Spottmünze

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Spottmünze, Kaiser Wilhelm II. mit aufgelötetem Zylinder
Spottmünze; Joseph Oppenheimer „Jud Suss“, 1738 in Stuttgart hingerichtet. In der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.

Spottmünzen sind Münzen, die im Gegensatz zu den Spottmedaillen für den normalen Geldumlauf gedacht waren und im Motiv oder der Inschrift auf humoristische oder satirische Weise Ereignisse, Institutionen oder Personen verspotten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spottmünzen waren bereits in der römischen Kaiserzeit zu finden.[1] Auch später spiegelten sich religiöse und politische Auseinandersetzung auf Münzen wider, so im Gefolge der Reformation.[2]

Ein bekanntes deutsches Beispiel ist der Pfaffenfeindtaler, gelegentlich auch als Gottesfreundtaler bezeichnet. Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, Anführer eines protestantischen Söldnerheeres 1622, ließ diese während des Dreißigjährigen Krieges aus dem erbeuteten Paderborner Domschatz prägen, um damit seine Verachtung gegenüber der gegnerischen Katholischen Liga sowie den Katholiken im Allgemeinen zum Ausdruck zu bringen. Bereits sein Vater, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, hatte in den 1590er Jahren fünf Spotttaler, den Rebellentaler, den Lügentaler, den Wahrheitstaler, den Mückentaler und den Pelikantaler prägen lassen.

Noch älter ist der sogenannte Interimstaler; bei diesem talerförmigen Gepräge handelt es sich um einen Spotttaler auf das Augsburger Interim.

Die Numismatik in Holland ist besonders reich an Spottmünzen.[3]

Bekannt wurden auch antisemitische Spottmünzen, so nach der Hinrichtung von Joseph Süß Oppenheimer, genauso wie der französische Kaiser Napoleon III. Gegenstand einiger Spottprägungen wurde.[3][4]

Zu den Spottmünzen zählen auch von privater Seite umgearbeitete Münzen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden preußische 3- und 5-Mark-Stücke mit aufgelötetem Zylinder in Umlauf gebracht, um damit auszudrücken, dass mit dem Ausbruch der Novemberrevolution im Jahre 1918 der deutsche Kaiser Wilhelm II. sprichwörtlich seinen Hut nehmen musste.[5] Auch der sächsische König Friedrich August III. wurde mit einer Münze mit Zylinder verspottet.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spottmünzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Theodor Schulz: Vom Prinzipat zum Dominat: das Wesen des römischen Kaisertums des dritten Jahrhunderts Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums. F. Schöningh, Paderborn 1919. (Reprint: Johnson Reprint Corp., New York/London 1967) (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums. Bd. 9, H. 4/5)
  2. Hugo Schnell (Hrsg.): Martin Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen. Klinkhardt & Biermann, München 1983, ISBN 3-7814-0221-5.
  3. a b Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesamten Münzkunde: für Münzliebhaber und Geschäftsleute verfasst. Hallisches Waisenhauses, Halle 1811.
  4. Wolfgang-Georg Schulze: Spottmünzen und -medaillen auf Napoleon III, 1848-1872. Studienverlag Brockmeyer, Bochum 1980, ISBN 3-88339-060-7. (Münzsammlung Bochum: Kleine Hefte der Münzsammlung an der Ruhr-Universität Bochum; Nr. 6)
  5. Kaiser Wilhelm II. mit Zylinder
  6. Spottmünze mit Zylinder