Suchoi Su-17

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Suchoi Su-17
Su-17M
Su-17M
Typ Jagdbombenflugzeug
Entwurfsland

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller Suchoi
Erstflug 2. August 1966[1]
Indienststellung 1971
Produktionszeit

1969–1988[2]

Stückzahl 1217[2]

Die Suchoi Su-17 (russisch Сухой Су-17, NATO-Codename Fitter) ist ein einstrahliger Jagdbomber, welcher zur Zeit des Kalten Krieges in der Sowjetunion entwickelt wurde. Das einsitzige Flugzeug mit schwenkbaren Außenflügeln der Suchoi-Familie ist eine Weiterentwicklung der Suchoi Su-7B, die wiederum aus der Su-7 hervorgegangen war.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklungsarbeiten begannen im Mai 1965 als S-22I oder auch Su-7IG unter der Leitung von N. G. Syrin in Zusammenarbeit mit dem ZAGI. Der Erstflug erfolgte am 2. August 1966 vom Flugplatz des LII in Schukowski aus und bereits im Frühjahr 1967 wurde das Flugzeug während der Luftparade erstmals öffentlich gezeigt.[3] Nach dem erfolgreichen Abschluss der Erprobung erging im November 1967 die Anweisung zur Serienfertigung. Das erste im staatlichen Flugzeugwerk Nr. 126 in Komsomolsk am Amur gebaute Exemplar S-32-1 flog am 1. Juli 1969 erstmals. Von dieser ersten Version wurden 1969 bis 1971 225 Stück gebaut.[2] Die Su-17 wurde 1971 in Dienst gestellt und bis 1998 bei den sowjetischen/russischen Luftstreitkräften eingesetzt.

Während der langen Produktionsphase im Werk Nr. 126 in Komsomolsk am Amur[4] von 1969 bis 1988 gab es zahlreiche Varianten des Grundtyps. Die letzte Serienversion war die Su-17M-4, von der 231 Stück hergestellt wurden. Wesentlicher Unterschied sind die Tragflächen variabler Geometrie, welche die Lande- und Startgeschwindigkeit herabsetzen und die Reichweite erhöhen. Im Gegensatz zu reinen Schwenkflüglern wie der MiG-27 schwenken bei der Suchoi nur die Außenflügel. Als Exportversionen entstanden die Su-20 und die Su-22 auf Grundlage der Su-17. Diese wurden an die Staaten des Warschauer Pakts und zehn weitere Staaten geliefert.

Die Su-17 verfügt über ein einzelnes Triebwerk, das im Rumpf des Flugzeugs eingebaut ist. Im Prototyp und der ersten Vorserie wurde noch das AL-7F-1 mit 7.000 kg Nachbrennerschub in Meereshöhe verwendet. Ab der ersten Serie kam dann das 11.200 kg Schub in Meereshöhe liefernde AL-21F-3 zum Einsatz.

Die Su-17 ist ein Mitteldecker, wobei die Tragflächen leicht unter der Mittellinie des Rumpfs angebracht sind. Die Schwenkflügel lassen sich in einem Bereich von 28° bis 62° manuell schwenken. Die Tragflächen sind an der Vorderkante mit durchgehenden Vorflügeln versehen. An der Hinterkante sind außen kraftbetätigte Querruder und einteilige Spaltklappen angebracht. Die Spaltklappen werden beim Rückschwenken der Tragfläche teilweise in den Flügelkasten eingefahren. Zur Verbesserung der Strömung an den Tragflächen sind pro Fläche zwei Grenzschichtzäune angebracht worden.

Auffällig sind das hohe Profil des Cockpits und der aufgesetzte „Grat“, der entlang der Oberseite des Rumpfes zwischen Cockpit und Seitenleitwerk läuft.

Die Su-17 stellte neben der MiG-27 in den 1970er- und 1980er-Jahren das Rückgrat der sowjetischen Frontfliegerkräfte dar. Verglichen mit ähnlichen Flugzeugen hat die Su-17 eine relativ kurze Reichweite, weshalb sie für den Jagdbombereinsatz im frontnahen Bereich vorgesehen war.

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Variante interne Bezeichnung NATO-Codename
Su-17 S-32 Fitter-C Grundversion
Su-17M S-32 Variante mit Ljulka-AL-21F-Triebwerk; automatischer Schwenkmechanismus, dreiholmiges Seitenleitwerk, Radarwarnempfänger Sirena-3 am unteren Ende des Seitenruders, kleinerer kreuzförmiger Bremsschirm, zweiter Messwertegeber am Bug für Flugsteuerung und Waffenzielgerät
Su-17MK Exportversion der Su-17M an Polen
Su-17R mit dem Aufklärungsbehälter KKR ausgestattete Aufklärer
Su-17M-2D S-32M-2 Fitter-D Dopplerradar in Verkleidung unter dem Lufteinlauf, Laserentfernungsmesser im Eintrittskonus, Rumpfspitze um 3° abgesenkt und um 38 cm verlängert
Su-17UM-2 U-32M-2 Fitter-E auf der Su-17M-2 basierende zweisitzige Schulmaschine, fehlende Backbordkanone, kein Dopplerradar, voll kampffähig
Su-17UM-2D U-32M-2D wie Su-17UM-2 mit Dopplerradar
Su-17M-3 S-52 Fitter-H Neukonstruktion, Dopplerradar im Eintrittskonus untergebracht, größeres Seitenleitwerk, Swesda Schleudersitz K-36M, abnehmbare Kielflosse am Unterrumpf, zusätzliche Startschienen für Luft-Luft-Flugkörper, Düppel-/Leuchtkörperwerfer ASO-2 auf dem Rumpfrücken
Su-17UM-3 S-53 Fitter-G zweisitzige Schulungsversion der Fitter-H, Periskop für den Fluglehrer im hinteren Cockpit
Su-17M-4 S-54 Fitter-K für Hochgeschwindigkeitstiefflug konzipierte Variante, starrer Eintrittskonus, Laserentfernungsmesser Klen-54, Lasermarkierer, Mehrzweckeinsatzrechner CVM-20-22, Navigationssystem PrNK-54 mit RSDN, taktisches Flugnavigationssystem A-312, KDS-Täuschkörper SPP156, Düppel-/Leuchtkörperwerfer ASO-2, Radarwarnempfänger SPO-15LESirena-3, Schleudersitz K-36DM

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Su-17 der sowjetischen Luftstreitkräfte
Seitenrisse der Su-17
Kenngröße Daten Su-17M4[5]
Besatzung 1
Länge 19,02 m
Spannweite 13,68 m bei minimaler Pfeilung
10,02 m bei maximaler Pfeilung
Höhe 5,12 m
Flügelfläche 38,49 m² bei minimaler Pfeilung
Flügelstreckung 4,9 bei minimaler Pfeilung
Leermasse 10.640 kg
max. Startmasse 19.500 kg
Höchstgeschwindigkeit 1.850 km/h
Einsatzreichweite 2.550 km
Dienstgipfelhöhe 15.200 m
Triebwerk 1 × Ljulka AL-21F-3
Schub 109,93 kN
Bewaffnung 2 × 30-mm-Kanonen und bis zu 4.250 kg Bombenlast

Bewaffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Polnische Su-22 mit B-80-RW, R-60 und S-25-LW
Festinstallierte Kanonen-Bewaffnung
in den Tragflächenwurzeln auf jeder Seite
Waffenzuladung von 3.000 kg an acht Außenlaststationen (davon zwei mitschwenkend an den äußeren Flügeln)
Luft-Luft-Lenkflugkörper
  • 2 × APU-60-1-Startschiene für je 1 × Wympel R-60M – infrarotgesteuert, selbstzielsuchend für Kurzstrecken
  • 2 × BD-60-21U-Startschiene für je 1 × Wympel R-3S – infrarotgelenkt, selbstzielsuchend für Kurzstrecken
Luft-Boden-Lenkflugkörper
  • 2 × APU-68UM-Startschiene für je 1 × Swesda Ch-23 – funkferngesteuert
  • 2 × APU-68UM3-Startschiene für je 1 × Swesda Ch-25ML/MR – laser- bzw. radargelenkt
  • 2 × APU-68UM3-Startschiene für je 1 × Swesda Ch-25MP – Radarbekämpfungsflugkörper
  • 2 × Raduga Ch-28 – passiv radargelenkt zur Radarbekämpfung in Verbindung mit Metel-A-Behälter
  • 2 × AKU-58M-Startschiene für je 1 × Wympel Ch-29L/T – laser- bzw. TV-gesteuert
  • 2 × AKU-58-Startschiene für je 1 × Raduga Ch-58E/U – Radarbekämpfungsflugkörper
  • 2 × AKU-58-Startschiene für je eine MKB Raduga Ch-59 „Owod“ – Marschflugkörper
Ungelenkte Luft-Boden-Raketen
  • 4 × UB-32A-Raketen-Rohrstartbehälter für 32 ungelenkte Luft-Boden-Raketen S-5; Kaliber 57 mm
  • 4 × B-8M1-Raketen-Rohrstartbehälter für 20 ungelenkte Luft-Boden-Raketen S-8KO; Kaliber 80 mm
  • 4 × B-13L-Raketen-Rohrstartbehälter für 5 ungelenkte Luft-Boden-Raketen S-13T/OF; Kaliber 122 mm
  • 4 × S-24-Raketen-Startschiene für eine ungelenkte Luft-Boden-Rakete S-24; Kaliber 240 mm
  • 4 × O-25-Raketen-Startbehälter für eine ungelenkte Luft-Boden-Rakete S-25/S-25OF/S-25OFM; 340 mm
Ungelenkte Bomben
  • 4 × Mehrfachträger MBD3-U6-68 mit je 5 × FAB-100 (100-kg-Freifallbombe)
  • 4 × FAB-250 (250-kg-Freifallbombe)
  • 4 × RBK-250-275 (275-kg-Streubombe)
  • 1 × RN-28 – freifallende Nuklearbombe
  • 1 × RN-29 – freifallende Nuklearbombe
  • 1 × RN-35 – freifallende Nuklearbombe
Zusatzbehälter
  • 4 × Basalt KMGU-2 (270-kg-Submunitionsbehälter für Kleinbomben und Minen)
  • 4 × abwerfbarer Zusatztank PTB-3000 für 3.000 Liter Kerosin
  • 2 × SPPU-22-Kanonenbehälter mit einer vertikal beweglichen Kanone GSch-23L (Kampfsatz: 260 Schuss)
  • 1 × Tekon/Elektron APK-9E-Datenübertragungsbehälter für Ch-59
  • 1 × Metel-A EKF-Behälter zur Lokalisierung von elektronischen Strahlungsquellen auf einer bestimmten Frequenzbandbreite

Selbstverteidigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktive Maßnahmen
  • 8 × Täuschkörperwerfer Artjom ASO-2W mit je 32 × 26-mm-Täuschkörpern KDS SPP156 (in balkenförmiger Verkleidung oberhalb des Rumpfes)
Passive Maßnahmen

Rettungssystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im OKB Suchoi wurde bereits 1949 ein Flugzeug mit der Bezeichnung Su-17 entwickelt, siehe:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Stammer: Moderne sowjetische und russische Kampfflugzeuge. Bomber und Jagdbomber. Edition Berolina, Berlin 2012, ISBN 3-86789-808-1, S. 110–126.
  • de Agostini (Hrsg.): AIRCRAFT. Die neue Enzyklopädie der Luftfahrt. Topic, München-Karlsfeld 1996.
  • Viktor Schunkow: Die Geschichte der russischen Militärluftfahrt 1945 bis heute. Motorbuch, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-613-04573-6, S. 78 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Suchoi Su-17 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lutz Freundt: Sowjetische Fliegerkräfte Deutschland 1945–1994. Band 1. Eigenverlag, Diepholz 1998, ISBN 3-00-001493-4, S. 31.
  2. a b c Stammer, S. 131 (Produktionszahlen der Su-17/Su-20/Su-22).
  3. Dieter Stammer: Moderne sowjetische und russische Kampfflugzeuge. Bomber und Jagdbomber. Edition Berolina, Berlin 2012, ISBN 3-86789-808-1, S. 112.
  4. Ulf Gerber: Das große Buch der sowjetischen Luftfahrt 1920–1990. Entwicklung, Produktion und Einsatz der Flugzeuge. Rockstuhl, Bad Langensalza 2019, ISBN 978-3-95966-403-5, S. 618.
  5. Riccardo Niccoli: Flugzeuge: Die wichtigsten Flugzeugtypen der Welt. Kaiser, ISBN 3-7043-2188-5, S. 201.