St. Johann Baptist (Essen)

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St. Johann Baptist in Essen
Anbetungssaal

Die katholische Anbetungskirche St. Johann Baptist ist eine gotische Hallenkirche in der Essener Stadtmitte, die markant an der Essener Haupteinkaufsstraße, der Kettwiger Straße, steht und der Essener Münsterkirche vorgelagert ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gesamtanlage des Münsterkirchareals in Essen, links unten die Kirche St. Johann Baptist

Die Kirche ist aus einer Johanneskapelle hervorgegangen, die bereits im 10. Jahrhundert zum Essener Damenstift gehörte. Laut dem Testament der 1058 verstorbenen Äbtissin Theophanu sollten ad sanctum Iohannem im Rahmen ihrer Memoria Kerzen entzündet werden, dieses wird als erste Erwähnung der Kirche angesehen. Aus der Widmung der Kirche an den Heiligen Johannes der Täufer wird geschlossen, dass es sich ursprünglich um ein Baptisterium handelte. Der Grundriss dieser Kapelle konnte aus Ausgrabungsbefunden nach dem Zweiten Weltkrieg erschlossen werden. 1264 erhob die Äbtissin Berta von Arnsberg die Kapelle zu einer Filialpfarrkirche des Stifts. In späterer Zeit diente die Kirche den Kanonikern, die die Männern vorbehaltenen sakralen Handlungen für die Damen des Stifts vornahmen, als Versammlungsort. Die Kirche wurde 1471 als gotische Hallenkirche umgebaut und um einen rechteckigen Ostchor erweitert. Von 1699 bis 1768 erfolgte eine barocke Ausstattung. Es wurden ein Chorgestühl, die Seitenaltäre und eine Kanzel angeschafft. Die Kanzel wurde 1769 durch eine im Stil des Rokoko ersetzt.

Die Kirche wurde 1887 restauriert. Davor wurde am 12. November 1876 der letzte römisch-katholische Gottesdienst durch Pfarrer Peter Beising abgehalten. Nachdem die Altkatholiken bis dahin die Pauluskirche genutzt hatten, zogen sie jetzt in die St.-Johannis-Kirche.[1] 1914 erhielten sie mit der Friedenskirche ihren eigenen Kirchbau.

1968 wurde Kirche St. Johann Baptist renoviert und farblich neu gefasst. Der fast quadratische Grundriss des Gebäudes umschließt ein Gebilde aus neuen Raumkompartimenten. Zwei Joche einer dreischiffigen spätgotischen Halle, den quadratischen Chor und den südlichen Nebenchor, sowie dem nördlichen Durchgangsraum mit der Orgelempore. In der Halle wechseln die Schiffsbreiten vom Gleichmaß im Westen über trapezförmige Übergangsraumteile zu einem Chorjoch. Bei dem gleichmäßigen Westjoch handelt es sich an sich um ein Turmjoch, die ist im Innenraum nicht erkennbar, weil die Masse des wuchtigen, mit einem hohen Spitzhelm bekrönten Turmes ohne Veränderungen der Gewölbehöhe auf Freipfeiler abgeleitet wird.[2]

Heute dient die Kirche als Anbetungskirche und Pfarrkirche der katholischen Gemeinde in der Essener Innenstadt.

Hauptaltar von Bartholomäus Bruyn dem Älteren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunsthistorisch bedeutsam sind der barocke Hauptaltar der Kirche, ursprünglich ein Seitenaltar der Münsterkirche, sowie vier Altartafeln, die von Bartholomäus Bruyn dem Älteren zwischen 1522 und 1525 für den Hauptaltar der Münsterkirche angefertigt wurden. Bei den Gemälden handelt es sich um Hauptwerke Bruyns von höchster künstlerischer Qualität. Abgebildet ist der Lebensweg Jesu. Die Tafeln sind beidseitig bemalt, so dass sich die Kreuzigung auf der Rückseite der Geburtsdarstellung und die Kreuzabnahme auf der Rückseite der Anbetung der Könige befindet. Sichtbar sind daher immer nur zwei Bilder. Bemerkenswert bei der Darstellung der Kreuzabnahme ist, dass im Hintergrund eine mitteleuropäische Stadt an Stelle Jerusalems dargestellt ist. Bei dieser Stadt handelt es sich um die älteste bildliche Darstellung der Stadt Essen mit dem Steeler Tor und der damaligen Essener Stadtmauer.

Ansichten des Altars[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken, die alle aus dem Jahr 1787 stammen und aufgrund ihrer Bedeutung bei der Glockenspende für die Kriegsrüstung 1917 verschont blieben. 1940 wurden die Glocken zwar für die Kriegsrüstung beschlagnahmt, aber nicht eingeschmolzen. Alle drei Glocken tragen die Inschrift „Henricus et Everhardus Petit me fuderunt anno 1787“, die sie als Werke der noch heute in Gescher bestehenden Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock ausweisen. Die 669 mm[3] im Durchmesser große es2-Glocke trägt keine weitere Inschrift, die 995 mm[3] im Durchmesser große as1-Glocke ist „St. Johannes Baptista“, die 790 mm[3] im Durchmesser große c2-Glocke mit „St. Johannes Evangelista“ beschriftet. Den Rechnungen des Stifts lässt sich entnehmen, dass diese 1787 insgesamt 1687 Reichsthaler 7 Stuber kosteten, wovon 1173 Thaler 24 Stuber bar bezahlt wurden, für den Rest nahmen die Gießer die alten Glocken minderer Qualität in Zahlung. Alle Glocken werden zum Münstergeläut hinzugezählt und erklingen auch zusammen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Dohmen: Anbetungskirche St. Johann-Baptist, Essen. In: Ders. (Hg.): Abbild des Himmels. 1000 Jahre Kirchenbau im Bistum Essen. Verlag Hoppe und Werry, Mülheim an der Ruhr 1977, S. 24–27.
  • Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Essen (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Bd. 2, 3). Schwann, Düsseldorf 1893, S. 55–56 (Digitalisat).
  • Klaus Gereon Beuckers: Atrienkirche, Kanonikerkirche, Pfarrkirche. St. Johann in Essen, in: Frauenstifte, Frauenklöster und ihre Pfarrkirchen (= Essener Forschungen zum Frauenstift, Bd. 7), hg. v. Hedwig Röckelein, Essen 2009, S. 77–116.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tony Kellen: Die Industriestadt Essen in Wort und Bild. Geschichte und Beschreibung der Stadt Essen. Zugleich ein Führer durch Essen und Umgegend. Fredebeul & Koenen, Essen 1902, S. 72, 73.
  2. Heinz Dohmen: Anbetungskirche St. Johann-Baptist, Essen. In: Ders. (Hg.): Abbild des Himmels. 1000 Jahre Kirchenbau im Bistum Essen. Verlag Hoppe und Werry, Mülheim an der Ruhr 1977, S. 24–27, hier S. 26.
  3. a b c Auszug aus dem Glockenbuch Essen, Seiten 62, 63; abgerufen am 20. Januar 2018

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Johann Baptist (Essen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 27′ 21″ N, 7° 0′ 47″ O