Takbīr

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Takbīr.
Die Flagge Afghanistans mit dem Schriftzug Allāhu akbar über der Moschee, darüber die Schahāda
Allāhu akbar in der Flagge des Irak
In der Flagge des Iran ist der Schriftzug Allahu akbar in einer ornamentalen Kufi-Variante am roten und grünen Rand angebracht.

Takbīr (arabisch تَكْبِير)[1] ist ein Verbalnomen des arabischen Verbs kabbara in der Bedeutung „Allahu akbar sagen“ (الله أَكْبَر, DMG allāhu akbar ‚Gott ist am größten‘). Diese Formel wird im Islam sehr häufig gebraucht.

Allah ist das arabische Wort für „Gott“. Akbar ist die Elativ-Form des Adjektivs كبير kabīr ‚groß, großartig; wichtig‘, mit der Bedeutung „größer“, „am größten“ oder „sehr groß“. Der Elativ umfasst in seiner grammatischen Funktion sowohl die Bedeutung des Komparativs (größer als) als auch die des Superlativs (am größten). Der artikellose Elativ erfüllt vor allem die Funktion als Prädikat oder als Apposition zum indeterminierten Regens: Allāhu akbaru, d. h. Gott ist (unvergleichlich) groß.[2] Der Elativ erfüllt jedoch nur in der Kombination mit der Präposition min die Funktion eines Vergleichs. Zum Beispiel: Allāhu akbar min malāʾikatihi („Allah ist größer als seine Engel“). Ansonsten entspricht die Bedeutung dem Superlativ („am größten“).

In dieser Bedeutung ist takbīr schon in Sure 17 Vers 111 belegt: وكبّره تكبيرا / wa-kabbirhu takbīran / ‚und preise ihn allenthalben‘. Siehe auch: Sure 74, Vers 3, der zu den ältesten Versen des Korans[3] gehört: وربّك فكبّر / wa-rabbaka fa-kabbir / ‚Und preise deinen Herrn‘.[4]

Der Ausdruck ist zu Beginn der täglichen Pflichtgebete (salāt) zu sprechen; man nennt ihn: تكبيرة الإحرام / takbīratu ʾl-iḥrām / ‚takbir des Weihezustandes‘. Im islamischen Gesetz wird dieses takbir entweder als religiöse Pflicht und als Teil des Gebetes oder als Sunna betrachtet.[5] Während einer rakʿah wird er fünfmal wiederholt. Entsprechend ist der Ausdruck auch Bestandteil der freiwilligen Gebete. Der Ruf zum Gebet (adhān) beginnt ebenfalls mit diesem Ausdruck. Der Tradition zufolge soll Mohammed bei einer Beerdigung das takbir vier- oder fünfmal gerufen haben. Es ist Prophetensunna, takbir an verschiedenen Stationen der Pilgerfahrtszeremonien, beim Anblick der Kaʿba und am Ende einer Reise zu sprechen. Einigen Traditionen zufolge ist es ebenfalls Prophetensunna, beim Anblick des Neumondes (hilal) zu Beginn des Fastenmonats Ramadan „Allāhu akbar“ zu rufen.[6]

Der Ausdruck „Allāhu akbar“ ist in der Flagge des Irak, des Iran und Afghanistans enthalten.

Neben der Bedeutung im Gebet wird der Ausdruck als Kriegsruf verwendet.[7][8] Auch heute noch wird er von Armeen und islamistischen Milizen und Terroristen verwendet. Durch mediale Präsenz ist der Ausdruck „Allahu akbar“ im Westen oft mit dem Terrorismus konnotiert.

Bei arabischsprachigen Christen und Juden findet der Ausdruck ebenfalls eine alltägliche Verwendung zu verschiedenen Anlässen, wie unter anderem zum Ausdruck von genereller Freude, von Erstaunen oder Bestürzung.[9][10][11][12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Constance E. Padwick: Muslim devotions. Oxford 1996. S. 29–36
  • Wolfdietrich Fischer: Grammatik des klassischen Arabisch. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1972. § 125 c)
  • Hans Wehr: Der arabische Elativ (Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Abhandlungen der Geistes- und Socialwissenschaftl. Klasse, 1952, Nr. 7). Wiesbaden 1953.
  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Leiden, Brill. Bd. 10, S. 119.
  • al-mausūʿa al-fiqhiyya. (Enzyklopädie des islamischen Rechts). 4. Auflage. Kuwait 2002. Bd. 13, 206ff

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Takbīr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seit der Einführung des lateinischen Alphabets als Standardschrift für die türkische Sprache um 1928 wird dieser vormals gleich geschriebene osmanische Begriff als türkisch Tekbir wiedergegeben.
  2. Wolfdietrich Fischer: Grammatik des klassischen Arabisch. Wiesbaden 1972. S. 69; Carl Brockelmann: Arabische Grammatik. Leipzig 1974. S. 69
  3. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. 2. Auflage bearbeitet von Friedrich Schwally. Erster Teil: Über den Ursprung des Qorāns. S. 85–86. Leipzig 1909
  4. al-mausūʿa al-fiqhiyya (Enzyklopädie des islamischen Rechts). Kuwait 2002. Bd. 13, 206–207
  5. al-mausu'a al-fiqhiyya (Enzyklopädie des islamischen Rechts). Kuwait 2002. Bd. 13, 217
  6. al-mausu'a al-fiqhiyya (Enzyklopädie des islamischen Rechts). Kuwait 2002. Bd. 13, 214–216
  7. Ludwig W. Adamec, Historical Dictionary of Islam, Scarecrow Press, 2nd ed. 2009, S. 32
  8. Radtke, A. (2003). Offenbarung zwischen Gesetz und Geschichte: Quellenstudien zu den Bedingungsfaktoren frühislamischen Rechtsdenkens. Deutschland: Harrassowitz.
  9. „Allahu Akbar“ – Ausruf von Extremisten oft missbraucht – Schwetzinger Zeitung / Hockenheimer Zeitung. Abgerufen am 29. Oktober 2020.
  10. Why I hate cricket. DNA India, 12. März 2014, abgerufen am 2. Juli 2020.
  11. Deborah Ellis: Kids of Kabul: Living Bravely through a Never-ending War. Hrsg.: Groundwood Books. 2012, ISBN 978-1-55498-181-6, S. 52.
  12. Salman Ahmad: Rock & Roll Jihad: A Muslim Rock Star's Revolution. Hrsg.: Free Press. 2010, ISBN 978-1-4165-9767-4, S. 73.