Sonderwaffenlager

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Sonderwaffenlager (russisch склад боеприпасов особого назначения, auch: склад особых боеприпасов), kurz SWL, waren gehärtete Depots für Kernwaffen jeglicher Art der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland bzw. Westgruppe der Truppen (GSSD/WGT) auf dem Territorium der ehemaligen DDR. Sie entstanden ab 1967.[1]

In der Regel bestanden Sonderwaffenlager aus mehreren Stahlbetonbunkern mit zusätzlicher Erdaufschüttung. Sie unterlagen Regularien strengster Geheimhaltung, waren gehärtet gegen Waffeneinwirkung und auch personell besonders gesichert. Folgende Grundvarianten waren möglich:

  • Eigenständiges Objekt zur Versorgung mehrerer verschiedener Nutzer, Beispiel: SWL Himmelpfort
  • Verschleiert als Logistik-Einrichtung, Beispiel: SWL Finsterwalde unter der Legende 2952. Reparatur-Technische Basis der Luftstreitkräfte (2952 RTB WWS),
  • Teilobjekt innerhalb einer WGT-Liegenschaft, Beispiel: Militärflugplatz 296. JaboFlgReg mit SWL Großenhain
  • Teil der Operationsbasis einer Raketeneinheit, beispielsweise SWL Wokuhl, 152. GRBrig

Sie waren der Truppenverwaltung und dem Versorgungssystem der WGT zwar angegliedert; unterstanden jedoch operationell dem Geheimdienst KGB, dem auch das Wach- und Sicherungspersonal angehörte, und standen somit außerhalb der Befehls- und Kommandogewalt des WGT-Oberbefehlshabers. Der Abzug in die UdSSR/ Russische Föderation war spätestens bis Juni 1991 abgeschlossen.

Mögliche Bestandteile der Projektvarianten Granit bzw. Basalt
  • Lagerbunker über ein bis zwei Etagen, hermetisiert und gesichert mit stählerner Drucktür, Notzugang, Bodenbefestigung für Lagerbehältnisse, Sollbruchstelle für Notzugang nach Waffeneinwirkung
  • Ladebunker/ Umschlagbunker mit Krananlage
  • Kfz-Einfahrt mit Personenschleuse
  • Wachbunker
  • Technische Zone mit Netzersatzanlage, Filter-Ventilationsanlage, Stromversorgung
  • Innenzaun aus vertikal eingerammten geschlitzten Stahl-Blechtafeln (Spezialanfertigung zur Befestigung von Flugflächen auf Feldflugplätzen) als Sichtschutz und gegen Einwirkung von Infanteriewaffen
  • mindestens ein äußerer Stacheldraht-Zaun
  • je nach Bedarf weitere Einrichtungen, wie beispielsweise IT-Anlage, Unterkunft-Gebäude, Heizhaus etc.

Neben den Sonderwaffenlagern existierten aber auch Kernwaffenlager, die dem Oberbefehlshaber der WGT direkt unterstellt waren und in der Regel als Teilobjekte zu WGT-Liegenschaften gehörten. Dies führte in den Abzugsverhandlungen auf deutscher Seiten teilweise zu Missverständnissen bezüglich der Zuständigkeiten, Zahlenangaben und Abzugstermine.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzelnen Standorte wurden in Verfügungsreichweite der potentiellen Trägermittel errichtet, beispielsweise dem 296. Jagdbombenfliegerregiment (SWL Großenhain) sowie die 3. und 5. Armee der NVA.[1] Die nachstehende Übersicht enthält eine unvollständige Übersicht von SWL.

Bild Bezeichnung Heutiger Landkreis Heutiges Bundesland Bemerkung
Sonderwaffenlager Brand Dahme-Spreewald BB Flugplatz Brand
Sonderwaffenlager Finsterwalde Elbe-Elster BB Lausitzflugplatz Finsterwalde/Schacksdorf
Sonderwaffenlager Großenhain Meißen SN Flugplatz Großenhain
Sonderwaffenlager Himmelpfort
auch: Lychen II
Oberhavel BB 1968–1990, nukleare Sprengköpfe
Sonderwaffenlager Stolzenhain
auch: Sonderwaffenlager Linda
Elbe-Elster BB 1968–1990, nukleare Sprengköpfe
Sonderwaffenlager Vogelsang Oberhavel BB nukleare Sprengköpfe,
Militärstädtchen 13, GSSD-Standort Vogelsang
Sonderwaffenlager Wokuhl Mecklenburgische Seenplatte MV 1983–1989, nukleare Sprengköpfe,
Teilobjekt Operationsbasis Wokuhl 152. Garde-Raketenbrigade

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dietrich Schröder: Geheime Atomwaffendepots in Wäldern. In: Märkische Onlinezeitung. 8. Februar 2019, abgerufen am 26. April 2020.