Sven Hassel

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Sven Hassel, auch Sven Hazel, eigentlich Børge Willy Redsted Arbing (* 19. April 1917 in Nyhuse, Frederiksborg Amt, Dänemark;[1]21. September 2012 in Barcelona, Spanien), war ein dänischer Trivialautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hassel wurde als Børge Willy Redsted Pedersen in einer Arbeiterfamilie geboren.[1] Der Familienname wurde später zu Arbing geändert. Infolge von Arbeitslosigkeit wanderte er als junger Mann nach Deutschland aus. Er habe, so er selbst wie auch die Angaben seiner Verlage, die deutsche Staatsbürgerschaft erworben und sei 1938 als Freiwilliger in die Wehrmacht eingetreten. Dort sei er in verschiedenen Einheiten vor allem an der Ostfront eingesetzt gewesen, am Ende des Krieges in Gefangenschaft geraten und in mehreren Lagern inhaftiert gewesen.[2]

Nach Kriegsende war er, so ergab es die spätere journalistische Recherche, wegen seiner Aktivitäten für die deutschen Besatzer in Dänemark zum Tode verurteilt worden. Dieses Urteil war auf zehn Jahre Gefängnis abgemildert worden, von denen er durch eine Amnestie nur vier absaß. 1949 war Arbing/Hassel wieder auf freiem Fuß. Abseits der politischen Delikte war er wegen verschiedener kleiner Straftaten vorbestraft, weshalb ihn der dänische Schriftsteller Rubén Palma als „Kleinkriminellen“ bezeichnet hat.[3]

1963 stellte der dänische Journalist Georg Kringelbach fest, dass Hassel während des Krieges nicht wie angegeben wegen Desertion in einem Strafbataillon eingesetzt war,[4] sondern für einen dem SD ähnlichen dänischen Nachrichtendienst (ET) tätig gewesen war, der eng mit der dänischen „Hilfspolizei“ (HIPO) zusammenarbeitete.[5] 1976 enthüllte der dänische Journalist Erik Haaest, dass Hassel Mitglied des „Schalburg-Korps“ gewesen war.[6]

Auf die Enthüllungen von Kringelbach hin emigrierte Hassel 1964 in das franquistische Spanien. Er ließ sich in Barcelona nieder und gründete dort den Verlag „Bellum“.[7]

Zur literarischen Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1950er Jahren veröffentlichte Arbing erste Schriften. Er nahm den Autorennamen Hassel (in Dänemark: Hazel, im slawischen Sprachraum: Hasel) an. Insgesamt publizierte er von 1953 („De Fordømtes Legion“) bis 1984 („Kommissæren“) 14 Romane. Viele wurden in andere Sprachen übersetzt, zwei auch ins Deutsche. Ihr ausschließliches Thema sind Ereignisse an den Fronten des Zweiten Weltkriegs. Hassel erreichte hohe Auflagen, die auf insgesamt mehr als 50 Millionen geschätzt werden. Er betonte stets, dass seine Schriften auf eigenem Erleben beruhen würden. Der dänische Historiker Claus Bundgård Christensen ging 2011 davon aus, dass Hassel nie an der Ostfront, bevorzugter Schauplatz der Bücher, gewesen sei, weil er den Krieg nicht auf realistische Weise schildere. Das sei „simpler Schwindel“. Hassels Romane seien ohne eigenen Erfahrungshintergrund.

Ähnlich sah es die New York Times, als sie aus Anlass des Todes von Hassel einen ausführlichen Nachruf publizierte. Sie verwies auf „fragwürdige Schlachtfeldszenarien“, in denen deutsche Soldaten morgens Angehörige der Roten Armee und am Nachmittag Angehörige des französischen Widerstands bekämpfen würden. Hassels Romane seien „Groschenliteratur“ („pulp fiction“) der 1960er und 70er Jahre für eine männliche Altersgruppe, für die heutzutage Computerspiele mit Kriegsthematik produziert würden.[8]

Die beiden ins Deutsche übersetzten Romane (Die Galgenvögel – Kriegsbuch, 1965; Aktion Priesterkragen – Monte Cassino, 1966) erschienen im Verlag des mit „pseudo-historischen Darstellungen aus dem rechten Lager“ hervorgetretenen Publizisten und Verlegers Siegfried Kappe-Hardenberg.[9] 1987 verfilmte der dänische Produzent Just Betzer Hassels Roman „Døden på larvefødder“ mit Oliver Reed und David Carradine unter zwei englischen Titeln („The Misfit Brigade“ bzw. „Wheels of Terror“). Der Film wurde zum Misserfolg.[10]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Galgenvögel – Kriegsbuch. Verlag Blick und Bild/S. Kappe KG, Velbert 1965, zuletzt Goldmann-Taschenbuch, München 1987, ISBN 3-442-08877-1.
  • Aktion Priesterkragen – Monte Cassino. Verlag Blick und Bild/S. Kappe KG, Velbert 1966.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b [[Hillerød]] Kirkebog 1917–1921. 1917, Fødte Mandkøn, S. 3 (dänisch).
  2. Zur Selbstbiografie und zu verlegerischen Angaben siehe: Personenartikel Sven Hazel in: [1]; Michael Hassel, My father, Sven, in: The Sven Hassel Collection, London 2013, unpag.
  3. Rubén Palma: Sven Hazel – dansk litteraturs grimmeste ælling, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.litteratursiden.dk.
  4. Zur Legendenbildung siehe: Personenartikel Sven Hazel in: [2]; Michael Hassel, My father, Sven, in: The Sven Hassel Collection, London 2013, unpag.
  5. Nach: Online-Version von Den Store Danske, Enzyklopädie aus dem Verlag Gyldendal, Kopenhagen: [3].
  6. Erik Haaest: Sven Hazel mysteriet. Guldfugl på larvefødder, Bogan, Højbjerg 2010, ISBN 9788774665014. Vgl. auch: Verkaufte 50 Millionen Kriegsromane, aber Sven Hazel blieb bis zum Tode umstritten, nordschleswiger.dk (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive), 23. Dezember 2012.
  7. Soweit nicht anders angegeben: Ritzau, Kulørt dansk krigsforfatter er død. Den storsælgende danske krigsforfatter Sven Hazel blev 95 år, Jyllands Posten, 23. September 2012, siehe: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jyllands-posten.dk.
  8. Paul Vitello, Sven Hassel, Novelist Who Depicted Nazi Soldiers’ Lives, Dies at 95, in: New York Times, 6. Oktober 2012, siehe: [4].
  9. Walther L. Bernecker, Die historische Aufarbeitung des Spanischen Bürgerkriegs in der (west-)deutschen Geschichtsschreibung, in: Wolfgang Asholt/Rüdiger Reinecke/Susanne Schlünder (Hrsg.): Der Spanische Bürgerkrieg in der DDR. Strategien intermedialer Erinnerungsbildung, Frankfurt 2009, S. 35–55, hier: S. 44.
  10. Alle Angaben, soweit nicht anders angegeben siehe: Ritzau, Kulørt dansk krigsforfatter er død. Den storsælgende danske krigsforfatter Sven Hazel blev 95 år, Jyllands Posten, 23. September 2012, siehe: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jyllands-posten.dk.