Syndaktylie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Februar 2016 um 20:22 Uhr durch Lektor w (Diskussion | Beiträge) (BKL möglichst kurz). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
Q70 Syndaktylie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Kutane Syndaktylie zwischen 2. und 3. Zehe des linken Fußes
Syndaktylie zwischen 4. und 5. Finger der rechten Hand

In der Humanmedizin bezeichnet Syndaktylie (von altgriechisch σύν syn ‚zusammen‘ und δάκτυλος dáktylos ‚Finger‘)[1] eine angeborene anatomische Fehlbildung der Körperglieder (Dysmelie), die durch eine Verwachsung bzw. Nichttrennung von Finger- oder Zehengliedern charakterisiert ist. Unterschieden werden kutane, ossäre oder totale Syndaktylie.

Verbreitung

Die Besonderheit ist angeboren und entsteht im Zeitraum der etwa 5. bis 7. Entwicklungswoche des Embryos. Die Syndaktylie tritt bei einer von 2.000-3.000 Geburten auf. [2]

Ursache

Die Verwachsungen bzw. Nichttrennungen können zufällig (vgl. Amniotisches-Band-Syndrom) oder durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft[3] entstehen, aber auch bei 20-40 % der Fälle ein Symptom genetisch bedingter Besonderheiten sein.

So ist eine Syndaktylie 3/4 (also von Mittel- und Ringfinger) ein häufiges Merkmal bei Kindern mit Triploidie. Auch beim Aarskog-Syndrom, dem Adams-Oliver-Syndrom, dem Carpenter-Syndrom, dem Eaton-McKusick-Syndrom, dem Fraser-Syndrom, dem Fuhrmann-Syndrom, der Pierre-Robin-Sequenz und weiteren Syndromen kommt die Syndaktylie überdurchschnittlich oft vor. Beim Smith-Lemli-Opitz-Syndrom ist häufig eine Syndaktylie 2/3 der Zehen festzustellen.

Klinische Erscheinungen

Eine Funktionsbeeinträchtigung entsteht nicht, so dass sich in der Regel keine Notwendigkeit einer operativen Korrektur ergibt. Zumindest am Fuß besteht keine wesentliche kosmetische Beeinträchtigung, während das Komplikationsrisiko deutlich höher als an der Hand ist.[4]

Diagnose

Zum Teil können Syndaktylien bei einem Kind schon vorgeburtlich im Rahmen pränataldiagnostischer Ultraschalluntersuchungen (häufig beim Feinultraschall) festgestellt werden.

Differentialdiagnose

Abzugrenzen ist die Pseudosyndaktylie, die durch Mutilation im Rahmen einer Epidermolysis bullosa dystrophica (Hallopeau-Siemens) gebildet wird. Die Syndaktylie bzw. Pseudosyndaktylie entsteht dabei erst im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Die operative Trennung ist möglich.

Therapie

Im Falle einer operativen Korrektur erfolgt diese in den meisten Fällen noch vor dem dritten Lebensjahr, um besonders bei nicht gleich langen Fingern ein Fehlwachstum und eine Gelenkdeformation zu vermeiden.

Die jeweilige Ausprägung sowie die Möglichkeiten der operativen Behandlung einer Syndaktylie variieren u. a. in Abhängigkeit davon, ob die Besonderheit durch eine Verschmelzung von Knochen bzw. Knochenanschnitten (ossäre Syndaktylie) oder durch eine Hautverbindung (ähnlich einer Schwimmhaut, sog. kutane Syndaktylie) entstanden ist.

Siehe auch

Dysmelie, Oligodaktylie, Polydaktylie, Polysyndaktylie, Brachydaktylie

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Rudolf Häring, Hans Zilch: Lehrbuch Chirurgie. Walter de Gruyter, Berlin 1986, ISBN 3-11-009657-9.
  3. Das Fetale Alkoholsyndrom - Universitätskinderklinik Münster
  4. F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-x. S. 398

Weblinks

Commons: Syndaktylie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien