Tennantit

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Tennantit
Tennantit auf Quarz aus Concepción del Oro, Zacatecas, Mexiko
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2019 s.p.[1]

IMA-Symbol

Tnt-Fe[2]

Andere Namen
  • Arsenfahlerz
  • Binnit
  • Julianit
Chemische Formel Cu12[S|(AsS3)4][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.11
II/C.11-010

2.GB.05
03.03.06.02
Ähnliche Minerale Tetraedrit, Freibergit
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakistetraedrisch; 43m
Raumgruppe I43m (Nr. 217)Vorlage:Raumgruppe/217[3]
Gitterparameter a = 10,23 Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {211}, {100}, {110}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4,5
Dichte (g/cm3) 4,6 bis 4,7
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe stahlgrau bis schwarz
Strichfarbe je nach Zinkgehalt schwarzgrau bis braun bis zinnoberrot
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n > 2,72[4]
Doppelbrechung keine, da optisch isotrop

Tennantit, auch unter der veralteten bergmännischen Bezeichnung Arsenfahlerz bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu12[S|(AsS3)4][3] und entwickelt meist tetraederförmige Kristalle ähnlich dem Tetraedrit, aber körnige oder massige Aggregate in einem metallisch glänzenden Stahlgrau. Das Mineral ist eigentlich undurchsichtig, sehr feine Splitter können jedoch rötlich durchscheinend sein.

Tennantit bildet mit Tetraedrit (Antimonfahlerz) eine als Fahlerze bezeichnete Mischreihe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahlerze waren nach Meinung der Forscher bereits in der Antike bekannt, wurden allerdings erst im Mittelalter wissenschaftlich betrachtet und beschrieben durch Georgius Agricola. Das Arsen-Fahlerz Tennantit wurde 1819 durch Phillips & Phillips beschrieben,[5] die es nach dem englischen Chemiker Smithson Tennant (1761–1815) benannten. Da für die Analysen Material aus Redruth im Südwesten der englischen Grafschaft Cornwall verwendet wurde, gilt diese Fundstätte als Typlokalität des Tennantit.

Der Name Binnit (nach Des Cloizeaux) ist ein Synonym für die in der Grube Lengenbach im Schweizer Binntal gefundenen, flächenreichen und scheinbar holoedrisch geformten Tennantit-Kristalle.[6]

Die Bezeichnung Julianit wurde 1892 von James Dwight Dana vergeben.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tennantit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel (Selen, Tellur) = 1 : 1“, wo er zusammen mit Argentotennantit, Chaméanit, Giraudit, Goldfieldit, Freibergit, Hakit, Mgriit und Tetraedrit die „Tetraedrit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/C.11 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Tennantit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide“. Diese ist weiter unterteilt nach der Verknüpfungsart der Verbindungsbestandteile, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung der „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., mit zusätzlichem Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Tennantitgruppe“ mit der System-Nr. 2.GB.05 und den weiteren Mitgliedern Argentotennantit, Argentotetraedrit, Freibergit, Galkhait, Giraudit, Goldfieldit, Hakit und Tetraedrit bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tennantit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Tetraedrit, Freibergit, Hakit, Giraudit, Goldfieldit und Argentotennantit in der „Tetraedritgruppe“ mit der System-Nr. 03.03.06 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 < z/y < 4 und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tennantit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I43m (Raumgruppen-Nr. 217)Vorlage:Raumgruppe/217 mit dem Gitterparameter a = 10,23 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tetraedrische Tennantitkristalle auf Dolomit aus Tsumeb, Namibia

Tennantit bildet sich hydrothermal in Greisen oder durch Kontaktmetamorphose. Begleitende Minerale (Paragenesen) sind vor allem Tetraedrit und Freibergit, zu denen Tennantit auch eine enge strukturelle Beziehung besitzt, aber auch viele andere kupfer-, blei-, zink- und silberhaltige Sulfide und Sulfosalze wie unter anderem Bornit und Pyrit, sowie mit Baryt, Calcit, Dolomit, Fluorit, Quarz und Siderit. Tennantit kann bis zu 15 % Silber und Zink auf der Kupferposition im Kristallgitter enthalten.

Weltweit konnte Tennantit bisher (Stand: 2010) an über 1200 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Afghanistan, Ägypten, mehreren Regionen von Argentinien, Armenien, einigen Regionen von Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Ecuador, Eritrea, auf den Fidschiinseln, in Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, auf der Kanalinsel Sark, Kasachstan, Demokratische Republik Kongo, im Kosovo, in Kirgisistan, Kroatien, Marokko, Mazedonien, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Oman, Österreich, Papua-Neuguinea, Peru, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, in Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Tunesien, der Türkei, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 433 (Erstausgabe: 1891).
  • Tennantite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52 kB; abgerufen am 21. Januar 2023]).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 28.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tennantite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 122.
  4. Tennantite Subgroup. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Januar 2023 (englisch).
  5. Geomuseum – Tetraedrit (und Tennantit). Technische Universität Clausthal, abgerufen am 21. Januar 2023.
  6. Mineralienatlas:Binnit (nach Des Cloizeaux)
  7. V.D.C. Daltry: The Type Mineralogy of Africa: Zaire. In: Annales de la Société Géologique de Belgique. Band 115, 1992, S. 33–62 (englisch, popups.uliege.be [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 21. Januar 2023] Mineralbeschreibung Julienit mit Verwechslungshinweis zum Julianit=Tennantit, S. 42).
  8. Fundortliste für Tennantit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 21. Januar 2023.