Tacky’s Rebellion

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Französische Darstellung zu Tacky's War aus dem Jahr 1800. Das Bild veranschaulicht die Furcht weißer Europäer vor Sklavenrevolten und nimmt eine Täter-Opfer-Umkehr vor.

Tacky’s Rebellion (auch Tacky’s War, Tacky’s Revolt, Easter Rebellion oder neuerdings auch Coromantee War[1]) war der größte Sklavenaufstand in der Geschichte von Jamaika und nach der Haitianischen Revolution der zweitgrößte in der gesamten Karibik. Der Aufstand begann am 7. April 1760 in der Stadt Port Maria und endete im Oktober 1761 in Westmoreland Parish.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 49th Regiment of Foot wurde zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Jamaika aufgestellt und war an der Niederschlagung von Tacky’s Rebellion beteiligt (Gemälde von 1751)
1763 publizierte Karte Jamaikas, die auf zwischen 1756 und 1761 durchgeführten topographischen Aufnahmen beruht und zu der weitere Detailkarten der Insel gehören

Die Revolte begann im Mai 1760 in Port Maria. Jamaika war zu dieser Zeit Teil des Britischen Weltreichs. Der Aufstand wurde angeführt von einem, schon zuvor bei den Engländern berüchtigten, Sklaven namens Tacky, der vor seiner Verschleppung aus Afrika ein Stammeshäuptling des Volkes der Fante gewesen war. Auch als Sklave war er ein berüchtigter Führer der sogenannten Coromantee people. Der Name ist abgeleitet von der Küstenstadt Kormantse im heutigen Ghana.

Tacky und eine Gruppe von Unterstützern drangen in der Nacht vor Ostermontag in den Hafen von Port Maria ein und konnten Musketen, Schießpulver und Kugeln erbeuten.[3] Am Morgen darauf hatten sich ihm hunderte von Sklaven angeschlossen. Sie zogen plündernd ins Landesinnere und zerstörten eine verhasste Plantage nach der anderen, wobei sie die meisten Plantagenbesitzer und viele hellhäutige Einwohner töteten. Während der Revolte konnten die Aufständischen mehrere Munitionslager in und um Port Maria erobern.[3]

Nach über einem Monat der Rebellion schickte die britische Führung zwei komplette Kompanien, die mit einer Übermacht den Aufstand blutig unterdrückten. Der Anführer Tacky wurde laut Berichten im Kampf von hinten erschossen. Nachdem die Revolte gescheitert war, versuchten viele der Aufständischen und andere Sklaven den englischen Soldaten zu entgehen. Sie flüchteten in die naheliegenden Berge und schlossen sich den dort lebenden Maroons an. Jedoch wurden nach der Rebellion circa 300 Sklaven hingerichtet.[3]

Die Opferzahlen des Sklavenaufstands lassen sich anhand der kolonialen britischen Quellen nur schwer rekonstruieren. Nach Vincent Brown verloren etwa 60 Weiße ihr Leben, wohingegen um die 500 schwarze Männer und Frauen während Tacky’s Rebellion im Kampf getötet, hingerichtet oder in den Suizid getrieben wurden. Schätzungen zu den Opferzahlen beruhen auf widersprüchlichen Äußerungen in zeitgenössischen Texten sowie vereinzelten Listen zu getöteten und gefangenen Aufständischen. Den in der Boston Evening Post erschienenen Briefen eines Kolonisten zufolge hatten die Sklavenhalter Ende Juni 1760 knapp 700 Schwarze ausgelöscht.[4] Derartige Zahlenangaben sind jedoch zu hinterfragen, da die Quelle keine Rückschlüsse auf die Datengrundlage zulässt und es sich auch um eine grobe Schätzung oder einen großzügig aufgerundeten Wert handeln könnte.

Gedenken, Rezeption und Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2020 entfernter Epitaph für John Gordon in Dorset. Der Text verharmlost die Gewalt der Sklavenhalter und nutzt rassistisches Vokabular.

In der Kirche St Peter in Dorchester erinnerte bis 2020 ein Epitaph an den dort während einer Reise verstorbenen Plantagen- und Sklavenbesitzer John Gordon und seine Rolle bei der blutigen Niederschlagung des Aufstands. Nach Beschwerden im Besucherbuch der Kirche, einer Kampagne der Initiative Stand Up To Racism Dorset und einer Abstimmung der Kirchenleitung wurde das Epitaph entfernt und soll nun an ein Museum gegeben werden.[5]

In Jamaika wird Tacky erinnert, hat aber nicht den Status eines Nationalhelden. So wurde etwa im Claude Stuart Park in Port Maria von der Jamaica National Trust Commission ein Denkmal zu Ehren von „Tacky of the Easter Rebellion“ errichtet. Tacky habe laut der Inschrift „unsere Vorfahren“ angeführt: „The brave Tacky lost his own life but he had struck a blow for freedom that helped to hasten the end of bondage.“ Seit den 2000er Jahren lässt sich eine Intensivierung des Gedenkens konstatieren. Seit 2005 wird Tacky in Port Maria am 8. Mai gedacht.[6] Er dient außerdem als Namensgeber des Wasserfalls Tacky Falls und der Tacky High School in Saint Mary Parish.

Der 2020 erschienene Jugendroman Cane Warriors des britischen Schriftstellers Alex Wheatle erzählt die Geschichte eines vierzehnjährigen Jungen während Tacky's Rebellion.

Tacky’s Rebellion wurde in der Geschichtswissenschaft bisher nicht als Bestandteil des Siebenjährigen Krieges aufgefasst, da es sich um einen Sklavenaufstand handelte. Der amerikanische Historiker Vincent Brown plädiert jedoch dafür: Zum einen bedrohte der Aufstand die britische Position in der Karibik und beeinflusste die britischen Kriegsanstrengungen. Zum anderen wurde der Aufstand unter Beteiligung derselben Truppen niedergeschlagen (74th Foot), die vorher französische Kolonien erobert hatten.[7] Ähnlich benennt auch Mark H. Danley die Untersuchung der Verbindungen zwischen dem Siebenjährigen Krieg und den Sklavenrevolten im atlantischen Raum der 1750er und 1760er Jahre als Forschungsdesiderat.[8]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edward Long: The History of Jamaica. Or, General Survey of the Antient and Modern State of that Island [...], Bd. 2, London: T. Lowndes 1774, S. 447–472. Digitalisat archive.org (Long vertrat rassistische Positionen und war Befürworter der Sklaverei und selber Sklavenbesitzer)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maria Allessandra Bollettino: Slavery, War, and Britain’s Atlantic Empire: Black Soldiers, Sailors, and Rebels in the Seven Years’ War, Dissertation, University of Texas, Austin 2009. University of Texas Electronic Theses and Dissertations
  • Trevor Burnard: Mastery, Tyranny and Desire. Thomas Thistlewood and His Slaves in the Anglo-Jamaican World. University of North Carolina Press, Chapel Hill, N.C. 2004, S. 170–172, ISBN 0-8078-5525-1.
  • Junius P. Rodriguez (Hrsg.): Encyclopedia of Slave Resistance and Rebellion, Band 2 (= Greenwood milestones in African American History). Greenwood Press, Westport, Conn. 2006, ISBN 0-313-33271-1.
  • Vincent Brown: Tacky’s Revolt. The Story of an Atlantic Slave War. Belknap Press, Cambridge/London 2020, ISBN 978-0-674-73757-0.

Jugendbuch

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tacky's Rebellion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brown bringt den Begriff Coromantee War als Alternative zu Tacky’s Revolt ein, da Tacky nur einer unter mehreren Anführern war, er bereits im April 1760 getötet wurde und die Namensgebung auf das fehlende Verständnis der Kolonisten für die Struktur der Aufstandsbewegung zurückgeht. Brown: Tacky’s Revolt, S. 131. Bollettino lehnt die traditionelle Bezeichnung ebenfalls ab, da sie von Edward Long geprägt worden sei und dieser den Namen eines einzelnen Sklaven auf eine heterogene Aufstandsbewegung übertragen habe. Bollettino: Slavery, S. 191f.
  2. 7. April 1760 bis Oktober 1761: Brown: Tacky’s Revolt, S. 1f., 129, 223.
  3. a b c d Geschichte von Port Maria bei VisitJamaica.com (Memento vom 15. Juli 2013 im Internet Archive)
  4. Brown: Tacky’s Revolt, S. 2, 188. Als Beispiel für Listen: Tacky’s Revolt, S. 294, Anm. 108–109. Sheperd setzte die Opferzahlen etwas niedriger auf über 60 Weiße und 300 Schwarze bis Ende 1760 an: Verene Shepherd: Artikel „Maroons of Jamaica/Tacky Rebellion“, in: Peter Hinks/John McKivigan (Hg.): Encyclopedia of Antislavery and Abolition (Greenwood Milestones in African American History), Bd. 2: J–Z, Westport/London 2007, S. 461–463, hier S. 463.
  5. How a slaver’s memorial ended up in a Dorset church, BBC, 24. September 2020
  6. Paul H. Williams: St Mary remembers Tacky, The J amaica Gleaner, 19. Mai 2012
  7. Brown: Tacky’s Revolt, S. 11, 209.
  8. Mark H. Danley: Introduction: The ‛Problem’ of the Seven Years’ War, in: Derselbe/Patrick J. Speelman (Hg.): The Seven Years’ War. Global Views (History of Warfare 80), Leiden/Boston 2012, S. xxiii–lvii, hier xl.