Storch Heinar

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Das Logo von Storch Heinar
Michael Müller, Manuela Schwesig, Erwin Sellering, Roland Kaiser, Storch Heinar und Sigmar Gabriel

Storch Heinar ist ein Modelabel, das die Jusos Mecklenburg-Vorpommern als satirische Auseinandersetzung mit der Bekleidungsmarke Thor Steinar betreiben. Das Jusos-Projekt Endstation Rechts verkauft unter der Marke Storch Heinar Textilartikel als Parodie in Form einer Verballhornung der bei Rechtsextremisten beliebten Marke Thor Steinar.[1] Die Erlöse aus dem Bekleidungsverkauf fließen nach Angabe von Endstation Rechts in die redaktionelle Arbeit gegen Rechtsextremismus. Entstanden ist das Projekt in einer Rotweinrunde, an der Mathias Brodkorb, Annette Gork, Georg Horcher und Sven Klüsener (Letzterer gilt als Schöpfer des Namens „Storch Heinar“) teilnahmen.[2]

Symbolik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die satirische Anspielung von Storch Heinar beschränkt sich nicht auf Bekleidungsstile und die aufgedruckte Symbolik, sondern bezieht auch mit dem Rechtsextremismus in Verbindung stehende Begriffe und Denkweisen mit ein:

Heinar ist ein fiktiver Storch, der an einer „Froschfleisch-Intoleranz“ leidet und eine Vorliebe für Eierlikör hat. Er tritt mit Stahlhelm, Scheitel und Hitlerbart auf und spielt auch sonst mit von Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus Bekanntem. Nach dem zu Gunsten von Storch Heinar entschiedenen Prozess über die Verwechslungsgefahr mit der Marke Thor Steinar teilte der Storch beispielsweise mit:

„Ich habe soeben im Nürnberger Modeverbrecherprozess meinen Gegner vernichtend geschlagen.“

Süddeutsche.de, 11. August 2010[3]

Damit bezog er sich auf die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und die im Rechtsextremismus verbreitete kriegerische Rhetorik. Der Storch Heinar bezeichnet sich auch als „Grömaz“ – ein Akronym für Größter Modedesigner aller Zeiten –,[4] ein Verweis auf Hitler, der als Gröfaz verspottet wurde. Auf T-Shirts und Sweatshirts sind oft Verballhornungen neonazistischer Parolen gedruckt wie „Hier marschiert der nationale Viehbestand“[5] (mit Abbildungen von Kuh, Ente und Hirsch), was auf den rechten Slogan „Hier marschiert der nationale Widerstand“ anspielt. Diese Produkte werden vom Label als „Anti-Anti-Antifa-Demo-Kluft“ bezeichnet.[6][7]

2011 wurde das Buch Mein Krampf von Storch Heinar veröffentlicht, das in 18 Kapiteln auf 88 Seiten eine Parodie auf neonazistische Zahlensymbolik und Adolf Hitlers Mein Kampf darstellt.

Rechtsstreitigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thor Steinar strengte eine Klage gegen den SPD-Landtagsabgeordneten Mathias Brodkorb an.[8] Die von ihm mitbegründete Initiative Endstation Rechts, die zugleich Trägerin des Projektes Storch Heinar ist, brachte daraufhin zur Prozesskostenfinanzierung „Retter“-T-Shirts mit der Aufschrift Weltkriegsverliererbesieger seit 1945 auf den Markt. Der Aufdruck soll auf die im Zweiten Weltkrieg besiegten Nationalsozialisten verweisen. Er geht auf den FC St. Pauli zurück, der 2001 nach einem Sieg in der Bundesliga gegen den FC Bayern München T-Shirts mit der Aufschrift Weltpokalsieger-Besieger bedruckte.[9][10]

Das Landgericht Nürnberg-Fürth wies am 11. August 2010 die Klage weitgehend ab. Es bestehe keine Verwechslungsgefahr von Storch Heinar mit der Marke Thor Steinar, darüber hinaus sei „ein etwaiger Marken- oder Wettbewerbsverstoß als satirische Auseinandersetzung mit den klägerischen Marken von den Grundrechten der Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) und der Kunstfreiheit (Art. 5 Abs. 3 GG) erfasst“.[11]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Storch Heinar – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Philipp Wittrock: Neonazi-Satire. Storch Heinar sucht das heilige Ei. In: Spiegel Online. 17. Dezember 2008, abgerufen am 13. August 2010.
  2. Julian Barlen: Making of Storch Heinar. In: Endstation Rechts. 16. März 2011, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  3. Thor Steinar vs. Storch Heinar Ein guter Tag für Störche. In: Süddeutsche.de. 12. August 2010, S. 8, abgerufen am 23. Juli 2014.
  4. Storch Heinar: Sieg im Modeverbrecherprozess: Heinar ruft Achse Rostock-Leipzig aus. In: Endstation Rechts, 11. August 2010, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  5. Velten Schäfer: Nationaler Viehbestand. In: Neues Deutschland, 2. August 2012, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  6. Storch Heinar: Neu: „Hier marschiert der nationale Viehbestand“ – Storch Heinars „Anti-Anti-Antifa-Demo-Kluft“ Frühjahr-Sommer 2011. In: Endstation Rechts, 17. November 2010, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  7. Storch Heinar: Anti-Anti-Antifa-Demokluft Vol. II – Der internationale Viehbestand. In: Endstation Rechts, 4. Dezember 2012, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  8. Martin Otto: So intelligent kann Antifaschismus sein. In: FAZ online. 11. August 2010, abgerufen am 15. August 2010.
  9. Holger Wille: Heinar, der Weltkriegsverliererbesieger. In: Spiegel Online, 12. Dezember 2009, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  10. Andreas Frost: Thor Steinar prozessiert gegen Satire-Storch Heinar. In: welt.de, 21. Juli 2010, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  11. Urteil im Fall THOR STEINAR gegen Storch Heinar: Landgericht Nürnberg-Fürth weist die Klage einer Bekleidungsherstellerin weitgehend ab. In: Pressemitteilung Nr. 22/2010. LG Nürnberg-Fürth, 11. August 2010, abgerufen am 23. Juli 2014.
  12. Arzt ist Held des Nordens. In: Ostsee-Zeitung. 18. Dezember 2010, archiviert vom Original am 6. September 2012; abgerufen am 23. Juli 2014.
  13. Storch Heinar – Wilhelm-Dröscher-Preis. Abgerufen am 7. Dezember 2011.
  14. Deutscher Engagementpreis 2012 (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)
  15. Engagement-Botschafter des bürgerschaftlichen Engagements 2013 (Memento vom 18. Dezember 2013 im Internet Archive)
  16. Festakt zur Feier des Tages des Grundgesetzes des Bündnisses