Spiritualität

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Spiritualität (von lat. spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘ – wie Vorlage:ELSalt2 bzw. ψυχή, siehe Psyche) bedeutet im weitesten Sinne „Geistigkeit“ und bezeichnet eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf Geistliches in spezifisch religiösem Sinn ausgerichtete Haltung.

Spiritualität im spezifisch religiösen Sinn steht für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten, dem Jenseits oder der Unendlichkeit. Während Religiosität die Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt und die Empfindung einer transzendenten Wirklichkeit meint,[1] beinhaltet (religiöse) Spiritualität zudem die bewusste Hinwendung und aktive Praktizierung einer als richtig erkannten Religion oder Philosophie.

Häufig synonym verwendet wird der Begriff der Frömmigkeit, der jedoch heute eher im kirchlichen Kontext verwendet wird und zudem im allgemeinen Gebrauch oft eine negative Konnotation im Sinne einer übertrieben bedingungslosen Hinwendung zur Religion hat.[2]

Spirituelle Haltungen haben sich als Teil der intuitiven Einordnung unerklärlicher Phänomene im magisch-mythischen Denken unserer Vorfahren vermutlich schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte entwickelt. Wie die Forschungsergebnisse der Ethnologie für viele schriftlose Kulturen gezeigt haben, gab es ursprünglich nur eine unscharfe Trennung zwischen der Welt und der Religion im Leben der Menschen, so wie wir es kennen. Spiritualität war demnach bis zur Entwicklung der klassischen Religionen ein alltägliches Verhaltensmuster.[3][4]

Begriff

Nicht nur die konkreten Ausprägungen der Spiritualität unterscheiden sich, sondern auch das grundsätzliche Verständnis. Erschwerend kommt hinzu, dass die Begriffe Religiosität und Spiritualität insbesondere im englischsprachigen Schrifttum oft synonym gebraucht wurden, obwohl ihnen unterschiedliche Vorstellungen zugrunde liegen.

Das 1936 erschienene Oestergaards Lexikon beschreibt spirituell als „geistig, geistreich, auch geistlich, kirchlich“ und den Begriff Spiritualität als „Geistigkeit, geistiges Wesen“, der im Gegensatz zur Materialität steht. Das dtv Brockhaus Lexikon von 1962 sieht Spiritualität anscheinend als Domäne der katholischen Konfession an: „kath. Kirche: die christliche Frömmigkeit, insofern sie als Werk des Geistes Gottes unter Mitwirkung des Menschen verstanden wird; auch personale Aneignung der Heilsbotschaft“.

Aktuelle Nachschlagewerke setzen Spiritualität mit Frömmigkeit gleich („heute weitgehend gleichbedeutend mit Frömmigkeit“ (Brockhaus Religionen, 2004); „Frömmigkeit, eine vom Glauben getragene geistige Orientierung und Lebensform“ (Lexikon der Psychologie, 2000–2002)), während der Duden (1999–2004) die alten Definitionen beibehalten hat: „Geistigkeit; inneres Leben, geistiges Wesen“. In den Wissenschaften wird Spiritualität hingegen zumeist im weiteren – Konfessionen und Religionen übergreifenden – Sinn verwendet und Frömmigkeit im engeren – eher kirchlich geprägten – Sinn.[2]

Meyers Taschenlexikon (2003) betont ebenso wie das „Lexikon der Psychologie“, dass Spiritualität Auswirkungen auf die Ausgestaltung des individuellen Lebens hat: [Spiritualität ist] „die durch seinen Glauben begründete und durch seine konkreten Lebensbedingungen ausgeformte geistig-geistliche Orientierung und Lebenspraxis eines Menschen“.[5]

Der Begriff Spiritualität ist im deutschen Sprachgebrauch bereits in „Meyers Großes Konversations-Lexikon“, 1902–1909, sechste Auflg., Band 18 aufgeführt. Im Brockhaus von 1973 heißt es zum Stichwort: „Heute ist Spirituelles darüber hinaus zu einem vielfach verschwommenen Modewort geworden, läuft unter den Oberbegriffen Esoterik und Lebenshilfe und ist auch bereits in nahezu allen profanen Bereichen präsent.“[6] Aktuell findet der Begriff Spiritualität auch als Schlagwort Anwendung, im Zusammenhang mit New Age und alternativer Heilkunde, und auch politisch im Programm und der Bezeichnung einer Kleinpartei wie „Die Violetten – für spirituelle Politik“.

Der Psychologe Rudolf Sponsel definiert Spiritualität als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und seiner Selbstverwirklichung im Leben“.[7] So umfasst Spiritualität auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines Menschen, die sich auf das transzendente oder immanente göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.

Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität sind nach Untersuchungen von Arndt Büssing u. a. (2006) vom weltanschaulichen Kontext abhängig, beziehen sich aber immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, etc), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen) und die der Lebensgestaltung eine Orientierung gibt. Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung und eine glaubend annehmende bzw. eine wissend erkennende Haltung.

Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:[5]

  1. Gebet, Gottvertrauen und Geborgenheit
  2. Erkenntnis, Weisheit und Einsicht
  3. Transzendenz-Überzeugung
  4. Mitgefühl, Großzügigkeit und Toleranz
  5. Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt (entspricht im weitesten Sinne einem achtsamen Umgang auf horizontaler Ebene)
  6. Ehrfurcht und Dankbarkeit
  7. Gleichmut und Meditation.

Von Büssing wurde folgender Vorschlag gemacht: „Mit dem Begriff Spiritualität wird eine nach Sinn und Bedeutung suchende Lebenseinstellung bezeichnet, bei der sich der/die Suchende seines/ihres ‚göttlichen‘ Ursprungs bewusst ist (wobei sowohl ein transzendentes als auch ein immanentes göttliches Sein gemeint sein kann, z. B. Gott, Allah, JHWH, Tao, Brahman, Prajna, All-Eines u.a.) und eine Verbundenheit mit anderen, mit der Natur, mit dem Göttlichen usw. spürt. Aus diesem Bewusstsein heraus bemüht er/sie sich um die konkrete Verwirklichung der Lehren, Erfahrungen oder Einsichten im Sinne einer individuell gelebten Spiritualität, die durchaus auch nicht-konfessionell sein kann. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen.“[5]

Auch der Religionspsychologe Kenneth Pargament (1999) stellt das „Suchen nach dem Heiligen“ in den Vordergrund seiner Definition der Spiritualität. Die Grundhaltung ist also keine Ego-zentrierte, der „Blickwinkel“ ist eindeutig auf ein transzendentes „Zentrum“ gerichtet.

Die transpersonale Psychologie versteht Spiritualität als die Wahrnehmung der Einheit von Wirklichkeit und das Anerkennen des Geistigen als Realität.

Neuerdings wird der Begriff auch ohne Gottes- oder Transzendenzbezug aufgefasst, so z. B. von André Comte-Sponville in „Woran glaubt ein Atheist?: Spiritualität ohne Gott“. Gerechtigkeit, Mitgefühl, Liebe, Demokratie und Menschenrechte könnten Gottgläubige, Agnostiker und Atheisten vereinen, ohne einander missionieren zu wollen. Ähnlich auch der Dalai Lama, der als Grundspiritualität die grundlegenden menschlichen Werte der Güte, der Freundlichkeit, des Mitgefühls und der liebevollen Zuwendung bezeichnet. Insoweit könnte man von einer humanistischen Spiritualität sprechen, die darauf ausgerichtet ist, die Werte des Humanismus zur eigenen Lebenswirklichkeit werden zu lassen.

Thomas Metzinger spricht in seinem 2010 in Berlin gehaltenen Vortrag „Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit“[8] von einer philosophischen oder säkularisierten Spiritualität und meint damit eine epistemische und zugleich ethische Lebenseinstellung, die dem Prinzip der intellektuellen Redlichkeit folgt, der unbedingten Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Gewissenhaftigkeit gegen sich selbst, um Irrtum und Selbsttäuschungen zu vermeiden. Intellektuelle Redlichkeit lasse nicht zu, etwas ohne zureichende Belege, Anhaltspunkte oder Indizien zu glauben (John Locke). Als dieser Spiritualität entgegengerichtet sieht er metaphysische Glaubenssysteme an. Nach seiner Abgrenzung ist Spiritualität als Erkenntnisprozess durch 4 Eigenschaften charakterisiert:

  1. nicht-theoretisch (also durch praktische Erfahrung gewonnen),
  2. nicht-propositional (keine Aussagen mit einem logischen Wahrheitsgehalt),
  3. nicht-kognitiv (es geht nicht um gedankliche Einsichten) und
  4. nicht-diskursiv (die Erkenntnis ist sprachlich nicht kommunizierbar, sie kann höchstens angedeutet werden).

Nach Markolf H. Niemz leben sowohl Wissenschaft als auch Religion von spirituellen Impulsen. Er fasst sein Verständnis von Spiritualität in den prägnanten Satz: „Spiritualität ist Wahrheit, die von innen kommt.“[9]

Ein weiterer prägnanter Satz stammt aus dem Bayerischen Hospiz- und Palliativverband: „Spiritualität will das "Unerklärliche" in das eigene Leben integrieren.“[10]

Religionen

Christentum

Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu Jesus Christus steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristlichen Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter Frömmigkeit auch Askese und Mystik. Dabei weist sie über konfessionelle Grenzen und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung als nicht nur durch Techniken (Kontemplation, Lesen der Bibel, Gebet, Nächstenliebe, Exerzitien, Wallfahrt, Kirchenmusik) erreichbar angesehen, sondern insbesondere als Gnade erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse Rituale, sondern drückt sich auch im Alltag aus. Speziell kleine Dinge können religiöse Bedeutung bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.

Buddhismus

Das spirituelle Ziel im Buddhismus ist die Erleuchtung (Moksha). Es gibt viele unterschiedliche Methoden und Wege wie dieses Ziel angestrebt wird. Buddha lehrt als Hauptweg zur Erleuchtung die vier edlen Wahrheiten, den achtfachen Pfad. Ein wesentlicher Teil ist das Praktizieren von Meditation. Die im Westen bekanntesten buddhistischen Meditationsformen sind Vipassana und Zazen. Beide Schulen lehren das nicht wertende und absichtslose Gewahrsein im Hier und Jetzt, ohne an Gedanken, Empfindungen oder Gefühlen zu haften.

Hinduismus

Der Hinduismus besteht aus verschiedenen Richtungen mit recht unterschiedlichen Schulen und Ansichten. Die Lehren und Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation. Die spirituelle Praxis beinhaltet beispielsweise Rituale, Verehrung eines Gottes, und das Streben nach individueller Befreiung.

Islam

Für den Islam besteht Spiritualität (Geistigkeit) darin, eine geistige Brücke zwischen Menschen und Welt einerseits und Gott andererseits zu bauen, freilich nicht zu einem Gott gemäß Vorstellungen von Philosophen, wie z. B. Aristoteles, den Neuplatonikern, Spinoza und Karl Jaspers, sondern zu dem durch die „heiligen“ Schriften offenbarten Gott. Säkulare Gedankensysteme, die von Gott abstrahieren, werden nicht als spirituell eingestuft.

Die fünf „Säulen“ (arabisch اركان arkān) des Islam sind die Grundpflichten, die jeder Muslim zu erfüllen hat:

  1. Schahada (islamisches Glaubensbekenntnis)
  2. Salat (fünfmaliges Gebet)
  3. Zakat (Almosensteuer)
  4. Saum (Fasten im Ramadan)
  5. Haddsch (Pilgerfahrt nach Mekka)

Pazifische Religionen

Für Hoʻoponopono, einem psycho-spirituellen Verfahren der Hawaiianer, besteht Spiritualität in der Befreiung von unerwünschten, vorwiegend zwischenmenschlichen Umständen. Die zur Mithilfe angerufenen höheren Wesen waren vorwiegend Naturgeister, aber auch ein Familiengeist, genannt ’aumakua. Traditionell wurde das Verfahren, bei dem alle an einem Problem beteiligten Personen anwesend waren (im Geiste auch die Ahnen), durch einen kahuna (Heilpriester, ähnlich einem Schamanen) durch Rituale und Gebete geleitet. Seine Anwendung reicht weit über achthundert Jahre zurück.[11]

Moderne Formen, die kahuna Morrnah Simeona begründet hat, können allein durchgeführt werden.[12] Sowohl bei traditionellen als auch bei modernen Formen hawaiischen Ursprungs gehören Mantras (unter anderem mangels Beteiligung höherer Wesen) nicht dazu.

Vielfalt

Auch wenn die Ausprägung von Spiritualität letztlich immer individuell ist, da jeder spirituell lebende Mensch durch seine Lebens- und Erfahrungsgeschichte geprägt ist, so haben doch die Religionen und Konfessionen unterscheidbare spirituelle Strömungen hervorgebracht. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: Gott (arabisch/im Islam: Allah), eine Gottheit, Tao, Brahman, Maha-Atman, Shunyata, Großer Geist, Pneuma, Prajna, Maha-Purusha, Sugmad, das Eine in Einheit oder das Eine in Vielheit u.a.

Gerade die großen Religionstraditionen und alten Konfessionen haben eine große Vielfalt von spirituellen Strömungen hervorgebracht und sind – in unterschiedlichem Maße – fähig, spirituelle Traditionen aus anderen Religionen aufzunehmen und zu adaptieren. Wenn aber Einzelne oder Gruppen Elemente aus verschiedenen spirituellen Traditionen übernehmen und miteinander verbinden, dürfte es ab einem gewissen Punkt sinnvoll sein, von einer neuen Spiritualität zu sprechen. Häufig sind Spiritualitäten durch einzelne charismatische Figuren geprägt oder initiiert, manchmal auch nach diesen Personen benannt.

Interesse verdient auch das Verhältnis von Spiritualitäten, die sich im Zusammenhang von Klöstern, Priestergemeinschaften, Ordensbewegungen u.ä. entwickelt haben, zu „Laienspiritualitäten“, als Formen von Spiritualität, die von Menschen gelebt werden, die normalen Berufen nachgehen und weder als Mönch, Nonne, Priester o.ä. in engerem Sinn religiöse Aufgaben zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber spezifisch umgeformt.

Spiritualität als Diskursbegriff

Seit der Kolonialisierungszeit Kontinentaleuropas fungiert der Begriff der „Spiritualität“ in der westlichen Kultur als Abgrenzungskriterium und Identitätsmerkmal zu den östlichen Kulturen. Was in einem Aufsatz von Ursula King konkret gemeint ist, ist die kulturelle Auseinandersetzung vom „Osten“, was im Artikel als Indien personifiziert wird, und dem „Westen“, was zunächst nicht weiter verortet wird (im späteren Artikel sich aber als Amerika herausstellt). Als Oppositum der „östlichen Spiritualität“ wird gemeinhin der „materialistisch orientierte Westen“ verstanden, somit erhalten die beiden entgegengesetzten Himmelsrichtungen den Antagonismus: Spiritualismus vs Materialismus, wobei letzteres in der hegemonialen Kommunikationsstruktur des britisch-indischen Kolonialdiskurses ersterem übergeordnet wurde. Diese Zuordnung der Begrifflichkeiten (Ost = Spiritualismus / West = Materialismus) ist aber eine vom „Westen“ dem „Osten“ aufgezwungene und inszeniert eine Frontstellung von West und Ost. King formuliert eingangs klar was ihr Ziel ist: „This article is concerned with the examination of one particular image, namely the polarisation between ‚Indian spirituality‘ and ‚Western materialism‘…“[13] In diesem Artikel legt King dar, dass die Superpositionierung des „Westens“ gegenüber der Kolonie Indien von einem Teil der etablierten, indischen Oberschicht erfolgte durch eine vorgenommen Reinterpretation des Hinduismus: „The nineteenth-century reinterpretation of Hinduism, often referred to as the ‚Hindu renaissance‘, is seen by some as a synthesis of ideas from East and West.“[14] Im Laufe des 19. Jh., als das dichotome Diskurskonzept des „spirituellen Ostens“ gegenüber dem „materiellen Westen“ statuiert worden war, erfuhr, wie King erläutert, die von der Kolonialmacht inferior konnotierte „östliche Spiritualität“ eine Aufwertung seitens der indischen Bevölkerung. In dezidierter Abgrenzung zum „Westen“, der unterdrückenden Macht, fungierte die „indische Spiritualität“ nun als positiv umgewertetes Identitätsmerkmal.[15] Aus dem nun als „spirituellen Auftrag“ erachteten Selbstbewusstsein- und verständnis der Inder formierten sich nationale Bewegungen und Ideologien, die 1947 schließlich unter Gandhi zur Unabhängigkeit Indiens führten.

Siehe auch

Portal: Religion – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Religion
Portal: Mythologie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Mythologie

Literatur

  • Klaus Berger: Was ist biblische Spiritualität? (= GTB 1456), ISBN 3-579-01456-0.
  • Hermann Braun: Säkulare Spiritualität. In: WuD. 25 (1999), S. 331–346.
  • Anton A. Bucher: Psychologie der Spiritualität. Handbuch. 1. Auflage. Beltz Psychologie Verlags Union, 2007, ISBN 978-3-621-27615-3.
  • Arndt Büssing, Thomas Ostermann, Michaela Glöckler, Peter F. Matthiessen: Spiritualität, Krankheit und Heilung – Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin. VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2006, ISBN 3-88864-421-6.
  • Arndt Büssing, Niko Kohls (Hrsg.): Spiritualität transdisziplinär. Wissenschaftliche Grundlagen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit. Springer, Berlin Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-13064-9.
  • Armin Gottmann: Reise zum inneren Licht. Spiritualität für Anfänger. Theseus Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7831-9560-6.
  • Dalai Lama: Dzogchen. Die Herz-Essenz der Großen Vollkommenheit. Theseus Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89620-171-9.
  • Bruno Martin: Das Lexikon der Spiritualität – Lehren, Meister, Traditionen. Atmosphären Verlag, München 2005, ISBN 3-86533-018-5.
  • Bithika Mukerji: Matri Lila. Shri Anandamayi Ma. Ihr Leben – Ihre Lehre. Mangalam Verlag S. Schang, Lautersheim 1999, ISBN 3-922477-05-4.
  • King, Ursula: Indian Spirituality, Western Materialism. An Image and its Function in the Reinterpretation of Modern Hinduismus, in: Social Action, New Delhi, 1978, S. 62-86.
  • Hermann Oldenberg: Reden des Buddha. Lehre, Verse, Erzählungen. Verlag Herder im Breisgau, 1993, ISBN 3-451-4112-X.
  • Padmasambhava: Der Führer auf dem Weg zur Wahrheit. Arbor Verlag, Schönau 1991, ISBN 3-924195-12-9.
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis. Mangalam Verlag S. Schang, Lautersheim 2001, ISBN 3-922477-00-3, S. 57 ff (Kapitel Buddhismus).
  • Swami Sivananda: Sadhana. Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit. Mangalam Verlag S. Schang, Lautersheim 1998, ISBN 3-922477-07-0.
  • Ralph Marc Steinmann: Spiritualität – die vierte Dimension der Gesundheit. (= Psychologie des Bewusstseins. Band 11). LIT Verlag, 2008.[16]
  • Gerhard Wehr: Das Lexikon der Spiritualität. Anaconda Verlag, Köln 2009.

Weiterführende Literatur

Weblinks

Wiktionary: Spiritualität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hans-Ferdinand Angel: „Von der Frage nach dem Religiösen“ zur „Frage nach der biologischen Basis menschlicher Religiosität“. In: Christlich-pädagogische Blätter. Nr. 115, 2002, Wien, ISSN 0009-5761, S. 86–89.
  2. a b Stefan Tobler: Jesu Gottverlassenheit als Heilsereignis in der Spiritualität Chiara Lubichs. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017777-3, S. 22–25.
  3. Reinhold Bernhardt, Klaus von Stosch (Hrsg.): Komparative Theologie. Interreligiöse Vergleiche als Weg der Religionstheologie. (= Beiträge zu einer Theologie der Religionen. Band 7). Theologischer Verlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-290-17518-4, S. 62–65.
  4. Edward Goldsmith: Der Weg. Ein ökologisches Manifest. Bettendorf, München u. a. 1996, ISBN 3-88498-091-2, S. 390.
  5. a b c Arndt Büssing, Thomas Ostermann, Michaela Glöckler, Peter F. Matthiessen: Spiritualität, Krankheit und Heilung – Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin. VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2006, ISBN 3-88864-421-6.
  6. Alois Wolkinger: SPIRITUALITÄT und SPIRITUELLE THEOLOGIE als DISZIPLIN. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) Universität Graz, 2006/07. (im Webarchiv)
  7. Rudolf Sponsel: Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung. 26. Sep. 2006.
  8. youtube.com „Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit“ Teil 1 (spez. min. 6:00 ff.), siehe auch Thomas Metzinger: Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit. (PDF; 1,6 MB).
  9. Markolf H. Niemz: Sinn – Ein Physiker verknüpft Erkenntnis mit Liebe, Kreuz, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-61181-0
  10. Erich Rösch: Getragen und umsorgt - Herausforderungen für die Hospiz- und Palliativversorgung und die Politik in Bayern, Eigenverlag, Landshut Dezember 2015, S.60
  11. Pali Jae Lee, Koko Willis: Tales from the Night Rainbow. Night Rainbow Publishing, Honolulu 1990.
  12. Michael Micklei: Die Krönung des Bewusstseins – eine göttliche Handreichung durch das Ho'oponopono nach Morrnah Simeona. Micklei Media und Pacifica Seminars, 2011, ISBN 978-3-942611-10-7.
  13. King, Ursula: Indian Spirituality, Western Materialism. An Image and its Function in the Reinterpretation of Modern Hinduismus, in: Social Action, New Delhi, 1978, S. 62.
  14. King: Indian Spirituality, Western Materialism, S. 62.
  15. King: Indian Spirituality, Western Materialism, S. 70.
  16. Google Books