Tichomirowka (Kaliningrad)

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Siedlung
Tichomirowka
Tatarren

Тихомировка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Frühere Namen Tatarren (bis 1946)
Bevölkerung 9 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238132
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 000 090
Geographische Lage
Koordinaten 54° 26′ N, 21° 45′ OKoordinaten: 54° 26′ 0″ N, 21° 45′ 0″ O
Tichomirowka (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Tichomirowka (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Tichomirowka (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Tichomirowka (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Tichomirowka (russisch Тихомировка, deutsch Tatarren) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Osjorsk im Rajon Osjorsk.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tichomirowka liegt 18 Kilometer nordwestlich der Rajonstadt Osjorsk (Darkehmen/Angerapp) und zwei Kilometer südlich der Kommunalstraße 27K-160 von Krasnojarskoje (Sodehnen) nach Sadowoje (Szallgirren/Kreuzhausen) und ist von dort über den Anschluss Donskoje (Elkinehlen/Elken) zu erreichen.

Vor 1945 war Tatarren Bahnstation an der Strecke von Insterburg (seit 1946: Tschernjachowsk) nach Trempen (Nowostrojewo) der Insterburger Kleinbahnen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gut Tatarren wurde im Jahr 1817 von Ernst von Saucken, den Besitzer des Gutes Tarputschen (1938–1945 Sauckenhof, heute russisch: Luschki) hinzu erworben.[2] 1818 lebten im Gutsbezirk Tatarren 43 Einwohner, deren Zahl bis 1863 auf 261 anstieg, 1907 noch 195 und 1925 230 betrug.[3] Tatarren besaß eine Mühle, die an dem zu einem Teich aufgestauten kleinen Fluss Skardup (1938–1945: Barbe, heute russisch Prudowaja) betrieben wurde.

Der Gutsbezirk Tatarren gehörte spätestens seit 1882 zum Amtsbezirk Tarputschen im Kreis Darkehmen.[4] Im Jahr 1928 wurde er mit dem Ortsteil Warnascheln (nicht mehr existent) des Gutsbezirks Ernstburg (russisch nach 1945: Sady, nicht mehr existent) zur neuen Landgemeinde Tatarren zusammengeschlossen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gehörte auch der ehemalige Gutsbezirk Grafenheyde (nicht mehr existent) zu Tatarren. In dem so erweiterten Ort gab es im Jahr 1933 300 Einwohner, und im Jahr 1939 noch 269.[5] Der Ortsteil Warnascheln wurde seit 1938 Warnheide genannt. Seit 1939 gehörte die Landgemeinde Tatarren zum Amtsbezirk Kreuzhausen (heute russisch: Sadowoje).

Im Januar 1945 wurde Tatarren von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass der Ort mit dem gesamten Kreis Darkehmen (Angerapp) unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch der Ort unter sowjetische Verwaltung kam. Die polnische Umbenennung des Ortes in Tatary im Juli 1947[6] wurde (vermutlich) nicht mehr wirksam. Im November 1947 erhielt er den russischen Namen Tichomirowka und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Nowostrojewski selski Sowet im Rajon Osjorsk zugeordnet.[7] Später gelangte der Ort in den Nekrassowski selski Sowet. Von 2008 bis 2014 gehörte Tichomirowka zur Landgemeinde Nowostrojewskoje selskoje posselenije, von 2015 bis 2020 zum Stadtkreis Osjorsk und seither zum Munizipalkreis Osjorsk.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seiner fast ausnahmslos evangelischen Einwohnerschaft war Tatarren vor 1945 in das Kirchspiel Trempen (seit 1946: Nowostrojewo) eingepfarrt und gehörte zum Kirchenkreis Darkehmen[8] (1938–1946 Angerapp, seit 1946: Osjorsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Karl Murach.

In der Zeit der Sowjetunion fand kirchliches Leben aufgrund staatlichen Verbotes nicht statt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad zahlreiche neue evangelische Gemeinden, von denen Tichomirowka die am nächsten gelegene die in Tschernjachowsk (Insterburg) ist. Sie ist der ebenfalls neu gegründeten Propstei Kaliningrad[9] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zugeordnet.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Artikel: Luschki - Tarputschen/Sauckenhof bei ostpreussen.net
  3. Jürgen Schlusnus, Tatarren (Memento des Originals vom 30. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.darkehmen.com
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Tarputschen/Kreuzhausen
  5. Michael Rademacher: Landkreis Darkehmen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia 1 lipca 1947 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 1. Juli 1947 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  8. Jürgen Schlusnus, Kirchspiel Trempen (Memento des Originals vom 28. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.darkehmen.com
  9. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info