Sebastian Balthasar von Hößlin

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Sebastian Andreas Balthasar von Hößlin, ca. 76-jährig (Gemälde von Johann Geyer, Ausschnitt, 1835)

Sebastian Andreas Balthasar von Hößlin (* 5. Oktober 1759 in Augsburg;[1]10. Januar 1845 ebenda) war Steingutfabrikant und zwischen 1806 und 1845 Stadtbaumeister der Stadt Augsburg. Unter seiner unmittelbaren Mitwirkung oder Einflussnahme entstanden bedeutende Neu- bzw. Umbauten in Augsburg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Hößlin war der Sohn des Reeders Balthasar Christoph von Hößlin, Konsul in Venedig, und dessen Frau Maria Magdalena Wagner, die mit 97 Jahren 1830 in Augsburg starb. Sein Neffe war der Bankier Julius von Hößlin.

Er wuchs in Venedig auf und kehrte als junger Mann in die Heimatstadt seiner Eltern nach Augsburg zurück. Im Jahr 1787 war er dort als Gerichtsassessor tätig und 1788 als Registrator des städtischen Archivs Augsburg. 1792 ehelichte er die 17-jährige Louise Charlotte Friederike Freiin von Schnurbein und 1793 wurde ihre erste Tochter Rosina Elisabeth Louise geboren. Das Paar hatte mindestens noch eine weitere Tochter Rosina Jacobina Louise (1794–1847).[1] In das Amt des Stadtbaupflegers wurde er 47-jährig im Jahr der Mediatisierung 1806 berufen und arbeitete bis zu seinem 73. Lebensjahr. Er hatte wesentlichen Einfluss auf das trotz umfangreicher Zerstörung im Zweiten Weltkrieg noch heute gültige Stadtbild.

In seiner Amtszeit wurden bedeutende Bauwerke errichtet bzw. umgebaut, u. a. Lazarett Augsburg 1810, Dompfarrhaus 1811, Evangelisches Waisenhaus am Unteren Graben 1811, Wertachbrücke nach Pfersee 1812/13, Stadtkanzleigebäude 1813, Stadthaus 1820, Ladenbau auf der Barfüsserbrücke 1826, St. Ursula-Kloster, St. Jakobs Pfründe, Klassizistischer Umbau der Fugger-Kapelle, Häusergruppe und Chor an der Kirche St. Anna 1830, Kath. Hl. Kreutz Kirche, St. Katharinen Kloster, Altes Polizeigebäude in der Philippine-Welser-Str., Barfüsser-Schule, Börse 1828/30, Kapelle auf dem ev. Friedhof zusammen mit Michael und August von Voit (renov. 1988), Kaufmannsladen gegen den Fischergraben.

Bei Aystetten gründete er 1807 eine Steingutfabrik, für die er 1808 eine Konzession erhielt, die zu den ältesten Industriebetrieben in Bayern gehörte und unter anderem Gebrauchskeramiken und Wasserrohre für die Trinkwasserversorgung herstellte.[2]

Hößlin leitete seinen Neffen Michael Voit, mit dem er (überliefert) gut zusammenarbeitete und in späten Jahren noch dessen Sohn August von Voit an, der später die Pläne für die Neue Pinakothek in München fertigte und Leiter der Obersten Baubehörde in München und damit Nachfolger von Leo von Klenze wurde.

Drei Jahre nach seiner Pensionierung entstand vom jungen Augsburger Maler Johann Geyer, vermutlich im Auftrag der Stadt Augsburg ein Porträt, das Sebastian Andreas im Alter von 76 Jahren zeigt. Öl auf Leinwand 108 × 90,5, signiert 1835, (im Privatbesitz und im Bestand der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg.)

Ein Eintrag am Herkulesbrunnen in Augsburg erinnert an die Schaffenskraft von Sebastian Andreas Baltasar von Hößlin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Arnold: Architektur des 19. Jahrhunderts in Augsburg. Zeichnungen vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Städtische Kunstsammlungen, Augsburg 1979, (Ausstellungskatalog: Städtische Kunstsammlungen, Augsburg, 10. März bis 27. Mai 1979).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Genealogisches Privatarchiv v. Hößlin,
  • Hartmut von Hößlin, Hösslin Daten aus 5 Jahrhunderten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Wolfgang Czysz: Steinguth-Fabrique Louisensruh. Archäologie einer Steinzeugmanufaktur des frühen 19. Jahrhunderts bei Aystetten in Bayerisch-Schwaben (= Neusässer Schriften. Band 7.) Kieser, Neusäß 1992, ISBN 3-8242-9970-4, S. 15–16.
  2. Wolfgang Czysz: Steinguth-Fabrique Louisensruh. Archäologie einer Steinzeugmanufaktur des frühen 19. Jahrhunderts bei Aystetten in Bayerisch-Schwaben. S. 21 ff.