Steuben (Schiff)

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Steuben
1925, noch als München beim Ausbooten
1925, noch als München beim Ausbooten
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen
  • München
  • General von Steuben
Schiffstyp Passagierschiff
Eigner Norddeutscher Lloyd
Bauwerft AG Vulcan, Stettin
Baunummer 669
Stapellauf 25. November 1922
Indienststellung 5. Juni 1923
Verbleib 10. Februar 1945 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 167,8 m (Lüa)
Breite 19,8 m
Vermessung 13.325 BRT
nach Umbau 14.690 BRT
 
Besatzung 356 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 Dreifachexpansions-Dampfmaschinen
Maschinen­leistung 8.500 PS (6.252 kW)
Höchst­geschwindigkeit 15,75 kn (29 km/h)
Propeller 2
Maschinenanlage ab 1931
Maschinen­leistung 10.560 PS (7.767 kW)
Höchst­geschwindigkeit 16,3 kn (30 km/h)
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 171 I. Klasse
350 II. Klasse
558 III. Klasse

Das nach Friedrich Wilhelm von Steuben benannte Passagierdampfschiff Steuben – ex München und General von Steuben – wurde vom Norddeutschen Lloyd bereedert.[1] Seine Versenkung am Ende des Zweiten Weltkrieges gilt als eine der großen Katastrophen in der Schifffahrtsgeschichte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stapellauf als München[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die spätere Steuben lief 1922 unter dem Namen München bei der AG Vulcan Stettin vom Stapel und wurde am 5. Juni 1923 als erster Passagierschiffs-Neubau des Norddeutschen Lloyd für den Nordatlantikdienst nach dem Ersten Weltkrieg in Dienst gestellt. Sie war bereits das dritte Schiff des NDL unter diesem Namen.

Die München und ihr im Januar 1924 in Dienst gestelltes Schwesterschiff Stuttgart wurden im Transatlantikverkehr mit drei Passagierklassen eingesetzt.[2] Im Winter 1925/26 erfolgte der erste Umbau der Passagiereinrichtung, die zu einer Erhöhung der besseren Kabinenplätze führte. Die München diente ab 1925 auch gelegentlich für „Erholungsreisen zur See“, wie man Kreuzfahrten damals nannte. So führte man vom 17. Juli bis 12. August 1925 eine Polarfahrt mit der München durch.[3]

Sie geriet am 11. Februar 1930 im Hafen von New York (USA) beim Entladen von Stückgutfracht in Brand und wurde innen weitgehend zerstört. Das Schiff wurde notdürftig seeklar gemacht und lief am 9. Mai mit eigener Kraft Richtung Bremen. Dort wurde es auf der Deschimag-Werft AG „Weser“ vom 1. Juli 1930 bis zum 18. Januar 1931 wiederhergestellt, erhielt neue Schornsteine und erneut eine veränderte Passagiereinrichtung. Der Einbau einer Abdampfturbine erhöhte die Geschwindigkeit auf 16,3 Knoten.

Umbenennung in General von Steuben, Steuben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1931 wurde das Schiff wieder in Dienst gestellt und als Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in General von Steuben umbenannt. Durch die neuen Schornsteine wurde ihr Aussehen dem der großen Schnelldampfer Bremen und Europa wie auch dem der Columbus angeglichen. Im Liniendienst wurde sie dennoch nur selten eingesetzt, sondern sie wurde das Kreuzfahrtschiff des NDL.

Der Namensgeber Freiherr von Steuben war ein erfolgreicher preußischer Offizier und US-amerikanischer General des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und avancierte zum Helden der Kontinentalarmee. Er ist auch der Namensgeber der jährlich in New York stattfindenden Steubenparade.

Ab 1935 wurde die „weiße“ General von Steuben nur noch für Kreuzfahrten für 484 Passagiere insbesondere von den USA aus eingesetzt. Sie war das einzig verbliebene Luxus-Kreuzfahrtschiff, das nicht vor allem KdF-Fahrten durchführte.[4] Im November 1938 wurde sie ein weiteres Mal umbenannt, in Steuben.

Im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Krieges wurde die Steuben nach Vereinbarungen mit Estland am 15. Oktober 1939 und Lettland am 30. Oktober 1939[5] zur Zwangsumsiedlung Baltendeutscher aus ihrer Heimat ins Deutsche Reich eingesetzt.

Umgesiedelte Deutsch-Balten beim Verlassen der Steuben in Stettin, 1939

Danach diente das Schiff als Wohnschiff der Kriegsmarine in Kiel und Danzig, bis es ab Juli 1944 als Truppentransporter und Verwundetentransportschiff auf der Ostsee eingesetzt wurde. Es war nicht als Lazarettschiff gekennzeichnet. Um die Jahreswende 1944/45 wurde es wieder Wohnschiff. Die Steuben unternahm dann mehrere Fahrten zur Evakuierung von Verwundeten und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten.[6]

Versenkung der Steuben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. Februar 1945 lief die Steuben von Pillau in Richtung Kiel aus. An Bord befanden sich etwa 2.800 Verwundete, 300 Personen medizinisches Personal, 150 Mann Besatzung und etwa 900 Flüchtlinge[7]. Über die Zahl der eingeschifften Flüchtlinge besteht dabei große Unsicherheit. Das Schiff fuhr abgedunkelt im Geleit des Torpedoboots T 196 durch die Ostsee in Richtung Westen.

Am 10. Februar 1945 gegen 00:55 Uhr wurde die Steuben südlich der Stolpe-Bank auf der Höhe von Stolpmünde von zwei Torpedos des sowjetischen U-Bootes S-13 getroffen und sank innerhalb von nur etwa 15 Minuten. Der U-Bootkommandant Alexander Marinesko, der zuvor unter Wasser manövrierend das Schiff vier Stunden lang mit dem Horchgerät verfolgt hatte, gab zunächst an, den Leichten Kreuzer Emden versenkt zu haben.

Beim Untergang der Steuben kam der größte Teil der an Bord befindlichen Personen ums Leben, nur etwa 660 Schiffbrüchige konnten vom Begleitschiff des Transporters und dem zu Hilfe kommenden Torpedofangboot TF 10 aus der eiskalten Ostsee gerettet werden. Zwischen 1100 und 4200 Menschen verloren bei dem Untergang ihr Leben.[8][9][10]

Die Versenkung der Steuben gehört damit zu denen mit der höchsten Zahl an Todesopfern, von denen sich die meisten zu Beginn des Jahres 1945 mit den Versenkungen der Wilhelm Gustloff, der Goya, der Steuben und der Cap Arcona in der Ostsee ereigneten und mehr als 20.000 Menschen das Leben kosteten.

Wrack[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Taucher am Wrack

Das Wrack wurde im Mai 2004 durch das Vermessungsschiff ORP Arctowski der polnischen Marine gefunden und identifiziert. Fotos und Zeichnungen zum Untergang und Fund wurden 2005 im National Geographic Magazine veröffentlicht.[11]

Im Juli 2021 berichtete Der Spiegel, dass inzwischen alles, was nicht niet- und nagelfest ist, vom Wrack geplündert wurde. Das Schiffswrack ist ein offizielles Seekriegsgrab und sein Betreten verboten. Auf Grund völkerrechtlicher Verträge ist es nach wie vor Eigentum des deutschen Staates. Für den Schutz sind jedoch polnische Behörden zuständig.[12]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2005 Tod in der Ostsee – Der Untergang der Steuben (Dokumentation), Regie: Peter Dreckmann, Sprecher: Christian Brückner

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990. Ernst Kabel Verlag, 1986, ISBN 3-8225-0037-2.
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1920 bis 1970. Koehlers Verlagsgesellschaft, 1992, ISBN 3-7822-0534-0.
  • Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe 1919 bis 1985. Steiger Verlag, 1987, ISBN 3-921564-97-2.
  • Reinhart Schmelzkopf: Die deutsche Handelsschiffahrt 1919–1939. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg, ISBN 3-7979-1847-X.
  • Peter H.Bock: München – ein Schicksal, Leben und Sterben eines stolzen Schiffes. In: Schiff Classic, Magazin für Schifffahrts- und Marinegeschichte e.V. der DGSM, Ausgabe: 7/2020, S. 28–35.
  • Kurt Dieckert / Horst Grossmann: Der Kampf um Ostpreussen. München 1960, S. 131, ISBN 3-87943-436-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steuben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Norddeutsche Lloyd Page 2 - Ocean Liner Postcards. In: www.simplonpc.co.uk.
  2. Bild der München
  3. Category:Arctic expedition SS München - Wikimedia Commons. In: commons.wikimedia.org.
  4. Bilder der weißen Steuben
  5. Karl Ploetz: Auszug aus der Geschichte. Verlag A.G. Ploetz, Würzburg 1962.
  6. Sven Felix Kellerhoff: Ein Massengrab am Grund der Ostsee. via www.welt.de, 25. Juli 2004;.
  7. nach Untersuchungen von Heinz Schön
  8. Witthöft, Hans Jürgen: Norddeutscher Lloyd. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1973, ISBN 3-7822-0088-8 (S. 81 (1100)).
  9. Rothe, Claus: Deutsche Ozean-Passagierschiffe. 1919 bis 1985. 1. Auflage. transpress Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-341-00805-5 (S. 75 (3000)).
  10. Witthöft, Hans Jürgen: Die Deutsche Handelsflotte 1939–1945. Band 2 Handelsschiffe*Blockadebrecher*Hilfskriegsschiffe. Muster-Schmidt Verlagsgesellschaft, Göttingen 1971 (S. 201 (4200)).
  11. Marcin Jamkowski (Autor) & Christoph Gerigk (Fotograf): "Ghost ship found" in National Geographic (2005, February) S. 32–51.
  12. Solveig Grothe: Die Baltische Titanic. Der Spiegel vom 10. Juli 2021, S. 46–48

Koordinaten: 54° 21′ 18″ N, 15° 41′ 56″ O