Thierbach (Kitzscher)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Thierbach
Stadt Kitzscher
Koordinaten: 51° 10′ N, 12° 32′ OKoordinaten: 51° 10′ 18″ N, 12° 31′ 50″ O
Höhe: 162 m
Fläche: 4,29 km²
Einwohner: 261 (9. Mai 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 61 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1973
Postleitzahl: 04567
Vorwahl: 03433
Thierbach (Sachsen)
Thierbach (Sachsen)

Lage von Thierbach in Sachsen

Thierbach ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Kitzscher im Landkreis Leipzig. Er wurde am 1. August 1973 eingemeindet.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf Thierbach von der Halde Trages

Thierbach liegt etwa 21,5 Kilometer südsüdöstlich der sächsischen Großstadt Leipzig. Das Gelände des ehemaligen Braunkohlenkraftwerkes Thierbach liegt westlich des Ortes und die Halde Trages nordwestlich von Thierbach. Ebenfalls westlich von Thierbach verlaufen parallel zueinander die Bundesautobahn 72 und die Bundesstraße 95.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Espenhain, Mölbis Trages Hainichen
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Kitzscher (Siedlung Neudorf)
Eula, Gestewitz Braußwig Kitzscher

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Thierbacher Kirche
Ehemaliges Kraftwerk Thierbach

Etwa im 12. Jahrhundert entsteht Thierbach – „Ort am Bach an dem sich viel Wild aufhält“ – als ein von deutschen Kolonisten angelegtes Straßenangerdorf. 1277 wird ein Heinricus dictus de Thyrbach erwähnt, was auf einen Herrensitz deutet.[2] Die mittelalterliche Wallburg Schneckenberg befand sich südwestlich des Orts. Von ihr ist heute lediglich der Turmhügel erhalten.[3]

Die erste belegte Ortsnamenform datiert von 1350 als Tierbach.[4] Neben Häuslern, Anspänner- und Hintersässergütern bestand der Ort noch aus einer Schmiede, einer Mühle und einem Gasthof. Der Herrensitz Kitzscher befand sich ab 1471 im Besitz der Familie von Kitzscher. Unter ihnen erfolgte im Jahr 1548 die Aufwertung zum Rittergut, welches die Grundherrschaft über Thierbach ausübte. Das Rittergut Thierbach war seit 1650 im Besitz der Familie von Claußbruch, ab 1730 besaß es die Familie von Zehmen. Nach mehreren Besitzerwechseln am 1773 kam es 1888 an die Familie Auenmüller, welche im gleichen Jahr in unmittelbarer Nähe des Ritterguts das Schloss Thierbach im neogotischen Stil mit dem dazugehörigen englischen Park errichten ließ. Der letzte Besitzer von Schloss und Rittergut Thierbach war 1938 Conrad von Auenmüller. 1941 wurde es an die ASW Espenhain verkauft und diente als Wohnunterkunft für Werkdirektoren und deren Familien. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 wurde das Rittergut Thierbach enteignet. Das Schloss hingegen verblieb im Besitz der Aktiengesellschaft Sächsische Werke Espenhain und diente der Unterkunft von Umsiedlern. Es wurde um die Jahrtausendwende von dem ehemaligen „DDR-Koordinator“ der Republikaner[5], dem internationalen Waffenhändler, Immobilienbesitzer, Bauunternehmer und Wehrsportgruppen-Veteran[6] Reinhard Rade gekauft[7] und verfiel seitdem weiter. Heute ist es nur noch eine Ruine.[2][8]

Thierbach wurde im Jahr 1837 selbstständiger Schulort. Neben der Schule besaß Thierbach an öffentlichen Gebäuden noch ein Gemeindehaus (nach der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838) und die Kirche, welche eine Filialkirche von Eula war.[9] Thierbach lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Borna.[10] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Borna und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Borna.[11]

Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 wurde die Gemeinde Thierbach dem Kreis Borna im Bezirk Leipzig angegliedert. Am 1. August 1973 wurde Thierbach nach Kitzscher eingemeindet.[12] Seit 1990 gehörte Thierbach als Ortsteil der Stadt Kitzscher zum sächsischen Landkreis Borna, der 1994 im Landkreis Leipziger Land und 2008 im Landkreis Leipzig aufging. Das 1969 ans Netz gegangene Kraftwerk Thierbach wurde 1999 stillgelegt.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahl[4]
1548/51 19 besessene Mann, 10 Inwohner, 19 Hufen
1764 29 besessene Mann, 19 Häusler, 21 ¼ Hufen
1834 247
1871 278
Jahr Einwohnerzahl
1890 278
1910 289
1925 295
1939 272
Jahr Einwohnerzahl
1946 365
1950 402
1964 419

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thierbach. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Band. Schumann, Zwickau 1824, S. 707.
  • Matthias Donath: Schlösser in Leipzig und Umgebung. edition Sächsische Zeitung Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland mbH, Meißen 2013, S. Thierbach S. 130, Braußwig S. 131
  • Axel Flügel: Bürgertum, Bürgerliche Rittergüter, Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Band 16., Göttingen 2000, ISBN 3-525-35681-1, S. 49 Dorf und Vorwerk Thierbach sowie Erwähnung von Tobias Ludolph von Zehmen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thierbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt für Kitzscher, Stadt. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, archiviert vom Original am 9. März 2016; abgerufen am 8. Februar 2015.
  2. a b Ortsteil Thierbach im Portrait auf kitzscher.de, abgerufen am 6. Januar 2012.
  3. Wallburg Schneckenberg auf www.sachsens-schloesser.de
  4. a b Vgl. Thierbach im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. Richard Stöss: Die "Republikaner". Woher sie kommen. Was sie wollen. Wer sie wählt. Was zu tun ist. 2., überarb. u. erw. Aufl., Bund-Verlag, Köln 1990, ISBN 3-7663-2198-6, S. 136.
  6. antifa: Reinhard Rade ♥ Legida. Antifa in Leipzig, abgerufen am 19. Mai 2021.
  7. Schloss Thierbach: Kein Dach mehr und jede Menge Müll im Park. In: Leipziger Volkszeitung. 2. März 2018, abgerufen am 18. September 2021.
  8. Schloss Thierbach auf www.sachsens-schloesser.de
  9. Vgl. Thierbach. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Band. Schumann, Zwickau 1824, S. 707.
  10. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 62 f.
  11. Die Amtshauptmannschaft Borna im Gemeindeverzeichnis 1900
  12. Thierbach auf gov.genealogy.net