Siegsdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Siegsdorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Siegsdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 49′ N, 12° 39′ OKoordinaten: 47° 49′ N, 12° 39′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Traunstein
Höhe: 615 m ü. NHN
Fläche: 57 km2
Einwohner: 8543 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 150 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83313
Vorwahl: 08662
Kfz-Kennzeichen: TS, LF
Gemeindeschlüssel: 09 1 89 145
Gemeindegliederung: 98 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 1
83313 Siegsdorf
Website: www.siegsdorf.de
Erster Bürgermeister: Thomas Kamm (UW)
Lage der Gemeinde Siegsdorf im Landkreis Traunstein
KarteChiemseeLandkreis Berchtesgadener LandLandkreis RosenheimLandkreis AltöttingLandkreis Mühldorf am InnWaginger SeeWonnebergWaging am SeeVachendorfUnterwössenÜbersee (Chiemgau)TrostbergTraunsteinTraunreutTittmoningTaching am SeeTachertingSurbergStaudach-EgerndachSiegsdorfSeeon-SeebruckSchnaitseeSchlechingRuhpoldingReit im WinklPittenhartPetting (Gemeinde)PallingObingNußdorf (Chiemgau)MarquartsteinKirchanschöringKienberg (Oberbayern)InzellGrassauGrabenstättFridolfingEngelsbergChiemingBergen (Chiemgau)Altenmarkt an der AlzÖsterreichÖsterreichÖsterreich
Karte

Siegsdorf (im bair. Dialekt: „Siagsdorf“) ist eine Gemeinde und ein Pfarrdorf im Landkreis Traunstein in Oberbayern. 1934 wurde der Gemeindename Obersiegsdorf gleichzeitig mit der Eingemeindung von Untersiegsdorf amtlich in Siegsdorf geändert.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegsdorf ist Sitz einer politischen Gemeinde und einer römisch-katholischen Pfarrei (frühere Wallfahrt zum geneigten Haupt). Nächste größere Stadt ist Salzburg, ca. 25 km östlich entfernt. Nahe Siegsdorf vereinigen sich der ‚Rote‘ und der ‚Weiße‘ Arm zur Traun, die weiter über Traunstein und Altenmarkt fließt und in die Alz mündet.

Im Süden befinden sich die Ausläufer der Voralpen – hier des Hochfelln. Den höchsten Punkt der Gemeinde bildet der Zinnkopf mit 1227 m ü. NHN.

Größere Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegsdorf (Hauptort und heutiger Verwaltungssitz der Gemeinde Siegsdorf)
  • Eisenärzt (zweitgrößter Ort und ehemaliger Verwaltungssitz der Gemeinde Eisenärzt)
  • Hammer (drittgrößter Ort und ehemaliger Verwaltungssitz der Gemeinde Hammer)
  • Vogling (viertgrößter Ort und ehemaliger Verwaltungssitz der Gemeinde Vogling)

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt 98 Gemeindeteile:[2]

Es gibt die Gemarkungen Eisenärzt, Hammer, Haslach (Gemarkungsteil 0), Hochberg (GT 0), Obersiegsdorf, Untersiegsdorf und Vogling.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegsdorf um 1900

Bis zum 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegsdorf wird um 1120 erstmals schriftlich genannt. Im Mittelalter spielte Eisenerzbergbau, insbesondere in den heutigen Gemeindeteilen Eisenärzt und Hammer, eine wichtige Rolle. Durch das Gemeindegebiet verlief ein Salzsäumerweg von Reichenhall nach Traunstein, der erst um 1590 zur Salzstraße ausgebaut wurde. Seit 1618 führte die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein und ab 1809 nach Rosenheim entlang der Roten Traun über Hammer (Brunnhaus) und Siegsdorf (Brunnhaus). Die spätgotische Pfarrkirche „Maria Empfängnis“ wurde 1779 barockisiert und mit einem großflächigen Deckengemälde des Trostberger Malers Franz Soll versehen.

Durch das Gemeindeedikt von 1818 wurden die Gemeinden Obersiegsdorf und Untersiegsdorf gebildet. 1896 wird Siegsdorf an die Eisenbahn angeschlossen.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 17. August 1936 reicht der erste Bauabschnitt der Reichsautobahn (Strecke 47) von München bis Siegsdorf.

Am 1. April 1934 wurde der Gemeindename Obersiegsdorf gleichzeitig mit der Eingemeindung von Untersiegsdorf amtlich in Siegsdorf geändert.[4]

Siegsdorfer Mammut

Am 11. Oktober 1975 entdeckte und barg der damals 16-jährige Schüler Bernard Raymond von Bredow in einem Bachbett bei Siegsdorf (im Gemeindeteil Höpfling) eines der größten Mammutskelette der Welt. In die Schlagzeilen geriet Siegsdorf 1985, als Bredow seinen Mammutfund mit dem Filmemacher Ulli Weißbach veröffentlichte. Der Fund war Anlass, in Siegsdorf 1991 das Mammutheum und 1995 das Südostbayerische Naturkunde- und Mammut-Museum zu errichten.

Eingemeindungen durch die Gebietsreform in Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Eisenärzt eingegliedert. Am 1. Juli 1972 kamen Vogling sowie der südliche Teil der aufgelösten Gemeinde Hochberg hinzu.[4] Am 1. Mai 1978 fand die Gemeindegebietsreform ihren Abschluss durch den freiwilligen Anschluss der Gemeinde Hammer und des südöstlichen Teils der Gemeinde Haslach.[5]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 7277 auf 8355 um 1078 Einwohner bzw. um 14,8 %.

Jahr 1840 1900 1925 1939 1950 1961 1970 1987 2011 2016
Einwohner 2233 2835 3354 4057 6140 5648 6020 7219 8099 8382

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat und Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinderatswahlen 2014 führten zu folgenden Ergebnissen:

Jahr Partei/Liste CSU SPD GRÜNE UWG* Gesamt
2020[6] Sitze 7 3 3 7 20
2014[7] Stimmenanteil 32,6 % 13,1 % 18,5 % 35,8 % 100 %
Sitze 7 2 4 7 20
* 
Unabhängige Wählergemeinschaft

Zum Ersten Bürgermeister wurde ab 1. Mai 2008 Thomas Kamm (UWG) gewählt. Er wurde am 16. März 2014 und am 15. März 2020 (78,37 %) wieder gewählt.[8]

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnergemeinden sind Pfunders in Südtirol (Italien), Venusberg im Erzgebirge im deutschen Bundesland Sachsen und Daone im Trentino (Italien).[9]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Geteilt durch den Umriss eines Zweibergs von Blau und Silber; oben eine flache silberne Schale mit Fuß, unten gekreuzt ein blauer Schmiedehammer und ein blaues Griesbeil.“[10]

Wappenführung seit 1963

Wappen der Gemeinden, die im Zuge der Gebietsreform in Bayern eingegliedert wurden:

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallfahrtskirche Maria Eck

Es gibt 18 Baudenkmäler in der Gemeinde.

Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegsdorf liegt direkt an der A 8 von München nach Salzburg und kann über die Ausfahrten Siegsdorf-West (AS 111) oder Traunstein/Siegsdorf-Ost (AS 112) angefahren werden. Östlich des Hauptortes verläuft die Bundesstraße 306 (Traunstein ↔ Inzell). Außerdem liegt Siegsdorf an der Bahnstrecke Traunstein–Ruhpolding.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde lebt von Kleingewerbe und Handwerk, mittleren Industriebetrieben sowie teilweise vom Fremdenverkehr und von der Landwirtschaft. Das Anlagenbauunternehmen Brückner Group hat seit 1960 einen Standort in Siegsdorf. Über die Region hinaus bekannt sind die beiden Mineralwasserbrunnen Adelholzener Alpenquellen und Siegsdorfer Petrusquelle.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegsdorf besitzt die Volksschule Siegsdorf, untergliedert in Grund- und Mittelschule mit insgesamt ca. 500 Schülern in 21 Klassen und 33 Lehrkräften. Eine Pfarr- und Gemeindebücherei befindet sich im Gebäude der Gemeindeverwaltung. Außerdem gibt es eine Außenstelle der VHS Traunstein.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alois Irlmaier (1894–1959), Hellseher, Endzeit-Visionär, u. a. Vision des Dritten Weltkriegs bzw. Apokalypse
  • Matthias Engelsberger (1925–2005), Politiker (CSU); gehörte von 1969 bis 1990 dem Deutschen Bundestag an
  • Peter Angerer (* 1959), ehemaliger Biathlet
  • Bernard von Bredow (1959–2021), Weltreisender und Urzeitforscher; Entdecker des Siegsdorfer Mammutskeletts
  • Christian Gerhartsreiter (* 1961), ein in den USA wegen Mordes inhaftierter deutscher Hochstapler, der als Clark Rockefeller bekannt wurde
  • Markus Eisenbichler (* 1991), Skispringer

Persönlichkeiten mit Verbindungen zur Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred Kliegl (1877–1953), Professor für pharmazeutische Chemie in Tübingen, besaß ein Haus in Siegsdorf (Villa Trauneck) und starb dort.
  • Ernst von Salomon (1902–1972), Schriftsteller, erlebte 1945 das Kriegsende in Siegsdorf und berichtete davon in seinem Buch Der Fragebogen.
  • Marianne Hoppe (1909–2002), Schauspielerin, verbrachte hier ihre letzten Jahre und starb hier.
  • Jimmy Carl Black (1938–2008), US-amerikanischer Schlagzeuger, lebte seit den 1990er Jahren hier und verstarb auch hier.
  • Sepp Ferstl (* 1954), ehemaliger deutscher Skirennläufer, lebt hier.

Wissenswertes über Gemeindeteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorauf ist eine Feriensiedlung, die Anfang der 1970er Jahre entstand. Typisch ist die „Vogelhaus“-Architektur vieler Gebäude, von denen die meisten in Südhanglage gebaut wurden.

Das Ferienparkgebiet selbst besteht aus den drei Teilen, nämlich Feichten, Mosen und dem eigentlichen Vorauf. Im Ferienpark gibt es die für Urlauber typischen Einrichtungen, wie eine Minigolfanlage, ein Speiserestaurant, ein kleines Hallenbad und eine Sauna. Letztere wird gerade im Winter auch von Bewohnern der Region genutzt. Des Weiteren gibt es ein Gestüt, wo Pferde gemietet werden können. Der alte Reitstall ist 2006 am gleichen Tag unter der Last der Schneemassen zusammengebrochen wie die Eissporthalle im 30 km entfernten Bad Reichenhall.

Im Gebiet Vorauf leben nur 200 Personen, aber es gibt bis zu 500 Ferienhäuser unterschiedlicher Größe. Der Haustyp (z. B. „Typ Salzburg“) wird immer nach einer Stadt benannt. Nach Abnahme des Massentourismus in der Region kommt es jedoch in den letzten Jahren vermehrt zu Grundstücks- oder Hausverkäufen, dadurch gibt es nicht mehr dieselbe Palette der Versorgung wie vor 20 Jahren. Beispielsweise existiert der Dorfladen, der über 30 Jahre lang Gäste mit Lebensmitteln versorgt hat, nicht mehr. Stattdessen muss nach Wernleiten, Siegsdorf, Traunstein oder nach Neukirchen a. Teisenberg zum Lebensmitteleinkauf gefahren werden. Zudem leidet der Ferienpark unter der demographischen Entwicklung, weil die erste Generation der Ferienpark-Eigentümer zum Teil nicht mehr lebt und die nachfolgenden Generationen die Häuser oftmals veräußern müssen. Das birgt eine Gefahr, weil Immobilienspekulanten und unterschiedliche Ferienhäuseranbieter um die frei werdenden bzw. frei gewordenen Häuser sowohl um Käufer als auch um Mieter ringen.

Problematisch für den Ferienpark ist auch die ungeklärte Wohnsituation. Manche Leute leben lange Zeit ihres Lebens in dem Ferienpark und sind als „Alteingesessene“ offiziell Einwohner des Ferienparks und damit der Gemeinde. Neu hinzugezogene oder Feriengäste dürfen hingegen die Wohnungen nur zum Zwecke des Urlaubes, nicht aber als Dauerwohnstätte nutzen.

Der Ferienpark wird mehrheitlich von Gästen aus dem (ober)bayerischen Raum genutzt, da viele der Hausbesitzer aus diesem Raum stammen und sie an Freunde, Verwandte oder Touristen vermieten. Ebenfalls kommen Gäste aus dem In- und Ausland.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meinrad Schroll: Gemeinde und Pfarrei Siegsdorf. Eine Heimatgeschichte. Drei Bände. Gemeinde Siegsdorf 2012–2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siegsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Siegsdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 1. Dezember 2021.
  3. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.
  4. a b Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 581.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 593.
  6. Gemeinde Siegsdorf – Wahlergebnisse. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  7. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 22. Mai 2017
  8. Gemeinde Siegsdorf: Gemeinderat 2020-2026. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  9. Website Siegsdorf, abgerufen am 22. Mai 2017
  10. Eintrag zum Wappen von Siegsdorf in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte