Sivas (Provinz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sivas
Nummer der Provinz: 58
BulgarienGriechenlandZypernGeorgienArmenienAserbaidschanIranIrakSyrienEdirneTekirdağİstanbulÇanakkaleYalovaBalıkesirBursaKocaeliSakaryaBilecikKütahyaİzmirManisaAydınMuğlaUşakDenizliDüzceBoluEskişehirAfyonkarahisarBurdurAntalyaIspartaZonguldakBartınKarabükÇankırıAnkaraKonyaKaramanMersinNiğdeAksarayKırşehirKırıkkaleÇorumKastamonuSinopSamsunAmasyaYozgatKayseriAdanaOrduTokatSivasGiresunOsmaniyeHatayKilisMalatyaK. MaraşGaziantepAdıyamanŞanlıurfaMardinBatmanDiyarbakırElazığErzincanTrabzonGümüşhaneTunceliBayburtRizeBingölArtvinArdahanKarsIğdırErzurumMuşAğrıBitlisSiirtŞırnakVanHakkari
Landkreise
Basisdaten
Koordinaten: 39° 31′ N, 37° 18′ OKoordinaten: 39° 31′ N, 37° 18′ O
Provinzhauptstadt: Sivas
Region: Zentralanatolien
Fläche: 28.164 km²
Einwohnerzahl: 635.889[1] (2020)
Bevölkerungsdichte: 22,6 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur: Salih Ayhan[2]
Sitze im Parlament: 5
Strukturelles
Telefonvorwahl: 0346
Kennzeichen: 58
Website
www.sivas.gov.tr (Türkisch)

Sivas ist eine Provinz in der Türkei und liegt etwa im Scheitelpunkt zwischen Schwarzmeerregion, Ostanatolien und Zentralanatolien, zum größten Teil liegt sie aber in Zentralanatolien und wird daher auch dieser Region zugerechnet. Die Provinzhauptstadt heißt ebenfalls Sivas.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anteil an der Region[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistisch gesehen gehört die Provinz Sivas zusammen mit sieben anderen Provinzen zur Region Zentralanatolien (TR7, Orta Anadolu). Hier ist sie die flächenmäßig größte Provinz (31,09 % der Regionsfläche). Bevölkerungsmäßig liegt Sivas hinter der Provinz Kayseri auf Platz 2 (15,55 %). Im Ranking der Bevölkerungsdichte bildet sie das Schlusslicht (der Provinzwert beträgt hier 45,1 Einw. je km² Fläche).

Nachbarprovinzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tokat (75 km) Ordu (150 km) Giresun (170 km)
Yozgat (190 km) Kompass Erzincan (120 km)
Kayseri (175 km) Kahramanmaraş (240 km) Malatya (190 km)

* Entfernungen sind gerundete Luftlinienkilometer bis zum Zentrum der Nachbarprovinz.[3]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinz gliedert sich in 17 Kreise:

Kreis-
code1
Landkreis
(İlçe)
Fläche2
(km²)
Bevölkerung (2020)3 Anzahl der Einheiten Bevölke-
rungs-
dichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio4
Grün-
dungs-
datum5,6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mah.)
Dörfer
(Köy)
1870 Akıncılar 432 5.067 2.598 1 8 29 11,7 51,27 917 1990
1875 Altınyayla 654 8.989 4.513 2 12 10 13,7 71,80 974 1990
1282 Divriği 2.632 16.195 10.623 1 28 105 6,2 65,59 946
1913 Doğanşar 370 2.780 1.289 1 6 26 7,5 46,37 1005 1990
1342 Gemerek 1.131 22.342 10.587 3 19 34 19,8 67,55 995 1953
1927 Gölova 286 3.478 1.226 1 4 29 12,2 35,25 954 1990
1373 Gürün 2.632 18.700 11.134 1 19 60 7,1 59,54 983
1376 Hafik 1.765 9.359 3.175 1 6 74 5,3 33,92 936
1407 İmranlı 1.292 7.412 2.896 1 9 100 5,7 39,07 922 1948
1431 Kangal 3.342 20.760 9.279 1 8 112 6,2 44,70 950
1484 Koyulhisar 891 12.637 4.250 1 7 44 14,2 33,63 1022
1628 Merkez Sivas 3.488 382.520 355.570 2 69 153 109,7 93,50 1011
1650 Şarkışla 939 25.392 23.834 1 13 71 27,0 60,72 1017
1646 Suşehri 2.073 38.314 15.418 3 18 95 18,5 70,80 1023
1991 Ulaş 1.092 8.443 3.151 1 4 38 7,7 37,32 942 1990
1731 Yıldızeli 2.529 31.748 6.830 2 14 118 12,6 26,52 973
1738 Zara 2.616 21.753 11.558 1 9 135 8,3 53,13 972
PROVINZ 58 Sivas 28.164 635.889   24 253 1233 22,6 77,27 998
1 
Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 
Fläche 2014[4]
3 
Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[5]
4 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 
PDF des Innenministeriums[6]
6 
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während in der gesamten Provinz Sivas 635.889 Menschen (Stand 2020) leben, beherbergt die Stadt Sivas 355.570 Einwohner. Die Fläche beträgt 28.164 km² (vgl. Belgien 30.518 km²) und damit ist sie nach Konya die zweitgrößte Provinz der Türkei. In Sivas leben größtenteils Türken und weiterhin, im Osten der Provinz, auch in geringer Zahl Zazas und Kurden. Außerdem war Sivas für die Aleviten ein wichtiges Zentrum. Hier fand 1993 der Brandanschlag von Sivas ab.

Bis zum Ersten Weltkrieg hatte Sivas einen großen Anteil an Armeniern und Pontosgriechen und zählte daher zu den Sechs armenischen Vilâyets (Vilâyat-ı Sitte).

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 627.195 Einwohner, das sind fast 130.000 Einwohner weniger als zum Zensus 2000.[5]

Jahr Bevölkerung am Jahresende Wachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamt männlich weiblich
2020 635.889 318.771 317.118 −0,48 995 32
2019 638.956 319.624 319.332 −1,18 999
2018 646.608 323.575 323.033 4,07 998
2017 621.301 311.120 310.181 0,01 997
2016 621.224 309.364 311.860 0,42 1008
2015 618.617 307.439 311.178 −0,72 1012
2014 623.116 309.864 313.252 −0,11 1011
2013 623.824 311.798 312.026 0,05 1001
2012 623.535 311.893 311.642 −0,56 999
2011 627.056 314.206 312.850 −2,36 996
2010 642.224 328.304 313.920 1,40 956
2009 633.347 318.905 314.442 0,35 986
2008 631.112 316.848 314.264 −1,15 992
2007 638.464 320.557 317.907 992
2000 755.091 383.254 371.837 970 29

Volkszählungsergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabellen geben die bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Sivas wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[7]

Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1927 329.551 13.648.270 9
1935 432.996 16.158.018 7
1940 468.243 17.820.950 6
1945 490.493 18.790.174 7
1950 542.004 20.947.188 7
1955 595.420 24.064.763 8
1960 669.922 27.754.820 8
Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1965 705.186 31.391.421 10
1970 731.921 35.605.176 11
1975 741.713 40.347.719 13
1980 750.144 44.736.957 17
1985 772.209 50.664.458 21
1990 767.481 56.473.035 24
2000 755.091 67.803.927 29

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sivas Besiedlung reicht bis 7000 bis 5000 v. Chr. zurück. Die Hethiter, deren Siedlungsreste bei Topraktepe nahe Sivas zu finden sind, herrschten hier von 1600 bis 884 v. Chr., danach für etwa 100 Jahre die Phryger (800–695 v. Chr.). Die Phryger wurden durch die Lyder abgelöst. Die Lyder verloren das Gebiet im Jahre 546 v. Chr. an die Perser. Das persische Achämenidenreich wurde von Alexander dem Großen unterworfen, so dass die Region bis etwa 17 n. Chr. von den Diadochen beherrscht wurde. Bis 395 war sie Teil des Römischen Imperiums. Unter Kaiser Diokletian wurde die Stadt Sebasteia zur Hauptstadt der Provinz Armenia minor. Im Byzantinischen Reich, dem diese Provinz bis 1075 angehörte, entwickelte sich von dort ausgehend während des 8. Jahrhunderts das Paulikianertum.

Nach mehrjährigen Verhandlungen entschädigte Kaiser Basileios II. 1021 Seneqerim Johannes, König von Vaspurakan in Südarmenien, mit dem Territorium von Sebaste in Kappadokien. Seneqerim Johannes zog mit seinem Hof, dem hohen Klerus und 14.000 Familien nach Sivas und verwaltete es als byzantinischer Vasall.[8]

Im 11. Jahrhundert tauchten die ersten türkischen Stämme in Anatolien auf. Von 1142 bis 1171 herrschte die Danischmenden-Dynastie über Sivas. 1174 eroberten die Seldschuken unter Kılıç Arslan II. die Stadt und ließen unter anderem 1197 die Ulu Cami (dt. Große Moschee) errichten. Sivas diente neben Konya zeitweise als Hauptstadt der Seldschuken. 1232 wurde Sivas, wie weite Teile Eurasiens, von den Mongolen überfallen. Den Mongolen folgte das Beylik von Eretna, dem seinerseits von Kadi Burhan al-Din ein Ende gesetzt wurde. 1398 eroberten die Osmanen unter Sultan Bayezid I. die Stadt, nur um sie 1400 an Timur zu verlieren, der die Stadt zerstörte. 1403 gelang es den Osmanen sie zurückerobern.[9] Sivas war bis zum späten 19. Jahrhundert Teil des osmanischen Eyâlets Rum. Im Jahre 1864 wurde es eine eigenständige Provinz, das Vilâyet Sivas.

Die Osmanen regierten die Provinz bis zum Ersten Weltkrieg. 1913 kam es zum Boykott christlicher Unternehmer und Händler in der Hauptstadt Sivas.[10] Im April/Mai 1914 wurde der Markt von Sivas Opfer eines Brandes.[10] Am 5. Juli 1915 begann die Deportation der armenischen Bevölkerung von Sivas. Bei diesem Völkermord hatte die Provinz Sivas die größte Zahl an getöteten Nichtmuslimen.[11] Die überlebenden, nach Armenien geflohenen Armenier gründeten in Jerewan das Stadtviertel Malatia-Sebastia.

Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg formierte sich unter Mustafa Kemal eine Widerstandsbewegung. Sivas spielte während des nationalen Befreiungskampfes der Türkei nach dem Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Mustafa Kemals Gruppe hielt vom 4. bis 11. September 1919 in Sivas den Kongress Heyet-i Temiliye ab.[12] Der französische Besatzungsmachthaber Major Brunot drohte im Falle einer Versammlung mit der Invasion der Stadt. Beschlossen wurden eine Vereinheitlichung des Befreiungskampfes, die Gründung einer Exil-Regierung außerhalb von Istanbul und ein Aufruf zur Gründung einer parlamentarischen Volksvertretung. Seit 1923 ist Sivas Teil der türkischen Republik. 1993 ereignete sich der Anschlag auf das Madimak-Hotel in der Hauptstadt Sivas[10] mit 37 Toten.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Ort Kangal, 68 km von Sivas entfernt, ist bekannt für sein Thermalbad Balıklı Kaplıca.
    In diesem Thermalbad wird in erster Linie die Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis) mit Hilfe kleiner schwarzer Fische durchgeführt. Diese Fische gehören zu der Art der Rötlichen Saugbarbe, auch Kangal-Fische genannt. In der Türkei werden sie auch Doktorfische (türkisch: Doktor Balıklar) genannt, die aber mit den unter wissenschaftlichen Namen bekannten Doktorfischen nichts zu tun haben.
  • Der Ort Kangal ist Namensgebend für den Kangal (türkisch: Kangal Köpeği), eine türkische Hunderasse, die gelegentlich auch Sivas-Kangal (Sivas Kangalı) genannt wird, und ihre Wurzeln in dieser Region hat. Hunde dieses Typs werden – ebenfalls unter Berufung auf einen türkischen Ursprung – auch unter den Rassebezeichnungen Anatolischer Hirtenhund und Karabasch gezüchtet.

Kulturveranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Asik-Veysel-Kultur- und Kunstfestival in Şarkışla am ersten Wochenende im Juli jedes Jahres.
  • Gedenkveranstaltung für die Sivas-Opfer jeden 2. Juli vor dem Madımak Hotel.
  • Cogi Baba Alevi Kultur Festival in Cogi Baba, jedes Jahr im Juli
  • Samut Baba Alevitisches Kultur Festival in Kangal, jedes Jahr im Juli

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sivas Nüfusu, abgerufen am 14. August 2021
  2. Gouverneursporträt auf der Webseite der Provinz Sivas
  3. HGM-Karte
  4. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  5. a b Sivas Nüfusu, abgerufen am 14. August 2021
  6. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  7. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  8. Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas, The University of Chicago Press, Chicago und London 2001, S. 116
  9. Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas, The University of Chicago Press, Chicago und London 2001, S. 190
  10. a b c Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, S. 533
  11. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, S. 543
  12. Halil Gülbeyaz: Mustafa Kemal Atatürk. Vom Staatsgründer zum Mythos. Parthas, Berlin 2003, ISBN 3-932529-49-9, S. 87 ff.