TK Hannover

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Historische Turnhalle des Vereins von 1865 im neugotischen Stil der Hannoverschen Architekturschule

Der Turn-Klubb zu Hannover (in Hannover bekannt als TKH, auswärts oft auch als TK Hannover) ist ein Sportverein in Hannover.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der TK Hannover ist in Hannover der Verein mit der größten Zahl sportlich aktiver Mitglieder, im Jahr 2019 über 7.000 Personen. Hannover 96 hat den TKH in den 2000er Jahren als mitgliederstärkster Verein der Stadt durch eine neu geschaffene Fan-Mitgliedschaft überholt, von den ca. 20.000 Mitgliedern (2015) sind aber nur 2.200 als aktive Vollmitglieder in den einzelnen Sparten gemeldet.

Der TKH betreibt derzeit etwa 50 verschiedene Sportarten, wozu Fußball traditionell nicht gehört. Schwerpunkte sind neben dem Wettkampfsport vor allem der Freizeit- und Gesundheitssport. Die meisten Mitglieder sind im Kindersport bzw. Fitnesssport registriert.

TK Hannover Team in der Saison 2021/2022

In den Wettkampfsportarten bringt der TKH seit vielen Jahren Mannschaften und Einzelsportler in höheren Spielklassen und internationalen Wettkämpfen, Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen etc. hervor. Dies vor allem im Bereich Gerätturnen/Gymnastik, aber auch in den Sportarten Leichtathletik, Fechten, Faustball, Cheerleading und Basketball. 2016 hat Olympiateilnehmer Andreas Toba den Bambi verliehen bekommen. Die Basketball Damen spielen als TK Hannover Luchse in der 1. Bundesliga und auch die Faustballer (Frauen & Männer) sind in der höchsten, deutschen Spielklasse vertreten. Die Cheerleader sind in der Kategorien PeeWee und Juniors amtierende Europameister (2019).

Der schon 1858 gegründete Verein mit seiner historisch bedeutenden Turnhalle von 1865 hat sein Zentrum mit heute mehreren eigenen Hallen und Studios in der Innenstadt Hannovers nahe dem Aegidientorplatz, in der Maschstraße 16. Ein neues Bewegungszentrum mit neuem Fitnessstudio wurde im Dezember 2016 fertiggestellt. Daneben unterhält der TKH weitläufige Sportplatzanlagen für Leichtathletik, Rasensport und Tennis sowie eine Vereinsgaststätte in Hannover-Kirchrode am Hermann-Löns-Park. Außerdem hat der Verein in der List ein Kindersportzentrum im Jahr 2013 eröffnet, ein Tanzsportzentrum im Kolpinghaus und ein Gesundheitszentrum in Wülfel.

Die TKH-Zentrale ist gleichzeitig Landesstützpunkt des Niedersächsischen Turnerbundes. Außerdem war dem Verein eine Schule für Gymnastiklehrerinnen angegliedert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Turnhalle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „Spielplatz Kirchrode“, die Turnhalle in der Maschstraße sowie das nach Julius Blanck benannte Wanderheim im Süntel, die „Julius-Blanck-Hütte“;
Ansichtskarte, Verlag M. & E. Staffehl, um 1920

Der Verein wurde 1858 von unzufriedenen Mitgliedern des „Männer-Turnvereins Hannover von 1848“ gegründet.[1]

1865 wurde eine erste eigene Turnhalle eingeweiht. Das Gebäude im neugotischen Stil war eine der ersten Vereinsturnhallen überhaupt und gilt als bedeutender Meilenstein der Turnerbewegung im 19. Jahrhundert. Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde das Vereinszentrum zum Teil zerstört und nach dem Krieg mit einem zusätzlichen dritten Geschoss versehen.[2]

Kunstturnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1894 gewann Georg Weitz beim Deutschen Turnfest. 1908 wurde Fritz Wolf bei Olympia Fünfter. Die Bundesligamannschaft der Kunstturner war seit 1984 dreimal deutscher Meister, zuletzt 1997.

Bekannteste Mitglieder waren die Olympiasiegerin von 1936 Gertrud „Trudi“ Meyer und Herbert Lorenz, der bei den Kunstturnweltmeisterschaften in Budapest 1934 die Bronzemedaille gewann.

Leichtathletik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1917, 1921 und 1922 siegte Heinrich Fricke im Stabhochsprung.

Tischtennis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tischtennis-Damenmannschaft wurde 1960 deutscher Meister. Jutta Kruse, Inge Müser, Landwehr, Möller, Bauer und Rosemarie Rabitz gewannen das Endspiel gegen den TTC Blau-Gold Berlin. Ein Jahr später wurde das Team deutscher Vizemeister hinter dem Kieler TTK Grün-Weiß, gewann aber den DTTB-Pokal. Ende der 1990er Jahre wurde die Wettkampf-Tischtennissparte geschlossen, der benachbarte Verein Schwalbe Döhren nahm die Spielberechtigungen für die einzelnen Ligen und meisten Ligaspieler auf. Die Freizeit-TT-Abteilung, die im Verein seit 1979 besteht, spielte bis 2013 ausschließlich Hobbytischtennis. Mit der Saison 2013/14 nahm die TT-Abteilung (vormals Freizeitabteilung) den Wettkampfbetrieb wieder neu auf und startete in der 2. Kreisklasse. In der Saison 2017/18 tritt der TKH mit drei Herren- sowie einer Damen- und einer Schülermannschaft an.

Feldhandball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feldhandball-Männermannschaft qualifizierte sich 1925, 1927 und 1933 für die Deutsche Feldhandballmeisterschaft der Deutschen Turnerschaft. Zwischen 1933 und 1935 spielte der Verein zudem in der erstklassigen Handball-Gauliga Niedersachsen.

Sonstige Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Blanck (1865–1930), stiftete unter anderem 1919 die Wanderhütte im Süntel.[3] Die nach ihrem jüdischen Ehrenvorsitzenden „Julius-Blanck-Hütte“ benannte Einrichtung erließ kurz nach der Machtergreifung und lange vor den Nürnberger Rassegesetzen einen vereinseigenen „Arierparagraphen“ im Mai 1933. In der Folge wurde die nach ihrem jüdischen Ehrenvorsitzenden benannte „Julius-Blanck-Hütte“ im Süntel stillschweigend in „Jahnhütte“ umbenannt.[4]
  • Adolf Grahn (1841–1916), gilt als dienstältester „Turnvater“ Niedersachsens.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Turn-Klubb zu Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl-Heinz Grotjahn M.A.: Turn-Klubb zu Hannover (TKH). In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 631.
  2. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Maschstraße 16. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon S. 171
  3. Peter Schulze: BLANCK, Julius. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 57; online über Google-Bücher
  4. Simon Benne: Nationalsozialismus / Geschichte des jüdischen Sports untersucht …, Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 3. Mai 2012
  5. Arnd Krüger (Verantw.): Adolf Grahn (Memento vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive) auf der Seite des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, zuletzt abgerufen am 17. Juni 2023