Swisscontact

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Swisscontact (von englisch swiss für „Schweiz“) ist eine Schweizer Stiftung und wurde 1959 von Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschaft und Wissenschaft gegründet. Sie ist ausschliesslich in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig und führt seit 1961 eigene und mandatierte Projekte durch. Seit ihrer Gründung steht die Stiftung der Privatwirtschaft nahe. Im Zentrum der Arbeit steht die Entwicklung integrativer sozioökonomischer Systeme. Ein zentraler Aspekt der systemischen Interventionen im Privatsektor ist die Förderung von lokalen und globalen Wertschöpfungsketten.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung arbeitet in 39 Ländern[1] mit rund 1'100 Mitarbeitenden und führt rund 120 Projekte, um die wirtschaftliche Stabilität in Entwicklungsländern zu fördern. Der Stiftungssitz ist in Zürich. Dem Stiftungsrat gehören derzeit rund dreissig Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an. Die Stiftung erhielt das Gütesiegel der ZEWO. Die Rechnungslegung folgt den Vorschriften von SWISS GAAP FER 21. Seit 2019 ist das Springfield Centre, Durham (GB), ein Tochterunternehmen von Swisscontact.[2] Das Springfield Centre führt Beratungen, Trainings und Forschungsprojekte im Bereich der systemischen Marktentwicklung durch.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anne-Marie Im Hof-Piguet (1916–2010) ergriff erstmals im Februar 1956 die Initiative, eine Schweizer Stiftung für Entwicklungshilfe zu gründen, die von der Privatwirtschaft mitfinanziert wird.[4] Im Hof-Piguet "war der Meinung, dass die Schweiz auf Grund ihres Wohlstands und als Land ohne koloniale Vergangenheit, im Bereich der Entwicklungshilfe eine wichtige Rolle übernehmen könne und müsse".[5] Zusammen mit ihrem ehemaligen Studienkollegen Jacques Freymond und dem liberalen Sydney de Coulon entwarfen sie das Projekt einer nationalen Stiftung für Solidarität. Die drei gelten heute noch als die wichtigsten Initianten der Stiftung. Am 6. Mai 1959 wurde die Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungshilfe offiziell gegründet, indem Alt-Bundesrat Ernst Wetter die Stiftung auf dem Notariat Zürich Altstadt errichtete sowie Stiftungsurkunde und Statuten erliess. Erster Präsident der Stiftung wurde Hans Schindler. Die Annahme einer Schweiz ohne koloniale Geschichte ist unterdessen revidiert.[6]

Thematische Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Privatwirtschaftsförderung ist die Grundlage der Projektarbeit der Stiftung, die sich auf vier Kernbereiche konzentriert:

  • Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Die Stiftung entwickelt Berufsbildungssysteme und arbeitsmarktorientierte Aus- und Weiterbildungen, um die Chancen von Jugendlichen und Erwachsenen auf dem Arbeitsmarkt beziehungsweise für das Erwerbsleben zu erhöhen.
  • Unternehmensförderung
Die Stiftung unterstützt Betriebe im Bereich der Unternehmensführung, Produktentwicklung und Qualitätssicherung. Die Stiftung ebnet ihnen so den Zugang zu Märkten und Informationen, um die Wettbewerbsfähigkeit, die Produktivität und damit das Einkommen der Kleinunternehmen zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen.
  • Finanzdienstleistungen
Die Stiftung arbeitet mit Anbietern von Finanzdienstleistungen zusammen, um angepasste und marktfähige Produkte für Kleinstsparer und -kreditnehmer zu entwickeln. Zudem vermittelt die Stiftung jungen Start-up-Unternehmern den Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Mikro- und Kleinkrediten sowie Mikroversicherungen, damit sie einen Kleinbetrieb erfolgreich gründen und führen können. Diese Leistungen werden ergänzt durch finanzielle Grundbildung für unternehmerisch orientierte Menschen.
  • Klimafreundliche Wirtschaft
Die Stiftung schafft Einkommensmöglichkeiten durch die effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen und eine umweltfreundliche Produktion. Die Massnahmen binden die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten ein und schützen gleichzeitig vor Umwelt- und Gesundheitsschäden.

Senior Expert Corps[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Senior Expert Corps wurde 1979 gegründet und ist ein Projekt von Swisscontact. Pensionierte Fachleute aus der Schweiz, vom Handwerker über die Hotelfachfrau bis zum Marketingspezialisten, beraten kleine und mittlere Unternehmen in Entwicklungsländern und Osteuropa. Die Einsätze erfolgen ehrenamtlich. Ihre Einsätze dauern maximal drei Monate. Pro Jahr werden rund 150 Einsätze durchgeführt. Die häufigsten Einsatzbranchen des Senior Expert Corps sind der Tourismus, der Nahrungsmittelbereich und die Berufsbildung.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aufdermauer, Albert: Gerbeförderung und Berufsbildungshilfe. Swisscontact auf dem Wege zu einem neuen Konzept? in: Wolf-Dietrich Greinert, Werner Heitmann, Reinhard Stockmann, Brunhilde Vest (Hrsg.): Vierzig Jahre Berufsbildungszusammenarbeit mit Ländern der Dritten Welt. Baden-Baden. 1997. S. 429–426. ISBN 3-7890-4668-X
  • Diener, Franziska: Die Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungshilfe (Swisscontact) 1956 – 1971 Entwicklungszusammenarbeit der Schweizer Privatwirtschaft. Lizenziatsarbeit der Philosophischen Fakultät der

Universität Zürich. Zürich 2012.

  • Feller, Elisabeth: Die technische Entwicklungshilfe schweizerischer Unternehmer, in: Ostschweiz – Westschweiz – Eidgenossenschaft. Denkschrift für Fritz Hummler, Zürich 1965. S. 65–70.
  • Im-Hof-Piguet, Anne-Marie (Mitgründerin von Swisscontact): Unterwegs zu einer Akademie der Menschenrechte; Ein Lebensbericht. Marie Sandkorn Verlag, Basel 2005. S. 28ff. ISBN 3-9521036-1-6
  • Jäger, Matthias und Stricker, Peter: Cheese, Industrial Dreams and Labour Market Realities; 50 years of Swiss-Nepal cooperation in the field of vocational education and training. Zürich, 2007.
  • Schuppisser, Ka: Das Engagement der Privatwirtschaft in der Entwicklungshilfe. Die Gründung der Schweizerischen Stiftung für technische Entwicklungshilfe 1956–1959 und ihre Konflikte mit dem Monopolanspruch des Schweizerischen Hilfswerks für 148 aussereuropäische Gebiete (SHAG), in: Hug, Peter/Mesmer, Beatrix (Hg.): Von der Entwicklungshilfe zur Entwicklungspolitik. Bern 1993, S. 189–200 (Studien und Quellen 19).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Resultate und Wirkung. In: Jahresbericht 2020. Auf Swisscontact.org, abgerufen am 10. Juli 2021.
  2. Zusammenschluss von Swisscontact und Springfield Centre, Medienmitteilung, 12. Juni 2019
  3. Springfield Centre - Website
  4. Vgl. Schuppisser, Engagement der Privatwirtschaft, S. 190.
  5. Diener, Franziska: Die Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungshilfe (Swisscontact) 1956 – 1971. S. 19.
  6. transcript: Postkoloniale Schweiz. Abgerufen am 6. März 2019.
  7. Swisscontact Jahresbericht 2017, Globale Projekte.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]