St. Jakobus (Achslach)

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Pfarrkirche St. Jakobus in Achslach
Innenansicht der Pfarrkirche St. Jakobus
Pfarrkirche St. Jakobus in Achslach

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Jakobus ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude[1] in Achslach im niederbayerischen Landkreis Regen (Bayern). Sie steht auf ca. 600 m ü. N.N. im Ortszentrum an der Teisnach und am Fuße des 675 Meter hohen Kirchbergs.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achslach um 1866 – Detail des Hochaltarblattes

Das Achslacher Tal liegt im Gebiet des Karolinger Waldes (Nordwald), das ab dem 9. Jahrhundert vom Kloster Metten aus besiedelt wurde. 1115 wird Achslach zum ersten Mal als Ministerialensitz der Grafen von Bogen unter dem Namen Drasloha erwähnt.[2] Das Vorhandensein einer Andachtsstätte zu dieser Zeit ist wahrscheinlich, da das Eigenkirchenwesen der Grafen von Bogen einen wichtigen Faktor für das Verständnis der Besitzrechte, vor allem im Zusammenhang mit Neusiedlungen, darstellte.[3] Im 15. Jahrhundert wird von einer Andachtsstätte berichtet und zu spätgotischer Zeit um 1527 bereits eine größere Kirche bezeugt, die dem heiligen Jakobus dem Älteren geweiht war.

Nach der Erhebung zur Pfarrei im Jahr 1818[4] und bedingt durch die gleichzeitige Vereinigung mit Allersdorf war es nicht mehr zu umgehen, die bisherige kleine und baufällige Kirche weitgehend abzutragen und wesentlich erweitert erneut aufzubauen. Der Neubau wurde im Januar 1832 ausgeschrieben.[5]

Im Jahre 1833 wurde unter Baumeister Jakob Achatz aus Viechtach der ausschließlich aus Feldsteinen bestehende Bau in nur knapp sechs Monaten erstellt. H.H. Pfarrer Leibinger schenkte der Kirche 200 Gulden, damit zwei Seitenaltäre und eine Kanzel gekauft werden konnten.

Am 6. Juni 1837 konsekrierte der Weihbischof von Regensburg und spätere Erzbischof von Bamberg Bonifaz Kaspar von Urban die Kirche.

Im Jahr 1867 wurde der von der alten Kirche stehengebliebene Turm aus dem 15. Jahrhundert erhöht und mit einer schiefergedeckten Pyramide abgeschlossen.[6][7][8]

Die letzte umfassende Renovierung fand in den Jahren 2008–2013 statt.[9]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht
  • Der Hochaltar, ein Werk aus dem Frührokoko, wurde um 1720 geschaffen und ist samt seinen figürlichen Darstellungen im Original erhalten. Das Hochaltarblatt, gemalt vom Achslacher Georg Aichinger im Jahr 1866, zeigt den Kirchenpatron St. Jakobus auf einer Wolke über dem Dorf Achslach sitzend. Die linke Seitenfigur zeigt den hl. Petrus, die rechte den hl. Paulus. Der Altarauszug zeigt Gott Vater mit der Weltkugel umgeben von Erzengeln und zwei Putten. Auf der Rückseite des Hochaltars ist ein gotischer Sakramentstein eingemauert, der noch aus der Vorgängerkirche stammen dürfte.
  • Der linke Seitenaltar zeigt auf dem Altarblatt St. Maria, gemalt vom Achslacher Georg Aichinger im Jahr 1876. Das Gemälde im Altarauszug stellt den hl. Leonhard dar. Über der Altarmensa ist ein zweiter Tabernakel integriert. Hier war in früheren Zeiten das Bild der hl. Philomena in Korrespondenz zur Ganzkörperreliquie des hl. Hilarius auf dem rechten Seitenaltar.
  • Der rechte Seitenaltar zeigt auf dem Altarblatt St. Josef, gemalt vom Achslacher Georg Aichinger im Jahr 1876. Das Gemälde im Altarauszug stellt den hl. Wendelin dar. Über der Mensa befindet sich der Reliquienschrein des Katakombenheiligen Hilarius.
  • Der Kreuzweg wurde 1850 von Johann Baptist Reisbacher dem Ältern gemalt.
  • Die Kanzel zeigt Gemälde der vier Evangelisten und eine Rokokodarstellung von Jesus als gutem Hirten. Auf dem Schalldeckel steht eine Statue von Johannes dem Täufer.
  • Im Kirchenschiff und Chor befinden sich folgende Statuen: St. Florian, St. Wolfgang, Maria Dolorosa, Chorbogenkruzifix, St. Josef, St. Sebastian, Herz Jesu, Maria Immaculata.
  • Kirchengrotte mit Fatima-Madonna.

Reliquienschrein des heiligen Hilarius[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hl. Hilarius

Auf dem rechten Seitenaltar befindet sich das barocke Reliquiar des Katakombenheiligen Hilarius. Die Reliquie wurde im Jahr 1729 vom Kloster Gotteszell neben zwei weiteren Reliquien von Anton Beno Höger aus Anzing erstanden. Im Zuge der Säkularisation kam der hl. Hilarius im Jahr 1807 nach Achslach.[10]

Der Reliquienschrein ist mit einer Marmortafel mit vergoldeter Inschrift in lateinischer Sprache versehen. Dort heißt es „dormioni hilari filio dulcissimo“ (= für eine freundliche Ruhestätte dem besten Sohn). In der Barockzeit wurde dem hilari ein zweites i hinzugemalt, dadurch lässt sich die Inschrift als die Ruhestätte des Hilarius übersetzen.

Es handelt sich hier um eine Ganzkörper-Reliquie. Geringfügig fehlende Teile des prachtvoll gefassten Skeletts sind gekonnt aus Holz nachgearbeitet. Der Schädel hat ein vollständiges, gut erhaltenes Gebiss, ein deutlicher Hinweis, dass Hilarius jung gestorben ist. Auch dürfte er eher einer wohlhabenden Schicht entstammen, da es bei den Zähnen keinen großen Abrieb gibt, wie er bei den Menschen der einfacheren Schichten festzustellen ist.

Im Jahr 2013 fand eine umfangreiche Restaurierung des barocken Reliquiars statt.[11]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Edenhofer-Orgel von 1854
Hörbeispiel Physharmonika-Register Edenhofer-Orgel Achslach
Hörbeispiel Edenhofer-Orgel Achslach

Die Orgel ist ein bemerkenswertes Instrument und war zu Erbauungszeit richtungsweisend für den aufkeimenden modernen Orgelbau in der gesamten Region. Sie wurde im Jahr 1852 vom Regener Orgelbauer Carl Ludwig Edenhofer[12] nach dem Schleifladensystem mit mechanischer Traktur erbaut. Sie verfügt bis heute über eine regional traditionelles Pedal mit kurzer Oktave, welches zwölftönig und repetierend ausgeführt war. Bereits 1854 baute er das Instrument um. Er modernisierte nach dem damaligen technischen Stand die Gebläseanlage und fügte eine weitere Manualklaviatur hinzu. Über dieses neue Manualwerk konnte die neu eingebaute Physharmonika solistisch gespielt werden, oder diese über die errichtete Schiebekoppel über das erste Manual in den Gesamtklang gemischt werden. Zudem tauschte er das markante Cornett gegen eine hochromantische Äoline aus.

Sie ist Edenhofers erstes nachweisbares Opus und zudem vermutlich sein einziges erhaltenes Werkstück mit einem Physharmonika-Register.[13] Kriegsbedingt wurden die Prospektpfeifen zur Waffenproduktion eingezogen. Der vom Erbauer durchgeführte Registertausch wurde 1975 nach einer Begutachtung von Eberhard Kraus wieder rückgängig gemacht. Im Jahr 2012 wurde sie von der Firma Jann restauriert, nachdem sie über zwanzig Jahre lang wegen eines Defekts nicht bespielbar gewesen war und durch mehrere Elektronien vorübergehend in ihrer Funktion ersetzt worden war.[14]

II. Manual CDEFGA–f3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Gedeckt 8′
4. Gamba 8′
5. Oktave 4′
6. Flauto dolce 4′
7. Cornett III 223
8. Mixtur III 2′
I. Manual CDEFGA–f3
9. Physharmonika 8′
Pedal CDEFGA–a° (rep.)
10. Subbass 16′
11. Oktavbass 8′
12. Quintbass 513

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche besitzt drei Glocken. Alle wurden nach 1945 von der Glockengießerei Anton Gugg in Straubing hergestellt, da die alten Glocken während der Weltkriege eingefordert wurden.

  • Kreuzglocke (1946) – Stundenschlag
  • Paulusglocke (1951)
  • Marienglocke (1951) – 14-Stundenschlag

Eine Besonderheit stellen zwei Klangschalen dar, die oberhalb des Heiliggeistloch angebracht sind. Diese signalisieren zusätzlich zu den Glocken den Stunden- und 14-Stundenschlag.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Jakobus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: St. Jakobus, Achslach. (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geodaten.bayern.de auf: geodaten.bayern.de.
  2. Bayerische Akademie der Wissenschaften: Monumenta Boica. Auf: books.google.de. Band 12, 1775, S. 31.
  3. Kommission für Bayerische Landesgeschichte: Historischer Atlas von Bayern: Teil Altbayern. 1968, Seite 78 ff.
  4. Regierungs- und Intelligenz-Blatt für das Königreich Baiern.
  5. Königlich-Bayerisches Intelligenz-Blatt des Unterdonau-Kreises.
  6. Anne-Rose Baumgartner: Achslach und seine Kirche zwischen 1792 und 1992. März 1996.
  7. Anton Trellinger (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der einzelnen Orte der Gemeinde Achslach. Buchdruckerei Nothaft Deggendorf.
  8. Alois Zimmermann (Hrsg.): Heimatgeschichte Achslach 1115-1972.
  9. Passauer Neue Presse: In der Kirche war der Wurm drin. Vom 7. September 2011.
  10. Georg Aichinger: Kloster Metten und seine Umgebungen. Thomann Verlag Landshut, 1859, S. 352.
  11. Sabine Schwab: Die Kunstkammer. Restaurierung des Hl. Hilarius.
  12. Landshuter Zeitung vom 21. September 1852
  13. Passauer Zeitung: Nachrichten aus und für Niederbayern. Nr. 15, 15. Januar 1855.
    „Hr. Ludwig Edenhofer, geprüfter Orgelbauer von Regen, hat sein vor zwei Jahren in Achslach gebautes Orgelwerk – es ließ damals schon nichts zu wünschen übrig – nach seinen bisher gemachten Erfahrungen in München und den österreichischen Staaten mit Auszeichnung verbessert und vergrößert. Statt der Spannbälge wurde ein einziges Magazingebläße eingefügt, welches mehr Wind denn drei bis vier Spannbälge liefert, und diese, sowie auch alle bisher so sehr angerühmten Kasten-Gebläse an Dauer und Zweckmäßigkeit weit übertrifft. Auf einem zweiten Manuale befindet sich eine Physharmonika, deren Ton äußerst lieblich und angenehm ist: es kann damit ein Crescendo und Decrescendo hervorgebracht werden. Der Ton des ganzen zwölfstimmigen Werkes ist kräftig, aber nicht schreiend, er ist kirchlich und wahrhaft majestätisch. Dauerhafte Mechanik und geschmackvolle Bauart drängen sich dem Auge des Beobachters von selbst auf.“
  14. Achslach – St. Jakobus – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 31. Dezember 2023.

Koordinaten: 48° 58′ 18,3″ N, 12° 56′ 15,2″ O