Těšetice

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Těšetice
Wappen von Těšetice
Těšetice (Tschechien)
Těšetice (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 727[1] ha
Geographische Lage: 48° 53′ N, 16° 9′ OKoordinaten: 48° 53′ 20″ N, 16° 9′ 30″ O
Höhe: 232 m n.m.
Einwohner: 613 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 671 61
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: ZnojmoHostěradice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Ing. Zdeněk Nekula[3]
Adresse: Těšetice 114
671 61 Prosiměřice
Gemeindenummer: 594946
Website: www.tesetice.cz
Blick auf den Ort
Ortszentrum
Fabrik und Kirche
Dreifaltigkeitskirche

Těšetice (deutsch Töstitz) ist eine Gemeinde in Südmähren (Tschechien). Der Ort liegt 15 km nördlich der österreichischen Grenze und etwa 8 km nordöstlich von Znaim.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Těšetice befindet sich am Bach Únanovka, der nordwestlich des Dorfes in der Talsperre Těšetice und im Bohunický rybník gestaut wird. Nachbarorte sind Kyjovice (Gaiwitz) im Norden, Prosiměřice (Proßmeritz) im Nordwesten und Bantice (Panditz) im Südosten. Der Ort selbst ist als ein Breitangerdorf angelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 gesprochene "ui"-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen bairischen Kennwörtern weist auf eine Besiedlung durch bairische deutsche Stämme hin, wie sie nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[4][5] 1260 war die erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Testitz“. Im Jahre 1376 erhielt der Augustinerkonvent in Alt-Brünn die Grundrechte an „Testicz“ von Markgraf Jodok überreicht. Die Schreibweise „Töstitz“ ist seit dem Jahre 1872 gebräuchlich.[6] Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangt der Ort 1625 zur Herrschaft Kromau. Die Schule des Ortes war zweiklassig und im Gemeindehaus eingerichtet. Um 1892 wurde aufgrund der steigenden Kinderanzahl ein eigenes Schulgebäude errichtet. Die Bewohner von Töstitz lebten von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine besondere Rolle spielte. Die Reblausplage, 1864, vernichtete jedoch über 4/5 der Weinbauflächen. Ab 1900 wurde mit dem Weinbau nur noch der Eigenbedarf des Dorfes gedeckt.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der zuvor zu Österreich-Ungarn gehörende Ort, der überwiegend von Deutschmährern bewohnt wurde, durch den Vertrag von St. Germain zur Tschechoslowakei. In der Zwischenkriegszeit kam es durch Neuernennung von Beamten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[7] Nach dem Münchner Abkommen wurde Töstitz zum 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[8] – Im Jahre 1923 wurden Hockergräber im Ortsgebiet entdeckt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 43 Opfer forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. In den Folgemonaten wurden die Häuser der deutschen Bewohner von Tschechen in Besitz genommen und die deutschmährische Bevölkerung teilweise über die Grenze nach Österreich vertrieben. Zwischen dem 11. August und dem 18. September 1945 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 235 Personen. 7 Personen verblieben im Ort.[9]

Die Matriken des Ortes wurden ab 1652 bei Proßmeritz geführt. Die Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken zwischen 1652 und 1790 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[10]

Wappen und Siegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Siegel aus dem 17. Jahrhundert zeigte einen schräggeteilten Schild, darin ein Winzermesser zwischen zwei Sternchen und unten ein Pflugeisen. Im 19. Jahrhundert erhielt der Ort ein Siegel mit der Umschrift Gemeindeamt Töstitz worin eine beblätterte Weintraube abgebildet war. Im Jahre 1925 wurde dieses Siegel zweisprachig.[11]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 447 398 49 0
1890 516 516 0 0
1900 498 495 3 0
1910 505 502 3 0
1921 557 538 15 4
1930 594 559 34 1

[12]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit (1847) anstelle einer Kapelle (1685)[13]
  • Kriegerdenkmal (1924)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren, (1793)
  • Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren, topographisch, statistisch, historisch. (1835), Selbstverlag, In Commission der.L.W. Seidel'schen Buchhandlung (Brünn)
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Töstitz S. 64
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Anton Kreuzer: Geschichte Südmährens, Band I (1997)
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  • Anna/Beneš, Jan Lorencová: Tešetice – Kyjovice, (1987)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Obec Těšetice: podrobné informace, uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. https://www.tesetice.cz/organizacni-struktura/
  4. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  5. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25.000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
  6. http://www.europas-mitte.de/Toestitz.pdf
  7. Johann Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, 2009
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 284 (Töstitz).
  10. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 14. März 2011.
  11. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band III, S. 286
  12. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  13. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Töstitz s.36