Spar Handelsgesellschaft

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Spar Handelsgesellschaft mbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1952
Sitz Hamburg, Deutschland[1]
Leitung Norbert Krümpelmann
Mitarbeiterzahl 17.161 (2005)
Website www.spar.de

Die Spar Handelsgesellschaft mbH (bis Dezember 2005 Spar Handels AG, Eigenschreibweise: SPAR) war der Kern einer bedeutenden Unternehmensgruppe des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland. Sie verlor 1997 ihre Selbständigkeit und ist nach Sanierung seit September 2005 eine Tochtergesellschaft der Edeka Zentrale AG & Co KG. Alle großen Märkte wurden auf Edeka umgeflaggt; wenige kleinere Märkte behielten bisher den Namen Spar.

Geschichte

Aufbau

Die deutsche Spar-Organisation wurde nach niederländischem Vorbild 1952 gegründet. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Groß- und Einzelhändlern. Die Gründer der Kette waren Werner Hagen, Rolf Knigge und Franz Weissbecker. Sie fürchteten, dass der selbständige Groß- und Einzelhandel gegen die kapitalstarken Filialunternehmen oder die genossenschaftlich organisierten Handelsketten (Edeka als Händlergenossenschaften, Konsum als Verbrauchergenossenschaften) auf sich allein gestellt keine Zukunft hätten. Die Initiative für diesen Verbund lag bei selbständigen Großhändlern, deren Kunden dann unter dem Namen Spar die größte freiwillige Handelskette in Deutschland bildeten.

Dem Verbund traten bei:

  • 1952 Lisseborn/Jürgens, Braunschweig; Karl Koch, Düsseldorf; Hammerschlag, Limburg; Schimmelpfeng, Bad Hersfeld; Störzbach, Ellhofen
  • 1953 Pfeiffer & Sukop, Hamburg; H. Mezger, Ulm.
In diesem Jahr wurden die ersten eigenen Handelsmarken eingeführt.
  • 1954 G. Scharpe, Obernkirchen
  • 1955 Hansen & Höpner, Flensburg; Gustav Georgi, Gochsheim; Carl Louis Rosa, Schweinfurt; J. Röger, Weiden; Schaal-Kurtz, Reutlingen
  • 1958 Bernhard Schmidt, Hamburg; J. Probst, Kaufbeuren

Aus diesen selbständigen Großhandlungen entwickelten sich dann durch Fusionen und weitere Übernahmen die regionalen Spar-Zentralen. 1952 entstanden regionale Handelsvereinigungen, die sich 1955 zur Deutschen Handelsvereinigung Spar e.V. zusammenschlossen. Diese Vereinigung war das Instrument der Willensbildung der beteiligten Groß- und Einzelhändler.

Wachstum

Die Wachstumsphase zu größeren Einheiten begann etwa 1966.

  • 1960 startete ein Versandhandel.
  • Spar Bremen und Spar Oldenburg wurden 1966 durch Bernhard Schmidt, Hamburg übernommen.
  • 1967 wurden Spar Lüneburg und Bernhard Schmidt verschmolzen.
  • 1968 wurde die erste Deutschland-Zentrale gegründet, die Deutsche Spar Handels GmbH & Co.. Diese Firma war für die zentrale Warenbeschaffung und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen der Großhandlungen und den Lieferanten zuständig. In diesem Jahr begann auch das Kapitel der Verbrauchermärkte unter dem Firmennamen P & Q.
  • 1969 wurde Spar Südwest, gegründet. 1974 schloss sich Georgii Rosa an Spar Südwest an.
  • 1975 fusionierten die Spar Zentralen Hamburg Süd und Hamburg Nord zur Pfeiffer & Schmidt oHG mit Sitz in Schenefeld (Kreis Pinneberg) und bildeten die Spar Zentrale Hamburg.
  • 1977 erzielte die Deutsche Spar einen Umsatz von 7,542 Mrd. DM.
  • 1980 entstand aus den Firmen Hansen & Höpner, Flensburg (Spar) und Großhandels-Union Nord, Jürgensen & Ingwersen, Husum (V.I.V.O.) die Spar Handelsunion Husum-Flensburg.
  • 1981 ging Schaal-Kurtz, 1982 Schimmelpfeng in der Spar Südwest auf. Die Spar Handelsunion Husum-Flensburg wurde 1982 von der Pfeiffer & Schmidt oHG übernommen.
  • Das Jahr 1982 führte auch zu einem Ausflug in den Non-Food-Handel mit der Gründung des Filialunternehmens KODi. Damit wurde versucht, das Geschäftsmodell der Lebensmitteldiscounter in das Non-Food-Geschäft zu übertragen.

Konzentration und Expansion

  • Die Spar Handels AG wurde 1985 gegründet. Dieses Unternehmen beteiligte sich in den folgenden Jahren an den regionalen Großhandelszentralen. Seit 1988 wurde die Aktie an der Börse notiert.
  • 1989 wurde die Spar Handels AG an der Börse eingeführt.

Damit wurde die Expansion auf der Einzelhandelsebene forciert und die Konzentration im Großhandelsbereich fortgesetzt.

  • 1989 übernahm die Spar Handels AG die Supermarktkette Himmelreich in Köln-Porz. Die Spar Südwest ging in diesem Jahr in der AG auf.
  • 1990/91 war die Zeit der Expansion nach Ostdeutschland. Es wurden 2000 Geschäfte der HO übernommen und die Spar Nordost gegründet. Die Spar Nordost wurde 1992 in die AG eingegliedert.
  • Mit 25 % war die SPAR Handels AG seit 1992 an der Netto Supermarkt GmbH in Stavenhagen beteiligt. Partner war Dansk Supermarked. Außerdem wurden 1992 noch die Kafu-Wasmund-Märkte in Braunschweig und die Filialen der Konsumgenossenschaft in Berlin übernommen.
  • 1993 wurden 103 Asko Märkte im Raum Braunschweig, Hannover, Bremen übernommen. Die Firmen der Interspar-Gruppe wurden in die Spar Handels AG eingegliedert.
  • 1994 wurde die Potsdamer KG Frischmarkt-Warenhandel mit 60 Märkten übernommen.

Krise und Sanierung

  • 1995 begann es in der Spar Gruppe zu kriseln. Der zur Gruppe gehörende Großverbraucherlieferant Franke & Panzer wurde an Rewe verkauft. Das Logistikzentrum Ost in Mittenwalde (Brandenburg) ging in Betrieb.
  • Ab 1996 wurde das Heil im weiter forcierten Wachstum durch weitere Übernahmen gesucht. In diesem Jahr wurden
    • 11 Eurospar-Märkte von Kling & Sohn in Pirmasens,
    • 66 Märkte von Bolle in Berlin und
    • 36 großflächige Continent-SB-Warenhäuser der Sulzbacher Promohypermarkt AG & Co. KG (ehemalige Deutschlandtochter des französischen Handelsriesen Promodès) integriert.
    • Der Großhandel der Firma Kathreiner wurde übernommen.
    • Der Einzelhändler Contzen übertrug die Belieferung von 600 Märkten unter den Namen VeGe und Vivo der Spar Handels AG.
  • 1997 wurden acht SB-Warenhäuser und ein Cash & Carry-Markt von Holzer Parkkauf übernommen.
  • Dem rasanten Wachstum durch Akquisitionen und der gruppeninternen Fusionen folgte 1997 für die Spar Handels AG der
Verlust der Selbständigkeit.

Die französische Handelsgruppe ITM Entreprises S.A. wurde über deren Schweizer Tochter Intercontessa AG Mehrheitsaktionär bei der SPAR Handels AG. Daraus entsteht nun die Nr. 1 im europäischen Lebensmittelhandel.

Spar musste weiter wachsen.
  • 1998 wurden die Karlsruher Pfannkuch-Gruppe mit 212 Märkten (Pfannkuch / Kolossa), PRO Hamburg (eine ehemalige Konsumgenossenschaft) mit 152 Märkten sowie 32 Märkte im Raum Kassel übernommen.

Die Übernahme durch ITM führte zu einer strategischen Neuausrichtung der Spar-Gruppe. Sie konzentrierte sich auf kleinere und mittelgroße Verkaufsflächen. 74 große Interspar SB-Warenhäuser wurden abgegeben, es wurde ein Zentraleinkauf mit dem Partner ITM, die Schweizer Agenor AG, gebildet.

  • 1999 wurden die verbliebenen Interspar-Häuser auf Eurospar umgeflaggt. Ab 2000 wurde dann Eurospar zu Intermarché.
Ab 2001 war die Spar Handels AG ein Sanierungsfall.
  • Die neue Linie hieß Konzentration auf Kernkompetenzen: Großhandel für die SPAR-Einzelhändler, Verbrauchermärkte, Lebensmitteldiscount (Netto Marken-Discount und Netto). Der Online-Handel wurde eingestellt, der Non-Food Discounter Kodi wurde verkauft.
  • 2002 wurden die C+C-Märkte abgegeben.
  • 2003 wurden 74 Verbrauchermärkte geschlossen und 117 an neue Eigner übertragen. Von 15 Lagerstandorten wurden 4 geschlossen.
  • 2004 wurden weitere Verbrauchermärkte ausgegliedert. ITM erhöht seine Beteiligung an der SPAR Handels AG. Spar gab seine Anteile an Netto Marken-Discount und Netto an ITM ab.

Beginn des Ausklangs

  • 2005 wurde ITM Alleineigentümer. Die Zentrale wechselte die Rechtsform und wurde nun die SPAR Handelsgesellschaft mbH. Per 12. September 2005 verkaufte ITM diese und die Netto Marken-Discount sowie 25 % an Netto an die Edeka-Zentrale AG. Das bedeutete für die Spar-Organisation in Deutschland tiefe Einschnitte. Die Belieferung der über 2000 selbständigen Spar-Einzelhändler wurde auf die sieben Edeka-Regionalgesellschaften übertragen. Die Spar Handels AG, die Ende 2005 noch 2800 Mitarbeiter beschäftigte, wurde stark geschrumpft und ist in der Edeka aufgegangen. Regionallager wurden zusammengelegt. Die Schließung aller Logistikstandorte außer Schenefeld wurde angekündigt.

Bedeutung der Gruppe

Die folgenden Angaben gelten für das Jahr 2004:

  • Ende 2004 gab es noch 2.173 selbständige Einzelhändler, die unter den Vertriebslinie Spar, Superspar oder Spar express am Markt auftraten. Zum Konzern gehörten noch 35 Verbrauchermärkte unter den Vertriebslinien Eurospar und Intermarché. Die 1.073 Netto-Filialen beider Netto-Ketten wurden 2004 an die Muttergesellschaft ITM verkauft und blieben somit im Firmenverbund.
  • Der Konzern wies für 2004 einen Umsatz von 6,3 Mrd. Euro aus. Davon entfielen 2,5 Mrd. Euro auf den Großhandel, 0,4 Mrd. Euro auf die Verbrauchermärkte und 3,4 Mrd. Euro auf die letztmals konsolidierte Netto-Gruppe.
  • Im operativen Geschäft wurde erneut ein Verlust eingefahren. Das Jahresergebnis war durch den Verkauf der Netto-Gruppe deutlich positiv.
  • Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte um 3.614 auf 17.161.

Nach der Übernahme

Fast alle Filialen der Spar-Gruppe wurden von EDEKA übernommen und werden nun auch unter diesem Namen geführt. Die Spar Handelsgesellschaft mbH wird jedoch weiterhin das Format „Spar Express“ betreiben. Der Fokus soll auf Convenience-Linien, also hauptsächlich Fertiggerichten und Ware zum Direktverzehr liegen. Des Weiteren wird man hier das Grundsortiment zu üblichen Supermarktpreisen beziehen können und das länger als im normalen Supermarkt.

Literatur

  • Dieter Graff: Spar - größte freiwillige Handelskette. Veröffentlichung des Eurohandelsinstituts e.V. Verlag DHI, Köln 1993, ISBN 3-87257-151-6, (Enzyklopädie des Handels), (2. Auflage: Verlag DHI, Köln 1997, ISBN 3-87257-194-X).
  1. gemäß Änderung im Handelsregister

Weblinks