Siedlinghauser Kreis

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Der Siedlinghauser Kreis wurde vom Landarzt Franz Schranz (* 1894 in Bad Wurzach; † 1961 in Siedlinghausen), der 1921 in das kleine Dorf Siedlinghausen bei Winterberg zog, initiiert. Dabei handelte es sich um eine Art Privatzirkel, der einen gewissen Einfluss auf die gesellschaftswissenschaftliche Diskussion in ganz Deutschland hatte. Der Freundeskreis traf sich in Siedlinghausen zum Zwecke wissenschaftlicher, politischer und künstlerischer Konversation ohne feste Regeln oder Terminabsprachen.

Die maßgeblich vom Staatsrechtler Carl Schmitt beeinflusste Strömung begrüßte 1933 mehrheitlich den Untergang der Weimarer Republik und setzte die Hoffnung auf einen autoritär geführten christlichen Staat. Mit fortschreitender Dauer der Diktatur nahmen auch die Spannungen in dem Kreis untereinander zu, wobei sich auf politischem Terrain tiefe Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern des Regimes auftaten. In der Zeit von 1939 bis 1945 wurde es etwas ruhiger im Hause Schranz. Nach Kriegsende lebte der Freundeskreis wieder auf. Weitere illustre Freunde trafen sich erstmals in Siedlinghausen. Erst 1961, mit dem Tod von Franz Schranz, löste sich der Kreis auf.

Schranz lernte im Frühjahr 1931 über den Theologieprofessor Paul Simon, ein Verwandter des Siedlinghauser Künstlers Eugen Senge-Platten, den in Berlin lehrenden Staatsrechtler Carl Schmitt kennen. Wenig später folgte Schmitt erstmals einer Einladung nach Siedlinghausen.[1] Dort begann eine Freundschaft, die lebenslang Bestand hatte. Über Schmitt kam der Kontakt zum Dichter Konrad Weiß zustande.

Zu dem Freundeskreis des Franz Schranz gehörten bekannte Juristen, Maler, Musiker, Schriftsteller, Philosophen und Kommunalpolitiker. Von 1933 bis 1961 trafen sich in Siedlinghausen im Hause Schranz und dem Atelier Eugen Senge-Platten unter anderem Carl Schmitt, Albert Mirgeler, Ernst Jünger, Friedrich Georg Jünger, Josef Pieper, Karl Caspar, Maria Caspar-Filser, Armin Mohler, Fritz Neumeyer, Ernst Niekisch, Jost Trier, August Wenzinger, Friedhelm Kemp, Konrad Weiß und Franz Hengsbach.

Den literarisch interessierten Kunstförderer Schranz, der selbst als Schriftsteller tätig war, verband eine enge Freundschaft mit Konrad Weiß und seinem Nachbarn Eugen Senge-Platten. Beide unterstützte er auch finanziell. Die Freunde unternahmen mehrfach gemeinsame kulturelle Fahrten. Die Erlebnisse der Reisen wurden in Konrad Weiß’ Reisebuch Deutschlands Morgenspiegel veröffentlicht.

Am 17. September 2011 wurde auf dem Friedhof in Siedlinghausen die Gedenkstätte Siedlinghauser Kreis eingeweiht.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Jakob: Die illustren Freunde des Dr. Schranz. In: Westfalenspiegel. Heft 1, 2005. (westfalenspiegel.de (Memento vom 10. März 2018 im Internet Archive), PDF-Datei; 181 kB)
  2. Franz Mickus: Ein Ort der Erinnerung für den "Siedlinghauser Kreis". In: Sauerland. Nr. 3, 2011, S. 188–190.