Südafrikanische Cricket-Nationalmannschaft

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Südafrikanische Cricket-Nationalmannschaft
Test-Status
erhalten
1889
Erstes Test-
Match
gegen England England in Port Elizabeth, März 1889
Erstes ODI gegen Indien Indien in Kolkata, November 1991
Erstes T20I gegen Neuseeland Neuseeland in Johannesburg, Oktober 2005
Kapitän Hashim Amla (Test)
AB de Villiers (ODI)
Faf Du Plessis (T20)
Coach Russell Domingo - Sudafrika Südafrika
Offizielles ICC Test-Ranking 1 von 10
Offizielles ICC ODI-Ranking 3 von 12
Offizielles ICC T20I-Ranking 5 von 14
World-Cup-Teilnahmen 7
Erster World Cup 1992
Bestes World Cup Halbfinalist (1992, 1999, 2007, 2015)
Champions-Trophy-Teilnahmen 6
Erste Champions Trophy 1998
Bestes Champions-Trophy-Ergebnis Sieger (1998)
T20-World-Cup-Teilnahmen 5
Erster T20 World Cup 2007
Bestes T20 World Cup Halbfinalist (2009, 2014)
Stand von 28. März 2015

Die südafrikanische Cricket-Nationalmannschaft, auch bekannt als The Proteas (früher The Springboks[1]), repräsentiert Südafrika international im Cricket. Der nationale Verband heißt Cricket South Africa.

Südafrika ist Vollmitglied (full member) des International Cricket Council (ICC) und daher für Test Cricket und One-Day Internationals zugelassen.

In den seit 2003 geführten offiziellen Weltranglisten war Südafrika vom 18. Februar bis 7. April 2007 und wieder ab 30. Januar 2009 führende Nation in One-Day Internationals. Im Test Cricket erreichten sie den ersten Platz am 24. August 2009 und wurden damit für einige Zeit, nach Australien, die zweite Nation, die gleichzeitig in beiden Spielformen an erster Position stand.

Geschichte

Südafrika im Londoner Oval im August 2008

Die erste Tour einer englischen Mannschaft nach Südafrika fand 1888–1889 statt, als Südafrika sein erstes Test Match in Port Elizabeth austrug und damit zur dritten Test-Nation wurde.

Den ersten Sieg feierte Südafrika am 4. Januar 1906 in Johannesburg gegen England. Ihren ersten Auswärtssieg verbuchten sie am 13. Januar 1911 in Adelaide gegen Australien.

Vom 3. bis 14. März 1939 fand in Durban der berühmte timeless test zwischen Südafrika und England statt, der trotz seiner Länge ohne Sieger, also nur mit einem Remis endete. Das Spiel hätte noch fortgesetzt werden können, aber die englische Mannschaft wollte unbedingt die am 17. März aus Kapstadt auslaufende Athlone Castle erreichen, da ein Krieg mit Deutschland immer wahrscheinlicher schien.[2]

Ihren größten Erfolg der Vor-Boykott-Ära feierte Südafrika 1969–1970 durch einen überlegenen 4–0 Sieg in der Test-Serie gegen Australien. Im Jahr 1970 wurde Südafrika dann aufgrund seiner Apartheid-Politik vom internationalen Cricket endgültig ausgeschlossen. Schon vorher hatten nur England, Australien und Neuseeland gegen Südafrika gespielt, während sie von Ländern wie den West Indies und Indien schon vorher boykottiert wurden. Großen Einfluss auf diese Entscheidung hatte sowohl die Affäre um den für England antretenden, gebürtigen farbigen Südafrikaner, Basil D’Oliveira im Jahr 1968 als auch starke Proteste gegen die für 1970 geplante Tour nach England.

Diese Entscheidung bedeutete das Aus für die internationale Karriere einiger der weltbesten Spieler wie Graeme Pollock, Barry Richards oder Mike Procter. Es führte auch dazu, dass einige Südafrikaner später für anderen Länder antraten, wie Allan Lamb und Robin Smith, die für England spielten, oder Kepler Wessels für Australien. Letzterer wurde der erste Kapitän Südafrikas in Test-Matches nach deren Wiederzulassung am 22. April 1992 gegen die West Indies in Barbados.[3]

Nach dem Ende der Apartheid wurde Südafrika 1991 vom ICC wieder als Test-Cricket-Nation aufgenommen. Am 10. November 1991 fand das erste offizielle Länderspiel (gleichzeitig ihr erstes One-Day International überhaupt) gegen Indien in Calcutta statt, Clive Rice war ihr Kapitän.

Berühmte Spieler des ersten Jahrzehnts nach 1991 waren unter anderem der Fast-Bowler Allan Donald, der Batsman Gary Kirsten und der damals als weltbester Feldspieler geltende Jonty Rhodes, möglicherweise der einzige Spieler der Cricketgeschichte, der nicht in erster Linie als Batsman, Bowler oder Wicket-Keeper berühmt wurde.

In den 1990er-Jahren führte Südafrika, wie auch in anderen Sportarten, ein Quotensystem ein, um nicht-weißen Spielern den Zugang zum Leistungssport zu ermöglichen.[4]

Das südafrikanische Cricket wurde im April 2000 durch einen Wettskandal erschüttert, in den vor allem ihr Kapitän und Batsman Hansie Cronje verwickelt war. Am 11. Oktober wurde gegen ihn deshalb eine lebenslange Sperre ausgesprochen.[5] Cronje kam am 1. Juni 2002 bei einem Flugzeugabsturz in Südafrika ums Leben.[6]

Makhaya Ntini
Jacques Kallis
AB de Villiers

Der erste rein schwarze Spieler Südafrikas wurde 1998 der Fast-Bowler Makhaya Ntini. Gegenwärtiger Kapitän der Mannschaft (2010) ist der Batsman Graeme Smith. Aufgrund einer längeren Verletzungspause von Smith wurde Ashwell Prince im Juli 2006 als Kapitän berufen, womit er der erste nicht-weiße Cricketkapitän Südafrikas wurde. Andere bekannte Spieler sind der Allrounder Jacques Kallis, der Fast-Bowler Dale Steyn, der Wicket-Keeper Mark Boucher, der Batsman AB de Villiers und der erste Spieler indischer Abstammung, der Batsman Hashim Amla.

Captains

Test Match Captains

Bisher haben insgesamt 32 Spieler als Kapitän für Südafrika bei einem Testmatch fungiert.

Nr. Name Zeitraum[7]
1 Owen Dunell 1889
2 William Milton 1889–1892
3 Ernest Halliwell 1896–1902
4 Alfred Richards 1896
5 Murray Bisset 1899
6 Henry Taberer 1902
7 James Henry Anderson 1902
8 Percy Sherwell 1906–1911
9 Sibley John Snooke 1910
10 Frank Mitchell 1912
11 Louis Tancred 1912
12 Herbert Taylor 1913–1924
13 Hubert Deane 1927–1931
14 Eiulf Peter Nupen 1930
15 Horace Cameron 1931–1932
16 Herbert Wade 1935–1936
17 Alan Melville 1938–1947
18 Arthur Nourse 1948–1951
19 Jack Cheetham 1952–1955
20 Derrick McGlew 1955–1962
21 Clive van Ryneveld 1956–1958
22 Trevor Goddard 1963–1965
23 Peter van der Merwe 1965–1967
24 Aron Bacher 1970
25 Kepler Wessels 1992–1994
26 Hansie Cronje 1994–2000
27 Gary Kirsten 1998
28 Shaun Pollock 2000–2003
29 Mark Boucher 2002
30 Graeme Smith 2003–2014
31 Jacques Kallis 2006–2009
32 Ashwell Prince 2006
32 Hashim Amla 2014-heute

Stadien

Die südafrikanische Mannschaft hat bisher auf heimischen Boden 11 Stadien für die Austragung von Testspielen verwendet:

Nr. Stadion Stadt Erstnutzung
1 St George’s Park Port Elizabeth 12. März 1889
2 Newlands Kapstadt 25. März 1889
3 Old Wanderers Johannesburg 2. März 1896
4 Lord’s Durban 21. Jänner 1910
5 Kingsmead Durban 18. Jänner 1923
6 Ellis Park Johannesburg 27. Dezember 1948
7 The Wanderers Johannesburg 24. Dezember 1956
8 Supersport Park Centurion 16. November 1995
9 Chevrolet Park Bloemfontein 29. Oktober 1999
10 Buffalo Park East London 18. Oktober 2002
11 Senwes Park Potchefstroom 25. Oktober 2002

Turniere

Bei Turnieren, d.h. in One-Day Internationals und im Twenty20 Cricket, hat Südafrika meist unter seinen Möglichkeiten abgeschnitten und sich den Ruf erworben, im entscheidenden Moment zu versagen. („Chokers“) Trotz teilweise starker Leistungen in den Gruppenphasen, ist es Südafrika bis heute noch nie gelungen wenigstens ein Spiel in der Knockout-Phase eines Cricket-World-Cup-Turniers zu gewinnen.

Beim World Cup 1992, ihrem ersten Turnier nach der Wiederaufnahme, scheiterten sie im Halbfinale gegen England. Die in diesem Spiel angewandte und höchst umstrittene rain rule, die noch nicht auf der Duckworth-Lewis Method beruhte, wird dafür allerdings oft verantwortlich gemacht.

Bei der Weltmeisterschaft 1996 in Indien/Pakistan/Sri Lanka wurden zwar alle fünf Vorrundenspiele gewonnen, aber mit der ersten Niederlage im Viertelfinale gegen die West Indies folgte schnell das Aus.

Während des World Cups 1999 in England widerfuhr Herschelle Gibbs im wichtigen Zwischenrundenspiel gegen Australien das Missgeschick, den eigentlich schon gefangen Ball, beim Versuch diesen jubelnd in die Höhe zu werfen, fallen zu lassen und damit den australischen Kapitän Steve Waugh weiter im Spiel zu lassen. Dieser bedankte sich durch einen spielentscheidenden Century, was Australien den benötigten Sieg für das Erreichen des Halbfinales einbrachte. In diesem Halbfinale trafen unmittelbar danach beide Mannschaften wieder aufeinander. Südafrika verspielte im letzten Over des Spiels den sicher geglaubten Sieg durch ein Missverständnis ihrer beiden Batsman und kam nur zu einem Unentschieden, was Australien nach den Vorrundenergebnissen die Finalteilnahme sicherte. Australien wurde dann auch Weltmeister.

Als Gastgeber des Cricket World Cups 2003 kam Südafrika nicht über die Vorrunde hinaus. Schuld daran war vor allem ein Missverständnis darüber, wie viele Runs die Mannschaft im letzten Gruppenspiel gegen Sri Lanka benötigte, da das Spiel durch den sich ankündigenden Regen kurz vor dem Abbruch stand. Südafrika konnte aber noch gewinnen, da auf jeden Fall bis dahin genügend Over absolviert waren, um das Spiel werten zu können. Ihr Kapitän und Star-Allrounder Shaun Pollock las die Duckworth-Lewis-Tabelle jedoch falsch ab und informierte seine beiden Batsman daher falsch, weil er glaubte, die zum Sieg benötigte Punktzahl (target) sei um eins geringer als sie tatsächlich war. Das Spiel wurde dann genau mit einem Run verloren. Pollock trat danach als Kapitän zurück, spielte aber noch 5 Jahre erfolgreich für Südafrika.

Bei der Weltmeisterschaft 2007 in den West Indies scheiterte die Mannschaft, nach starkem Start in das Turnier, wieder an Australien im Halbfinale. Mit nur 149 Runs erzielte sie in diesem Spiel ihr niedrigstes Ergebnis bei Weltmeisterschaften.

Allerdings gewannen das Team 1998 die erste ICC Champions Trophy gegen die West Indies und im selben Jahr auch das bisher einzige Cricketturnier bei den Commonwealth Games in Malaysia.

Südafrika hält den Rekord für die höchste erfolgreiche Aufholjagd (run chase) in One-Day Internationals, als sie am 12. März 2006 in Johannesburg mit 438-9 in 49.5 Over, also mit dem vorletzten Ball, Australien noch den Sieg wegschnappten. Dies ist gleichzeitig die zweithöchste je erreichte Punktzahl (Stand: Februar 2010). Das Spiel wird heute als das beste One-Day International aller Zeiten betrachtet.

Internationale Turniere

Cricket-Weltmeisterschaft

  • 1975 Nicht startberechtigt
  • 1979 Nicht startberechtigt
  • 1983 Nicht startberechtigt
  • 1987 Nicht startberechtigt
  • 1992 Halbfinale
  • 1996 Viertelfinale
  • 1999 Halbfinale
  • 2003 Vorrunde
  • 2007 Halbfinale
  • 2011 Viertelfinale
  • 2015 Halbfinale

Champions Trophy

World Twenty20

Anmerkungen und Quellen

  1. Die südafrikanische Rugby-Nationalmannschaft heißt noch heute so.
  2. Timeless Test – Cricinfo
  3. Erstes Test Match nach dem Ende der Apartheid
  4. Quota System Telegraph.co.uk
  5. Lebenslange Sperre für Hansie Cronje
  6. Hansie Cronje – Flugzeugabsturz
  7. Die Zeitraumsangabe bezieht sich auf die entsprechende Cricket-Saison, in dem das erste bzw. letzte Spiel der Zeit als Kapitän stattfand

Weblinks