Siegfried von Vegesack

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2016 um 20:43 Uhr durch Schmeissnerro (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Siegfried von Vegesack (* 8. Märzjul. / 20. März 1888greg. auf dem Gut Blumbergshof bei Wolmar, Livland; † 26. Januar 1974 auf Burg Weißenstein, Regen) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer.

Das Fressende Haus

Leben

Siegfried von Vegesack wuchs im Baltikum als neuntes Kind des Ordnungsrichters Otto Gotthard von Vegesack und seiner Frau Janet Constance Clementine von Campenhausen auf.[1] Von 1901 bis 1907 besuchte er das Stadtgymnasium in Riga. Als Angehöriger der Corporation Livonia studierte er von 1907 bis 1912 Geschichte in Dorpat, von 1912 bis 1914 in Heidelberg, Berlin und München und arbeitete nebenbei als Journalist. Später betätigte er sich als Schriftsteller und Übersetzer. Einen Namen als Dichter machte er sich mit Die baltische Tragödie.

In München lernte er Clara Nordström kennen, die er 1915 in Stockholm heiratete. 1916 bekam er Arbeit in der Pressestelle des Auswärtigen Amts in Berlin, zog jedoch 1917 aus gesundheitlichen Gründen mit seiner Familie nach Bayern. 1918 fand die Familie Vegesack in einem verlassenen Wirtschaftsgebäude der Burgruine Weißenstein ein neues Zuhause. Diesen Turm benannte er später wegen der für die Renovierung notwendigen finanziellen Mittel „Fressendes Haus“ und veröffentlichte auch ein Buch mit gleichem Namen. 1929 verpachtete die Familie den Wohnturm und zog in das Tessin um.

1933 wurde Vegesack in Schutzhaft genommen, weil er eine Hakenkreuzfahne von der Burgruine entfernt hatte. Daraufhin emigrierte Vegesack nach Schweden, verbrachte die Jahre 1936 bis 1938 in Südamerika, reiste aber auch nach Jugoslawien sowie in das Baltikum und kehrte danach nach Deutschland zurück. 1935 war die Ehe mit Clara Nordström geschieden worden, worauf er 1940 Gabriele Ebermayer (1903–1972) ehelichte, mit der er einen Sohn (Christoph) hatte. In den Kriegsjahren 1941 bis 1944 stand er als Dolmetscher der Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion im Einsatz.

Totenbrett über dem Grab

Seit 1956 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Auf eigenen Wunsch wurde Siegfried von Vegesack mit seinen Hunden in einem Waldstück in der Nähe des „Fressenden Hauses“ beerdigt. An dieser Stelle befindet sich noch heute sein Grab und ein Totenbrett.

Nach dem Schriftsteller wurde 1999 die Regener Siegfried-von-Vegesack-Realschule benannt.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Romane, Erzählungen, Reiseschilderungen, Autobiographisches (Auswahl)

  • Die kleine Welt vom Turm gesehn. Verse, 1925
  • Liebe am laufenden Band. Roman, 1929
  • Das fressende Haus. Roman, 1932
  • Blumbergshof. Geschichte einer Kindheit, 1933 (Teil 1 der Baltischen Tragödie)
  • Herren ohne Heer. Roman, 1934 (Teil 2 der Baltischen Tragödie)
  • Totentanz in Livland. Roman, 1935 (Teil 3 der Baltischen Tragödie)
  • Die baltische Tragödie. Roman-Trilogie, 1935
  • Meerfeuer. Ein Sommer auf Rönnö. Roman, 1936
  • Spitzpudeldachs. Tiergeschichten aus dem Bayerischen Wald, 1936
  • Unter fremden Sternen. Eine Reise nach Südamerika, 1938
  • Das Kritzelbuch. Geschichten und Gedichte, 1939
  • Aufruhr in der Quebrada. Eine Erzählung aus Argentinien, 1940
  • Eine dunkle Geschichte. Eine Erzählung aus Paraguay, 1941
  • Die gestohlene Seele. Eine Erzählung aus Chile, 1942
  • Das Dorf am Pfahl. Eine Erzählung aus dem Bayerischen Wald, 1942
  • Der Lebensstrom. Gedichte, 1943
  • Soldaten hinterm Pflug. Ein Erlebnisbericht aus dem Osten, 1944
  • Die kleine Hausapotheke. Geschichten und Gedichte, 1944
  • Das ewige Gericht. Eine Dichtung, 1947
  • Der Pfarrer im Urwald. Eine Erzählung aus Brasilien, 1947
  • Das Weltgericht von Pisa. Eine Legende von der Macht des Bösen, der Schwäche und Schuld des Menschen und der allerbarmenden Liebe des Herrn, 1947
  • Zwischen Staub und Sternen. Erzählungen aus Südamerika, 1947
  • Herr Bo fährt um die Welt. Ein Kinderbuch, 1948
  • In dem Lande der Pygmäen, 1953
  • Der letzte Akt (Fortsetzung der Baltischen Tragödie), 1957
  • Der Pastoratshase. Altlivländische Idyllen, 1957
  • Vorfahren und Nachkommen. Aufzeichnungen aus einer altlivländischen Brieflade 1669-1887, 1960
  • Südamerikanisches Mosaik. Reisenotizen aus Brasilien, Argentinien, Paraguay, Chile und Peru, 1962
  • Mein Bekenntnis. [Ein Rechenschaftsbericht über die Jahre 1933-1945], 1963
  • Als Dolmetscher im Osten. Ein Erlebnisbericht aus den Jahren 1942-1943, 1965
  • Jaschka und Janne. Erzählungen (enthält: Die Hochzeit auf Zarnikau, Jaschka und Janne, Das Kind im Altersheim), 1965
  • Der Waldprophet. Geschichten aus dem Bayerischen Wald, 1967
  • Die Überfahrt. Roman, 1967

Übersetzungen

Literatur

  • Franz Baumer: Siegfried von Vegesack. Heimat im Grenzenlosen. Eine Lebensbeschreibung. Salzer, Heilbronn 1974. ISBN 3-9736-0191-9
  • Festschrift zum 80. Geburtstag unseres Autors Siegfried von Vegesack. Langen Müller, Heilbronn 1968.
  • Marianne Hagengruber, Förderverein Weißensteiner Burgkasten „Rettet das Fressende Haus“ (Hg.): Zu Gast im Turm. Siegfried von Vegesack zum 100. Geburtstag. Morsak, Grafenau 1988. ISBN 3-87553-306-2.
  • Armin von Ungern-Sternberg: Ankunft in der Bundesrepublik. Archäologie und Dekonstruktion des kulturellen Erbes: Siegfried von Vegesack. In: Gert von Pistohlkors, Matthias Weber: Staatliche Einheit und nationale Vielfalt im Baltikum. Festschrift für Prof. Dr. Michael Garleff zum 65. Geburtstag. (= Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Bd. 26). Oldenbourg, München 2005. ISBN 3-486-57819-7. S. 115-151.
  • Siegfried Vegesack: Die Baltische Tragödie (Romantrilogie). Verlag V. F. Sammler, Graz 2004. ISBN 978-3-85365-207-7.

Fußnoten

  1. Eintrag Siegfried von Vegesack in: Astaf von Transehe-Roseneck: Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften. Teil 1: Livland. Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke, Görlitz 1929. S. 216.

Weblinks