Südtiroler Heimatbund

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Südtiroler Heimatbund
Parteiobmann Roland Lang
Gründung 9. Februar 1974
Gründungsort Bozen
Ausrichtung patriotisch, sezessionistisch
Farbe weiß - rot
Website Südtiroler Freiheitskampf

Der Südtiroler Heimatbund (SHB) versteht sich als eine Vereinigung der Südtiroler Aktivisten, wie etwa jene des Befreiungsausschusses Südtirol, die in den 1950er und 1960er Jahren bis zur Umsetzung des Südtirol-Pakets in Italien wegen politisch motivierter Straftaten und Terroraktionen verurteilt wurden.

Zielsetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel des Südtiroler Heimatbundes ist die Durchsetzung der Wiedervereinigung von Südtirol mit dem zur Republik Österreich gehörenden Ost- und Nordtirol, von dem es seit 1919 staatsrechtlich getrennt ist. Die angestrebte Wiedervereinigung soll entweder durch einen Volksentscheid oder durch schrittweisen Vollzug verwirklicht werden. Der SHB bezeichnet sein Engagement als Freiheitskampf.

Der SHB sieht den Weg zur Erreichung dieser Ziele in der Anwendung von friedlichen Mitteln im Allgemeinen und des durch internationale Verträge auch von Italien und Österreich anerkannten Rechtes auf Selbstbestimmung im Besonderen. Der SHB unterstützt in gleicher Weise das Selbstbestimmungsrecht der ladinischen Volksgruppe. Der SHB setzt sich für die sozialen Belange der ehemaligen politischen Häftlinge, von ihm als Freiheitskämpfer bezeichnet, und für deren juridische Rehabilitierung ein und hat dem Thema unter den Bozner Lauben eine Dauerausstellung unter dem Titel BAS – Opfer für die Freiheit gewidmet.[1] Diese wurde als „inhaltlich apologetische, den Opfermythos strapazierende Darstellung des Südtirol-Terrorismus“ kritisiert.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung des SHB im Jahr 1974 wurde vom deutschnationalen österreichischen Politiker Otto Scrinzi maßgeblich unterstützt.[3] Mit einer Programmrede Scrinzis trat der SHB im Frühjahr 1983 bei den Parlamentswahlen an, ohne allerdings ein Mandat zu erlangen;[4] im Herbst desselben Jahres erreichte er bei den Landtagswahlen mit Eva Klotz ein Vollmandat. 1989 gründete der SHB zusammen mit dem Landtagsabgeordneten der Partei der Unabhängigen (PDU), Gerold Meraner, und mit dem von der Südtiroler Volkspartei (SVP) abgesprungenen Abgeordneten Alfons Benedikter die Union für Südtirol.

Der SHB organisiert zusammen mit dem Südtiroler Schützenbund eine jährlich am 8. Dezember stattfindende Gedenkfeier in St. Pauls für Sepp Kerschbaumer, Luis Amplatz und andere.

Von der Gründung am 9. Februar 1974 bis 1990 war Hans Stieler Obmann des SHB, von 1990 bis 2011 Sepp Mitterhofer, der bis zu seinem Tod 2021 das Amt des Ehrenobmanns bekleidete. Seit 2011 ist Roland Lang Obmann des SHB[5]. Der SHB hat einen Bundesausschuss und eine Bundesleitung und in jedem Bezirk Südtirols einen Bezirksvertreter. Pressesprecher des SHB ist seit 2016 Hartmuth Staffler.[6]

Politisch vertritt seit 2007 besonders die vom SHB mitbegründete und personell mit diesem verflochtene Süd-Tiroler Freiheit die Zielsetzung des Bundes, der daher auch als ein „ein siamesischer Zwilling der Süd-Tiroler Freiheit“ gilt.[7] Außerdem sucht der SHB die Zusammenarbeit mit allen Parteien, Gruppierungen und Vereinigungen Südtirols und jenen der Republik Österreich, die sich mit legalen Mitteln für die Selbstbestimmung Südtirols einsetzen. Der SHB arbeitet auch in der überparteilichen Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung (AGS)[8] mit.

Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Südtiroler Heimatbund kooperiert mit dem als rechtsextrem geltenden Buchdienst Südtirol E. Kienesberger in Nürnberg.[9][10] Seit 2011 gibt es sehr enge Kontakte zur Vereinigung Bepin Segato in Zanè[11][12] und zur Kulturvereinigung Raixe Venete in Fossò.[13] Der Südtiroler Heimatbund arbeitet auch mit dem Andreas-Hofer-Bund Tirol zusammen, mit dem zusammen er 2017 und 2019 vom früheren NPD-Aktivisten Helmut Golowitsch verfasste Publikationen zur Südtirolfrage vorstellte.[14][15]

Im Jahr 2021 hat der SHB gemeinsam mit dem Andreas-Hofer-Bund Tirol dem 1921 in Bozen von den italienischen Faschisten ermordeten Marlinger Lehrer Franz Innerhofer an der Landesgedächtnisstätte Tummelplatz in Amras bei Innsbruck einen Gedenkstein gewidmet, der ihn als „Blutzeugen für das deutsche Südtirol“ bezeichnet. Es waren aktuelle und ehemalige Abgeordnete des Südtiroler Landtags, eine Abordnung der Tiroler Schützen und einige Gemeinderäte anwesend.[16]

Positionen und Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Frühphase des SHB bestanden Verbindungen mit der rechten Szene in Deutschland, wie beispielsweise jene zum 1981–1988 in Passau verliehenen „Andreas-Hofer-Preis“ oder der 1973 in Nürnberg gegründeten „Kameradschaft der ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer“, zu denen auch Peter Kienesberger und Erhard Hartung gehörten. Beide waren bei der Gründung des „Buchdienstes Südtirol“ aktiv, in der völkische und rechte Autoren publizieren konnten.[17] 1981 lancierte der SHB einen Aufruf mit völkischer Diktion gegen Mischehen und die damit verbundene Zersetzung des Volkskörpers.[18]

Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2016 brachte der Südtiroler Heimatbund einen Aufkleber mit dem Text „Möge der Bessere gewinnen, nur Italien nicht“ in Umlauf[19]; diese Initiative wurde wegen ihrer offenkundigen Unsportlichkeit und ihres antiitalienischen Ressentiments kritisiert.[20]

Im November 2018, anlässlich des hundertjährigen Gedenkens an das Ende des Ersten Weltkriegs, was zur Teilung Tirols führte, platzierte der Heimatbund eine überdimensionale Dornenkrone im Park des Bozner Siegesdenkmals.[21] Die Protestaktion wurde einerseits befürwortet, andererseits als „Amoklauf des Geschichtsrevisionismus“ bezeichnet.[22]

2018 stilisierte der SHB ein ehemaliges faschistisches Internierungslager in Blumau für Kriegsgefangene der alliierten Streitkräfte unzulässiger Weise zum Konzentrationslager.[23]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Golowitsch u. a.: BAS – Opfer für die Freiheit: Ausstellungskatalog. Neumarkt an der Etsch: Effekt-Verlag 2018.
  2. Hannes Obermair: Kartographien des Regionalen – ein Dauerausstellungsmodul für das Landesmuseum der Franzensfeste in Südtirol. In: Rainer Wenrich, Josef Kirmeier, Henrike Bäuerlein, Hannes Obermair (Hrsg.): Zeitgeschichte im Museum. Das 20. und 21. Jahrhundert ausstellen und vermitteln (= Kommunikation, Interaktion, Partizipation, Band 4). kopaed verlagsgmbh, München 2021, ISBN 978-3-96848-020-6, S. 55–76, hier S. 71.
  3. Leopold Steurer: Südtiroler und der Rechtsextremismus. In: Michael Gaismair Gesellschaft (Hrsg.): Der identitäre Rausch. Rechtsextremismus in Südtirol. Bozen, Edition Raetia 2019. ISBN 978-88-7283-709-2, S. 115–153, hier S. 134–135.
  4. Dolomiten, Ausgabe vom 5. Mai 1983, S. 13: Selbstbestimmung für Südtirol realistisch?
  5. https://www.suedtiroler-freiheitskampf.net/roland-lang-neuer-obmann-des-heimatbundes/
  6. Bundesausschuss des SHB 2016: Pressemitteilung vom 4. Juni 2016. Abgerufen am 8. Juli 2016
  7. Hannes Obermair: Zwei demokratische Fürbitten. salto.bz, 21. Februar 2018, abgerufen am 9. März 2018.
  8. Die ‚Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung‘ ist eine überparteiliche und vereinsübergreifende Organisation, die sich die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes für Süd-Tirol zum Hauptziel gemacht hat. Abgerufen am 27. März 2012
  9. Die Zeit, Nr. 39, 17. Sept. 2009: Patriotismus – Der Tag der falschen Helden. Abgerufen am 31. Mai 2015
  10. SHB-Obmann (Roland Lang) würdigt Verdienste von Peter Kienesberger. Abgerufen am 25. Oktober 2015
  11. Kerschbaumer-Gedenken in Verona, 6. Dez. 2014. Abgerufen am 26. September 2015
  12. Vor 50 Jahren Tod im Kerker. Südtirol online, 7. Dezember 2014 (Memento vom 6. Oktober 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 26. September 2015
  13. 50. Todestag von Kerschbaumer – Gedenktafel enthüllt. Überetscher Gemeindeblatt, 19. Dezember 2014, Nr. 50, S. 18. Abgerufen am 26. September 2015
  14. Pressemitteilung des Südtiroler Heimatbundes vom 24. September 2017. Abgerufen am 26. Oktober 2017
  15. Pressemitteilung des Südtiroler Heimatbundes vom 4. April 2019. Abgerufen am 12. Mai 2019
  16. Andreas Hofer Bund e.V.: Enthüllung der Franz Innerhofer Gedenktafel am Tummelplatz (mit Fotos), abgerufen am 14. September 2021.
  17. Theodor Kramer Gesellschaft (Hrsg.): Zwischenwelt. Literatur / Widerstand / Exil, 37. Jg., Nr. 1, Februar 2020. ISSN 1606-4321, S. 69.
  18. Leopold Steurer: Südtiroler und der Rechtsextremismus. In: Michael Gaismair Gesellschaft (Hrsg.): Der identitäre Rausch. Rechtsextremismus in Südtirol. Bozen, Edition Raetia 2019. ISBN 978-88-7283-709-2, S. 115–153, hier S. 119.
  19. Möge-der-Bessere-gewinnen-Aufkleber: Aussendung des Südtiroler Heimatbundes vom 10. Juni 2016. Abgerufen am 8. Juli 2016
  20. Möge der Bessere gewinnen... Artikel auf Brennerbasisdemokratie vom 11. Juni 2016. Abgerufen am 8. Juli 2016
  21. RAI Südtirol: Hundertster Stachel für Dornenkrone (mit Fotografie), 4. November 2018, abgerufen am 4. Januar 2019
  22. RAI Südtirol: Obermair: „Amoklauf des Geschichtsrevisionismus“, 5. November 2018, abgerufen am 4. Januar 2019
  23. Thomas Vikoler: Die Blumauer Entdeckung. In: Neue Südtiroler Tageszeitung. 14. September 2018, abgerufen am 20. Oktober 2019.