Sex im Weltraum

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Als Sex im Weltraum (auch Sex im All) wird Geschlechtsverkehr in der Schwerelosigkeit des Weltraums bezeichnet. Bislang wurde von den Betreibern und Teilnehmern der bemannten Raumflüge über keinen Fall von Sex im Weltraum berichtet. Mehrere Raumfahrer und Raumfahrtfunktionäre stritten ab, dass es bereits zu Sex im All gekommen sein könnte.[1][2][3]

Möglichkeit von Sex im Weltraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theoretisch ist Sex im All nach Aussage des Kosmonauten Sergei Rjasanski „in vielen Positionen vorstellbar“.[3] Die schlechtere Durchblutung des Unterleibs in der Schwerelosigkeit kann bei Männern allerdings zu Erektionsproblemen führen.[4] In den ersten Tagen des Aufenthaltes im Weltraum ist nach Angaben von Ulrich Walter zudem die Libido stark eingeschränkt, da sich der Hormonhaushalt zunächst an die neue Umgebung anpassen müsse.[5]

Unabhängig davon sind sexuelle Aktivitäten auf Raumflügen bislang unerwünscht. Astronauten der NASA sind durch den Astronaut Code of Professional Responsibility zu einem ständigen „ehrenhaften“ Verhalten verpflichtet. Der Crew Code of Conduct der Internationalen Raumstation schreibt vor: „Kein Besatzungsmitglied der ISS soll durch sein oder ihr Verhalten zeigen, dass bestimmte Personen auf der Mission bevorzugt werden.“[6] Als das Ehepaar Mark Lee und Jan Davis im September 1992 an der Space-Shuttle-Mission STS-47 teilnahm, wurden die beiden Astronauten dementsprechend in zwei unterschiedlichen Arbeitsschichten eingesetzt, um die Möglichkeit eines sexuellen Kontakts auszuschließen.[2] Im Fall von sehr langfristigen Raumflügen gehen Wissenschaftler allerdings davon aus, dass Sex kaum vermeidbar wäre. Dies gelte beispielsweise für eine von der NASA für die 2030er Jahre vorgeschlagene Mission zum Mars (ohne Landung auf dem Planeten), bei der die Besatzung etwa 30 Monate in einem Raumschiff im All verbringen würde.[7] Als wünschenswerter Effekt könnte die Ausübung von Sex nach Expertenmeinung anregend wirken und die Ausgeglichenheit im Alltag bei Langzeitmissionen fördern.[8]

Nicht stattgefundene Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufsehen erregte im Jahr 2000 ein Bericht des Wissenschaftsautors Pierre Kohler in dessen Buch La Dernière Mission,[9] unter anderem berichtete der Guardian dazu. Hier wurde auf ein angebliches NASA-Dokument (Nr. 12-571-3570) verwiesen, das am 28. November 1989 in der Usenet-Gruppe alt.sex veröffentlicht worden war[10] und dem zufolge geplant war, dass ein verheiratetes Astronautenpaar während der Space-Shuttle-Mission STS-75 verschiedene Sexstellungen testet. Derselbe Text kursierte auch unter der angeblichen NASA-Dokumentennummer 14-307-1792.[11][12] Die Mission STS-75 fand dann im Februar 1996 mit einer rein männlichen Besatzung statt. Der Guardian stellte schließlich in den Jahren 2007 und 2010 klar, dass es sich bei dem „NASA-Bericht“ um einen Hoax handelte.[13] Im März 2010 bezeichnete der NASA-Pressesprecher Brian Welch das Dokument als allgemein bekannte urban legend.[14]

Im Jahr 2015 versuchte die Internet-Plattform PornHub, einen Pornodreh in einer Erdumlaufbahn mittels Crowdfunding zu finanzieren. Es kamen jedoch nur 7 % der angestrebten 3,4 Millionen US-Dollar zusammen.[15]

Öffentliche Wahrnehmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frage nach sexueller Aktivität im Weltraum wird immer wieder in der Öffentlichkeit thematisiert. Der Schriftsteller Frank Schätzing spekuliert regelmäßig humorvoll bei seinen Auftritten darüber.[16] Joachim Fuchsberger plauderte bereits 1985 vor seinem Fernsehpublikum zum Sex in der Schwerelosigkeit.[17] Bereits 1977 äußerte der Physiker und Science-Fiction-Schriftsteller Arthur C. Clarke die Ansicht, dass die Schwerelosigkeit zu „neuen Formen der Erotik“ führen werde.[18]

Der Milliardär Richard Branson, der mit seinen Raumschiffen Virgin Galactic und SpaceShipTwo touristische Weltraumflüge anbieten will, verspricht sich von diesen Flügen auch eine sexuelle Pioniertat: „Wer wird wohl als erstes Paar Sex im Weltraum haben? Schwereloser Sex, das wäre doch was.“[19]

In der deutschsprachigen Ausgabe von History Channel widmete sich eine Episode der TV-Dokumentationsreihe Geheimnisse des Universums vom Jahr 2009 der Fortpflanzung im All (Staffel 3, Folge 4).[20]

Verschiedene Spielfilme wie zum Beispiel Barbarella, Moonraker, Moving Violations, Supernova, Cube 2: Hypercube und Alien griffen das Thema auf.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert A. Freitas Jr.: Sex in Space. In: Sexology Today. 48 (April 1983), S. 58–64. (Online: Preprint mit einer Liste von Veröffentlichungen über Sex im Weltall aus den Jahren 1973–2010) (englisch)
  • Sex in Space, in: Star Observer, Ausgabe 8–9/2000, SRO-Verlag, Purkersdorf 2000, ISSN 1605-4601.
  • Building The Spatial Village, The New York Times am 9. September 2003, Buchbesprechung: Bettyann Holtzmann Kevles, Almost Heaven: The Story of Women in Space, Basic Books, New York, 2003

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. V. S. Import: Doch kein Sex im Weltraum. 2. Juni 2001, abgerufen am 23. Februar 2023 (deutsch).
  2. a b Ulrich Walter: Sex in Space – Typisch Amerikaner (Memento vom 15. September 2013 im Internet Archive). N24, 11. September 2013.
  3. a b Simone Schlindwein: Sex in der Raumstation: Können Männer im Weltall? In: Der Spiegel. 8. Dezember 2007, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Februar 2023]).
  4. Harald Lesch: Bad Vibrations - Sex im Weltraum. In: Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch: Unerhört wissenschaftliche Erklärungen. Knaus, München 2010, ISBN 978-3-8135-0382-1
  5. Olaf Stampf: »Libido stark eingeschränkt«. In: Der Spiegel. 29. Juni 1997, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Februar 2023]).
  6. Originalzitat: “No ISS Crew Member shall, by his or her conduct, act in a manner which results in or creates the appearance of: 1) giving undue preferential treatment to any person or entity in the performance of ISS activities;…” In: Code of Conduct for the International Space Station Crew (Memento vom 3. Juni 2014 im Internet Archive). S. 5.
  7. Out-of-this-world sex could jeopardise missions. Abgerufen am 23. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. History Channel to air special on 'sex in space' - Short Sharp Science - New Scientist. 20. Januar 2009, abgerufen am 23. Februar 2023.
  9. Pierre Kohler, La Dernière Mission. ISBN 2-7021-3080-1, Calmann-Levy, 2000 (französisch).
  10. Sex in Space. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  11. David Mikkelson: Oliver Tryst. 25. Februar 2000, abgerufen am 23. Februar 2023 (englisch).
  12. Jon Henley: Astronauts test sex in space - but did the earth move? In: The Guardian. 24. Februar 2000, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 23. Februar 2023]).
  13. Jon Henley: Sex in space. Or not. In: The Guardian. 6. Dezember 2007, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 23. Februar 2023]).
  14. David Schmader: Last Days. Abgerufen am 23. Februar 2023 (englisch).
  15. Sexploration: Pornhub-Space-Programm gescheitert - Kein Sex im Weltraum. 10. August 2015, abgerufen am 23. Februar 2023.
  16. HCS Content GmbH: Kunst und Kultur: Sex im Weltraum ist möglich - Frankenpost. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  17. Der Stern, Jahrgang 38, Ausgabe 46–52, 1985.
  18. Originalzitat: “Weightlessness will bring new forms of erotica” bei: T. A. Heppenheimer, Colonies in Space, Chapter 11: What’s to Do on Saturday Night? (Memento vom 10. Oktober 2017 im Internet Archive), 1977 auf der Website der National Space Society (englisch)
  19. Winklevoss-Zwillinge kaufen mit Bitcoin Weltallflug • NEWS.AT. 10. März 2014, abgerufen am 23. Februar 2023.
  20. History erkundet die Geheimnisse des Universums (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), Pressemitteilung auf der Website von Universal Networks, 28. April 2009.