Stockhausen (Grünberg)

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Stockhausen
Stadt Grünberg
Koordinaten: 50° 36′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 50° 35′ 33″ N, 9° 1′ 47″ O
Höhe: 275 m ü. NHN
Fläche: 2,75 km²[1]
Einwohner: 322 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35305
Vorwahl: 06400
Karte
Stadtteile von Grünberg

Stockhausen ist ein Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen. Der Ort liegt 5 km östlich von Grünberg im Vorderen Vogelsberg am Seenbach. Durch den Ort führt die Bundesstraße 276. Der Ort hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Friedberg–Mücke, die von 1903 bis 1968 betrieben wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche

Die ältesten bekannten schriftlichen Erwähnungen des Orts erfolgten im Jahr 1340 unter dem Namen Stoghusin und ein Jahr später als Stochusin.[2]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Stockhausen:

„Stockhausen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Grünberg, hat 36 Häuser und 207 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind und die größtentheils zum Bauernstand gehören.“[3]

Von 1874 bis 1942 wurde in Stockhausen Eisenerz abgebaut. Die 1890 errichtete Schule wurde 1982 zur Kirche umgebaut. Von 1903 bis 1959 hatte Stockhausen einen Bahnanschluss an der Bahnstrecke Friedberg–Mücke, die heute stillgelegt ist; bereits 1945 wurde das Personal von diesem Haltepunkt abgezogen.[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Stockhausen zum 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingemeindet.[5][6] Für Stockhausen, sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Stockhausen angehört(e): [2][8][9]

Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Materielles Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Stockhausen galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[16]

Gerichtsverfassung seit 1803[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Stockhausen das „Amt Grünberg“ zuständig. Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Stockhausen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[17] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg; Stockhausen wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[18]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Stockhausen 306 Einwohner. Darunter waren 6 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 54 Einwohner unter 18 Jahren, 129 zwischen 18 und 49, 72 zwischen 50 und 64 und 48 Einwohner waren älter.[19] Die Einwohner lebten in 129 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 24 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 90 Haushaltungen lebten keine Senioren.[19]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1577: 009 Hausgesesse
• 1630: 008 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute
• 1669: 044 Seelen
• 1742: 029 Untertanen, 11  Junge Mannschaften, keine Beisassen/Juden
• 1806: 166 Einwohner, 28 Häuser[13]
• 1829: 207 Einwohner, 36 Häuser[3]
• 1867: 166 Einwohner, 32 bewohnte Gebäude[20]
• 1875: 174 Einwohner, 34 bewohnte Gebäude[21]
Stockhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
128
1800
  
149
1806
  
166
1829
  
207
1834
  
215
1840
  
217
1846
  
205
1852
  
212
1858
  
222
1864
  
188
1871
  
188
1875
  
174
1885
  
158
1895
  
133
1905
  
148
1910
  
135
1925
  
142
1939
  
193
1946
  
281
1950
  
289
1956
  
224
1961
  
245
1967
  
257
1970
  
246
1980
  
?
1987
  
264
2003
  
328
2011
  
306
2016
  
322
2020
  
322
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[22][23]; Zensus 2011[19]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1830: 206 evangelische, ein katholischer Einwohner[2]
• 1961: 224 evangelische (= 91,43 %), 21 katholische (= 8,57 %) Einwohner[2]

Historische Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1961: Erwerbspersonen: 75 Land- und Forstwirtschaft, 40 Prod. Gewerbe, 11 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 15 Dienstleistungen und Sonstiges[2]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Stadtteil Stockhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Stockhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 67,74 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Dorfgemeinschaft Stockhausen“ an.[24] Der Ortsbeirat wählte Kai-Albrecht Jochim zum Ortsvorsteher.[25]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrere Vereine wirken am kulturellen Dorfleben mit:

  • Freiwillige Feuerwehr Stockhausen
  • Gesangverein „Liederkranz“ Stockhausen
  • Gymnastikgruppe Stockhausen
  • Jägervereinigung Oberhessen e. V.
  • Jugendclub Stockhausen
  • Kulturgruppe Stockhausen
  • Schützenverein Stockhausen
  • Theatergruppe Stockhausen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stockhausen (Grünberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Nidda) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1970 als Ortsbezirk zur Stadt Grünberg.

Einzelnachweise

  1. a b Statistiken der Stadt Grünberg. In: Stadt Grünberg. Abgerufen am 29. November 2021.
  2. a b c d e f g Stockhausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 276 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Reichsbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz (N.F.) vom 10. Oktober 1945, Nr. 9. Bekanntmachung Nr. 84, S. 65.
  5. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Grünberg, Landkreis Gießen vom 7. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 142, Punkt 180 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 294.
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 43 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Grünberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 256 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 419 (online bei Google Books).
  15. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  16. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
  17. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  18. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  19. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  20. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Haushaltsplan 2015. (PDF; 1,9 MB) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, S. 13, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
  23. Einwohnerzahlen 2020. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2020; abgerufen im Januar 2022.
  24. Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Stockhausen. In: Votemanager. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2024.
  25. Politische Gremien. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2024.