Sievern

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Sievern
Stadt Geestland
Wappen von Sievern
Koordinaten: 53° 39′ N, 8° 36′ OKoordinaten: 53° 38′ 49″ N, 8° 36′ 8″ O
Höhe: 3 m ü. NHN
Fläche: 16,31 km²[1]
Einwohner: 1700 (21. Nov. 2023)
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Eingemeindet nach: Langen
Postleitzahl: 27607
Vorwahl: 04743
Sievern (Niedersachsen)
Sievern (Niedersachsen)

Lage von Sievern in Niedersachsen

Sievern in der Stadt Geestland
Sievern in der Stadt Geestland
Blick aus der Luft über den Sieverner See hinweg auf Sievern

Sievern (niederdeutsch Sievern) ist eine Ortschaft in der Stadt Geestland im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das an der Landesstraße 135 gelegene Dorf liegt nördlich vom Stadtteil Langen.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mulsum
(Gemeinde Wurster Nordseeküste)
Holßel Neuenwalde
Wremen
(Gemeinde Wurster Nordseeküste)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Hymendorf
Langen Debstedt

(Quelle:[2])

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Sievern lässt sich eine frühere Besiedlung der Gegend seit ungefähr 3000 vor Chr. nachweisen.[3]

Funde, darunter vier Goldhorte (Goldbrakteaten), und eine für den norddeutsch-südskandinavischen Raum einzigartige Konzentration befestigter Siedlungen aus der späten Vorrömischen Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit sowie des frühen Mittelalters zeigen, dass im Raum Sievern während des 1. Jahrtausends n. Chr. ein Zentrum bestanden hat, das den politischen, wirtschaftlichen und kultischen Mittelpunkt für das Elbe-Weser-Dreiecks darstellte. Sievern weist deutlich Parallelen zu den in den vergangenen Jahrzehnten in Südskandinavien erforschten Zentralplätzen oder Reichtumszentren wie Gudme (DK), Sorte Muld (DK) und Uppåkra (S) (neuerdings auch Füsing an der Schlei) auf.

Geschichte bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sievern wurde 1139 erstmals in einer Urkunde des Bremer Erzbischofs Adalbero erwähnt.

Sievern im Kirchspiel Debstedt gehörte früher zur Börde Debstedt und um 1768 bis 1852 zum Amt Bederkesa. 1840 bekam das Dorf den Status einer Landgemeinde. Die Zugehörigkeit der Gemeinde änderte sich später zum Amt Lehe (1852–1885), Kreis Lehe (1885–1932), Landkreis Wesermünde (1932–1977) beziehungsweise Landkreis Cuxhaven. Das Dorf Sievern brannte 1857 fast vollständig ab. Der Wiederaufbau geschah planmäßig entlang der Straßen Schlipp und der Lange Straße mit giebelständigen Backsteinbauten.

1942 fand ein Bauer beim Torfstechen nahe der Heidenschanze zwölf Goldbrakteaten aus dem späten 5. und frühen 6. Jahrhundert.

Das Dorf mit dem Wochenendgebiet Sieverner See, den Attraktionen am Vorgeschichtswanderweg und der Lage am Alten Postweg ist auch ein Ferienort.

Seit 2003 wird der Ort über das VBN-Sammeltaxi angebunden.[4]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sievern schloss sich der Samtgemeinde Langen von 1971 bis 1974 als Mitgliedsgemeinde an.[5]

Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen vom 1. März 1974 gehörte Sievern zur Gemeinde Langen.[6]

Am 1. Januar 2015 wurde Langen in die Stadt Geestland eingegliedert.[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1973 2017 2023
Einwohner 625 681 703 746 1136 943 982 1631 ¹ 1700
Quelle [8] [9] [9] [9] [10] [10] [1]

¹ laut Infobox

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsrat von Sievern setzt sich aus sieben Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Aus den Ergebnissen der vergangenen Ortsratswahlen ergaben sich folgende Sitzverteilungen:

Wahljahr SL CDU BFG SPD Einzel Gesamt
2021[11] 7 7 Sitze
2016[12] 1 3 1 2 7 Sitze
__________________________
SL: Sieverner Liste
BFG: Bürgerfraktion – WG Stadt Geestland

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsbürgermeister von Sievern ist Reiner Feldmann (CDU). Sein Stellvertreter ist Frank Kunkel (Bürgerfraktion, WG in Geestland).[12]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entwurf des Kommunalwappens von Sievern stammt von dem Heraldiker und Wappenmaler Albert de Badrihaye, der zahlreiche Wappen im Landkreis Cuxhaven erschaffen hat.[13]

Wappen von Sievern
Wappen von Sievern
Blasonierung: „In Grün über erniedertem silbernem Wellenbalken ein gestürztes silbernes Schwert in fränkischer Form mit goldenem Griff, beseitet von je einer schräggestellten goldener Ähre.“[13]
Wappenbegründung: Der Wellenbalken deutet auf die Aue. Ein fränkisches Schwert ist in Sievern gefunden worden und soll auf die Pipinsburg hinweisen. Die Ähren sind Sinnbilder der Landwirtschaft, des Haupterwerbszweiges der Gemeinde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bülzenbett bei Sievern, Großsteingrab der Trichterbecherkultur

Baudenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturdenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pipinsburg erhebt sich am Sieverner Auetal als ein mächtiger Rundwall. Diese Burg ist während des Normanneneinfalls entstanden.[14] Das genaue Alter ist unbekannt. In der Nähe befinden sich mit Bülzenbett und Heidenschanze bei Sievern (Grabhügel) weitere Kultstätten.

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das John-Wagener-Haus, Lange Straße 11, befindet sich im Privatbesitz.

Sportvereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der TSV Sievern von 1911 e. V. bietet an: Yoga, Badminton, Fußball, Turnen/Bokwa/Zumba, Schwimmen und Tischtennis. Die 1. Herren-Fußballmannschaft war bis 2002 in der Niedersachsenliga vertreten, der höchsten Spielklasse in Niedersachsen. Im Jugendfußball gibt es eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Holßel und dem TSV Neuenwalde. In jeder Altersklasse existiert mindestens eine Mannschaft.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John-Andreas Wagener, auch John Wagener (1816–1876), Amerika-Auswanderer, General der Konföderierten Staaten von Amerika, ab 1871 Bürgermeister von Charleston (South Carolina), er verhalf deutschen Einwanderern in Charleston durch erschaffen zahlreicher Vereine, der Herausgabe einer deutschen Zeitung, durch den Bau einer deutschen Kirche mit Schule und durch den Erwerb von fruchtbaren Farmlandes sich zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen, nach ihm wurde 1994 das neue Heimatmuseum John-Wagener-Haus benannt[15]
  • Wilhelm F. Huck, auch William Huck (1899–1983), Amerika-Auswanderer, Schiffbauer, Vize-Präsident für Maschinenbau in den USA,[15] er wurde auf dem Sieverner Friedhof beigesetzt[16]

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Jakob Hoops (1840–1916), Bremer Pädagoge, mit nur 14 Jahren war er Gehilfslehrer in Sievern
  • Hans Gummel (1891–1962), Prähistoriker und Museumsleiter, der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit lag in der Geschichte der Altertumsforschung, er publizierte unter anderem zu den Goldbrakteaten von Sievern
  • Friedrich Huck (* 1936), Elektrotechniker, NASA-Mitarbeiter, er war u. a. für potenzielle Apollo-Landungsstellen auf dem Mond verantwortlich, er wuchs in Sievern auf[15]

Sagen und Legenden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Hexe von Sievern

Literatur zur Frühgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Hauck: Goldbrakteaten aus Sievern. Spätantike Amulett-Bilder der „Dania Saxonica“ und die Sachsen-„Origo“ bei Widukind von Corvey. In: Münstersche Mittelalter-Schriften. Band 1. Fink Verlag, München 1970.
  • Matthias D. Schön: Grabfunde der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit bei Sievern, Ldkr. Cuxhaven. Hrsg.: Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung (= Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet. Band 27). Isensee Verlag, Oldenburg 2001, ISBN 978-3-89598-878-3, S. 75–248.
  • Wolf Haio Zimmermann: Sievern. 1. Archäologisch (= Johannes Hoops, Heinrich Beck, Dieter Geuenich [Hrsg.]: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 28). 2. Auflage. De Gruyter Verlag, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018207-6, S. 368–374.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sievern – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S. 48, Landkreis Wesermünde (Digitalisat [PDF; 21,3 MB; abgerufen am 6. August 2020]).
  2. Übersichtskarte Landkreis Cuxhaven. In: cuxland-gis.landkreis-cuxhaven.de. November 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2019; abgerufen am 6. August 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cuxland-gis.landkreis-cuxhaven.de
  3. Ortschaft Sievern. In: Webseite Stadt Geestland. Abgerufen am 6. August 2020.
  4. Siehe Artikel der Nordsee-Zeitung vom 29. August 2003
  5. Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 19 ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 249.
  7. Gesetz über die Neubildung der Stadt Geestland, Landkreis Cuxhaven. In: Niedersächsische Staatskanzlei (Hrsg.): Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt (Nds. GVBl.). Nr. 26/2012. Hannover 8. November 2012, S. 430, S. 4 (Digitalisat (Memento vom 10. Juli 2018 im Internet Archive) [PDF; 454 kB; abgerufen am 6. August 2020]).
  8. Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Landkreis Lehe. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 5. Januar 2020, abgerufen am 6. August 2020.
  9. a b c Michael Rademacher: Landkreis Wesermünde (Siehe unter: Nr. 77). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. a b Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S. 193 (Digitalisat).
  11. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 14. August 2022.
  12. a b Der Ortsrat von Sievern. In: Bürgerinformationssystem Stadt Geestland. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  13. a b Landkreis Wesermünde (Hrsg.): Wappen des Landkreises Wesermünde. Grassé Offset Verlag, Bremerhaven/Wesermünde 1973, OCLC 469321470 (201 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
  14. Informationen rund um Sievern. In: Webseite Ferienort Sievern. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. März 2011; abgerufen am 17. Mai 2019.
  15. a b c Berühmte Auswanderer aus Sievern. In: Webseite Ferienort Sievern. 2018, abgerufen am 6. August 2020.
  16. Grabsteine – Friedhof Sievern (Geestland, Cuxhaven). In: grabsteine.genealogy.net. 2011, abgerufen am 6. August 2020.