Spiekeroog

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Wappen Deutschlandkarte
Spiekeroog
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Spiekeroog hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 46′ N, 7° 42′ OKoordinaten: 53° 46′ N, 7° 42′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Wittmund
Höhe: 3 m ü. NHN
Fläche: 18,25 km2
Einwohner: 803 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26474
Vorwahlen: 0 49 76
Gemeindeschlüssel: 03 4 62 014Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Westerloog 2
26474 Spiekeroog
Website: www.spiekeroog.de
Bürgermeister: Bernd Fiegenheim

Das Nordseeheilbad Spiekeroog ist eine der ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer und liegt zwischen Langeoog und Wangerooge. Die Insel hat eine Fläche von 18,25 km². Die geringste Entfernung zum Festland beträgt 5,7 km.

Die Insel ist bis auf Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge autofrei und über eine Fährverbindung mit dem Sielhafen Neuharlingersiel verbunden.

Die Herkunft des Namens Spiekeroog, urkundlich erstmals 1398 als Spickeroch erwähnt, ist umstritten. Die Mehrheit tendiert zu der Annahme, dass es die Übersetzung von Speicherinsel sein könnte.

Geographie

Spiekeroog ist eine der Ostfriesischen Inseln und liegt im 2.780 km² großen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zwischen Langeoog und Wangerooge. Bei diesen Inseln handelt es sich nicht wie bei den Nordfriesischen Inseln um Reste einer von Sturmfluten abgetragenen Küstenlandschaft. Statt dessen bildeten sich die Ostfriesischen Inseln aus vom Wind angewehten Sandbänken vor etwa 5.000 Jahren. Aufgrund der Gezeitenströmungen sowie der starken vorherrschenden Westwinde wandern die Inseln permanent von Nordwest nach Südost. Dies führte dazu, dass praktisch alle Inseldörfer, einstmals in der Inselmitte angelegt, heute jeweils am Westrand der Inseln zu finden sind. Erst durch die Befestigungen der Inselküsten (Küstenschutz) Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Wanderung eingedämmt.

Vor etwa 300 Jahren war die Insel Spiekeroog noch deutlich kleiner. Durch die Verschmelzung mit den Inseln Lütjeoog und Oldeoog sowie dem Eindeichen und Trockenlegen der Harlebucht erhielt sie die heutige Größe und Form.

Für eine Nordseeinsel untypisch besitzt Spiekeroog einen vergleichsweise großen Baumbestand. Diese Wäldchen (unter anderem aus eher krüppelwüchsigen Eichen und Schwarzkiefern Erlen, Zitterpappeln und Ebereschen) stellen eine Besonderheit auf den durch karge Sandböden geprägten Ostfriesischen Inseln dar; sie gaben Spiekeroog auch den Beinamen „Grüne Insel“. Zu diesem trägt aber auch die besonders üppige Ausprägung von dunkelgrünen Krähenbeerheiden auf alten, sogenannten „Braundünen“ im Inneren der Insel bei. Im übertragenden Sinn steht „Grüne Insel“ auch für den Vorrang des Naturschutzes in weiten Teilen Spiekeroogs. Hier ist vor allem die „Ostplate“ mit weiten Sandstränden und Primärdünenbildungen zu nennen. Dieses Sand-Akkumulationsgebiet macht mehr als die Hälfte der gesamten Inselfläche aus und bildet eines der für die Vogelwelt wichtigsten Areale der Ostfriesischen Inseln. Aber auch beispielsweise die Norddünen sind für Vögel von Bedeutung; viele seltene Arten wie Sumpfohreule, Korn- und Rohrweihe brüten hier.

Das Inseldorf Spiekeroog befindet sich auf der dem Festland zugewandten Südseite der Insel. Zwischen dem im Norden und Westen der Insel gelegenem Strand und dem Dorf liegen ausgedehnte Dünenlandschaften.

Geschichte

Karte von Spiker Oge durch Karl Ludwig von Le Coq 1805 mit dem Inseldorf

Die erste urkundliche Erwähnung der Insel "Spiekeroch" stammt aus dem Jahre 1398. Zu dieser Zeit war sie ein willkommenes Versteck für Piraten, die teilweise von den Inselbewohnern unterstützt wurden, teilweise diese aber auch ausraubten.

Im Jahre 1625 lebten 13 Familien auf der Insel, die ihren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft, Fischfang sowie dem Herstellen von Muschelkalk (Schill) bestritten. In der Folgezeit gewann der Walfang sowie die Schifffahrt zunehmend an Bedeutung. Diese kam jedoch während der napoleonischen Besatzung aufgrund der gegen die Engländer verhängten Kontinentalsperre zum Erliegen, was zu einer großen Armut führte. Nur der risikoreiche Schmuggel mit dem englischen Helgoland brachte noch Einkünfte. 1812 kam es zu einem Angriff der Engländer auf die französischen Stellungen ("Franzosenschanze") auf der Insel, der aber abgewehrt wurde.

Anfang der 19. Jahrhunderts sprang der in England geborene Seebadgedanke auch auf die deutschen Nordseeinseln über. Das erste deutsche Seebad wurde 1797 auf Norderney gegründet. Auf Spiekeroog wurden 1820 die ersten Gäste begrüßt. Ab 1792 wurde eine wöchentliche Fährverbindung mit Neuharlingersiel eingerichtet, ab 1842 wurde die Insel täglich angelaufen. Um den Badegästen den mühsamen Weg durch die Dünen zum Strand zu ersparen, wurde 1885 eine 1,7 km lange Pferdebahn vom Inseldorf zum Weststrand eröffnet. 1892 wurde diese zum dem 1891 neu gebauten Fähranleger im Südwesten der Insel verlängert. Diese Pferdebahn wurde erst am 31. Mai 1949 durch Dieselfahrzeuge ersetzt, zu diesem Zeitpunkt war die Spiekerooger Inselbahn die letzte Pferdebahn in Deutschland.

Tourismus

Die ehemalige "Warmbadeanstalt" und dann Flughafengebäude am Westend, heute: Kneipe Laramie

Spiekeroog war in der Vergangenheit häufiges Urlaubsziel verschiedener Bundespräsidenten. So verbrachten Gustav Heinemann, Richard von Weizsäcker und Johannes Rau (der hier heiratete) ihren Urlaub hier. Als Nordseeheilbad verfügt die Insel über Kureinrichtungen, wie ein Kurmittelhaus, ein Mutter-Kind-Kurheim und ein Inselbad. Spiekeroog hat mit allen Hotels, Pensionen, Privatzimmer, Ferienwohnungen, Kur- und Freizeitheimen etwa 3.500 Gästebetten. Laut einer Erhebung 2003 besuchen etwa 64.000 Urlauber mit 554.000 Übernachtungen jährlich die Insel, dazu kommen rund 81.000 Tagesgäste. Die Zahl der registrierten Gäste stieg 2006 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 % von 78.867 auf 80.614. Die Zahl der Übernachtungen stieg 2006 um 4,1 % auf 565.733. Der Trend zu einer kürzeren Verweildauer hielt weiter an. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank im Jahr 2006 auf 5,8 Tage.

Neben Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen verfügt die Insel auch über einen Zeltplatz, der sich im Westteil der Insel befindet und von Mai bis September geöffnet ist.

Sehenswürdigkeiten

Datei:Spiekeroog inselkirche.jpg
Alte Inselkirche

Die Alte Inselkirche (ev.-luth.) wurde 1696 erbaut und ist damit die älteste Kirche aller ostfriesischen Inseln. Besonderheiten: Renaissance-Kanzel, Pieta, Apostelbilder. Die Pieta stammt angeblich von einem 1588 vor Spiekeroog gestrandeten Schiff der spanischen Armada.

Der Drinkeldodenkarkhof, auch Friedhof der Heimatlosen genannt ist die Gedenkstätte für die 84 Opfer des Unterganges des Auswandererschiffes Johanne 1854.

Das Inselmuseum zeigt Exponate zur Geschichte der Insel, der Entwicklung des Seebades Spiekeroog und zur Inselnatur. In den Räumen des Inselmuseum werden auch standesamtliche Trauungen durchgeführt.

Das Muschelmuseum im Haus des Gastes „Kogge“ zeigt eine humorvolle Ausstellung von etwa 2.000 Muscheln aus aller Welt.

In der Zeit von April bis September (je nach Ferienlage) verkehrt zwischen Bahnhof und Westend eine Spiekerooger Museumspferdebahn.

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer lädt zur Beobachtung der Natur ein. Unter der Führung ausgebildeter Wattführer kann man an Wattwanderungen teilnehmen.

Im März 2006 eröffnete das Umweltbildungszentrum Wittbülten an der Hermann Lietz-Schule Spiekeroog im Ostteil der Insel seine Pforten für Besucher. In der Dauerausstellung werden Themen wie Gezeiten, Inselentstehung, Lebensräume der Insel sowie das Leben von Meeressäugetieren aufbereitet. Ergänzt wird dies durch eine Aquarienanlage und ein Original-Pottwalskelett.

Seit Juni 2007 hat sich mit dem Galerie- und Künstlerhaus Spiekeroog ein Treffpunkt für Kulturschaffende und Kunstliebhaber etabliert. Auf 2.500 m² verfügt das kreative Domizil über hochwertig ausgestattete Ateliers, Werkstätten und Seminarräume sowie einen Galerie-Bereich. Das ganze Jahr hindurch bieten Künstler, Professoren und Dozenten hier für Könner und Lernende eine Vielzahl von kreativen Workshops, Seminaren und Veranstaltungen.

Bildungseinrichtungen

Spiekeroog verfügt über eine Inselschule (Grundschule und Hauptschule) sowie die Hermann Lietz-Schule als staatlich anerkanntes Gymnasium mit Internat in freier Trägerschaft. Die Schule gehört zu den fünf Hermann-Lietz-Schulen, ist jedoch seit 1984 rechtlich und wirtschaftlich von diesen unabhängig. Wie die anderen Schulen dieser Gruppe ist sie dem reformpädagogischen Konzept von Hermann Lietz verpflichtet.

Ehrenbürger

Bildergalerie

Literatur

  • Gert-Uwe Detlefsen/Robert Geipel: Inselzauber Spiekeroog – Bilder einer Ferieninsel, EDITION Walfisch Verlagsgesellschaft mbH, Bad Zwischenahn 2005
  • Hans Jürgen Jürgens: Zeugnisse aus unheilvoller Zeit. Ein Kriegstagebuch über die Ereignisse 1939–1945 im Bereich Wangerooge–Spiekeroog–Langeoog sowie die Lage im Reich und an den Fronten, C.L. Mettcker & Söhne, Jever 1989, 6. Auflage 2003, ISBN 3-87542-008-X
  • Johannes Meyer–Deepen/Meertinus P.D. Meijering: Spiekeroog – Geschichte einer ostfriesischen Insel, Verlag Kurverwaltung Nordseeheilbad Spiekeroog, 3. Auflage 1989
  • Johannes Meyer–Deepen/Meertinus P.D. Meijering: Spiekeroog – Naturkunde einer ostfriesischen Insel, Verlag Kurverwaltung Nordseeheilbad Spiekeroog, 1979

Siehe auch

Weblinks

Commons: Spiekeroog – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Spiekeroog – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen