Steffen Königer

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Steffen Königer (2016)

Steffen Königer (* 15. Oktober 1972 in Potsdam) ist ein deutscher Politiker. Von 2000 bis 2004 war er Redakteur der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit. Seit Ende der 1990er Jahre politisch in Rechtsparteien aktiv, wurde er bei der Landtagswahl 2014 über die Landesliste der AfD in den Landtag Brandenburg gewählt, dem er bis 2019 angehörte. Ab Dezember 2017 war er einer von sechs Beisitzern im AfD-Bundesvorstand,[1] bis er im November 2018 aus der Partei austrat. Nach eigenen Angaben tat er dies aus Protest gegen rechte Tendenzen in der Partei.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königer besuchte von 1979 bis 1989 die Polytechnische Oberschule in Werder (Havel) und ließ sich von 1989 bis 1991 zum Facharbeiter für Plaste- und Elasteverarbeitung ausbilden. 1994 absolvierte er das Abitur am Potsdam-Kolleg und war Geselle im Vulkaniseur-Handwerk. Von 1994 bis 1996 leistete er Zivildienst in einem Kindergarten in Potsdam.

Er studierte von 1996 bis 2004 Politikwissenschaft, Psychologie und Neue Geschichte an der Universität Potsdam, beendete sein Studium jedoch nicht. Er gehörte in dieser Zeit dem Potsdamer Vorstand des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an.[2]

Von 2000 bis 2004 war er für die Wochenzeitung Junge Freiheit als verantwortlicher Redakteur für die Rubrik Zeitgeist & Medien[3] tätig. Anschließend machte er sich als Fliesenleger selbständig[4], verfasste aber noch bis 2011 Artikel für die Junge Freiheit.[5]

1995 wurde er zum „Mister Brandenburg“ gekürt.[6][7] Bei den Brandenburger Landesmeisterschaften im Windsurfen erreichte er 2005 den ersten Platz.[8] Er war Vorstandsvorsitzender des Windsurfvereins Werder/Havel e. V.[9]

Königer ist Vater zweier Kinder und seit 2014 geschieden.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partei und Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von August 1989 bis März 1990 war Königer Mitglied in der Bürgerbewegung Neues Forum.

Von Februar bis Dezember 1999 war er Mitglied in der rechtspopulistischen Partei Bund freier Bürger – Offensive für Deutschland, Die Freiheitlichen, für die er nach eigenen Angaben[10] bei der Landtagswahl in Brandenburg 1999 als Direktkandidat im Wahlkreis 21 (Potsdam-Mittelmark I / Brandenburg an der Havel II) antrat; der Landeswahlleiter von Brandenburg weist allerdings für den Bund freier Bürger im angegebenen Wahlkreis keine[11] Erststimmen aus.

Königer war nach eigener Aussage für wenige Monate bei der Schill-Partei aktiv. Er wollte für diese bei den Kommunalwahlen in Brandenburg 2003 antreten, erreichte aber die erforderliche Zahl an Unterstützungsunterschriften[12] nicht.

Im März 2013 trat er in die AfD ein. Er kandidierte bei der Bundestagswahl 2013 auf Platz 5 der Landesliste. Bei seiner Kandidatur als Bürgermeister der Stadt Werder (Havel) erhielt er 8,4 Prozent der abgegebenen Stimmen.[13]

Königer war 2014 Vorsitzender des Kreisverbandes Mittelmark.[6] 2015 war er Mitunterzeichner der Erfurter Resolution. 2016 kandidierte er für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der AfD Brandenburg (hinter Alexander Gauland); Königer unterlag Andreas Kalbitz.[14] 2016 war Königer Sprecher des Landesfachausschusses für Leistung und Gerechtigkeit: Finanz-, Steuer- und Sozialpolitik des Bundes.[15] Am 3. Dezember 2017 wurde er als Beisitzer in den Bundesvorstand der AfD gewählt. Bei dieser Gelegenheit geriet er in die Schlagzeilen, weil er behauptete, Kinder würden im deutschen Bildungssystem „vom Kindergarten bis zum Abitur [...] vollgepumpt mit Ideologien, mit Frühsexualisierung, Gender-Mainstream, mit Political Correctness“. Die 68er hätten „im Bildungssektor eine Kraterlandschaft hinterlassen, verbrannte Erde, eine zerbombte Kulturnation.“ Dies sei „der totale Krieg gegen das Volk der Dichter und Denker.“[16]

Im Juni 2016 hielt er im Landtag eine vielbeachtete Rede zum „Genderwahnsinn“, welche fast ausschließlich aus Begrüßungen sexueller Minderheiten bestand.[17]

Im November 2018 erklärte Königer seinen Austritt aus der AfD. Ein Verbleiben könne er mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, da einige Landesverbände an „Destruktive“ verloren gegangen seien, die bewusst die Beobachtung durch den Verfassungsschutz in Kauf nähmen.[18][19]

Für die Wahl zum Kreistag von Potsdam-Mittelmark 2019 wollte Königer ursprünglich als Parteiloser auf der Liste der CDU antreten, zog die Kandidatur jedoch nach Kritik zurück und trat als Einzelkandidat an.[20][21]

Abgeordneter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Kommunalwahlen in Brandenburg 2014 wurde Königer für die AfD in den Kreistag Potsdam-Mittelmark gewählt. Er wurde Fraktionsvorsitzender sowie Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung Werder.

Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 trat er wieder als Direktkandidat, diesmal im Landtagswahlkreis Potsdam-Mittelmark III/Potsdam III (Wahlkreis 19), an. Er erhielt 9,1 Prozent der Erststimmen.[22] Königer war ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie A7 und des Wahlprüfungsausschusses im Landtag Brandenburg. Außerdem saß er im Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung.[23] Nach seinem Parteiaustritt im November 2018 gehörte Königer als Fraktionsloser dem Landtag Brandenburg an.

Öffentliche Wahrnehmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königer sieht sich als „freiheitsliebender Bürgerlich-Konservativer“,[6] aber auch als „nationalkonservativ“.[4] Der Potsdamer Politikwissenschaftler Gideon Botsch hat ihn als Rechtspopulisten bezeichnet, der bewusst Rechtswähler anspreche.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steffen Königer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. AfD wählt neuen Bundesvorstand (Pressemeldung 4. Dezember 2017)
  2. Christian Füller: Mit der Ostelbierin nach rechts?. In: taz, 20. März 2002.
  3. Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Nation statt Demokratie. Sein und Design der "Jungen Freiheit". 2. unveränderte Auflage, Unrast, Münster 2004, ISBN 3-89771-733-6, S. 208 f.
  4. a b Henry Klix: Freund preußischer Tugenden. pnn.de, 21. August 2014.
  5. a b Sascha Adamek: AfD Brandenburg kommt nicht zur Ruhe. Intrigantenstadl mit Rechtsaußenproblem. RBB, 19. Oktober 2014.
  6. a b c Jens Steglich: AfD-Politiker will Bürgermeister werden. In: Märkische Allgemeine Zeitung, 13. Juni 2014.
  7. Anna Günther Potsdam: Gewinnerpartei für Verlierer. In: sueddeutsche.de. 15. September 2014, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 29. Dezember 2018]).
  8. Diese Titel holten die Sportler im Jahr 2005. pnn.de, 9. Januar 2006.
  9. Surfverein zeigt Schliemann an. 2. Juli 2008.
  10. Steffen Königer, Bewerber für die Landesliste der AfD. (PDF) afd-brandenburg.de, archiviert vom Original am 6. März 2016; abgerufen am 29. April 2016.
  11. Landtagswahl am 5. September 1999: Wahlkreis 21 - Potsdam-Mittelmark I / Brandenburg an der Havel II. wahlen.brandenburg.de, abgerufen am 17. März 2016.
  12. Kritik der Kampagne gegen Potsdamer CDU. pnn.de, 8. November 2003.
  13. Bürgermeisterwahl 2014, Werder (Havel), abgerufen am 21. September 2014.
  14. Thorsten Metzner, Alexander Fröhlich: AfD wählt rechten Hardliner an die Spitze. pnn.de, 21. November 2015.
  15. Landesfachausschüsse, afd-brandenburg.de, abgerufen am 19. März 2016.
  16. FOCUS Online: Eklat auf Parteitag: AfD-Mann spricht vom totalen Krieg gegen Bildungssystem - Video. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 4. Dezember 2017]).
  17. Steffen Königer über Genderwahn (Original AfD-Video) [Historical Speeches TV]. Abgerufen am 12. Mai 2023 (deutsch).
  18. Welt.de 29. November 2018: Steffen Königer. Beisitzer im AfD-Bundesvorstand tritt aus Partei aus
  19. zeit.de 8. Dezember 2018 / Tilman Steffen: Fortschreitende Entfremdung
  20. PNN 31. März 2019: Ex-AfD-Politiker Königer tritt ohne Partei an
  21. n-tv 31. März 2019: Ex-AfD-Mitglied tritt als Einzelkandidat für Kreistag an
  22. Ergebnisse nach Wahlkreisen: Wahlkreis 19 – Potsdam-Mittelmark III/Potsdam III, Landeswahlleiter Brandenburg, abgerufen am 20. September 2014.
  23. correctiv.org: AfD-Politiker ziehen in Kuratorien der Landeszentralen für politische Bildung ein