Teleskoplader

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Teleskoparmstapler)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Teleskoplader mit starrem Oberwagen. Gut zu sehen die Allradlenkung im Krabben- oder Hundegang.
Teleskoplader mit drehbarem Oberwagen
Manitou MRT 2540 mit maximal ausgefahrenem Teleskophubarm

Teleskoplader (auch Teleskopstapler, Telehandler oder, nach Baugeräteliste, Teleskoparmstapler) sind geländegängige Stapler mit veränderlicher Reichweite durch einen teleskopierbaren Mast. Eine grundsätzliche Unterscheidung erfolgt nach starrem oder drehbarem Oberwagen. Teleskoplader werden als Umschlaggerät, Baumaschine und in der Landwirtschaft, etwa zum Stapeln und Transportieren von großformatigen Futter- und Wertballen[1], eingesetzt. Sie sind als Ausrüstungsträger konzipiert und können durch verschiedene Anbaugeräte unterschiedliche Aufgaben erledigen, etwa als Hubarbeitsbühne.

Technische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ihrer Bauart unterscheidet man zwischen Starrrahmenmaschinen, Semistarrrahmenmaschinen (der Fahrzeugrahmen lässt sich auf der Vorderachse hydraulisch seitlich schwenken und neigen) und Rotormaschinen (mit einem unbegrenzt drehbaren Oberwagen).

Antrieb und Lenkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teleskoplader sind vorwiegend mit einem hydraulischen Hauptantrieb ausgestattet, der zwischen den Fahrachsen als Unterflur-Mittelaggregat angeordnet ist. Ein Fahrgetriebe mit zwei Gangstufen (Transport- und Arbeitsgang) ermöglicht Geschwindigkeiten bis etwa 10 km/h und bis maximal 50 km/h (Manitou MRT 3050). Der erste Teleskoplader mit Elektroantrieb wurde 2020 von der Firma JCB vorgestellt.[2]

Die Maschinen haben einen permanenten Allradantrieb mit einer pendelnden Hinterachse für optimale Geländegängigkeit mit maximaler Traktion. Charakteristisch sind die drei Lenkungsarten in Bezug auf die Fahrzeug-Achsen:

  • Vorderachslenkung (für schnelle Straßenfahrt)
  • Gleichlauflenkung (beide Achsen haben einen gleich großen, entgegengesetzten Radeinschlag für kleinste Wendekreise)
  • Hundeganglenkung (beide Lenkachsen haben gleichen Radeinschlag, für eine gleichzeitig vor- und seitwärtige bzw. rück- und seitwärtige Bewegung). Die Hundeganglenkung wird nach dem englischen Begriff crab steering manchmal auch Krabbenlenkung genannt und ist zum Manövrieren in begrenzten Räumen wichtig.[3]

Kabine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charakteristisch ist die Anordnung der Kabine seitlich des Hubmastes. Die Fahrerkabinen sind in der Regel als Dauerarbeitsplätze gestaltet. Einzelne Hersteller bieten Teleskoplader mit hochfahrbarer Kabine an (z. B. Fendt Cargo T955, Sennebogen 355 E).

Tragfähigkeit und Hubhöhe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teleskoplader werden mit unterschiedlichen Tragfähigkeiten und Hubhöhen produziert. Bau-Teleskoplader werden mit einer Tragfähigkeit („Hubkraft“) bis 33 t angeboten (Manitou MHT 12330).[4] Die Eigenmasse beträgt in der Regel das 1,5- bis 2,7-Fache der Tragfähigkeit.

Die Hubhöhe reicht in der Regel von 4,40 m bis 17,50 m, aber auch Höhen bis 35 m werden angeboten (Magni RTH 6.35SH). Die Ladebreite ist in der Regel 2,50 m bis 3,50 m. Am Kopf der Teleskophubarme befinden sich zum schnellen Wechsel der Ausrüstung freie Anschlüsse für hydraulisch angetriebene Ausrüstungen.

Zur Vergrößerung der horizontalen Reichweite können Starrrahmenmaschinen an der lastseitigen Front mit zwei breit abklappbaren Stützen stabilisiert werden. Eine elektronische Überlast-Warn- und Abschalteinrichtung verhindert das Kippen der Maschine.

Verwandte Bauformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reach-Stacker sind ebenfalls mit schräg aufrichtbarem Teleskoparm ausgestattet, jedoch auf das Handeln von Containern (20-, 40-, 45-Fuß) durch Greifen an den Eckaufnahmen von oben oder aber auch von Wechselbrücken durch Untergreifen von oben spezialisiert. Zumindest Liebherr baut seit 2011 eine Type (LRS645) mit kreisbogenförmigem Teleskoparm, zusammengeschoben einen 50°-Kreisringsektor bildend. Sein spezieller Vorteil ist das Erreichen eines Containers in der 2. Reihe vor einem gleich hoch in der 1. Reihe aufgestapelten und das leichtere Hinunterreichen von einem hohen Pier auf ein tiefes Schiffsdeck.[5]

Lader mit Vertikalmast werden als Mastlader bezeichnet, auch wenn dieser Mast teleskopierbar ist.

Anbaugeräte (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Palettengabeln in verschiedenen Längen
  • Lade- und Mischschaufeln in verschiedener Ausführung
  • Schaufeln mit hydraulischem Niederhalter
  • Schwerlast-Kranhaken
  • Hydraulische Seilwinden
  • Gittermastausleger mit und ohne Winde
  • Schnecken-Erdbohrer
  • Arbeitskorb
  • Ballenzange
  • Ballenzange
    Ballenzange
  • Kistenwender
    Kistenwender
  • Kranhaken
    Kranhaken
  • Hydraulische Winde mit Kranhaken
    Hydraulische Winde mit Kranhaken
  • Hydraulisch schwenkbarer Kranhaken
    Hydraulisch schwenkbarer Kranhaken
  • Schaufel
    Schaufel
  • Beißschaufel
    Beißschaufel
  • Arbeitsbühne
    Arbeitsbühne
  • 3D-Arbeitsgondel
    3D-Arbeitsgondel
  • Vakuumheber
  • Palettengabeln
    Palettengabeln
  • Gittermastausleger mit Kranhaken
    Gittermastausleger mit Kranhaken
  • Getreideschieber
    Getreideschieber
  • Fällgreifer
    Fällgreifer
  • Rechteckballengreifer
    Rechteckballengreifer

Bedienberechtigung (Deutschland)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland richtet sich die Bedienberechtigung für den gewerblichen Einsatz nach dem DGUV-Grundsatz 308-009.[6] Die Berechtigung wird in verschiedenen Stufen erworben:

  • Stufe 1: Allgemeine Qualifizierung für Teleskopstapler im Anwendungsbereich der DIN EN 1459-1[7](starrer Aufbau, Gabelzinken, Ladeschaufel, Lasthaken)
  • Stufe 2a: Zusatzqualifizierung: Drehbarer Oberwagen, Kranbetrieb (Anwendungsbereich der DIN EN 1459-2[8])
  • Stufe 2b: Zusatzqualifizierung für den Einsatz als Hubarbeitsbühne (Anwendungsbereich der DIN EN 1459-3[9])

Die Stufen 1, 2a und 2b enden mit einer theoretischen Prüfung (je Stufe 25 Fragen) und einer praktischen Prüfung. Stufe 3 ist dann die betriebliche bzw. baustellenbezogene Unterweisung. Sie ist in einen gerätebezogenen und einen verhaltensbezogenen Teil untergliedert. Für die Teilnahme am Straßenverkehr ist außerdem die je nach Geschwindigkeit, Masse und Einsatzbereich des Fahrzeugs notwendige Fahrerlaubnis erforderlich; es gelten die Regeln für selbstfahrende Arbeitsmaschinen.

Hersteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Teleskoplader – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Teleskoplader – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Horst Eichhorn (Herausgeber): Landtechnik. 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1952/1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 150.
  2. JCB lanciert vollelektrischen Teleskoplader. In: schweizerbauer.ch. 25. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
  3. Lenkungsarten Teleskoplader SENNEBOGEN 355 E. Abgerufen am 31. August 2020 (deutsch).
  4. Bau-Teleskoplader (Telehandler) manitou.com, abgerufen am 8. Oktober 2021.
  5. Liebherr - Reachstacker LRS 645 Transport Transport 2011, veröffentlicht 2014.
  6. DGUV: Qualifizierung und Beauftragung der Fahrerinnen und Fahrer von geländegängigen Teleskopstaplern. DGUV-Grundsatz 308-009. Februar 2016. PDF, abgerufen am 13. September 2021
  7. Geländegängige Stapler - Sicherheitstechnische Anforderungen und Verifizierung - Teil 1: Stapler mit veränderlicher Reichweite, din.de, abgerufen am 16. September 2021
  8. Geländegängige Stapler - Sicherheitstechnische Anforderungen und Verifizierung - Teil 2: Schwenkbare Stapler mit veränderlicher Reichweite, din.de, abgerufen am 16. September 2021
  9. Geländegängige Stapler - Sicherheitsanforderungen und Verifizierung - Teil 3: Zusätzliche Anforderungen für Stapler mit veränderlicher Reichweite ausgerüstet mit Arbeitsbühne, din.de, abgerufen am 16. September 2021