Stephen Lawrence

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Stephen Lawrence (* 13. September 1974; † 22. April 1993) war ein schwarzer britischer Student. Er wurde 1993 von mehreren Tätern aus rassistischen Motiven erstochen.

Tat mit rassistischem Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der britische Teenager aus Eltham, London wurde am 22. April 1993 an einer Bushaltestelle erstochen.[1]

Nach den ersten Ermittlungen wurden fünf Verdächtige festgenommen. Sie wurden wegen der schwachen Beweislage zunächst nicht angeklagt.[2] Eine von der Familie des Opfers betriebene Privatklage führte zur Zulassung der Anklage gegen drei der Verdächtigen, die jedoch im Hauptverfahren aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden. Während der Ermittlungen wurde angenommen, dass der Mord einen rassistischen Hintergrund haben könne und Stephen Lawrence aufgrund seiner Hautfarbe getötet worden sein könnte. Das Handeln der Polizei und des Crown Prosecution Service war geprägt von rassistisch geprägten Streitfragen, was im Nachhinein zu Nachforschungen führte.[3]

1999 untersuchte ein Team unter Sir William Macpherson die Ermittlungen der Metropolitan Police und kam zu dem Schluss, dass es sich um institutionalisierten Rassismus handelte und nannten es „einen der wichtigsten Momente der modernen Rechtsprechung in Großbritannien“.[4]

Die Mutter von Lawrence, Doreen Lawrence, widmete sich in der Folgezeit hauptsächlich dem Kampf um Gerechtigkeit für ihren Sohn und dem gesellschaftlichen Kampf gegen Rassismus. Sie war Mitglied in verschiedenen Ausschüssen und Gremien des britischen Home Office und des Metropolitan Police Service. 2013 wurde sie für ihre Verdienste zum Life Peer als Baroness Lawrence of Clarendon erhoben.

Fundamentale Änderung der Gesetzgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fall gewann eine große Bedeutung für die britische Gesetzgebung, da er zum Erarbeiten und Inkrafttreten des Criminal Justice Act 2003 führte. Bis dahin war in England und Wales das jahrhundertealten Prinzip Ne bis in idem (brit. Double Jeopardy) äußerst streng gehandhabt worden, das besagt, dass eine Person nach ergangenem Urteil für das gleiche Verbrechen nicht nochmals angeklagt werden darf. Der Criminal Justice Act 2003 fügte den Ausnahmen von diesem Prinzip für schwere Verbrechen explizit den Sachverhalt der „neuen und überzeugenden Beweise“ hinzu.

Verurteilung von zwei Tätern und weitere Ermittlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. Januar 2012 wurden zwei der mutmaßlichen fünf Täter zu Mindeststrafen von 15 Jahren und zwei Monaten bzw. 14 Jahren und 3 Monaten verurteilt. Es wurde berücksichtigt, dass die beiden zur Tatzeit noch Jugendliche waren.[5][6][7] Der Freispruch für einen von ihnen aus dem Jahr 1996 konnte zuvor aufgrund der neuen Gesetzgebung aufgehoben werden.

2013 leitete die Metropolitan Police eine erneute Ermittlung ein, um auch die verbleibenden drei Verdächtigen strafrechtlich zu verfolgen. Dieses Ermittlungsverfahren wurde am 11. August 2020 eingestellt.[8]

Gedächtnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1998 bis 2017 stiftete die Marco Goldschmied Foundation den Stephen Lawrence Prize in Gedenken an den ermordeten Architekturstudenten. Der Preis wurde jährlich vergeben in Zusammenarbeit von Stephen Lawrence Charitable Trust, Doreen Lawrence und dem Royal Institute of Britisch Architects für Projekte von jungen Architekten mit einem Budget unter 1 Million britische Pfund. Preisgeld waren 5.000 britische Pfund, zusätzlich wurde dieselbe Summe als Architekturstipendium an einen Architekturstudierenden vergeben.[9][10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frank Ellis: The Macpherson Report. „Anti-Racist“ Hysteria and the Sovietization of the United Kingdom Right Now Press Ltd., London 2001, ISBN 0-9540534-0-0.
  • David G. Green (Hrsg.): Institutional Racism and the Police. Fact or Fiction. The Institute for the Study of Civil Society, London 2000, ISBN 1-903386-06-3.
  • Norman Dennis, George Erdos, Ahmed Al-Shahi: Racist Murder and Pressure Group Politics. The Macpherson Report and the Police. The Institute for the Study of Civil Society, London 2000, ISBN 1-903386-05-5.
  • Brian Cathcart: The Case of Stephen Lawrence. Reprinted with a new postscript. Penguin, London 2000, ISBN 0-14-027905-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BBC Links

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Straw Announces Inquiry into Lawrence Murder, BBC News, 1997. Abgerufen am 4. Januar 2008 
  2. Lawrence detective denies claim, BBC News, 31. Juli 2006. Abgerufen am 4. Januar 2008 
  3. The Stephen Lawrence Inquiry: Appendix 7, Statement of Neville Lawrence. 24. Februar 1999, abgerufen am 21. Juni 2009.
  4. Q&A: Stephen Lawrence murder, BBC News, 5. Mai 2004. Abgerufen am 4. Januar 2008 
  5. Carsten Volkery: Spektakuläres Verbrechen in London: Gericht verurteilt Lawrence-Mörder 18 Jahre nach der Tat. In: Spiegel Online. 3. Januar 2012, abgerufen am 10. Juni 2018.
  6. John F. Burns, Harvey Morris: Guilty Verdicts in 1993 Racial Murder Case That Changed Justice in Britain. In: Printausgabe 4. Januar 2012, S. A8 der New-York-Edition. New York Times, 3. Januar 2012, abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).
  7. Paul Peachey: The moment Doreen Lawrence's 19-year wait for justice ended. The Independent, 4. Januar 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Januar 2012 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.independent.co.uk (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. London police halt probe into 1993 murder of Black teenager that exposed racism in ranks. In: Reuters. 11. August 2020, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
  9. The Stephen Lawrence Prize. Stephen Lawrence Charitable Trust, abgerufen am 9. Juli 2022 (englisch).
  10. How the Stephen Lawrence Prize was founded. The Stephen Lawrence Prize, abgerufen am 9. Juli 2022 (englisch).