr war zweimal liiert, zuerst mit Luise von Stein zum Altenstein, dann mit Luise von Bassewitz. Aus erster Ehe stammte der Groß Kochberger Erbe Felix Ludwig Wilhelm Karl Freiherr von Stein (1828–1891), herzoglich sächsisch-meiningscher Kammerherr, Ehrenritter des Johanniterordens. Diese evangelische Kongregation ehrten ihn mit anderen bekannten Mitgliedern nach dem Tode mit einer besonderen Korrespondenz im Ordensblatt.[4] Seine Ehefrau wurde Anna von Holtzendorff aus dem mecklenburgischen Vietmannsdorf. 1938 starb der letzte Erbe Charlottes, ihr Ururenkel, wie sein Vater herzoglich-sächsisch-meiningscher Kammerherr und kaiserlich deutscher Konsul a. D. Felix von Stein, geboren auf Groß Kochberg 1869.[5]

Der heutige Besitzer der Liegenschaften ist die Klassik Stiftung Weimar. In Dänemark leben Nachfahren der Stein-Familie mit Restitutionsansprüchen auf Teile der Ausstattung. In Verhandlungen soll für einen Teil die Dauerleihgabe, für andere Stücke der Erwerb erreicht werden.[6]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. August 1949 wurde eine Goethe-Gedenkstätte eingeweiht. Nach einer umfassenden Restaurierung wurde das Schloss 1975 wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Bis zur Wende war das Schloss ein Erholungsheim des Kulturfonds der DDR. Zu Beginn der neunziger Jahre wurde ein Versuch unternommen, das Schloss als Hotel zu betreiben. 2011 wurde das Schloss wegen Restaurierungsarbeiten für die Öffentlichkeit geschlossen. Im April 2012 wurde das für 2 Millionen Euro umfassend restaurierte Schlossensemble feierlich wiedereröffnet. Im Schloss befinden sich ein Restaurant und ein Schlossmuseum. Dessen wertvollste Exponate sind zwei Schreibtische Goethes.

Das Liebhabertheater

Liebhabertheater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Eingang zum Schlosspark liegt das Liebhabertheater, das Carl von Stein um 1800 errichten ließ, wobei das ursprüngliche zweigeschossige barocke Gartenhaus umgebaut, erweitert und durch einen Säulenportikus sowie einen großen hellen Bühnenraum ergänzt wurde. Der Innenraum wurde mit Marmorpapier ausgestaltet. Seit der Wiedereröffnung nach der Restaurierung 1975 findet hier zwischen Ostern und dem Spätherbst ein reges Theater- und Konzertleben mit international renommierten Künstlern statt. Das Theater verfügt über 75 Sitzplätze und bietet damit eine ganz eigene, intime Atmosphäre für Theater- und Opernaufführungen, kammermusikalische Ereignisse und Lesungen. 1993 fand hier die Uraufführung von Philipp Christoph Kaysers Goethe-Oper Scherz, List und Rache (1787) statt.

Den Theaterbetrieb hat der Verein Liebhabertheater Schloss Kochberg e.V. übernommen. Von Mai bis Oktober lädt das Theater an den Wochenenden zu Opern-, Theateraufführungen und Kammerkonzerten mit renommierten Künstlern in dem kleinen authentischen Theater der Goethezeit ein, wobei ein besonderes Augenmerk auf die historische Aufführungspraxis gelegt wird.

Literarische Bezüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Kochberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen 1853. Band 2, Großkochberg. Brückner und Renner, Meiningen 1853, S. 804 f. (google.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1904. In: GGT. "Der Gotha". 5. Auflage. Schönfeldt, I. Linie. Justus Perthes, Gotha 1903, S. 756 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  3. Wolfgang Ritschel: Familien-und Gutsarchiv Großkochberg, in: StA Rudolstadt. vgl. Peter Langhof und Jens Beger: Repertorien des Thüringschen Staatsarchivs Rudolstadt, Band 3, Rudolstadt 1997. In: Elke Richter, Alexander Rosenbaum (Hrsg.): Charlotte von Stein. Schriftstellerin, Freundin und Mentorin. Online-Ressource Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-053809-0, S. 54 (google.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  4. C. Herrlich: Rede bei der Feier des Ritterschlages der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem in der Ordenskirche zu Sonnenburg am 24. Juni 1892, gehalten vom Oberpfarrer und Superintendenten Kleinbeil. In: Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Wochenblatt der Johanniter-Ordens Balley Brandenburg. 33. Auflage. Nr. 26. Carl Heymanns Verlag. Druck Julius Sittenfeld, Berlin 29. Juni 1892, S. 157 (google.de [abgerufen am 24. März 2023]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1942. Teil A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. In: GGT. "Der Gotha" bis 1942. 92. Auflage. Stein, Stein zu Lausnitz, Stein zu Kochberg. Justus Perthes, Gotha 1941, S. 491 (d-nb.info [abgerufen am 24. März 2023]).
  6. Grit König: Das Juwel wird noch weiter aufpoliert. Schloss Kochberg für rund zwei Millionen Euro restauriert. Thüringische Landeszeitung, 28. März 2012. ZDB 42739-1.
  7. Eine Schlossgeschichte (in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung). DEFA-Stiftung, abgerufen am 30. Oktober 2022.

Koordinaten: 50° 46′ 35″ N, 11° 21′ 27″ O