Tilos

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Tilos
Luftaufnahme von Tilos
Luftaufnahme von Tilos
Gewässer Ägäisches Meer
Inselgruppe Dodekanes
Geographische Lage 36° 25′ 45″ N, 27° 22′ 2″ O
Tilos (Griechenland)
Tilos (Griechenland)
Fläche 61,487 km²
Höchste Erhebung Profitis Ilias
612 m
Gemeinde Tilos
Δήμος Τήλου (Τήλος)
Tilos (Griechenland)
Tilos (Griechenland)
Basisdaten
Staat: Griechenland Griechenland
Region: Südliche Ägäis
Regionalbezirk: Rhodos
Geographische Koordinaten: 36° 26′ N, 27° 22′ OKoordinaten: 36° 26′ N, 27° 22′ O
Fläche: 63,361 km²
Einwohner: 780 (2011[1])
Bevölkerungsdichte: 12,3 Ew./km²
Sitz: Megalo Chorio
LAU-1-Code-Nr.: 6904
Gemeindebezirke: keinef7
Lokale Selbstverwaltung: f12f122 Ortsgemeinschaften
Website: www.tilos.gr
Lage in der Region Südliche Ägäis
Datei:2011 Dimos Tilou.png
Datei:2011 Dimos Tilou.png
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Tilos (griechisch Τήλος (f. sg.), in der Antike Telos, in der Vergangenheit auch Πισκοπή Piskopí oder Ἐπισκοπή Episkopí) ist eine griechische Insel in der Ägäis und eine der zwölf Hauptinseln des Dodekanes. Zusammen mit einigen unbewohnten Inselchen (u. a. Anditilos und Gaidouronisi) bildet sie eine Gemeinde (δήμος dimos) in der Region Südliche Ägäis.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Livadia
Hafenbecken von Livadia

Sie liegt nordwestlich von Rhodos und acht Seemeilen südöstlich der Insel Nisyros. Ihre Fläche beträgt 61,487 km²[2] und die höchste Erhebung (Profitis Ilias) erreicht 612 m. Bewohnt ist die Insel laut Zensus 2011 von 780 Einwohnern (1991 waren es 279 Bewohner).

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgemeinschaft griechischer Name Code Fläche (km²) Einwohner 2001 Einwohner 2011 Dörfer und Inseln
Megalo Chorio Τοπική Κοινότητα Μεγάλου Χωρίου 69040001 34,622 255 296 Megalo Chorio, Agios Andonios, Gaidaros
Livadia Τοπική Κοινότητα Λιβαδίων 69040002 28,739 278 484 Livadia, Anditilos
Gesamt 6904 63,361 533 780

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Charkadio-Höhle wurden bei Ausgrabungen im Jahr 1971 viele Knochen von Zwergelefanten entdeckt. Bei der letzten Grabungskampagne wurden Reste eines noch kleineren Elefanten entdeckt. Alle Funde gehören aber einer Art (Palaeoloxodon tiliensis) an.[3] In einem kleinen Museum im Ort Megalo Chorio sind einige der Funde ausgestellt.

Die antike Dichterin Erinna stammte höchstwahrscheinlich von Tilos und soll etwa um das Jahr 350 v. Chr. auf der Insel gelebt haben.[4]

1309/10 begann die Herrschaft des Johanniterordens über Tilos, die bis zur Belagerung von Rhodos im Jahr 1522 andauerte. Zahlreiche Wehrbauten entstanden während dieser Zeit.[5] Daraufhin gehörte Tilos bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Machtbereich des Osmanischen Reiches (Provinz Dschesair). Im Mai 1844 besuchte der deutsche Archäologe und Philologe Ludwig Ross (1806–1859) die Insel und beschrieb sie in seinem Werk Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres.[6] Im Jahr 1912 wurde die Insel im Zuge des italienisch-türkischen Kriegs durch Italien besetzt. Von 1923 bis 1943 war Tilos (Piskopí) Teil der italienischen Ägäis-Inseln.

Infolge des Dodekanes-Feldzugs wurde Tilos von Einheiten der deutschen Wehrmacht besetzt. Als im Oktober 1944 und im Frühjahr 1945 britische und verbündete Truppen der Heiligen Schar auf der Insel landeten, kam es zu mehreren Gefechten. Tilos wurde unter dem Namen Piskopi im Wehrmachtbericht erwähnt. Darin heißt es:

„Unsere Stützpunktbesatzungen, die auch nach der Räumung Griechenlands auf einigen ägäischen Inseln belassen wurden, stehen auf Milos und Piskopi im Kampf gegen gelandete feindliche Kräfte.“

OKW-Bericht vom 31. Oktober 1944[7]

Noch heute zeugt vielerorts verrostetes Kriegsmaterial von der Schwere der Kämpfe. Erst am 8. Mai 1945 wurde auf der Nachbarinsel Symi ein Übergabeabkommen für die südöstliche Ägäis unterzeichnet.[8]

Seit dem 7. März 1948 gehört Tilos offiziell zum Staat Griechenland.

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tilos Park Association (TPA) unterstützt seit 2003 den Naturschutz auf Tilos und fördert den Ökotourismus. Von 2004 bis 2008 lief ein LIFE-Programm der Europäischen Union zum Schutz der heimischen Vogelwelt, darunter der Eleonorenfalke, Habichtsadler und die Krähenscharbe.[9] Die Naturschutzaktivitäten wurden noch unterstützt durch die Teilnahmen am Projekt Natura 2000.[10]

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für ihre langjährigen Bemühungen um den Vogelschutz, insbesondere für die Durchsetzung eines Jagdverbotes seit 1993 wurde die Gemeinde 2009 mit dem Euronatur-Umweltpreis ausgezeichnet.[11]

Energieversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bau befindliches Solarkraftwerk auf Tilos, Juni 2017

Am Anfang seiner Elektrifizierung wurde Tilos durch Dieselgeneratoren in der Nähe des Ortes Megalo Chorio mit Strom versorgt. Später wurde die Insel über ein Unterseestromkabel an die Nachbarinsel Kos angebunden, wo Strom ebenfalls aus fossilen Quellen produziert wird. Die Errichtung einer Photovoltaik- und Windkraftanlage in Verbindung mit einem Smart Grid soll Tilos’ Stromversorgung unabhängiger machen und Überschüsse exportieren.[12] Hieran arbeitet ein Forschungskonsortium aus sieben EU-Staaten sowie 15 Unternehmen und Instituten, finanziert aus Mitteln des EU-Förderprogramms Horizont 2020.[13]

Flüchtlingshilfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit etwa 2010 engagieren sich Bewohner von Tilos intensiv in der Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien und anderen Staaten. Unterstützt durch die Vereinten Nationen, einer humanitären NPO und der örtlichen Gemeinde wurde ein offenes Flüchtlingswohnheim sowie Schulunterricht und Kinderbetreuung geschaffen. Dies ist auf den griechischen Inseln eine Seltenheit. An den Schwerpunkten der Flüchtlingsankunft auf den größeren Inseln geschieht die Unterbringung zumeist in geschlossenen Lagern.[14][15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annette Spangenberg, Stefan Heitmann: Tilos – Schatzinsel in der Ägäis. Euronatur Service, Radolfzell 2013, ISBN 978-3-00-042508-0.
  • Tílos (ή Τήλος). In: Ingeborg Lehmann: Griechische Inseln. Teil 3: Die Dodekanes. Kurt Schroeder Verlag, Leichlingen bei Köln 1985, ISBN 3-87722-379-6, S. 260–283.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tilos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Tilos – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011, Griechisches Statistisches Amt (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Ελληνική Στατιστική Αρχή [ΕΛΣΤΑΤ] (Hrsg.): Στατιστική Επετηρίδα της Ελλάδος (Statistical Yearbook of Greece) 2009 & 2010. Piräus 2011, S. 47.
  3. George Theodorou, Nikolaos Symeonidis und Elizabeth Stathopoulou: Elephas tiliensis n. sp. from Tilos (Dodecanese, Greece). Hellenic Journal of Geosciences 42, 2007, S. 19–32
  4. Lina Kasdaglis: Liebe und Tod der Erinna. In: Merian. Heft 11/XX, November 1967, S. 90–94.
  5. Michael Losse: Burgen und Befestigungen des Johanniter-Ordens auf den Dodekanes-Inseln Tílos, Chálki und Alimiá. Teil I. In: Heinz Müller (Hrsg.); Burgenforschung aus Sachsen. 17/2, Beier & Beran, Langenweißbach 2004, ISBN 3-937515-10-3, S. 98–129.
  6. Ludwig Ross: Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres (Band 4): Reisen nach Kos, Halikarnassos, Rhodos und der Insel Cypern. Stuttgart, Tübingen 1852, S. 42ff. (Digitalisate der Universitätsbibliothek Heidelberg)
  7. Abdruck aus dem Westfälischen Anzeiger von Anfang November 1944.
  8. Neuere Geschichte der Insel Tilos
  9. TILOS - Conservation management of an Island SPA LIFE04 NAT/GR/000101
  10. Projekt der Europäischen Kommission
  11. Tilos – Vogelparadies in der Ägäis. euronatur
  12. Monika Holthoff-Stenger: Speicherplatz für die Wende. In: natur, Nr. 4, 2016, S. 58–63.
  13. TILOS – Technology Innovation for the Local Scale Optimum Integration of Battery Energy Storage
  14. Nathalie Georges, Eric Bergeron, Evangelia Ntziouni, Hélène Giummelly: Die offenen Arme von Tilos, ARTE GEIE, Frankreich 2017.
  15. Fritz Habekuß, Ulrich Ladurner, Ach, das ist also Europa, DIE ZEIT, Nr. 24/2015, 11. Juni 2015.